JENA

Kreisfreie Stadt

Umgeben von Muschelkalkhängen mit einzigartiger erhaltenswerter Flora und Fauna liegt die einst im Mittelalter durch Weinanbau und als Handelsplatz bekannte Stadt. Auf der "Kernberg-Horizontale" kann man über 50 km durch Fels- und Gebüschbiotope in direkter Berührung mit der Natur die im Saaletal eingebettete Universitäts- und Industriestadt umrunden. Gesiedelt wurde hier schon in der Jungsteinzeit.

Als "Jani" taucht der Ort in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts im Zehntregister des Klosters Hersfeld auf. Hermann, der Herr der oberen Lobdeburg, erwähnte um 1236 zum ersten Mal Bürger in Jena in einer Urkunde, der Stadtrat von Jena ist seit 1275 nachzuweisen. Die Stadt am Saaleübergang im germanisch-slawischen Grenzgebiet bewehrte sich seit dem 13. Jahrhundert mit einer Stadtbefestigung mit drei Toren und vier Türmen, von denen Pulverturm, Anatomieturm und Johannistor heute noch teilweise erhalten sind. Ende des 14. Jahrhunderts begann der Bau eines Rathauses und der Stadtkirche St. Michael. Jena gehörte seit 1331 den Wettinern und fiel bei der Erbteilung von 1485 der ernestinischen Linie zu.

Die Reformation fand in der an Klöstern reichen Stadt, in der der radikale Prediger Martin Reinhardt wirkte, besonderen Widerhall. Luther wurde vom Kurfürsten 1524 aufgefordert, hier gegen allzu radikales Vorgehen zu predigen. Seine Predigt wie auch die öffentliche Auseinandersetzung zwischen ihm und Karlstadt im "Bären" waren jedoch erfolglos. Die Säkularisierung vertrieb Dominikaner und Karmeliter. Die Stadtschule wurde umgestaltet. Als Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen, dessen Denkmal auf dem Marktplatz steht, nach dem Schmalkaldischen Krieg die Kurwürde, das Kurfürstentum Sachsen und damit auch die Universität Wittenberg verlor, beschloß er, in Jena eine neue Universität zu gründen.

Im ehemaligen Dominikanerkloster nahm 1548 die "Hohe Schule" ihren Lehrbetrieb auf. Buchdruck, Buchhandel und Verlagswesen wurden damit besonders gefördert. Ab 1558, dem Gründungsjahr der Universität, erlebte die Einrichtung bis Ende des 18. Jahrhunderts ihre Glanzzeit. Fichte, Schilling, Hegel, Hufeland, Feuerbach wirkten hier, Goethe förderte nicht nur als Staatsminister des Weimarer Hofes die Wissenschaften, sondern weilte selbst als Forscher an der Bildungseinrichtung. Schiller hielt hier 1789 seine berühmte Antrittsrede als Geschichtsprofessor. Die Universität trägt heute seinen Namen.

Die Goethe-Gedenkstätte am Fürstengraben und das Gartenhaus im Schillergäßchen erinnern an die Bedeutung der Stadt für den Freundschaftsbund der Klassiker. Von 1796 bis 1801 sammelte sich um die Brüder Schlegel der Kreis der Jenaer Frühromantiker. Im ehemaligen Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte ist ihnen eine Gedenkstätte, das "Romantikerhaus" Unterm Markt, eingerichtet worden. Während der napoleonischen Kriege wurde die Jenaer Universität zu einem Zentrum des antinapoleonischen Befreiungskampfes und Jena zum Ausgangspunkt für die Idee der nationalen Einheit.

Durch den Sieg der Franzosen bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 - ein kleines Museum mit historischer Gaststätte im nahen Cospeda erinnert daran - und durch die direkten Folgen für die Stadt wuchs die Empörung bei Professoren und Studenten gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig motiviert, gründeten sie am 12. Juni 1815 die Deutsche Urburschenschaft in der "Grünen Tanne" in Jena, die 1817 maßgeblich für die Organisation des Eisenacher Wartburgfestes wurde.

Als Carl Zeiß mechanische Werkstätten in Jena etablierte, war dies der Beginn einer folgenreichen wirtschaftlichen Profilierung. Mit dem Physiker Ernst Abbe als Mitarbeiter entwickelte sich eine optische Industrie von Weltgeltung, nachdem es dem Chemiker Otto Schott gelungen war, Qualitätsgläser für die Herstellung optischer Präzisionsgeräte zu erzeugen. Er ließ 1884 ein glastechnisches Laboratorium, das spätere Jenaer Glaswerk, erbauen. Die enge Kooperation von Zeißwerk und Glaswerk begründeten Ende des 19. Jahrhunderts den Weltruhm der Stadt.

1919 wurden beide Werke Eigentum der von Ernst Abbe 1889/90 gegründeten Zeiß-Stiftung, die wichtige soziale Maßnahmen und Einrichtungen für ihre Mitarbeiter schuf. Von ihr wurde auch die Universität finanziell stark unterstützt. 1911 erbaute Henry van de Velde vor dem Volkshaus einen Gedenkpavillon, der Bronzereliefs von Constantin Meunier und eine Ernst-Abbe-Büste von Max Klinger enthält. Das Optische Museum am Carl-Zeiß-Platz und das 1926 errichtete Zeiß-Planetarium entsprechen den speziellen Forschungsinteressen der Jenaer Industrie. Ernst Haeckel, der bekannte Naturforscher, stiftete 1908 das Phyletische Museum.

Sein Museum, die "Villa Medusa", kaufte 1921 die Zeiß-Stiftung und schenkte sie der Universität. Wer sich einen komplexen Überblick über Jena vom 9. bis 19. Jahrhundert verschaffen möchte, kann das im Stadtmuseum "Göhre" am Markt tun. Für ein anregendes kulturelles Klima sorgen Theaterhaus und Philharmonie, die Galerie im Stadthaus, zahlreiche Vereine und das jährliche stattfindende Festival "Kulturarena".

Jena gilt als Stadt der sieben Wunder, von denen heute noch fünf zu bestaunen sind. 1685 waren das:

  1. Ara (Altar), die Straßenführung unter dem Altar St. Michael;
  2. caput (Kopf), der Kopf des "Hans von Jena" an der Rathausuhr, der jede volle Stunde nach einer ihm vorgehaltenen Kugel schnappt;
  3. draco (Drache), das siebenköpfige Monstrum aus Gips, heute im Stadtmuseum;
  4. mons (Berg), der Jenzig;
  5. pons (Brücke), die 1480 erbaute Camsdorfer Brücke, die 1912 abgerissen wurde;
  6. vulpecula turris (Fuchsturm), der Rest des Bergfrieds der Burg auf dem Hausberg;
  7. Weigeliana domus (Weigelsches Haus), das mit technischen Rafinessen für das 17. Jahrhundert befremdlich ausgestattete Haus des Mathematikprofessors Weigel in der Johannisstraße, das 1898 abgerissen wurde.

In acht Bombenangriffen waren Jena 1945 furchtbare Zerstörungen zugefügt worden. Der Wiederaufbau nahm oftmals keine Rücksicht auf historische Werte, sondern orientierte sich an den Notwendigkeiten der immer weiter wachsenden Industrie. Große Neubauviertel - Nord I und II, Winzerla und Lobeda - rahmen heute die Stadt ein. Doch auch noch jetzt gilt die alte Studentenweisheit: "In Jene lebt sichs bene".

Fremdenverkehrsamt Jena und Jena-Information,
Löbderstraße 9,
07745 Jena,
Tel. 0 36 41 / 5 86 30,
Fax 58 63 22


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