Die Menschenerziehung

die Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst,

angestrebt

in der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt

zu Keilhau;

dargestellt
von
dem Stifter, Begrnder und Vorsteher derselben,

Friedrich Wilhelm August Frbel.


Erster Band
Bis zum begonnenen Knabenalter.
Keilhau 1826
Verlag der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt.
Leipzig in Commission bey A. Wienbrack

Ihm

Seite 1 In Allem ruht, wirkt und herrscht ein ewiges Gesetz; es sprach und spricht sich im uern, in der Natur, wie im Innern, in dem Geiste, und in dem beydes Einenden, in dem Leben immer gleich klar und gleich bestimmt dem aus, den entweder von dem Gemthe und Glauben aus die Nothwendigkeit erfllt, durchdringt und belebt, da es gar nicht anders seyn kann, oder dem, dessen klares ruhiges Geistesauge in dem uern und durch das uere das Innere schaut, und aus dem Wesen des Innern das uere mit Nothwendigkeit und Sicherheit hervorgehen sieht. Diesem allwaltenden Gesetze liegt nothwendig eine allwirkende, sich selbst klare, lebendige, sich selbst wissende, darum ewig seiende Einheit zugrunde; dieses wird auf gleiche Weise wieder so wie sie, die Einheit selbst, entweder durch Glauben oder durch Schauen gleich le-

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bendig, gleich er und umfassend erkannt, so da sie auch von einem still achtsamen menschlichen Gemthe, von einem besonnenen klaren menschlichen Geiste von jeher sicher erkannt ward und immer davon erkannt werden wird. Diese Einheit ist Gott.

Alles ist hervorgegangen aus dem Gttlichen, aus Gott, und durch das Gttliche, durch Gott einzig bedingt; in Gott ist der einzige Grund aller Dinge.

In Allem ruht, wirkt, herrscht Gttliches, Gott.

Alles ruht, lebt, besteht in dem Gttlichen, in Gott und durch dasselbe, durch Gott

Alle Dinge sind nur dadurch, da Gttliches in ihnen wirkt.

Das in jedem Dinge wirkende Gttliche ist das Wesen jedes Dinges.

Die Bestimmung und der Beruf aller Dinge ist: ihr Wesen, so ihr Gttliches und so das Gtt-

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liche an sich entwickelnd darzustellen, Gott am uerlichen und durch Vergngliches kundzuthun, zu offenbaren Die besondere Bestimmung, der besondere Beruf des Menschen als vernehmend und vernnftig ist: sein Wesen, seyn Gttliches, so Gott, und seine Bestimmung, seinen Beruf selbst sich zum vlligen Bewutseyn, zur lebendigen Erkenntni, zur klaren Einsicht zu bringen, und es mit Selbstbestimmung und Freyheit im eigenen Leben auszuben, wirksam seyn zu lassen, kundzuthun.

Das Anregen, die Behandlung des Menschen als eines sich bewut werdenden, denkenden, vernehmenden Wesens zur reinen unverletzten Darstellung des inneren Gesetzes, des Gttlichen mit Bewutseyn und Selbstbestimmung, und die Vorfhrung von Weg und Mittel dazu ist Erziehung des Menschen.

Das Erkennen, Bewutgewordenseyn jenes ewigen Gesetzes, die Einsicht in seinen Grund, in seyn Wesen, in die Gesammtheit, den Zusammenhang und die Lebendigkeit seiner Wirkungen, das

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Wissen vom Leben und des Lebens in seiner Gesammtheit ist Wissenschaft, ist Lebenswissenschaft; und von dem bewuten, denkenden, vernehmenden Wesen bezogen auf die Darstellung und Ausbung durch und an sich, ist sie Erziehungswissenschaft.

Die aus der Erkenntni jenes Gesetzes, aus der Einsicht in dieselbe hervorgehende Vorschrift fr denkende, vernehmende Wesen zum Bewutwerden ihres Berufes und zur Erreichung ihrer Bestimmung ist Erziehungslehre.

Die freithtige Anwendung dieser Erkenntni und Einsicht, dieses Wissens fr unmittelbare Entwickelung und Ausbildung vernnftiger Wesen zur Erreichung ihrer Bestimmung ist Erziehungskunst.

Der Zweck der Erziehung ist Darstellung eines berufstreuen, reinen, unverletzten und darum heiligen Lebens.

Die Erkenntni und Anwendung, das Bewutseyn und die Darstellung geeint, im Leben fr berufstreues, reines, heiliges Leben einigend, ist die Lebensweisheit, ist die Weisheit an sich.

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Weise zu seyn ist das hchste Streben des Menschen, ist die hchste That der Selbstbestimmung des Menschen.

Sich selbst und Andere erziehen, mit Bewutseyn, Freyheit und Selbstbestimmung erziehen, ist Doppelthat der Weisheit; sie begann mit dem ersten Erscheinen der Einzelmenschen auf der Erde, und war da mit dem ersten Erscheinen des vollendeten Selbstbewutseyns des Einzelwesens und fngt jetzt an, sich als nothwendige allgemein menschliche Forderung auszusprechen und als solche Gehr und Anwendung zu finden. Diese That ist das Betreten des Weges, welcher einzig zum Leben fhrt, welcher zur Erfllung der inneren und dadurch auch zur Erfllung der ueren Forderung des Menschenswesens sicher leitet, welcher durch ein berufstreues, reines, heiliges Leben zum seligen Leben fhrt.

Das Gttliche also in dem Menschen, seyn Wesen, soll und mu durch die Erziehung in demselben entwickelt, dargestellt, zum Bewutseyn, und

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er, der Mensch, so zum freien bewuten Nachleben nach diesem, zur freien Darstellung dieses in ihm wirkenden Gttlichen erhoben werden.

Das Gttliche, Geistige, Ewige, welches in der den Menschen umgebenden Natur ist, das Wesen der Natur ausmacht und sich bleibend in ihr ausspricht, soll und mu die Erziehung? der Unterricht dem Menschen zur Anschauung bringen und ihn erkennend machen, sowie sie in lebendiger Wechselwirkung und geeint mit Lehre das Gleichgesetzige zwischen und unter beyden, der Natur und dem Menschen, aussprechen und darstellen soll und mu.

Das Hervorgegangen-, das Bedingtseyn des Menschen und der Natur aus Gott, das Ruhen des Menschen und der Natur in Gott soll die Erziehung in ihrer Gesammtheit durch Erziehung, Unterricht, Lehre in dem Menschen zum Bewutseyn erheben und im Leben wirksam machen.

Die Erziehung soll und mu den Menschen zur Klarheit ber sich und in sich, zum Frieden mit der Natur und zur Einigung mit Gott leiten und fh-

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ren; darum soll sie den Menschen zur Erkenntni seiner selbst und des Menschen, zur Erkenntni Gottes und der Natur und zu dem dadurch bedingten reinen und heiligen Leben erheben.

In allen diesen Forderungen aber grndet sich die Erziehung auf das Innere und Innerste, ruht darauf.

Alles Innere wird von dem Innern an dem uern und durch das uere erkannt. Das Wesen, der Geist, das Gttliche der Dinge und des Menschen wird erkannt an seinen, an ihren uerungen. ob diesem nach nun gleich die uerungen des Menschen und der Dinge dasjenige sind, an welches sich alle Erziehung, aller Unterricht, alle Lehre, alles Leben als Erzeugni der Freyheit anknpft, und von dem uern ausgehend auf das Innere wirkt und schliet, so kann und darf dennoch die Erziehung nicht von dem uern auf das Innere geradezu schlieen, sondern das Wesen der Dinge fordert, da immer in irgendeiner Beziehung umgekehrt von dem uern auf das Innere, und von dem Innern auf das uere geschlossen

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werde. So darf von der Mannigfaltigkeit und Vielheit in der Natur nicht auf eine Vielheit der letzten Bedingung derselben, nicht auf eine Vielheit der Gtter, und von der Einheit Gottes darf nicht auf eine Abgeschlossenheit der Natur, sondern es mu in beyden Fllen umgekehrt von der Mannigfaltigkeit in der Natur auf die Einheit ihres letzten Grundes, Gottes, und von der Einheit Gottes auf die in Ewigkeit fortgehende Mannigfaltigkeit der Naturentwicklungen geschlossen werden.

Das Nichtanwenden der eben ausgesprochenen Wahrheit, sondern vielmehr das stete Sndigen dagegen, das Geradeschlieen von gewissen uern Erscheinungen im Kinder und Knabenleben auf das Innere derselben, ist der wesentlichste Grund der streitenden, widerstrebenden Erscheinungen, der so hufigen Migriffe im Leben und in der Erziehung; hierin hat unendlich viel Mikennung der Kinder, Knaben und Jnglinge, hierin hat so viel miratene Kindererziehung, so viel Miverstndnis zwischen Eltern und Kind entweder von der einen oder der andern Seite her, so viel unnthi-

Seite 9 ges Klagen, sowie ungebhrliches Erheben und trichtes Erwarten von den Kindern seinen gewissen Grund. Darum ist diese Wahrheit in ihrer Anwendung fr Eltern, Erzieher und Lehrer so hochwichtig, da sie sich smtlich bemhen sollten, sich mit dieser ihrer Anwendung bis in das Kleinste hin vertraut zu machen; die wrde eine Klarheit, Sicherheit, Ruhe in die Eltern und Kinder, Zglings und Erzieher, Schler und Lehrerverhltnisse bringen, welche jetzt vergebens angestrebt werden; indem das uerlich gut scheinende Kind oft in sich nicht gut ist, d. h. nicht durch Selbstbestimmung oder aus Liebe, Achtung und Anerkennung das Gute will; sowie das uerlich rauhe, trotzige, eigenwillige, also nicht gut erscheinende Kind und Knabe oft in sich das regste, eifrigste, krftigste Streben nach Darstellung des Guten mit Selbstbestimmung hat; der uerlich zerstreute Knabe in sich einen stehenden, festen Gedanken hat, der ihn alles uere nicht beachten lt.

Dehalb sollen Erziehung, Unterricht und Lehre ursprnglich und in ihren ersten Grundzgen noth-

Seite 10 wendig leidend, nachgehend (nur behtend, schtzend), nicht vorschreibend, bestimmend, eingreifend sein.

Sie, die Erziehung, mu die aber auch nothwendig an sich sein: denn das Wirken des Gttlichen ist in seiner Ungestrtheit nothwendig gut, mu gut, kann gar nicht anders als gut sein. Diese Nothwendigkeit mu voraussetzen, da der noch junge, gleichsam erst werdende Mensch, wenn auch noch unbewut, gleich einem Naturprodukt, doch bestimmt und sicher das Beste an sich und fr sich will, und zwar noch berdies in einer ihm ganz angemessenen Form, welche darzustellen er auch alle Anlagen, Krfte und Mittel in sich fhlt. So eilt die junge Ente nach dem Teiche und auf und in das Wasser, whrend das junge Hhnchen in der Erde scharrt und die junge Schwalbe im Fluge ihr Futter fngt und fast nie die Erde berhrt. Was nun auch immer gegen jene vorhin ausgesprochene Wahrheit des umgekehrten Schlieens, und diese des beachtenden Nachgehens und deren Anwendung auf und in der Erziehung gesagt, so sehr

Seite 11 sie auch noch bekmpft werden mag, so wird sie sich einst doch in ihrer Klarheit und Wahrheit bey dem Geschlechte rechtfertigen, das, ihr ganz vertrauend, sie anwendet.

Pflanzen und Thieren, jungen Pflanzen und jungen Thieren geben wir Raum und Zeit, wissend, da sie sich dann den in ihnen, in jedem Einzelnen wirkenden Gesetzen gem schn entfalten und gut wachsen; jungen Thieren und jungen Pflanzen lt man Ruhe und sucht gewaltsam eingreifende Einwirkungen auf sie zu vermeiden, wissend, da das Gegenteil ihre reine Entfaltung und gesunde Entwickelung stre; aber der junge Mensch ist dem Menschen ein Wachsstck, ein Tonklumpen, aus dem er kneten kann, was er will. -
Menschen, die ihr Garten und Feld, Wiese und Hain durchwandelt, warum ffnet ihr euern Sinn nicht, das zu hren, was die Natur in stummer Sprache euch lehrt: sehet an die Pflanze, die ihr Unkraut nennt und die, in Druck und Zwang heraufgewachsen, kaum innere Gesetzmigkeit ahnen lt, sehet sie im freien Raume, auf Feld und im

Seite 12 Beet, und schaut, welch eine Gesetzmigkeit, welch ein reines inneres, in allen Theilen und uerungen bereinstimmendes Leben sie zeigt, eine gestaltete Sonne, ein strahlender Stern der Erde entkeimt: so knnten, Eltern! eure Kinder, denen ihr frhe Form und Beruf wider ihre Natur aufdringt, und die darum in Siechheit und Unnatrlichkeit um euch wandeln, auch schn sich entfaltende und allseitig sich entwickelnde Wesen werden.

