ERFURT

Landeshauptstadt

Erfurt entstand zwischen Petersberg und Gerabogen an der Kreuzung der Handelswege vom Mittelrhein nach Rußland und von Mainfranken in die norddeutsche Tiefebene. Wasserreichtum und fruchtbarer Boden hatte die Ansiedlung von Handwerkern und Bauern begünstigt. 742 berichtete der päpstliche Missionar Bonifatius, Erfurt sei ein seit langem volkreicher und befestigter Platz der heidnischen Landbewohner und schlug vor, den Ort zum Sitz eines Bistums zu machen.

755 erfolgte die Zusammenlegung mit dem Mainzer Erzbistum. Neben dieser Bindung zum kirchlichen Zentrum erschlossen sich für Erfurt auch enge Kontakte zum wirtschaftlich entwickelten Rhein-Main-Gebiet. Vom Mainzer Erzbischof 1250 in kommunale Selbstverwaltung entlassen, erlebte die Stadt bis Mitte des 15. Jahrhunderts eine Blütezeit. Reichtum verdankte Erfurt vor allem dem Fernhandel, dem Anbau und der Verarbeitung von Färberwaid und etwa 90 Handwerksinnungen, die sich bis Ende des 15. Jahrhunderts in der Stadt niedergelassen hatten.

Von Karl dem Großen zum Grenzhandelsplatz erhoben und mit Privilegien ausgestattet entwickelte sich am Kreuzungspunkt uralter europäischer Verkehrswege eine stolze Metropole. Die Altstadt gilt als größtes Flächendenkmal Deutschlands und bezeugt in einer Fülle erhaltener Bauten, welchen Reichtum der Handel mit Färberwaid, Gewürzen, Seide, Holz, Getreide, Wolle und anderen begehrten Waren nach Erfurt fließen ließ.

Seit 1664 wieder unter Mainzer Oberherrschaft, 1802 preußisch, 1807 - 1814 Domäne des französischen Kaisers, 1815 endgültig preußisch bis 1945 hat Erfurt eine wechselvolle Geschichte erlebt. Domhügel und Petersberg mit dem ehemaligen Kloster und der Zitadelle, der einzigen erhalten gebliebenen Stadtfestung im östlichen Deutschland, krönen die Stadt. In der romanischen Basilika der Klosterkirche werden heute mit dem "Forum konkrete Kunst" Werke von Künstlern aus aller Welt präsentiert.

Der Mariendom und die Severikirche auf dem Domhügel, die auf ältere Vorgängerbauten zurückgehen, wurden im 14. Jahrhundert vollendet. Für den Bau des Domchores war eine künstliche Erweiterung der Baufläche, die auf einem Hügel lag, durch Kavaten erforderlich. Damals entstand auch die imposante Freitreppe mit ihren siebzig Stufen, "Graden" genannt. Den Hauptzugang des Domes bilden die am Triangel über Eck gestellten und mit Skulpturen versehenen Stufenportale. Ein Zyklus von dreizehn mittelalterlichen Glasfenstern mit Themen aus dem alten und neuen Testament, der romanische Stuckaltaraufsatz "Madonna mit Kind auf dem Thron", der bronzene Lichtträger "Wolfram" von 1160, die Glocke "Gloriosa" von 1497 sind Glanzstücke der Domausstattung. Die benachbarte Pfarrkirche St. Severi birgt den Sarkophag mit den im Jahre 836 nach Erfurt überführten Gebeinen des Bischofs von Ravenna, dem Heiligen Severius.

In der fünfschiffigen Kirche sind eine Steinmadonna von 1345 und ein 15 Meter hoher Taufstein aus dem Jahre 1467 von besonderem Wert. Den Domplatz schmücken das Renaissancehaus "Zur hohen Lilie" von 1538 und die "Grüne Apotheke" - seit 1638 Apotheke, der heutige Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Auf dem Fischmarkt stand ursprünglich ein gotisches Rathaus. Der heutige Bau wurde 1870 bis 1875, angelehnt an den alten Stil, geschaffen und mit Wandgemälden von P. Janssen zur thüringischen Geschichte und Sagenwelt ausgestattet.

