Die Kirche von Keilhau

[Kirche im Gegenlicht] Die Kirche zu Keilhau hat eine wechselvolle Geschichte gehabt. Wahrscheinlich in früher romanischer Zeit erbaut, war sie ursprünglich eine sogenannte Turmkirche. Das waren Kirchen, die nur aus dem Kirchturm bestanden. Oft wurde dann noch ein kleiner Holzanbau Richtung Osten an den Turm angesetzt. Für diese Theorie spricht das Gewölbe im Turmzimmer und das Okulus im Turm an der Südseite.
Kirche im Gegenlicht
Foto: Simone Schütze
Da die Nebentäler des Saaletals im frühen Mittelalter stark bewaldet waren und das gesamte Gebiet links und rechts der Saale als unsicheres Grenzgebiet zwischen Germanen und Slawen galt, sind die Dorfkirchen dieser Gegend sehr oft als Wehrkirchen ausgebaut. Oft finden wir noch Wehrgänge und Pechnasen als Einrichtungen der defensiven Verteidigung. Außer dem dicken Mauerwerk ist davon aber an der Keilhauer Kirche nichts mehr zu sehen. Wir wissen lediglich, daß der Turm wahrscheinlich um 1509 erhöht worden ist und 1759 seine heutige Form mit der Barocken Haube erhalten hat. [Turmdetail]
Turm von Süden mit Okulus und Schießscharte
Foto: Simone Schütze
[Innenansicht] Als Fröbel nach Keilhau kam, stand den Berichten ehemaliger Schüler zufolge, östlich des Turmes ein ärmliches und baufälliges Kirchlein. Mit dem Wachsen der Allgemeinen Deutschen Erziehungsanstalt wurde auch ein schöneres Kirchengebäude notwendig, welches neben der kleinen Ortsgemeinde auch allen Schülern und Lehrern Raum bot. So wurde an der Westseite im Jahre 1844 ein neues Langhaus angebaut und nach dessen Fertigstellung die alte Kirche abgerissen. Der barocke Flügelaltar wurde 1842 für 36 Taler verkauft. Er ist erhalten und steht jetzt im Angermuseum in Erfurt. Das jetzige Altargemälde wurde von Friedrich Unger, dem Zeichenlehrer der Schule, im romantischen Nazarenerstil gemalt und stellt Jesus inmitten von Kindern dar. Die ihn umgebenden Erwachsenen tragen deutliche Züge der Mitarbeiter Ungers. Das heutige Interieur der Kirche ist stark von der Geschichte der Schule geprägt, so daß man wohl zu Recht von einer Schulkirche sprechen kann. Die jetzige Farbgestaltung erhielt die Kirche 1921, die 1994 erneuert wurde.
Blick zum Altar mit dem Altarbild von Friedrich Unger
Foto: Simone Schütze