Alle thtige, vorschreibende und bestimmende, eingreifende Lehre, Erziehung und Unterricht mu der Wirkung des Gttlichen nach, und die Menschen in ihrer Unverletztheit und ursprnglichen Gesundheit betrachtet, nothwendig vernichtend, hemmend und zerstrend wirken. So soll - um weiter uns von der Natur lehren zu lassen, wohl das Gewchs, der Weinstock beschnitten werden; aber das Beschneiden als solches bringt bey dem Weinstocke noch keinen Wein; vielmehr kann der Weinstock durch das Beschneiden, geschehe es auch in noch so guter Absicht, ganz vernichtet, wenigstens seine Frucht und Tragbarkeit zerstrt werden,

Seite 13 wenn der Grtner dabey nicht ganz leidend, beachtend, der Natur des Gewchses nachgeht. Bei Naturgegenstnden und deren Behandlung gehen wir sehr hufig recht, wo wir bey Menschen den ganz falschen Weg betreten, und doch wirken in beyden Krfte, welche aus einer Quelle geflossen und nach gleichem Gesetze thtig sind; darum ist das Beachten und Betrachten der Natur auch von dieser Seite fr den Menschen so wichtig.
Die Natur zeigt uns nun zwar jenen unverletzten, ursprnglichen Zustand besonders bey den Menschen selten; aber um so mehr mu er besonders bey dem einzelnen Menschen so lange vorausgesetzt werden, bis das Gegenteil sich gewi ausgesprochen hat, weil sonst der unverletzte, ursprngliche Zustand da, wo er sich noch gesund finden sollte, auch noch leicht vernichtet werden knnte; geht aber die Gewiheit der Verletzung des Ursprnglichen aus der Gesammtheit des zu erziehenden Menschen hervor, wird diese Verletztheit aus dem Innern und aus dem uern Ganzen gewi; so tritt geradezubestimmende, fordernde Erziehungsweise in ihrer ganzen Strenge ein.

Seite 14 Weiter ist aber das verletzte Hervortreten des Innern auch nicht immer, ja oft schwierig mit Gewiheit nachzuweisen, wenigstens der Punkt, die Quelle, in welcher das hervorgetretene Verletzte seinen Grund und Anfang und die Richtung hat, die es genommen; auch liegt der letzte, dem Wesen nach untrgliche Prfstein darber eigentlich nur in dem Menschen selbst. Darum mu auch von dieser Seite Erziehung, Lehre und aller Unterricht bey weitem mehr leidend, nachgehend, als bestimmend, vorschreibend sein; weil durch die reine Hervortretung des letzteren schlechterdings die reine Fortentwicklung, die sichere stetige Fortschreitung des Menschengeschlechtes, das ist, die Darstellung des Gttlichen im Menschen und durch das Leben des Menschen mit Freyheit und Selbstbestimmung, was ja nur das Ziel und Streben aller Erziehung und alles Lebens, sowie die einzige Bestimmung des Menschen ist, verlorengehen wrde.

Darum beginnt eigentlich die rein bestimmende, fordernde und vorschreibende Erziehungsweise des Menschen erst bey dem beginnenden Klarwer-

Seite 15 den ber sich, bey dem beginnenden Geeintleben zwischen Gott und Mensch, nach begonnenem Einverstndnis und Gemeinleben zwischen Vater und Sohn, Jnger und Meister, weil dann die Wahrheit aus dem Wesen des Ganzen und der Natur des Einzelnen abgeleitet und erkannt werden kann.

Ehe also die Strung und Verletzung des ursprnglichen, gesunden Zustandes des Zglings im einzelnen auf Quelle und Richtung nachgewiesen und bestimmt erkannt ist, bleibt nichts zu thun brig, als ihn in Verhltnisse und Umgebungen zu bringen, die ihn von allen Seiten beachten, wo ihm von den verschiedenen Seiten her seyn Betragen durch dasselbe selbst wie aus einem Spiegel entgegentritt und er dasselbe leicht und schnell in seinen Wirkungen und Folgen erkenne, wo so seyn wahrer Zustand von ihm selbst und andern leicht erkannt werden kann und wo die Ausbrche, das Hervortreten der innern Lebensgestrtheit am wenigsten schaden.

Die vorschreibende, eingreifende Erziehung hat berhaupt nur ein Zweifaches fr sich: entwe-

Seite 16 der den klaren, lebendigen Gedanken, die wahre, in sich selbst begrndete Idee oder das schon frher dagewesene und anerkannte Musterhafte. Da aber, wo der in sich selbst gegrndete lebendige Gedanke gebietet und das in sich selbst Wahre vorschreibt, da herrscht gleichsam das Ewige selbst, und darum eben soll es wieder leidend, nachgehend auftreten; denn der lebendige Gedanke, das Ewige, Gttliche selbst als solches fordert und bedingt freye Selbstthtigkeit und Selbstbestimmung des zur Freyheit, Gotthnlichkeit geschaffenen Wesens, Mensch.

Aber auch das frher dagewesene und anerkannt vollkommenste Musterhafte, das anerkannt vollendetste Musterleben will nur einzig seinem Wesen, seinem Streben, nie aber seiner Form nach Muster sein; es ist das grte Miverstehen alles geistig, menschlich Musterhaften, wenn es der Form nach als Muster genommen wird; daher die so hufige Erfahrung, da die zum Vorbild gewordene Erscheinung des Musterhaften hemmend, ja zurckziehend, statt erhebend auf und fr das Men-

Seite 17 schengeschlecht, die Menschheit, wirkt und gewirkt hat. Jesus selbst bekmpft dehalb durchweg in seinem Leben und in seiner Lehre die Festhaltung des uerlich Musterhaften; nur das geistig strebend, lebendig Musterhafte soll vorbildlich festgehalten, die Art der Erscheinung, die Form desselben aber freigegeben werden. Das hchste vollendetste Musterleben, welches wir als Christen in Jesu sehen und welches die Menschheit nur kennt, ist dasjenige, welches den ursprnglichen und uranfnglichen Grund seines Seins, seines Erscheinens und Lebens klar und lebendig in sich erkannte, welches selbstthtig und selbstndig durch ewige Bedingung, nach dem ewigen Gesetze, aus dem ewig Lebenden, ewig Schaffenden hervorging: und dies hchste ewige Musterleben selbst fordert, da jeder Mensch wieder ein solches Nachbild seines ewigen Vorbildes, da er selbst wieder ein solches Muster fr sich und fr andere werde, da er, jeder Mensch nach ewigem Gesetze, mit Freyheit, Selbstbestimmung und Selbstwahl aus sich hervortrete; und die ist die Aufgabe und das Ziel aller Erziehung, Lehre, Unterrichts und soll und mu es

Seite 18 einzig sein. Also auch selbst das ewig Musterhafte ist nachgehend, leidend in der Forderung der Form.

Dennoch aber soll dem Wesen nach, und wir sehen es in der Erfahrung, der lebendige Gedanke, das ewig geistig Musterhafte in seiner Erscheinung bestimmend und fordernd auftreten, und es tritt als solches auf; aber wir sehen es, es tritt wohl fordernd und streng auf, unerbittlich und einschrnkungslos steht es da, aber immer nur da, wo die Forderung aus dem Wesen des Ganzen und der Natur des Einzelnen mit Nothwendigkeit sich selbst ausspricht, und in dem, zu welchem gesprochen wird, als solche erkannt werden kann, wo das Musterhafte als Organ der Nothwendigkeit und darum immer bedingend spricht. Das Musterhafte tritt nur da fordernd auf, wo es den andern in den Grund der Forderung vom Geiste aus eingehend, sie einsehend, oder sie vom Gemthe aus glaubend voraussetzt; also entweder in ungetrbt kindlichem oder in klarem, wenigstens beginnend mnnlichem Verhltnisse. Wohl steht in diesen Fllen das Musterhafte entweder durchs Beyspiel

Seite 19 oder durchs Wort fordernd da, aber immer nur in Beziehung auf Geist und Leben, nie fordernd in Beziehung auf Form.

In der guten Erziehung, in dem chten Unterrichte, in der wahren Lehre mu und soll also die Nothwendigkeit die Freyheit, und das Gesetz die Selbstbestimmung hervorrufen, der Zwang von auen den freien Willen im Innern, der Ha von auen die Liebe im Innern. Da, wo der Ha den Ha gebiert, das Gesetz den Betrug und das Verbrechen, der Zwang die Sklaverey, die Nothwendigkeit die Knechtschaft; da, wo der Druck vernichtet, erniedrigt und die Last zerbricht und gemein macht; da, wo die Strenge und Hrte die Widerspenstigkeit und Falschheit gebiert: da ist jede Erziehung, jede Wirkung der Erziehung, der Lehre und des Unterrichts vernichtet. Um die zu vermeiden und jenes zu erreichen, mu alles vorschreibend Erscheinende nachgehend wirken. Die geschieht, wenn alle Erziehung, alle Lehre, aller Unterricht bey all seinem nothwendig bestimmenden Auftreten bis in alle Einzelheiten und Verzwei-

Seite 20 gungen hin den unwidersprechlichen unwiderstehlichen Ausdruck hat, da sie, da der Fordernde selbst einem ewig waltenden Gesetze, einer unumgehbaren ewigen Nothwendigkeit streng und unausweichbar unterworfen und so alle Willkr verbannt sey.

Alle wahre Erziehung und Lehre, aller wahre Unterricht, der chte Erzieher und Lehrer mu in jedem Augenblicke, mu in allen seinen Forderungen und Bestimmungen also zugleich doppelendig, doppelseitig sein: gebend und nehmend, vereinend und zerteilend, vorschreibend und nachgehend, handelnd und duldend, bestimmend und freigebend, fest und beweglich, und ebenso mu der Schler, Zgling gesetzt werden; aber zwischen beyde, Erzieher und Zgling, Forderung und Folge, mu unsichtbar ein Drittes: - das aus den Bedingungen nothwendig hervorgehende und willkrlos sich aussprechende Beste, Rechte walten, ein Drittes, das Dritte, welchem Erzieher und Zgling gleich und ganz ebenmig unterworfen ist. - Das stille Anerkennen, das klare Wissen

Seite 21 und das ruhige heitere Hingeben an das Walten dieses Dritten ist es ganz besonders, was sich in dem Erzieher und Lehrer schwankenlos und rein aussprechen, oft aber auch wohl durch. ihn sich fest und ernst aussprechen soll. Das Kind, der Zgling, hat dafr einen so richtigen Takt, ein so richtiges Gefhl zur Erkennung desselben, ob das, was der Erzieher, der Lehrer, der Vater ausspricht und fordert, sich persnlich und willkhrlich aus ihm oder allgemein und als Nothwendigkeit durch ihn sich ausspricht, da wohl Kind, Zgling und Schler selten darin irrt.

Dieses Hingegebenseyn, dieses Sichhingeben, dieses sichere Waltenlassen eines wandellosen Dritten, dem Zgling und Erzieher gleich unterworfen ist, mu sich daher bis ins Kleinste in jeder Forderung des Erziehers und Lehrers aussprechen. Darum ist die nothwendige allgemeine Formel des Unterrichts: tue die, und sieh, was in dieser bestimmten Beziehung aus deinem Handeln folgt, #nd zu welcher Erkenntni es dich fhrt; und so die Vorschrift

Seite 22 fr das Leben an sich, fr jeden: - Stelle dein geistiges Wesen, also das in dir Lebende, dein Leben, rein am uern und durch ueres im Handeln dar, und siehe, was dein Wesen fordert und wie es beschaffen ist. Jesus selbst fordert einzig in und mit dieser Vorschrift zur Erkenntni der Gttlichkeit seiner Sendung, seines Wesens und Lebens, zur Erkenntni der Wahrheit seiner Lehre auf, und es ist die darum die Vorschrift zur und fr Erkenntni alles Lebens, des Grundes und Wesens alles Lebens und aller Wahrheit.

