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Die Ideologie von Scientology / Dianetik

Die von Scientology vertretene Ideologie wurde in mehreren Stufen entwickelt:

"Dianetik"

"Das Ziel der Dianetik ist geistige Gesundheit. Nur von den Geisteskranken kann sie aufgehalten werden."
(Hubbard, Das Ziel der Dianetik)

Dianetik, ursprünglich Vorstufe, ist heute Teilgebiet der Scientology. Nach Auffassung der Scientologen ist Dianetik die "Wissenschaft, die die Funktion und den Aufbau des menschlichen Denkens demonstriert und erklärt. Nach Hubbard besteht das menschliche Denksystem im wesentlichen aus zwei Teilen: dem analytischen Verstand und dem reaktiven Verstand. Der analytische Verstand kombiniert Wahrnehmungen der unmittelbaren Umwelt, der Vergangenheit und Einschätzungen der Zukunft zu Schlußfolgerungen, die auf der Realität von Situationen beruhen. Man weiß, welche Schlüsse man zieht, und man weiß, was man tut.

Der reaktive Verstand (dem Unterbewußtsein entsprechend) soll so etwas wie ein robuster Mechanismus sein, der auch in kritischen Situationen, z.B. im Zustand tiefer Bewußtlosigkeit, arbeiten kann. Er speichert angeblich alle unerfreulichen Dinge, die er erlebt, und bringt sie im Augenblick der Not und Gefahr wieder ans Licht. Hubbard nennt die im reaktiven Verstand gespeicherten Eindrucksbilder "engrams".

Sobald eine Assoziation eine Reaktion des reaktiven Verstandes auslöst, wird das betreffende engram "restimuliert": Der Mensch denkt, tut und fühlt, was er an sich weder denken, tun noch fühlen würde und legt so den Grundstein zu psychosomatischen Krankheiten. Diese (angebliche) Verwirrung nennt Hubbard Geisteskrankheit. Daß auch Gutes und Schönes ins Unterbewußtsein eingehen kann, ist Hubbard allerdings fremd. Für ihn zählt nur das Negative.

"Scientology"

1954 denkt sich Hubbard Scientology aus: Der Mensch setzt sich danach aus drei Bestandteilen zusammen: Nach der Vorstellung Hubbards, die sich an die hinduistische Wiedergeburtslehre anlehnt, inkarniert sich der Geist jeweils in neuen Körpern. Jeder Mensch sei, da er im eigentlichen Sinne Geist sei, ein Thetan mit ewiger Vergangenheit und einer ewigen Zukunft.

Scientology bringt gegenüber ihrem Teilgebiet Dianetik ein neues Ziel: Statt geistiger Heilung ist jetzt die Verbesserung der Fähigkeiten von gesunden und fähigen Menschen Hauptzweck. Weniger Gesunde und weniger Fähige scheinen hingegen lästige Hindernisse auf dem Weg in die "totale Freiheit" zu sein, die Scientology propagiert. Das Ziel, das zunächst erreicht werden konnte, war der "Clear":

Der "Thetan"

ist ein reiner, unsterblicher Geist ohne jegliche Energie-, Raum-, Zeit- oder Materie-Beschränkung, außer wenn er sie "postuliert", d. h. "sich entschließt, sie zu haben". Der Thetan ist den beiden anderen Bestandteilen des Menschen (dem Sinne und dem Körper) übergeordnet, er ist das "wahre Ich".

Doch der Thetan ist nicht ohne Makel und im Laufe seiner Wanderung durch viele Inkarnationen mit engrams belastet. Gemäß der Hubbard'schen Reinkarnationslehre können engrams auch aus früheren Leben stammen. Ziel des scientologischen Verfahrens ist es, diese engrams schrittweise "auszulöschen", d. h. sie zu entfernen. Entsprechend dieser schrittweisen Auslöschung der engrams gibt es sieben Befreiungsgrade. Der siebte wird Clear genannt.

Dieser "Clear-Status", der 1950 bei Einführung von Dianetik als höchster erreichbarer Status galt, wurde nach eigenen Bekundungen der Bewegung 1965 erstmals erreicht. Dabei war Hubbard selbst nicht der erste, der ihn erreichte, sondern er wurde als "Clear Nummer 54" ausgecheckt.