[Gildehaus in Erfurt] Aus dem Jahre 1591 stammt der römische Krieger mit Standarte, der über den Platz wacht. Er ist an der Stelle des im Bauernkrieg vom Sockel gestürzten Heiligen Martin errichtet worden. Prächtige alte Patriziersitze zeugen vom Reichtum der Erfurter Waidhändler. Die Häuser "Zum Breiten Herd" und "Zum Roten Ochsen" - heute Galerie - auf dem Fischmarkt sind Renaissancebauten von besonderer Schönheit, wie auch die Häuser "Zum Blumenstein" und "Zur Windmühle", der heutigen Musikschule, in der Allerheiligenstraße.
Haus "Zum Breiten Herd" und Gildehaus am Fischmarkt in Erfurt

Als noch älter präsentieren sich die Wohnbauten "Zur blauen Lilie" und "Zum Hirschsprung" in der Turniergasse, an denen noch gotische Bauelemente sichtbar sind. Die prächtigen im Fachwerkstil gebauten Waidspeicher an der Großen Arche sind heute Werkstätten der Denkmalpflege, Kabarett, Puppentheater und Exposition des Naturkundemuseums. Eine besondere Sehenswürdigkeit Erfurts ist die Krämerbrücke.

Um das Überqueren der Gera auch bei Hochwasser zu ermöglichen, war neben der Furt erst eine Brücke aus Holz, 1325 dann aus Stein errichtet worden. Auf Mitteleuropas einziger bebauter Brücke, die 1472 auf ihre gegenwärtige Breite von 18 m gebracht wurde, stehen noch 34 Häuser. Der Name stammt von den dort gehandelten Krämerwaren. Man kann auch jetzt in kleinen Läden einkaufen und ein Brückenmuseum besichtigen.

Die Bezeichnung "Thüringisches Rom" für Erfurt wird sinnfällig, wenn man bedenkt, daß es um 1500 hier fast 90 Kirchen, Klöster und Kapellen gab. Noch erhaltene sakrale Zeitzeugen in der Stadt, die nach der Reformation zweikonfessionell war, sind neben dem Dom und der Severikirche unter anderem die Allerheiligenkirche, die 1183 errichtete Michaeliskirche, die Dreifaltigkeitskapelle, die Nikolai- und die Schottenkirche, der Comthurhof und die Ägidienkirche am Brückenkopf der Krämerbrücke. [Erfurt bei Nacht]
Mariendom und Severikirche in Erfurt

Neben dem noch bestehenden Ursulinerinnen-Kloster am Anger sei auch auf das Augustiner-Kloster hingewiesen. Hier lebte Martin Luther als Mönch, nachdem er das in Erfurt begonnene Jurastudium abgebrochen hatte und in das Kloster eingetreten war. Ihm ist nicht nur eine Ausstellung in diesem Kloster, sondern auch ein Denkmal vor der Kaufmännerkirche gewidmet. An die 1392 gegründete bedeutende Universität des Mittelalters, die von der Stadt finanziert wurde, erinnert das noch erhalten gebliebene spätgotische Kielbogenportal des ehemaligen Collegium maius in der Michaelisstraße gegenüber der einstigen Universitätskirche, die Georgen- und Armenburse und das Steinhaus, ehemals Universitätsbibliothek, heute Sitz der wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek, in der unter anderem die weltbekannte mittelalterliche Handschriftensammlung "Amploniana" aufbewahrt wird.

Die Erfurter Universität, die 1816 aufgelöst wurde, war Heimstatt der Humanisten. In der "Engelsburg" in der Allerheiligenstraße entstand ein Teil der "Dunkelmännerbriefe". In der Futterstraße, einst Teil der "via regia" Paris - Nowgorod, lebten von altersher Pferdefutterhändler. Durchreisende Kauf- und Handelsleute brachten nicht nur ihnen Reichtum. Es entstanden viele prächtige Gebäude, unter anderem die Barockhäuser "Zum Weinberg und Aron", "Zum gekrönten Löwen und kleinen Wachsberg".

Der Kaisersaal, ursprünglich Universitätsballhaus, sah 1791 die Uraufführung von Schillers "Don Carlos" und 1808 Napoleon, Zar Alexander I., Goethe und Wieland zum Fürstenkongreß. Hier tagte 1891 die SPD und beschloß das "Erfurter Programm". Heute ist das Haus ein attraktives Kultur- und Kongreßzentrum mit mehreren Restaurants.