Darin lst und erklrt sich die folgende Forderung, und ist dadurch zugleich die Art ihrer Lsung und Erfllung gegeben. Der Erzieher, die Lehre mu das Einzelne und Besondere allgemein, das Allgemeine besonders und einzeln machen und beydes im Daseyn nachweisen; er mu uerliches innerlich und Innerliches uerlich machen und fr beydes die nothwendige Einheit zeigen; er mu Endliches unendlich, Unendliches endlich betrachten und beydes in Ausgleichung, ins Leben setzen;

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er mu Gttliches im Menschlichen wahrnehmen und anschauen, und das Wesen des Menschen in Gott nachweisen, und beydes ineinander im Leben darzustellen anstreben.

Die ist es, was aus dem Wesen des Menschen um so klarer und bestimmter hervorgeht, sich um so unleugbarer ausspricht, je mehr der Mensch sich in sich selbst, in dem heraufwachsenden Menschen und in der Geschichte der Menschheitsentwicklung beachtet.

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Da nun sonach die Darstellung des Unendlichen im Endlichen, des Ewigen im Zeitlichen, des Himmlischen im Irdischen, des Gttlichen im Menschen und durch den Menschen, im Leben des Menschen durch Pflege seines ursprnglichen gttlichen Wesens von jeder Seite her als der einzige Zweck, das einzige Ziel aller Erziehung und Lehre, alles Unterrichts unwiderlegbar entgegentritt und sich ausspricht; darum mu von diesem, dem einzig wahren Standpunkte aus der Mensch gleich von seiner Erscheinung auf der Erde, ja wie

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bey und von der Maria, gleich von seiner Verkndigung an betrachtet, so schon in seiner Unsichtbarkeit, noch im Mutterschoe beachtet und gepflegt werden.

Jeder Mensch soll seinem ewigen unsterblichen Wesen, seiner Seele; seinem Geiste nach als das erscheinende und erschienene Gttliche in menschlicher Gestalt erkannt und gepflegt werden, als ein Unterpfand der Liebe, der Nhe, der Gnade Gottes, als eine Gottesgabe, wie auch die ersten Christen ihre Kinder wirklich erkannten, was die Namen bezeugen, welche sie ihnen gaben.

Jeder Mensch schon als Kind soll als ein nothwendiges wesentliches Glied der Menschheit erkannt, anerkannt und gepflegt werden, und so sollen die Eltern sich als Pfleger Gott, dem Kinde und der Menschheit verantwortlich fhlen und erkennen.

Nicht weniger auch sollen Eltern das Kind in nothwendiger Verknpfung, in klarem Verhltnis und in lebendiger Beziehung auf Gegenwart, Ver-

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gangenheit und Zukunft der Menschheitsentwicklung betrachten und beachten, und so die Ausbildung, die Erziehung des Kindes mit der gegenwrtigen, vergangenen und zuknftigen Forderung der Entwickelung der Menschheit und des Menschengeschlechtes in Verbindung, Uebereinstimmung und Einklang setzen; so wie der Mensch mit gttlichen, irdischen und menschlichen Anlagen, angehrig Gott, der Natur und den Menschen und so zugleich eine Einheit, eine Einzelheit und eine Mannigfaltigkeit in sich fassend und so zugleich Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in sich tragend, betrachtet, beachtet und behandelt werden soll.

So soll der Mensch, die Menschheit im Menschen, als uere Erscheinung, nicht als ein schon vollendet Erschienenes, vollendet Gewordenes, schon als ein Festes, Stehendes, sondern als ein stetig und noch immer fortgehend Werdendes, sich Entwickelndes, ewig Lebendiges, immer noch von einer Stufe der Entwickelung und Ausbildung zur andern nach dem in der Unendlichkeit und Ewigkeit ruhenden Ziele fortschreitend betrachtet werden.

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Jene Betrachtung der Entwickelung und Ausbildung der Menschheit als einer stehenden, abgeschlossenen, und nun gleichsam sich immer nur von neuem und nur in grerer Allgemeinheit wiederholenden ist eine ber alles Aussprechen nachteilige Ansicht; denn das Kind sowie jedes folgende Geschlecht wird dadurch schlechterdings nur ein nachahmendes, ein uerlich todtes Abbild, gleichsam ein Abgu des frheren, aber nicht ein fr die Zukunft und alle Zukunft und zuknftigen Geschlechter fr seine Entwickelungsstufe, auf der es in der Gesammtheit der Menschheitsentwicklung stand, wieder lebendiges Vorbild. Wohl soll jedes folgende Menschengeschlecht und jeder folgende einzelne Mensch die ganze gesammte frhere Entwickelung und Ausbildung des Menschengeschlechtes in sich durchlaufen, und er durchluft sie, sonst verstnde er die Vorwelt und Mitwelt nicht; aber nicht auf dem thaten Wege der Nachahmung, der Nach und Abbildung, sondern auf dem lebendigen Wege der selbst und freithtigen Entwickelung und Ausbildung. Jeder Mensch soll sie sich selbst und andern zum Vorbilde wieder

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frey aus sich darstellen; denn in jedem Menschen, als Gliede der Menschheit und Kinde Gottes, liegt und ist die ganze Menschheit, aber in jedem auf eine ganz eigene, eigenthmliche, persnliche, in sich einzige Weise dargestellt und ausgeprgt und soll in jedem einzelnen Menschen auf diese ganz eigenthmliche, einzige Weise dargestellt werden, damit das Wesen der Menschheit und Gottes in seiner Unendlichkeit, Ewigkeit, und als alle Mannigfaltigkeit in sich fassend, geahnet, immer mehr erkannt und immer lebendiger und bestimmter geahnet werde. --

Nur bey dieser einzig erschpfenden und gengenden, alles um und erfassenden Erkenntni vom Menschen und Einsicht in den Menschen und das Wesen des Menschen, aus welcher alles andere, was noch weiter zur Pflege und Erziehung des Menschen zu wissen nthig ist, bey ernstlichem Suchen nothwendig, wie von selbst, hervorfliet: nur bey dieser Ansicht des Menschen von der Verkndigung seiner Erscheinung an kann wahre, chte Menschenerziehung, Menschenpflege gedeihen, blhen, Frucht bringen, reifen.

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Hieraus geht alles einfach, bestimmt und sicher hervor, was Gatten, Eltern vor und nach der Verkndigung zu thun haben: rein und klar zu seyn in Wort und That, erfllt und durchdrungen von dem Werte und der Wrde des Menschen, sich zu betrachten als die Bewahrer, Behter und Pfleger einer Gottesgabe, sich zu belehren von dem Berufe und der Bestimmung des Menschen, von dem Wege, auf welchem, und von den Mitteln, durch welche er Beruf und Bestimmung erreicht. Wie nun die Bestimmung des Kindes als solchen darin besteht, das Wesen der Eltern, des Vaters und der Mutter, Vterliches und Mtterliches, Geistiges und Gemthliches welches nur der Anlage und der Strke nach ihnen beyden selbst noch unbekannt und ungeahnet in ihnen liegen kann in Uebereinstimmung und Einklang zu entwickeln und auszubilden, so besteht die Bestimmung des Menschen als Kind Gottes und der Natur darin: das Wesen Gottes und der Natur, Natrliches und Gttliches, Irdisches und Himmlisches, Endliches und Unendliches in Uebereinstimmung und Einklang

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darzustellen. Wie die Bestimmung eines Kindes als Familienglied darin besteht, das Wesen der Familie, die geistigen Anlagen und Krfte derselben in ihrer Uebereinstimmung, Allseitigkeit und Klarheit zu entwickeln und darzustellen, so besteht die Bestimmung und der Beruf des Menschen als Glied der Menschheit darin: das Wesen, die Krfte und Anlagen der gesammten Menschheit zu entwickeln, auszubilden und darzustellen.

Die Kinder und Glieder einer Familie als solcher entwickeln aber, stellen das Wesen der Eltern und der Familie welches wohl von ihnen und ihr noch unerkannt und bisher noch gar nicht, auch nicht einmal in der Ahnung hervorgetreten, in ihr ruhen kann am klarsten und vollendetsten dar, wenn jedes der Kinder, der Glieder, sich selbst am vollkommensten, klarsten und allseitigsten und doch am eigenthmlichsten und persnlichsten entwickelt und darstellt; und so stellen auch die Menschen als Kinder Gottes und Glieder der Menschheit das Gesammtwesen Gottes und der Menschheit -- welches, wenn auch noch keineswegs allgemein er-

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kannt und anerkannt in ihr ruht -- am reinsten und vollendetsten dar, wenn jeder einzelne Mensch, jedes einzelne Kind sich am eigenthmlichsten und persnlichsten ausbildet und darstellt. Die geschieht, wenn der Mensch sich auf die Weise nach dem Gesetze entwickelt und ausbildet, nach welchem sich alle Dinge entwickeln und ausbilden, entwickelt und ausgebildet haben, und welches berall herrscht und gebietet, wo Sein und Daseyn, Schpfer und Geschpf, Gott und Natur sich findet: -- wenn jeder Mensch sich, seyn Wesen, darstellt in Einheit in sich, an und durch sich selbst; in Einzelnheit an irgendeinem Einzelnen, von ihm Ausgegangenen auer sich vorzugsweise und ganz besonders in Klarheit und Vollendetheit; und in Mannigfaltigkeit, in aller Mannigfaltigkeit in und an allem und durch alles, was von ihm ausgeht und durch ihn geschieht; nur einzig in dieser dreifachen, aber in sich und unter sich einen und einigen Darstellung ist die Darlegung, Heraustretung, und so Offenbarmachung, Offenbarung des Innern jedes Wesens vollendet. Wo eine Seite dieser dreyfachen Darstellung in der Wirklichkeit

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oder auch nur in der Erkenntni, Einsicht und Anerkenntnis mangelt, da ist unvollkommene, unvollendete, hemmende Einsicht; nur einzig auf diese Weise thut sich jedes Ding in seiner Einheit, seinem Wesen nach und allseitig kund und offenbar; nur die Anerkenntnis und Anwendung dieser dreyeinigen Darstellung jedes Dinges, wenn es seyn Wesen vollendet kund und offenbar machen soll, fhrt einzig zur richtigen Erkenntni jedes Dinges, zur wahren Einsicht in seyn Wesen.

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Darum soll und mu das Kind, der junge Mensch, gleich von seinem Erscheinen auf der Erde, gleich von seiner Geburt an, seinem Wesen nach aufgefat, richtig behandelt und in den freien, allseitigen Gebrauch seiner Kraft gesetzt werden. Nicht soll der Gebrauch einiger Krfte und Glieder auf Unkosten der andern befrdert und diese in ihrer Entfaltung gehemmt, das Kind soll weder theilweise gekettet, gefesselt, gewickelt, noch spter gegngelt werden. Den Schwerpunkt, den

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Beziehungspunkt aller seiner Krfte und Glieder in sich zu finden, in demselben zu ruhen, darin ruhend sich zu bewegen, frei zu bewegen und thtig zu sein, mit eigenen Hnden zu greifen und festzuhalten, auf eigenen Fen zu stehen und zu gehen, mit eigenen Augen zu finden und anzuschauen, alle seine Glieder gleichmig, gleichkrftig zu gebrauchen, das soll der junge Mensch, das Kind, frh lernen. Frh soll das Kind die hchste und schwierigste aller Knste: bey aller Abschweifung, Strung und Hemmung doch den Mittelund Beziehungspunkt seiner Lebensbahn festzuhalten lernen und frhe sie in Anwendung und Ausbung bringen.