Nachdem die "Scientology Church" festgestellt hatte, daß es immer mehr "Clears" gab, entwickelte Hubbard Stufen oberhalb des Clear, die als Fortgeschrittenenkurse bekannt sind. Es wurde der "Operating Thetan" eingeführt.

Operating Thetan:

Laut Scientology ist Operating Thetan "Ein Clear, der mit seiner Umgebung so vertraut gemacht worden ist, daß er den Punkt erreicht hat, völlig Ursache über Materie, Energie, Raum, Zeit und Denken zu sein, und der nicht in einem Körper ist".

Der Operating Thetan wurde 1966 zunächst in zwei Stufen, in den folgenden Jahren bis zur Stufe 8 eingeführt. Bereits 1967 hatte Hubbard seinen Rückstand aus der "Clear-Stsufe" aufgeholt und schaffte als erster die Operating-Thetan-Stufe 3. Bis vor kurzem war der höchste definierte Grad OT 15, inzwischen gibt es eine Skala bis zum "neuen OT 8".
Hubbard hatte aber bereits 1978 angekündigt, daß es weitere Stufen geben werde. Hubbard selbst sei nach scientologischer Propaganda zum Schluß ein Thetan gewesen, der die Freiheit gehabt hätte, das "höchste Sein" zu postulieren und zu bestimmen.

"Auditing"

Auditing ist eine Art Mittelding zwischen Verhör und Therapie und soll der Weg zur scientologischen "Befreiung" sein. Dazu gehören zwei Personen, der "Patient" (oder Preclear) und der "Therapeut" (oder Auditor). Der Auditor stellt gezielte Fragen, welche den Preclear angeblich befähigen sollen, selbst gesetzte geistige Einschränkungen zu entdecken und auf diese Weise zu entfernen und dadurch seine Freiheit bzw. Erlösung zu finden.

Durch ständige Wiederholung soll Kontakt mit dem engram ermöglicht werden. Anschließend muß das Ereignis, welches das engram verursachte, vom Preclear immer wieder erläutert und erzählt werden. Auf diese Weise soll das engram reduziert bzw. gelöscht werden.

Über die Auditing-Sitzungen werden teilweise minutiöse Protokolle geführt und aufbewahrt. Damit erfährt die Organisation viele sehr persönliche und intime Einzelheiten der "Preclears". Die Auditoren wenden die von Hubbard vorgeschriebene Psychotechnik an. Eine medizinische oder psychologische Ausbildung besitzen sie in aller Regel jedoch nicht. Sie sind davon überzeugt, mit ihrer Psychotechnik jede Situation "handhaben" zu können. In der Anhörung des Rechtsausschusses der Hamburger Bürgerschaft wurde dies von Fachleuten als dilettantische psychologische Behandlung durch Nichtfachleute charakterisiert. Dies stellt eine Gefahr für alle psychisch labilen Menschen dar.

E-Meter

Beim "E-Meter" handelt es sich um ein schlichtes Gerät, das elektrische Widerstände und Widerstandsänderungen der Haut anzeigen kann. Sein Materialwert beträgt 300 bis 500 DM. Die Verkaufspreise der Organisation hingegen können, je nach Ausführung, bis zu 22.000 DM betragen. Ein 1976 von der Universität Tübingen erstelltes Gutachten bezeichnet das E-Meter als:

"... mangelhaftes Gerät zur Ableitung von Hautwiderständen..."

"... nicht den elektrischen Sicherheitsbestimmungen entsprechend..."

Deshalb legt die "Scientology Church" neuerdings Wert darauf, daß

"das Hubbard-Elektrometer ein religiöses Hilfsmittel sei, welches der Auditor während der geistigen Beratung verwendet. Aus sich selbst heraus bewirkt es nichts. Es ist auch nicht zur Diagnose, Behandlung oder Vorbeugung irgendwelcher Krankheiten oder zur Verbesserung der Gesundheit bestimmt."

"Zum Preis des E-Meters kann nur festgestellt werden, daß es sich um ein krasses Mißverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung und damit um Wucher handelt."


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