An traditionsreichen Häusern mit einprägsamen Namen ließen sich noch viele aufzählen; erwähnt sei wenigstens "Zum Stockfisch" in der Johannesstraße, in dem sich das Museum für Stadtgeschichte befindet. Der Anger, alter Warenumschlagplatz, ist heute Erfurts Hauptgeschäftsstraße und wird zum großen Teil durch Bauten der Jahrhundertwende in historisierendem Stil geprägt.

Aufgrund des Wasserreichtums war Erfurt auch eine Stadt der Wassermühlen. In der "Neuen Mühle", 1826 anstelle einer bereits 1255 erwähnten Mühle erbaut und eine der letzten von ursprünglich rund fünfzig, ist heute ein Mühlenmuseum zu besichtigen. Die Stadt prägende Bauten entstanden auch während der Zeit der kurmainzischen Herrschaft. Vor allem ist hier die Zitadelle auf dem Petersberg zu nennen.

Sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts nach den neuesten Erkenntnissen des Festungsbaus errichtet und diente der Beherrschung der Stadt und ihres Umlandes durch den Mainzer Erzbischof. Im ehemaligen Sitz der kurmainzischen Statthalter, der Statthalterei, befindet sich heute die thüringische Staatskanzlei. Der ehemalige kurmainzische Packhof am Anger beherbergt seit 1883 das Angermuseum mit einer umfangreichen Sammlung Thüringischer Fayencen, deutscher Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, speziell aber mittelalterlicher Sakralkunst.

Im 18. Jahrhundert stellte der Ratsherr Christian Reichart die Samenzucht auf wissenschaftliche Grundlagen, Erfurt avancierte zur Blumenstadt von europäischer Bedeutung. Auf dem 90 Hektar großen Gelände der Cyriaksburg finden seit 1838 ständige Gartenbauausstellungen statt. Die heutige "ega" erwuchs aus dieser Tradition. Noch viele andere Möglichkeiten für aktive Freizeitgestaltung, für Sport, Geselligkeit, Kultur hat die auch mit wichtigen Ausbildungseinrichtungen versehene Landeshauptstadt zu bieten.

Das Haus Dacheröden mit dem Kulturamt, das Museum für Thüringer Volkskunde, das Kunsthaus in der Michaelisstraße, der Thüringer Zoopark, das soziokulturelle Zentrum FREIRAUM, sowie vielerlei Veranstaltungen, zum Beispiel das alljährliche Krämerbrückenfest, gehen auf unterschiedliche Interessen ein. Städtische Künstlerwerkstätten als Ort von Symposien, aber auch die Malschule für Kinder und Jugendliche, Galerien, Domstufenfestspiele, Oper und Schauspielhaus, Kabarett und Puppenbühne, Jugendtheater DIE SCHOTTE prägen das großstädtische Profil.

Erfurt, die größte Stadt Thüringens, hat inzwischen 43 Stadtteile. Einer davon ist Molsdorf, berühmt durch das ab 1744 von Gottfried Heinrich Krohne barock umgebaute Wasserschloß aus dem 16. Jahrhundert. Es gehörte dem Grafen Gotter, einem gothaischen Beamten und später preußischen Diplomaten, der den kleinen Schloßgarten nach Versailler Vorbild gestalten ließ. Heute ist der Park im englischen Stil angelegt. Im Festsaal von Schloß Molsdorf finden stilvolle Konzerte statt. Interessante Ausflugsziele von Erfurt aus sind unter anderem die Burg Gleichen bei Arnstadt und die Wasserburg Kapellendorf bei Apolda.

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Benediktplatz 1
99084 Erfurt
Tel. 0361/66 400
Fax 0361/66 40 290
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E-mail: service@erfurt-tourist-info.de

Fremdenverkehrsamt Erfurt,
Krämerbrücke 3,
99084 Erfurt,
Tel. 03 61 / 5 62 34 36,
Fax 5 62 11 16

Kulturforum Haus Dacheröden
Anger 37/38
99084 Erfurt
Tel. 0361/5 62 41 82
Fax 0361/6 55 16 13

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