Die erste uerung des Kindes ist die der Kraft. Eindringen der Kraft, des Krftigen ruft Gegenkraft hervor: daher das erste Schreyen des Kindes; daher das Treten des Kindes gegen das, was sich seinen Fen entgegenstemmt; daher das Festhalten dessen, was seyn Hndchen berhrt. Bald nach diesem und gemeinschaftlich mit demselben entwickelt sich in dem Kinde das Gemeingefhl,

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daher seyn Lcheln, seyn Wohlbefinden, seine Freudigkeit, seine Beweglichkeit in behaglicher Wrme, in klarem Lichte und in reiner frischer Luft: es ist die das Beginnen des Selbstbewutwerdens des Kindes, des Menschen, in seinen uersten Endpunkten. Und so sind also die ersten uerungen des Kindes, des menschlichen Lebens: Ruhe und Unruhe, Lust und Schmerz, Lcheln und Weinen. Ruhe, Lust und Lcheln bezeichnen alles, was im Gefhl des Kindes der reinen, ungetrbten Entwickelung seines Wesens, des Menschenwesens, dem Kindesleben, dem Menschenleben, als Kind angemessen ist; an sie, an ihre Pflege und Reinhaltung mu sich das erste Erziehende, mu sich die Lebensentwicklung, Lebenserhhung und Lebensdarstellung knpfen. Unruhe, Schmerz und Weinen bezeichnen in ihrem ersten Erscheinen alles das, was der Entwickelung des Menschen als Kind entgegen ist; auch an sie mu auf nachgehende, aber entgegengesetzte, auf entfernende Weise die Erziehung ihr Wirken anknpfen; es mu gestrebt und sich bemht werden, den Grund, die Grnde da-

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von aufzufinden und sie zu entfernen. In den allerersten, aber fast auch nur in den allerersten Erscheinungen des Weinens, der Unruhe, des Schreiens ist dem Kinde aller Eigensinn und Eigenwille gewi fremd; aber er keimt so frhe, sobald als nur dem kleinen Wesen, welches kaum als Menschenpflanze erschienen, - es ist noch nicht nachzuweisen, auf welche Weise und in welchem Grade, - ein Fhlen kommt, da es mit Willkr oder aus Unachtsamkeit oder Trgheit dem berlassen bleibe, was ihm Unruhe und Schmerz macht und bringt. Ist nun dem Kinde dieses unglckselige Gefhl gleichsam eingeimpft, so ist auch der Eigensinn, der erste und hlichste aller Fehler, erzeugt, ja schon geboren der Fehler, der das Kind und die Umgebung zu vernichten droht, und welcher ohne Beschdigung einer andern bessern Anlage im Menschen kaum zu verbannen ist, und er wird bald die Mutter der Verstellung, der Lge, des Trotzes, der Halsstarrigkeit und aller sptern so traurigen als hlichen Fehler.

Aber auch auf dem Betreten des andern rechten Weges kann in Art und Form gefehlt werden.

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Der Mensch soll seinem Wesen und seiner Bestimmung nach von der Ertragung kleiner unbedeutender Leiden zur Ertragung schwerer, Vernichtung drohender Leiden und Lasten heraufgebildet werden. Haben also Eltern und Umgebung in sich die feste und sichere Ueberzeugung, da dem weinenden, unruhigen Kinde das gereicht worden, was ihm jetzt Bedrfnis seyn kann, da alles entfernt worden, was seinem Zustande jetzt nachteilig ist und seyn kann: so knnen nicht allein, ja so sollen Eltern und Umgebung das weinende, unruhige, ja schreiende Kind ruhig und still sich selbst berlassen, ruhig ihm Zeit geben, sich selbst zu finden. Denn hat das kleine Wesen einmal oder gar wiederholt bey Scheinleiden und leicht zu tragender Unbehaglichkeit, Unbequemlichkeit fremde Theilnahme und fremde Hilfe erzwungen, so haben Eltern und Umgebung viel, fast alles verloren, was kaum durch Gewalt wieder errungen werden kann; denn die kleinen Wesen haben einen so feinen Sinn, so richtigen Takt fr die Schwchen der Umgebung, da die in ihnen ursprnglich lebende und wirkende Kraft eher auf die leichtere

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Weise heraustritt, so wie die Schwche anderer es ihnen darbietet, sie zu beherrschen, als da sie in sich selbst und im eigenen Dulden, Tragen und Thun sie darstellen und ausbilden.

Auf dieser Stufe heit der werdende, erschienene Mensch Sugling und ist es auch im vollen Sinne des Wortes; denn Einsaugen ist nur noch des Kindes fast einzige Thtigkeit (saugt es nicht den Zustand der ihn umgebenden Menschen ein?), und jene genannten uerungen: Weinen, Lcheln bleiben noch ganz innerhalb seiner selbst und sind noch eine unmittelbare, ungetrennte Wirkung jener Thtigkeit. Der Mensch auf dieser Stufe nimmt nur die Mannigfaltigkeit vonauen auf und in sich ein, er, der Mensch, s--augt: sein ganzes Wesen ist hier nur aneignendes Auge. Darum ist schon diese erste Stufe der Menschenentwicklung fr den Menschen, fr dessen Gegenwart und Zukunft so Ueber alle Beschreibung wichtig Es ist hochwichtig fr des Menschen gegenwrtiges und knftiges Leben, da der Mensch auf dieser Stufe nichts Krankes, Niederes, Gemeines,

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nichts Zweideutiges, ja Schlechtes einsauge; rein soll darum der Blick, der Gesichtsausdruck der Umgebenden, fest und sicher, Vertrauen erweckend und Vertrauen nhrend, rein und klar soll jede Umgebung selbst sein; reine Luft, klares Licht, reiner Raum, so drftig er auch sonst immer nur seyn mge. Denn leider Ueberwindet der Mensch oft kaum durch seyn Leben das in seiner Kindheit Eingesaugte, die Eindrcke seiner Jugend, eben weil seyn ganzes Wesen wie ein groes Auge dafr geffnet, ihnen hin und preisgegeben war. oft die hrtesten Kmpfe des Mannes und Menschen mit sich selbst, und selbst seine spteren widrigsten und drckendsten Schicksale haben in dieser Stufe der Entwickelung ihren Grund, darum ist die Suglingspflege so wichtig. Mtter, welche einige ihrer Kinder selbst sugten, andere nicht, und beyde in ihren spteren Lebensuerungen beachteten, knnen hierber mit Bestimmtheit entscheiden. So wissen Mtter auch, da das erste Lcheln des Kindes einen so bestimmten Zeit und Entwickelungsabschnitt in dem Leben des Kindes macht, da es der Ausdruck wenigstens des ersten

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leiblichen (physischen) Sich Selbstfindens, wenn nicht noch bey weitem mehr ist; denn nicht nur in einem leiblichen Selbstoder vielmehr Eigengefhle, sondern auch in einem leiblichen und noch hheren Gemeingefhle zuerst unter Mutter und Kind, dann unter Vater und Geschwistern, spter zwischen Geschwistern und Menschen und Kind hat jenes erste Kindeslcheln seinen Grund.

Dieses erste Gefhl des Gemeinsamen, der Gemeinsamkeit, welches zuerst das Kind mit Mutter, Vater und Geschwistern einigt, welchem die hhere geistige Einigung zugrunde liegt, an welche sich dann spter die unbezweifelbare Wahrnehmung anknpft, da Vater, Mutter, Geschwister, Menschen sich mit einem Hhern: -- Menschheit, Gott in Gemeinsamkeit und Einigung fhlen und erkennen: die Gemeingefhl ist der uerste Keim, die uerste Spitze aller chten Religiositt, alles chten Strebens nach ungehemmter Einigung mit dem Ewigen, mit Gott. chte und wahre, lebendige, sich in den Gefahren und im Kampfe, im Drucke und in der Noth, in Lust und Freude be-

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whrende Religion mu dem Menschen als Sugling kommen; denn das im Endlichen, im Menschen, daseiend erschienene Gttliche ist sich seines Hervorgegangenseyns aus dem Gttlichen, aus Gott, dunkel ahnend frhe bewut, und diese dunkele Ahnung, dieses weniger noch als nebelgraue Bewutseyn, mu frh in dem Menschen gepflegt, gestrkt, genhrt, spter zum Bewutseyn erhoben, gelutert werden.

Nicht nur fr den still und ungesehen Beobachtenden rhrend, sondern fr das Kind ewig Heil und Segen bringend istes daher, wenn die Mutter das schlummernde Kind mit einem innigen seelenvollen Blick zu seinem und ihrem gemeinsamen himmlischen Vater um vterlichen Schutz und liebendes Walten auf seyn sanftes, sicheres Lager legt.

Es ist nicht nur rhrend und hoch erfreuend, es ist fr das ganze jetzige und knftige Leben des Kindes hochwichtig und segensreich, wenn die Mutter das ruhig, freudig und lchelnd erwachte Kind mit freudig und still dankendem Blick zu sei-

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nem und ihrem Vater fr die geschenkte Ruhe und Strkung, mit diesen dankbewegten Lippen das ihr gleichsam von neuem geschenkte Kind von seinem Lager nimmt, nein! fr die ganze Zeit des nun folgenden Zusammenlebens zwischen Kind und Mutter hat die den erfreulichsten Einflu; darum erlaubt auch die chte Mutter nur ungern einem zweyten, das eingeschlummerte Kind auf seyn Lager zu bringen, das erwachte Kind von demselben zu nehmen.

Das Kind, von der Mutter so gepflegt, ist menschlich, irdisch und himmlisch wohl gebettet, Gebet bettet -- ; durch Gott ruht der Mensch in Gott, dem letzten Beziehungspunkte, wie dem ersten Anfangspunkte alles Erschienenen.

Will Vater und Mutter, wollen Eltern ihren Kindern diesen nie schwankenden Halt, diesen nie schwindenden Beziehungspunkt als hchste Mitgabe frs Leben geben und verschaffen; so mssen Eltern und Kind immer innig, innerlich und uerlich geeint erscheinen, wenn sie in stiller Kammer oder in freyer Natur sich mit ihrem Gotte und

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Vater im Gebet in Einigung fhlen und erkennen. Es sage ja Niemand denn er raubt schlechterdings den Kindern dadurch ihr Hchstes -- : die Kinder werden es nicht verstehen; sie verstehen es und werden es verstehen, wenn sie nur nicht schon verwildert, wenn sie nur sich selbst und ihren Eltern nicht schon zu sehr entfremdet sind; sie verstehen es, nicht durch und im Begriffe, aber durch und in ihrem Innern. Religiositt, inniges Leben in Gott und mit Gott in allen Zustnden und Lagen des Lebens und des menschlichen Gemthes, welches nicht von Kindheit auf so mit dem Menschen herauf wchst, wird sich spter nur hchst schwer zum vollen, krftigen Leben erheben; so wie ein so gekeimter und gepflegter religiser Sinn unter allen Strmen und Gefahren des Lebens den Sieg davontragen wird. Die die Frchte des frheren und des frhesten religisen elterlichen Beyspieles, und wenn es auch selbst das Kind nicht zu beachten, nicht in sich aufzunehmen scheint. Und so in jedem Falle des lebendigen elterlichen Beyspiels.

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Aber nicht allein in Beziehung auf die Ausbildung des Gttlichen und Religisen im Menschen an sich, sondern fr die Gesammtausbildung des Menschen ist es hchst wichtig, wenn seine Entwickelung von einem Punkte aus stetig fortschreite und als stetig fortschreitend erkannt und immer beachtet werde. Und wesentlich nachteilig, hemmend, ja vernichtend wirkt und ist es darum, wenn innerhalb der stetig fortlaufenden Reihe der menschlichen Entwickelungsjahre so scharfe Grenzen und trennende Entgegensetzungen gemacht werden, da das bleibend Fortlaufende, lebendig Verknpfende, des Lebens Mark dadurch ganz der Beachtung entzogen wird. Wesentlich nachteilig ist es darum, wenn die Stufen der menschlichen Entwickelung: Sugling -- Kind -- Knabe, Mdchen -- Jngling, Jungfrau -- Mann, Frau -- Greis, Matrone -- als wirklich getrennt und nicht, wie es das Leben zeigt, lckenlos in sich, ineinander bergehend, stetig fortlaufend, vielmehr das Kind, der Knabe als etwas ganz anderes als der Jngling oder der Mann, und als etwas so Geschiedenes betrachtet werden, da das Ge-

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meinsame Mensch nur kaum schwach fr den Begriff, den Verstand und das Wort durchschimmert, aber fast gar nicht beachtet im Leben und fr das Leben hervortritt. Und doch ist es so in der Wirklichkeit, denn beachtet man die gewhnliche Rede und das Leben, wie es sich zeigt und ist, wie steht schon da das Kind und der Knabe so ganz getrennt, besonders sprechen die sptern Stufen von den frheren wie von etwas ganz Fremdem, von ihnen vllig Verschiedenem: der Knabe sieht in sich nicht mehr das Kind und in dem Finde nicht den Knaben; der Jngling sieht in sich nicht mehr den Knaben und das Kind und in diesen beyden nicht den Jngling; vornehm wegweisend sieht er ber sie hinweg. Doch das Schdlichste von allem ist, da besonders der Mann in sich nicht mehr den Sugling, das Kind, den Knaben und Jngling, berhaupt nicht mehr die frheren Entwickelungsstufen schaut und in diesen sich nicht selbst findet und sieht, sondern vielmehr vom Kinde und Knaben und Jnglinge wie von Wesen ganz anderer Art mit ganz anderen Naturen und Anlagen redet.

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Die trennend scheidende Gegenberstellen, die so scharfe Grenzemachen, welches seinen Grund in Mangel an frhe begonnener und stetig fortlaufender Aufmerksamkeit auf die Entwickelung und Selbstbeachtung des eigenen Lebens hat, bringt unsgliches Unheil, Hemmung und Strung der Entwickelung und Fortbildung des Menschengeschlechtes, welche nur angedeutet, aber nicht ausgefhrt werden kann. Es lt sich nur sagen, da einzig seltene innere Kraft dazu gehrt, die von auen von den Einwirkenden gesetzten Grenzen zu vernichten, welches jedoch dann immer nur durch einen gewaltsamen Sprung, durch eine gewaltsame, andere Entwickelungen vernichtende, wenigstens strende und hemmende That geschehen kann. Alle Lebensuerungen eines Menschen, bey dem die auf irgendeiner Stufe stattgefunden, behalten darum auch fr das ganze Leben etwas Gewaltsames. Wie ganz anders wrde es nach jeder Seite hin sein, wenn die Eltern das Kind in Beziehung auf alle menschlichen Alters und Entwickelungsstufen, ohne einige dabey zu berspringen und gar nicht zu bercksichtigen, anschauten und beachteten; wenn

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sie besonders beachteten, da die krftige und vollstndige Entwickelung und Ausbildung jeder folgenden Stufe auf der krftigen, vollstndigen und eigenthmlichen Entwickelung aller und jeder einzelnen vorhergehenden Lebensstufe beruhe. Die ist es ganz besonders, was Eltern so leicht bersehen, so oft unbeachtet lassen: so glauben und setzen sie den Menschen als Knaben, wenn er das Knabenalter erreicht habe, so setzen sie den Menschen als Jngling oder Mann, wenn er das Jnglings- oder Mannesalter erreicht habe; aber ebensowenig, als der Knabe dadurch Knabe und der Jngling dadurch Jngling wird, da er das Knaben- und Jnglingsalter erreicht, sondern dadurch, da der dort die Kindheit und weiter das Knabenalter den Forderungen seines Geistes, Gemthes und Krpers getreu durchlebt hat; ebensowenig wird der Mann durch das Mannesalter Mann, sondern nur dadurch, da die Forderungen seiner Kindheits-, Knaben- und Jnglingsstufe treu von ihm erfllt worden sind. Eltern und Vter, in andern Beziehungen sonst sehr einsichtige und tchtige Vter und Eltern, fordern nicht allein,

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da das Kind sich schon als Knabe und Jngling, sondern besonders, da der Knabe wenigstens als Mann sich zeige, da er gleich Mann in allen seinen Erscheinungen sey und so die Knaben und Jnglingsstufen berspringe. Etwas ganz anderes ist es, in dem Kinde und Knaben den einstigen Jngling und Mann in seinem Keime, in seinen Anlagen, Umrissen sehen und achten, und etwas ganz anderes, ihn schon als Mann sehen und behandeln, von dem Kinde und Knaben fordern, schon als Jngling und Mann sich zu zeigen, zu empfinden und zu denken, zu handeln und sich zu betragen. Eltern und Vter, welche dieses fordern, bersehen und haben vergessen, da eben sie fast immer nur dadurch und in dem Maae tchtige Eltern und Vter und gewi nur tchtige Menschen wurden, als sie die Stufen ihrer Natur nach in irgendeiner Beziehung durchlebten, welche ihr Kind nach ihrer Forderung berspringen soll.

Diese Ansicht und Nichtwrdigung frherer, besonders der frhesten Entwickelungsstufen in Be-

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ziehung auf sptere ist es, welche dem knftigen Lehrer und Erzieher des Knaben kaum zu hebende Schwierigkeiten in den Weg legt, indem einmal der so gesetzte Knabe nun auch meint, jeden Unterricht der frheren Entwickelungsstufe rein berspringen zu knnen, und es dann so auf ihn hchst nachteilig, besonders schwchend wirkt, wenn ihm frh ein Ziel, ein fremdes auer ihm zum Nachahmen und Bestreben gegeben wird, so z. B. Ausbilden fr ein gewisses Amt, einen gewissen Wirkungskreis. Das Kind, der Knabe, der Mensch berhaupt soll kein anderes Streben haben, als auf jeder Stufe ganz das zu sein, was diese Stufe fordert; dann wird jede folgende Stufe wie ein neuer Schu aus einer gesunden Knospe hervorschieen, und er wird auch auf jeder folgenden Stufe bey gleichem Streben bis zur Vollendung wieder das werden, was diese Stufe fordert; denn nur die gengende Entwickelung des Menschen in und auf jeder vorhergehenden frheren bewirkt, erzeugt eine gengende vollendete Entwickelung jeder folgenden sptern Stufe.

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Dieses ist besonders in Beziehung auf die Entwickelung und Ausbildung der Menschenthtigkeit zur Hervorbringung uerer Erzeugnise, fr Werkthtigkeit, fr Arbeitsamkeit hoch zu beachten wichtig.

Der Mensch hat jetzt wohl durchgehends einen ganz falschen uern, darum unhaltbaren todten, nicht Leben weckenden und Leben nhrenden, noch weniger einen Lebenskeim in sich tragenden und darum lastenden, erdrckenden, erniedrigenden, hemmenden und todten Begriff von Arbeit und Arbeitsamkeit, von Thtigkeit fr uere Erzeugnise, von Werkthtigkeit.

Gott schafft und wirkt ununterbrochen stetig fort; jeder Gedanke Gottes ist ein Werk, eine That, ein Erzeugni, und jeder Gedanke Gottes wirkt mit schaffender Kraft erzeugend und darstellend, Werk und That schaffend bis in Ewigkeit fort; wer es nicht schon siedet, schaue Jesum in seinem Leben und Wirken, schaue das chte Leben und Wirken des Menschen, schaue -- wenn er wahrhaft lebt -- seyn eigenes Leben und Wirken selbst an.

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Der Geist Gottes schwebte ber und auf dem Ungeformten, Ungestalteten und bewegte es, und Steine und Gewchse, Thiere und Menschen bekamen Form, Gestalt, Daseyn und Leben. Gott schuf den Menschen, ein Abbild seiner selbst, zum Bilde Gottes schuf er ihn: darum soll der Mensch schaffen und wirken gleich Gott; seyn Geist, der Menschen Geist, soll auf und ber dem Ungeformten, Ungestalteten schweben und es bewegen, da Gestalt und Form, da Wesen und Lebeninsichtragendes hervorgehe. Die ist der hohe Sinn, die tiefe Bedeutung, der groe Zweck der Arbeit und Arbeitsamkeit, des Wirkens und Schaffens, wie wir es ja ganz wahr und bezeichnend nennen. Durch Flei und Arbeitsamkeit, durch Wirken und Thun, welches der lichte Gedanke oder auch nur die leiseste Ahnung, ja nur das unmittelbare lebendige Gefhl begleitet, da wir dadurch Innerliches uerlich darstellen, Geistigem Krper, Gedachtem Gestalt, Unsichtbarem Sichtbarkeit, Ewigem, im Geiste Lebendem uerliches, endliches und vergngliches Daseyn geben: dadurch werden wir wahrhaft Gott hnlich, und durch Gott-

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hnlichkeit steigen wir immer mehr und mehr zur chten Gotterkenntnis, zur Einsicht in das Wesen Gottes empor, und so kommt Gott innerlich und uerlich uns immer nher. Darum sagt Jesus auch in dieser Beziehung so ewig wahr: "Den Armen ist das Himmelreich", wenn sie es nur einshen und erkennten, durch Flei, Arbeitsamkeit, Wirken und Schaffen bten. Auch den Kindern ist das Himmelreich; denn sie geben sich kindlich vertrauend, wenn nur nicht die Ueberklugheit und der Aberwitz der Erwachsenen sie strte, willig dem in ihnen wirkenden Gestaltungs- und Thtigkeitstriebe hin.

Erniedrigend, nur zu dulden, nicht zu verbreiten und fortzupflanzen, ist der Gedanke, der Wahn: als arbeite, wirke, schaffe der Mensch nur darum, seinen Krper, seine Hlle zu erhalten, sich Brot, Haus und Kleider zu erwerben; nein! -- der Mensch schafft ursprnglich und eigentlich nur darum, damit das in ihm liegende Geistige, Gttliche sich auer ihm gestalte, und er so sein eigenes, geistiges, gttliches Wesen und

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das Wesen Gottes erkenne. Das ihm dadurch kommende Brot, Haus, Kleider ist Ueberschu, ist unbedeutende Zugabe. Darum sagt Jesus: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, d. i. nach Darstellung des Gttlichen in euerm Leben und durch euer Leben, so wird euch alles andere, was das endliche Leben sonst noch bedarf, dadurch von selbst zufallen. Darum sagt Jesus: Das ist meine Speise, da ich den Willen Gottes tue; schaffe, wirke, was mir und wie es mir Gott aufgetragen hat. Darum werden die Lilien auf dem Felde von Gott gekleidet, die nach menschlicher Ansicht nicht arbeiten, prchtiger als Salomo in aller seiner Herrlichkeit. Denn die Lilie, treibt sie nicht Bltter und Blumen, verkndigt sie nicht in allem ihrem Erscheinen Gott und stellt Gott dar, das Wesen Gottes? -- Die Vgel unter dem Himmel, sie sen wohl nach menschlicher Ansicht nicht, sie arbeiten nach menschlicher Meinung nicht; aber stellen sie nicht durch jede ihrer uerungen, wenn sie singen, wenn sie Nester bauen, durch alle ihre hundert und tausend verschiedenen Handlungen den Geist, das Leben dar, das Gott in sie

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legte? Darum nhrt und erhlt sie Gott. So soll der Mensch von den Lilien auf dem Felde, so soll er von den Vgeln unter dem Himmel lernen, immer das von Gott in ihn gelegte Wesen uerlich an That und Werk, Gestalt und Stoff auf die Weise, wie sie Ort und Zeit, Stellung und Beruf fordert, kundzuthun, sei es nun in diesem Augenblick so klein und unscheinbar, oder so gro und wichtig, als es wolle; und dann soll er wegen seines Unterhaltes sicher sein; Gott wird ihm hundert Wege zeigen, er wird beym Gebrauch seiner Geisteskraft in sich und auer sich jederzeit ganz gewi ein Mittel, einen Weg finden, und mehr bedarf es ja gar nicht, wo er seine irdischen Bedrfnisse befriedigen kann. Und schwnde uerlich alles, so bleibt ihm nicht nur unverkrzt, sondern steigert sich in ihm sogar noch die entwickelte Gotteskraft, durch Ertragung den Mangel schwindend zu machen. Weil nun aber alle geistigen Wirkungen als Erscheinungen im Endlichen eine Zeitfolge, ein Nachundnach, eine Aufeinanderfolge bedingen, so ist schlechterdings nothwendig und unerllich, da, wenn der Mensch zu irgend einer

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Zeit seines Lebens,seysie nun so nahe oder ferne, so frhe oder spt sie wolle, verabsumt hat, seine Kraft als eine Gotteskraft auer sich zu gestalten, und zu einem Werk zu erheben, oder mindestens fr Werk und That zu entfalten, ihn zu einer Zeit Mangel treffen wird, da ihn in dem Maae Mangel treffen wird, als er verabsumte, seine Kraft zu entwickeln, zum Werk zu erheben; wenigstens wird ihm zu irgendeiner Zeit nicht das werden, was ihm htte werden knnen, wenn er seinem Berufe, dem Gebrauche seiner Krfte als Gotteskraft immer treu nachgekommen wre; denn es mu den irdischen und Welt-Gesetzen gem, unter denen wir leben, eine Zeit kommen, in der das Erzeugni jener verabsumten Thtigkeit htte erscheinen sollen; war nun die Thtigkeit und Wirksamkeit verabsumet, wie kann da Erzeugni kommen? -- Bey diesem zu irgendeiner Zeit nun eintretenden Mangel bleibt dem Menschen nichts brig, als die zweyte Seite seiner Geisteskraft, die der Entsagung und Ertragung, wirksam seyn zu lassen, und so den Mangel selbst schwindend zu machen, und auf das eifrigste thtig zu

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sein, durch Wirksamkeit fr die Zukunft jeden solchen Mangel zu vermeiden.

Darum ist denn ein doppelter Grund, eine zweyfache, unerlliche Forderung, eine innere und eine uere, und da die erstere die letztere in sich fat, eine hochwichtige, ewige, da der erschienene, da der sprossende und wachsende Mensch frh zur Thtigkeit fr ueres Werk, fr Erzeugni entwickelt werde, und die fordert auch die Natur des Menschen an und fr sich. Die Sinnen und Gliederthtigkeit des Suglings ist der erste Keim, die erste Krperthtigkeit, die Knospe, der erste Bildungstrieb; Spiel, Bauen, Gestalten die ersten zarten Jugendblten, und die ist der Zeitpunkt, wo der Mensch befruchtet werden mu fr knftige Arbeitsamkeit, Flei und Werkthtigkeit. Kein Kind und spter kein Knabe und Jngling, wes Standes und wes Lage er seyn mag, sollte sein, der sich nicht tglich wenigstens ein oder zwey Stunden einer ernsten Thtigkeit zur Hervorbringung bestimmter, uerer Werke widmete. Die Kinder, der Mensch lernt und treibt

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jetzt des Ungestalteten und Gestaltlosen zu viel und vielerlei, und der Arbeit zu wenig, obgleich das Lernen durch und bey der Arbeit, durch und aus dem Leben das ber alles eindringlichere und falichere, das Sich in sich, und dem, der es besitzt, lebendig fortentwickelndere ist. Kinder und Eltern halten die Thtigkeit des eigentlichen Arbeitens so sehr zum Nachteil ihrer selbst und so unwichtig fr ihre knftigen Lagen, da Erziehungs und Lehranstalten es sich zur festesten Aufgabe machen mssen, diese zu steuern. Die jetzige husliche wie die Schulerziehung fhrt die Kinder zur Krpertrgheit und Werkfaulheit; unsgliche Menschenkraft bleibt dabey unentwickelt; unsgliche Menschenkraft geht verloren! Hchst heilsam wre in der letzteren gleich den bestehenden Unterrichtsstunden die Einfhrung echter Arbeitsstunden, und dahin mu es auch noch kommen, denn der Mensch hat durch den bisherigen unbedeutenden und nur nach uern Rcksichten bestimmten Gebrauch seiner Menschenkraft, das innere und uere Maa derselben und dafr, und so die Erkenntni, die

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Wrdigung und Wertschtzung und die treue Beachtung derselben selbst verloren.

Wie frhe Bildung fr Religion so hochwichtig, gleich so wichtig ist frhe Bildung fr chte Werkthtigkeit, Arbeitsamkeit. Frhe Arbeit, der innern Bedeutung derselben angemessen geleitet, befestigt und erhht die Religion. Religion ohne Werkthtigkeit, ohne Arbeit luft Gefahr, leere Trumerei, nichtige Schwrmerei, gehaltloses Phantom zu werden, so wie Arbeit, Werkthtigkeit ohne Religion den Menschen zum Lasttier, zur Maschine macht, Arbeit und Religion sind ein Gleichzeitiges, wie Gott, der Ewige von Ewigkeit schuf. Wrde die erkannt, wrden die Menschen von der Wahrheit dieses durchdrungen sein, wrden sie derselben gem im Leben handeln und wirken: bis zu welcher Stufe wrde sich das Menschengeschlecht bald erheben! --

Doch nicht nur in sich ruhend als Religion und Religiositt, nicht nur herauswirkend als Arbeit und Werkthtigkeit, sondern auch auf sich zurckziehend und auf sich ruhend soll die Menschen-

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kraft sich entwickeln, ausbilden, wirken, und im letzteren Fall als Enthaltsamkeit, Migkeit, Sparsamkeit. Was ist hier fr den sich nicht ganz entfremdeten Menschen mehr nthig als anzudeuten? -- Wo die eigentlich ungeteilte innige Drey in chter ursprnglicher Einigung, wo Religion, Arbeitsamkeit und Migung in Eintracht wirken: da ist der irdische Himmel, da ist Friede, Freude, Heil, Gnade und Seegen! --

So der Mensch im Kinde als Ganzes betrachtet, so das Leben der Menschheit und des Menschen in der Kindheit als Einheit geschauet, so die ganze knftige Wirksamkeit des Menschen im Kinde als Keim gesehen. Und so mu es sein; er, der Mensch, mu, um ihn und in ihm die Menschheit ganz zu entwickeln, schon in dem Kinde in der Gesammtheit der irdischen Beziehungen ganz und in Einheit angeschauet werden. Da aber alle Einheit in der Erscheinung Einzelheiten fordert und alle Allseitigkeit in der Erscheinung eine Aufeinanderfolge, ein Nacheinander bedingt und nothwendig macht: so entwickeln sich auch Welt und Leben dem Kinde

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und in dem Kinde nur als Einzelheiten und in Aufeinanderfolge; so sollen auch die Krfte, Anlagen und Richtungen, die Glieder- und Sinnenthtigkeiten des Menschen in der nothwendigen Reihenfolge entwickelt werden, in der sie selbst an und in dem Kinde hervortreten.

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Seite 59 Dem erschienenen Menschen, dem Kinde, tritt die Auenwelt, wenn auch in sich immer schon aus denselben Gegenstnden und in derselben Gegliedertheit bestehend, aus ihrem Nichts zuerst in neblichter gestaltloser Dunkelheit, in chaotischer Verworrenheit, selbst Kind und Auenwelt ineinander verschwimmend entgegen, und es stellen sich dann die Gegenstnde demselben aus diesem Nichts, diesem Nebel, besonders durch das von seiten der Eltern, der Mutter frh dazwischentretende, Kind und Auenwelt zuerst trennende, dann beyde wieder einende -- Wort, erst einzeln und selten, endlich mannigfaltig und fter in ihrer in sich geschlossenen festen Geschiedenheit hervor, und so tritt der Mensch, das Kind zuletzt sich selbst als ein bestimmter geschiedener, von allen andern ganz verschiedener Gegenstand entgegen. So wiederholt sich in dem Gemthe und Geiste, in der geistigen Entwickelungsgeschichte, in der Geschichte des Bewutwerdens des Menschen, in jedem Kinde, in der Erfahrung jedes Kindes, von seinem Erscheinen auf der Erde an die Entwickelungs und Schpfungsgeschichte aller Dinge, wie solche uns die heiligen Bcher erzhlen, bis dahin, wo der Mensch zuletzt selbst im Gottesgarten, in der offen vor dem Kinde liegenden schnen Natur erscheint, sich darin findet; so wie sich spter in jedem Kinde dem Wesen nach dieselbe Seite 60 That wiederholt, mit welcher die sittliche, menschliche Freiwerdung, die Vernnftigkeit beginnt, so wie damit die sittliche und menschliche Freiwerdung, die Vernnftigkeit des ganzen Menschengeschlechtes begann und nothwendig zur Freyheit geschaffen beginnen mute. Dieses alles, die ganze Entwickelungsgeschichte des Menschengeschlechtes, bis auf diesen jetzigen Punkt, auf welchem sie steht, oder bis auf jeden bestimmten Punkt in sich zu erkennen, anzuschauen und einzusehen, bleibt jedem, besonders jedem auf seine Entwickelung achtsamen Gemthe und Menschen berlassen. Darum aber, da er es knne, wird jeder Mensch aufgefordert, und soll jeder Mensch seyn und das Fremd, das Anderleben frh und immer als ein stetiges, nach gttlichen Gesetzen sich entwickelndes Ganzes erkennen und beachten. Nur auf solche Weise versteht der Mensch die Geschichte, die Geschichte der Menschheitsentwicklung, so wie sich selbst, die Geschichte und Erscheinungen, Thatsachen seiner eigenen Entwickelung, die Geschichte seines eigenen Herzens, Gemthes, Geistes; nur so versteht er andere; nur so verstehen Eltern, versteht der Vater, die Mutter ihr Kind. -- Innerliches uerlich, uerliches innerlich zu machen, fr beydes die Einheit zu finden: die ist die allgemeine uere Form, in welcher sich die Bestimmung des Menschen ausspricht; darum tritt auch jeder uere Gegenstand dem Menschen mit der Anforderung entgegen, erkannt und in seinem Wesen, seiner Verknpfung anerkannt zu werden; Seite 61 dazu besitzt der Mensch die Sinne, d. i. die Werkzeuge, durch welche er jene Forderung erfllt, welches auch erschpfend und gengend das Wort S--inn, d.i. selbstthtige Innerlich-machung bezeichnet. Jedes Ding und Wesen, alles aber wird nur erkannt, wenn es mit dem Entgegengesetzten seiner Art verknpft, und mit demselben die Einigung, Uebereinstimmung, Gleichung gefunden wird, und die Erkenntni geschieht um so vollkommener, als die Verknpfung mit dem Entgegengesetzten und die Auffindung des Einigenden geschieht. Die Gegenstnde der Auenwelt treten dem Menschen vorwaltend in und mit einem mehr festen, oder mehr flchtigen, oder mehr luftigen Zustande entgegen. Diesem ganz entsprechend, findet sich der Mensch mit Sinnen fr das mehr Feste, fr das mehr Flchtige und fr das mehr Luftige begabt. Jeder Gegenstand aber tritt wieder vorwaltend mehr in und mit Ruhe, oder vorwaltend mehr in und mit Bewegung entgegen. Demgem ist jeder dieser Sinne wieder an zwey ganz verschiedene Organe verteilt, wovon das eine vorwaltend mehr zur Erkenntni der Gegenstnde in und mit Ruhe, das andere Organ dagegen mehr zur Erkenntni der Gegenstnde in und mit Bewegung wirkt; so da also der Sinn fr das Luftige an die Organe des Hrens und Sehens, der Sinn fr das Flssige an die Organe des Schmeckens Seite 62 und Riechens, der Sinn fr das Feste an die Organe des Fhlens und Tastens verteilt ist. Dem Gesetze der Erkennung der Dinge durch das Entgegengesetzte gem entwickelt sich auch in dem Kinde zuerst der Gehrsinn, das Gehr, und erst von und durch dieses geleitet, bedingt, gereizt, spter der Gesichtssinn, das Gesicht; durch welche Entwickelung dieser beyden Sinne in dem Kinde den Eltern und den Umgebungen erst mglich gemacht wird, die Gegenstnde mit dem Entgegengesetzten derselben, dem Worte, und dann dem Zeigen, auf das innigste, gleichsam zu Eins, zu einem mit und ineinander Bestehenden zu verknpfen, und so das Kind zum Anschauen und spter zur Erkenntni derselben zu fhren. Mit der fortschreitenden Sinnenentwicklung entwickelt sich an dem Kinde gleichzeitig und gleichmig der Gebrauch des Krpers, der Glieder, und zwar wieder in einer in der Natur derselben und in den Eigenschaften der Gegenstnde der Krperwelt bedingten Folge. Die Gegenstnde der Auenwelt sind selbst mehr nahe, ruhend, und fordern daher durch sich zur Ruhe auf; oder sie sind mehr sich bewegend, sich entfernend, und fordern dadurch zum Aneignen, Ergreifen, Festhalten auf; oder sie sind an feste, entfernte Stellen, Rume geknpft und fordern dadurch den, welcher sie sich nher bringen will, und eigentlich schon durch ihr Entferntseyn selbst, wie jene durch Seite 63 ihre Bewegung an sich auf, sich zu ihnen und sie zu sich zu bewegen. So entwickelt sich der Gebrauch der Glieder zum Sitzen und Liegen, zum Umfassen und Ergreifen, der Glieder zum Gehen und Springen. Stehen ist eine, und zwar die vollkommenste Gesammtheit alles Glieder und Krpergebrauchs: es ist das Finden des krperlichen Schwerpunktes. Das krperliche Stehen ist fr diese Stufe ebenso bedeutend als das Lcheln, das leibliche (physische) Sichselbstfinden, fr die frhere Stufe war, und das sittliche und religise Stehen fr die letzte Stufe der Menschheitsentwicklung ist. Auf dieser Stufe der Entwickelung ist es dem erschienenen, werdenden Menschen nur noch um den Gebrauch seines Krpers, seiner Sinne, seiner Glieder rein um des Gebrauches und der Anwendung, Uebung, nicht aber um deswillen zu thun, was aus und durch diesen Krper, Sinnen und Gliedergebrauch hervorgeht; dieses ist ihm ganz gleichgltig, oder bezeichneter, davon ahnet es noch gar nichts; daher das auf dieser Stufe beginnende Spiel des Kindes mit seinen Gliedern: seinen Hndchen, Fingern, seinen Lippen, seiner Zunge, seinen Fchen, aber auch seinen Augen und Mienen. Diesem Mienen und Gliederspiele in den Gesichts und Krperbewegungen liegt nun zwar anfangs, wie eben gesagt, keine Darstellung des Innern am uern zum Grun- Seite 64 de, und es tritt diese erst eigentlich auf der folgenden Entwickelungsstufe ein; doch sind diese Spiele das erste zur Beachtung und Bewahrung als Kindesuerungen Gegebene, damit das Kind sich nicht Krper und besonders Gesichtsbewegungen angewhne ohne allen inneren Grund, so z. B. Augen und Mundverdrehungen, und sich so frhe eine Spaltung, Trennung zwischen Gebrden und Gefhlen, zwischen Krper und Geist, zwischen uerm und Innerm einschleiche, die entweder zur Heuchelei oder dahin fhrt, da der Krper Bewegungen, Manieren annimmt, die spter sich gar nicht mehr der Willenskraft unterwerfen, sich nie mehr ablegen lassen und den Menschen durchs ganze Leben wie eine Maske begleiten. Kinder drfen daher von frh an nie zu lang ohne Gegenstand zur Thtigkeit auer ihnen auf Betten und in Wiegen sich selbst berlassen bleiben, auch berdies zur Vermeidung krperlicher Verweichlichung; denn sie erzeugt und bedingt nothwendig geistige Verweichlichung und Schwche. Um die letztere zu vermeiden, soll das Lager der Kinder gleich von frhe, von dem ersten Augenblick an, weniger weich sein; es bestehe darum aus Kissen von Heu, Seegras, feinem Stroh, Spreu oder hchstens Rohaaren, aber nicht aus Federn; soseyauch die Bedeckung des Kindes whrend des Schlafes nur leicht, der Einwirkung der reinen Luft ausgesetzt. Seite 65 Zur Vermeidung des ersteren, des vor dem Einschlafen und besonders nach dem Erwachen sich geistig unthtig auf dem Lager Selbstberlassenseins ist es sehr zweckmig, in der natrlichen Gesichtslinie des Kindes einen schwankenden Kfig mit einem muntern Vogel aufzuhngen; die fesselt die Sinnen und Geistesthtigkeit des Kindes und gibt ihm mehrseitige Nahrung. Mit der entwickelten Sinnen, Krper und Gliederthtigkeit, wo das Kind nun anfngt, Innerliches selbstthtig uerlich darzustellen, hrt die Suglingsstufe der Menschenentwicklung auf, und es beginnt die Stufe des Kindes. Bis zu dieser Stufe ist das Innere des Menschen noch eine ungegliederte, mannigfaltigkeitslose Einheit. Mit der eintretenden Sprache beginnt uerung und Darstellung des Innern des Menschen, beginnt Gliederung, nach Mittel und Zweck verknpfte Mannigfaltigkeit im Innern des Menschen; es gliedert, es bricht sich das Innere des Menschen und strebt, sich uerlich kund zu thun, zu verkndigen: er, der Mensch, strebt mit eigener selbstthtiger Kraft seyn Inneres uerlich am Festen und durch Festes auer sich darzustellen und zu gestalten, und diese selbstthtige, selbstndige Entwickelung des Menschen, diese selbstthtige Darstellung des Innern durch eigene Kraft am Festen liegt auch ganz in dem diese Stufe der menschlichen Fortbildung bezeichnenden Worte, Kind, K--in--d ausgedrckt. Seite 66 Mit der Stufe der Kindheit nun, mit dieser Stufe der am uerlichen und durch uerliches Sichtbarmachung des Innern und des Suchens und Strebens nach Einigung beyder, nach der beydes verknpfenden Einheit, beginnt die eigentliche Erziehung des Menschen durch zwar verminderte krperliche, aber erhhte Geistespflege und Geisteshut. Aber der Mensch, die Erziehung des Menschen, ist auf dieser Stufe noch ganz der Mutter, dem Vater, der Familie, denen anheimgestellt, mit welchen er durch die Natur und von Natur ein ungestcktes, ungetrenntes Ganzes ausmacht; denn das Darstellungsmittel, die Sprache, nur als Hrbares betrachtet, das Sprechen ist auf dieser Stufe noch ein von dem Menschen ganz Ungetrenntes; ja er kennt und erkennt sie noch gar nicht als etwas Eigenes; sie ist eins mit ihm, wie seyn Arm, seyn Auge, seine Zunge, ohne da er selbst noch etwas von ihr wei. Zwar lt sich unter den verschiedenen Bildungs- und Entwickelungsstufen des Menschen, auer der nothwendigen Ordnung ihrer Erscheinung, nach welcher das Frhere und Frheste immer das Wichtigere und Wichtigste ist, in Hinsicht auf ihre grere oder geringere Wichtigkeit keine Rangordnung festsetzen und bestimmen; jede ist an ihrer Stelle und zu ihrer Zeit gleich wichtig; doch ist diese Stufe, weil sie die Entwickelung des ersten Verknpfenden und Einenden mit der Umgebung und der umgebenden Auenwelt, das Erste zur Deutung und zum Verstndnis derselben, zur Erfassung Seite 67 ihres Innern enthlt, so hoch wichtig. Sie ist wichtig, diese Stufe; denn es ist fr den sich entfaltenden Menschen wichtig, ob ihm die Auenwelt als ein Edles oder ein Unedles; als ein Niederes, Totes, als eine Sache nur zum Nutzen, Verzehren, Vernichten, zum Genieen von andern, oder als Selbstzweck, als ein Hohes und Lebendiges, als ein Geistiges, Beseeltes und Gttliches erscheine; ob als ein Klares oder Trbes, als ein Veredelndes, Erhebendes, oder als ein Erniedrigendes, Drckendes; ob er sie, die Sache, in ihren wahren oder in schiefen, verdrehten Verhltnissen sehe und erkenne. Darum soll das Kind auf dieser Stufe, wie alles recht und richtig anschauen, so auch recht und richtig, bestimmt und rein bezeichnen, sowohl die Sachen und Gegenstnde selbst, als auch ihrem Wesen und ihren Eigenschaften nach. Es soll richtig bezeichnen die Verhltnisse der Gegenstnde sowohl zum Raume und zur Zeit, als auch unter und zu sich, jedes mit seinem richtigen Namen, Worte, und jedes Wort in sich klar und rein nach seinen Bestandteilen: Ton, Laut und Schlu. Da diese Entwickelungsstufe des Menschen aber fordert da er als Kind alles klar, richtig und rein bezeichne, darum ist es so wesentlich nthig, da auch ihm alles Umgebende richtig, klar und rein vorgefhrt werde da er alles richtig, klar und rein anschaue und erkenne; beydes ist unzertrennlich und bedingt sich gegenseitig. Doch fllt auf dieser Stufe noch, wie die Sprache noch eins ist mit dem sprechenden Menschen, auch die Sprache und Sprachbezeichnung dem sprechenden Kinde, Seite 68 mit dem zu bezeichnenden Gegenstand in Eins zusammen, d. h. es kann Wort und Sache, so wie Krper und Geist Leib und Seele noch nicht trennen; sie sind ihm noch eines und ebendasselbe. Die zeigt besonders das Spiel und Spielen der Kinder in dieser Zeit und Epoche; gern, und wenn es kann, viel spricht das Kind beym Spiel. Spiel und Sprechen ist das Element, in welchem das Kind jetzt lebt; darum erteilt auch das Kind auf dieser Stufe der Menschenentwicklung jedem Dinge Lebens-, Empfindungs-, Sprachfhigkeit mit, und von jedem Dinge glaubt das Kind, da es hre; eben weil das Kind beginnt seyn Inneres uerlich darzustellen, so setzt es gleiche Thtigkeit auch in alles brige ihn Umgebende,seyes ein Stein oder ein Hlzchen, sey es ein Gewchs, eine Blume oder ein Thier. Und so entwickelt sich dem Kind auf dieser Stufe wie seyn Leben an sich und in sich wie seyn Leben mit den Eltern und der Familie wie das Leben mit einem ihm und diesen Gemeinsamen, Hhern, Unsichtbaren so ganz besonders auch sein Leben in und mit der Natur, als einem, gleiches Leben mit ihm, wie es die in sich fhlt, in sich Tragenden; und als ein Hauptbeziehungspunkt des gesammten Kindeslebens mu besonders das Leben in und mit der Natur und den klaren, stillen Gegenstnden der Natur von den Eltern und Familiengliedern in dieser Zeit gepflegt werden; und die geschieht ganz besonders durch das Spiel, Seite 69 durch die Pflege des Kindesspieles, welches anfnglich nur Naturleben ist. Spielen, Spiel ist die hchste Stufe der Kindesentwicklung, der Menschenentwicklung dieser Zeit; denn es ist freithtige Darstellung des Innern, die Darstellung des Innern aus Nothwendigkeit und Bedrfnis des Innern selbst, was auch das Wort Spiel selbst sagt. Spiel ist das reinste geistigste Erzeugni des Menschen auf dieser Stufe, und ist zugleich das Vorbild und Nachbild des gesammten Menschenlebens, des Innern geheimen Naturlebens im Menschen und in allen Dingen; es gebiert darum Freude, Freyheit, Zufriedenheit, Ruhe in sich und auer sich, Frieden mit der Welt. Die Quellen alles Guten ruhen in ihm, gehen von ihm hervor; ein Kind, welches tchtig, selbstthtig still, ausdauernd, ausdauernd bis zur krperlichen Ermdung spielt, wird gewi auch ein tchtiger, stiller, ausdauernder, Fremd und Eigenwohl mit Aufopferung befrdernder Mensch. Ist nicht die schnste Erscheinung des Kinderlebens dieser Zeit das spielende Kind? -- das in seinem Spiel ganz aufgehende Kind? -- das in seinem vlligen Aufgegangenseyn im Spiele eingeschlafene Kind? -- Das Spiel dieser Zeit ist, wie schon oben angedeutet, nicht Spielerey; es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung; pflege, nhre es, Mutter, schtze, behte es, Vater! -- dem ruhigen, durchdringenden Blicke des chten Menschen- Seite 70 kenners liegt in dem freythtig gewhlten Spiele des Kindes dieses Zeitraums das knftige innere Leben desselben offenbar vor Augen. Die Spiele dieses Alters sind die Herzbltter des ganzen knftigen Lebens; denn der ganze Mensch entwickelt sich und zeigt sich in denselben in seinen feinsten Anlagen, in seinem innern Sinn. Das ganze knftige Leben des Menschen bis dahin, wo er seinen letzten Fu wieder aus demselben setzt, hat in diesem Lebenszeitraum seine Quelle, und ob dieses knftige Leben klar oder getrbt, sanft oder brausend, wallend oder wogend, werkthtig oder werkfaul, thatenreich oder thatenarm, dumpf hinbrtend oder klar schaffend, dumpf anstaunend oder klar anschauend, bildend oder zerstrend, Eintracht oder Zwietracht, Krieg oder Frieden bringend sei; sein knftiges Verhltnis zu Vater und Mutter, Familie und Geschwistern, zu der brgerlichen Gesellschaft und den Menschen, zu Natur und Gott hngt den eigenthmlichen und natrlichen Anlagen des Kindes gem besonders von der Lebensweise desselben in diesem Alter ab; denn des Kindes Leben in sich und mit sich, in und mit den Seinen, in und mit der Natur und Gott ruht hier noch ganz in einer Einheit: so wei kaum das Kind in diesem Alter, ob ihm die Blumen lieber sind, oder seine eigene Freude ber dieselben, oder die Freude, die es seiner Mutter, seinen Eltern macht, wenn es sie ihnen bringt, zeigt, oder die dunkle Ahnung des lieben Gebers. Wer mag diese Freuden, an welchen dieses Alter so reich ist, zergliedern? -- Ist, wird das Kind in diesem Alter verletzt, Seite 71 sind, werden in demselben die Herzbltter seines knftigen Lebensbaumes verletzt -- dann, nur mit der grten Mhe und hchsten Anstrengung wird das Kind zum Mannesleben erstarken, schwer, hchst schwer nur sich auf dem Entwickelungs- und Ausbildungswege dahin vor Verkrppelung, mindestens vor Einseitigkeit sichern. Ganz vorzglich wichtig sind in diesen Jahren der Kindheit und des Kindesalters die Nahrungsmittel und Speisen desselben, nicht nur fr das jetzige Alter und Leben des Kindes: denn das Kind kann durch seine Nahrungsmittel, durch seine Speisen lebensfaul und lebensthtig, lebensmatt und lebensfrisch, lebenstrge und lebensflink, lebensschwach und lebenskrftig werden sondern fr das ganze knftige Leben; denn Eindrcke, Neigungen, Begierden, Sinnen, ja eigentliche Lebensrichtungen, Richtungen der Lebensthtigkeiten, die das Kind auf diese Weise, die das Kind durch seine Nhrungsart empfangen hat, lassen sich schwierig, selbst von dem knftig selbstndigen Menschen ablegen; sie sind eins mit seinem ganzen leiblichen, und so auch verwachsen mit seinem geistigen, wenigstens mit seinem Empfindungs und Gefhlsleben. Darum sei die erste Kost des Kindes nach der Muttermilch einfach und mig, nicht knstlicher und nicht verfeinerter, als eben kaum nthig, besonders nicht reizend und aufregend durch vorherrschende Gewrzigkeit, nicht fett, um die Thtigkeit der innern Organe nicht zu hemmen. Seite 72 Als allgemeine Wahrheit, aus der jede einzelne Vorschrift hervorgeht, sollen Eltern und Kinderpfleger sich immer sagen, da der Mensch in der Zukunft um so glcklicher und krftiger, eigentlich wahrhaft schpferischer nach jeder Seite hin sein und werden wird, als einfach und mig, der unverwhnten Menschennatur angemessener die Lebensmittel und Krperbedrfnisse waren, unter, in und mit welchen der Mensch als Kind heraufwuchs. Wer sieht nicht oft in dem durch Gewrzigkeit oder Unmigkeit berreizten Kinde Gelste von sehr niederer Art, von welchen es gar nicht mehr losgemacht werden kann, Gelste, die, wenn sie auch zurckgetreten scheinen, doch nur schlummern, zur Zeit der Gelegenheit mit noch grerer Gewalt zurckkehren und dem Menschen alle seine Wrde zu nehmen, ihn seiner Pflicht zu entreien drohen. Mchten doch Eltern bedenken, nicht allein wieviel knftiges, einzeln persnliches, sondern sogar, wieviel husliches und Familienglck, ja Brgerwohl dadurch verbreitet werde, wie ganz anders wrden sie dann doch wohl handeln! Aber hier ist es die thrichte Mutter, dort der kindische Vater, und Gift ber Gift sehen wir den Kindern in allen Formen und Arten reichen, grobes und feines, dort durch die erdrckende Masse, die immer nur gibt, nie den Krper und Kinde verarbeiten lt, ja selbst nur, um die Langeweile zu vertreiben, welche das unbeschftigte Kind plagt, hier durch berfeinerten Stoff, der das leibliche, physische Leben ohne geistige und chte Lebensbedingung aufregt und dadurch verzehrend und Seite 73 schwchend auf den Krper wirkt. Dort wird Krperfaulheit und Krpertrgheit als Ruhe betrachtet, die dem Kinde wohl zu vergnnen sei; hier wird die vom geistigen, chten Lebenseinflusse unabhngige Krperbeweglichkeit des Kindes, -- als Folge des Ueberreizes wirklicher Giftzuckungen -- fr chte Lebenssteigerung, fr wahre Lebensentwickelung geachtet. Einfacher, bey weitem einfacher ist das Wohl und Glck und Heil des Menschengeschlechtes befrdert und begrndet als wir glauben; wir haben alle die Mittel leicht und nahe, aber wir sehen sie nicht, wir sehen sie wohl, aber wir beachten sie nicht; sie sind uns in ihrer Einfachheit, Natrlichkeit, leichten Anwendbarkeit und Nhe zu gering, wir verachten sie; wir suchen von fern her Hilfe, da uns nur durch uns selbst, da wir uns nur allein helfen knnen. Darum reicht auch spter unser halbes, ja unser ganzes bedeutendes Vermgen nicht hin, unsern Kindern das zu verschaffen, was wir bey grerer Einsicht und bey klarerem Blick als ihr Bestes erkennen mssen, was ihnen nun doch gar nicht oder wenigstens nicht in Reinheit und Flle kommt, und was ihnen gleichsam von selbst gekommen wre, nicht wenn wir in der Kindheit unserer Kinder auch nur eineKleinigkeit mehr auf sie gewandt, nein! nein! was ihnen gerade dann gekommen wre, wenn wir Bedeutendes weniger fr ihre Krperpflege ausgegeben htten. Seite 74 Knnte doch nur jedem jungen, neuen Ehepaare eine von den traurigen Erfahrungen und Erscheinungen mitgeteilt, in ihrem kleinen einfachen und unbedeutend erscheinenden Grunde und in ihren unberechenbaren, alles Gute der sptem Erziehung rein zu vernichten strebenden Folgen in ihrer Lebendigkeit mitgeteilt werden, welche der Erzieher Hunderte zu machen genthigt ist, und deren Kenntnis ihm wenig dazu beytragen kann, diese Erscheinungen bey denen im knftigen Leben unschdlich zu machen, an welchen er sie bemerkte; denn wer kennt nicht die Allgewalt der Jugendeindrcke! -- Und einfach ist es, hier das Fehlerhafte zu vermeiden, einfach ist es, das Rechte hier zu finden: -- die Speise sey immer nur Nahrungsmittel, nie etwas mehr, nie weniger, nie sey die Speise Zweck an sich, sondern nur einzig Zweck zur Frderung der Krper und Geistesthtigkeit; noch weniger, bey weitem weniger noch werden die Eigenschaften der Speisen: Geschmack und Feinheit derselben, je Zweck an sich, sondern nur Mittel, bedingt durch den Zweck, ein tchtiges, reines, gesundes Nahrungsmittel zu sein; sonst wirken in beyden Fllen die Speisen Gesundheit zerstrend. Die Nahrung des Kindes sei darum die einfachste, welche das Verhltnis, in dem das Kind lebt, nur reichen und geben kann, und sie werde ihm in einem Maae gereicht, welche mit seiner Krper und Geistesthtigkeit in gleichem Verhltnisse steht. -- Seite 75 Damit aber auch der Mensch, das Kind in dieser Zeit geistig und krperlich frei und ungehindert sich bewegen und spielen, sich entwickeln und ausbilden knne, dehalb sey auch seine Kleidung weder schnrend noch pressend noch fesselnd; denn solche Kleidung wird auch den Geist des Menschen schnren, pressen, fesseln. Die Kleidung in diesem wie in dem folgenden Alter sei weder zerschneidend noch zerstckelnd fr den Krper; denn dieselbe Wirkung, die sie auf den Krper hat, wird sie auf den Geist, die Seele des Kindes, des Menschen haben. Die Kleidung, die Form, Farbe, Gestalt der Kleidung erscheine nie als Zweck an sich, sonst wird sie frh das Kind aus sich herausziehen, eitel und uerlich und zur Puppe statt zum Kinde, zur Marionette statt zum Menschen machen. Keineswegs gleichgltig ist daher die Kleidung, weder fr das Kind noch fr den spteren Menschen, wie es nicht ganz gleichgltig selbst fr den Christen ist, sagen zu knnen: ungestckt und ungenht, nur ein stetig fortgehendes Ganze wie das Kleid Jesu war auch dessen Leben und Wirken, ist seine Lehre. Also die Weckung und Entwickelung, die Anregung der Gesammtkrfte, der Gesammtanlagen, und die Befhigung aller Glieder und Organe des Menschen, den Forderungen seiner Anlagen und Krfte gengen zu knnen und Genge zu leisten, ist der Gegenstand und Zweck der Kindespflege von Mutter und Vater im elterlichen huslichen, Seite 76 und Familienkreise. ohne alle Lehre, ohne alle Aufforderung, ohne alles Lernen thut die die natrliche Mutter von und aus sich selbst; allein das ist nicht genug, sondern es ist nthig, da sie es als bewutes Wesen, und auf ein bewutwerdendes Wesen wirkend, mit Bewutsein und zur stetigen Entwickelung des Menschen fhren sollend, in und mit einem gewissen innern lebendigen, sich bewuten Zusammenhang thue. Mge darum die Vorfhrung ihres Wirkens ihr dasselbe seinem Wesen, seiner Bedeutung und seinem Zusammenhange nach zum Bewutsein bringen. Wohl knnte die die einfachste, aber beachtende Mutter noch wahrer, vollkommener und tiefer; doch durch Unvollkommenheit steigt der Mensch zur Vollkommenheit empor; so mge das Vorgefhrte treue und stille, sinnige und vernnftige Elternliebe wecken und uns den Entwickelungsgang in unserer Kindheit in ungestckter Vorfhrung seiner uerungen zur Einsicht und zum Bewutseyn bringen. "Gieb her das rmchen! -- Wo ist, wo steckt dein Hndchen?" -- so sucht die bildende Mutter dem Kinde die Mannigfaltigkeit seines Krpers und die Verschiedenartigkeit seiner Glieder vorzufhren, ahnend zu machen. -- "Bei dein Fingerchen." Die ist besonders eine vom tiefen Naturgefhle richtig geleitete Handlung der sinnig und kindlich scherzenden Mutter, um das Kind zur Anschauung und Kenntnis eines gesonderten und doch mit ihm geeinten Gegenstandes, das Kind zum knftigen Nachdenken hier schon in seinen uersten Endspitzen, in seinen frhesten Erschei- Seite 77 nungen zu fhren. Nicht minder wichtig ist die lieblich spielende, scherzende Weise der Mutter, das Kind zur Kenntnis der von ihm selbst nicht gesehen und nicht angeschaut werdenden Glieder: Nase, Ohren, Zunge, Zhne, zu leiten. Die Mutter zieht leise an Nase oder Ohr, als wollte sie es vom Kopfe, vom Gesichte trennen und spricht, ihm die halbverborgene Fingerspitze zeigend: "Da hab' ich das Ohr, das Nschen," -- und das Kind greift schnell nach Ohr und Nase und freut lchelnd innig sich, da es beyde noch an ihren Stellen fhlt. Diese Handlung der Mutter ist im Beginne die Anleitung und Erregung des Kindes, einst alles sich zur Kenntnis zu bringen, auch was von ihm uerlich nicht gesehen, nicht angeschaut werden kann. Alles die hat den Zweck, das Kind als Knaben einst zum Bewutseyn seiner selbst, zum Nachdenken, zum Nachdenken ber sich selbst zu bringen; wie ein zehnjhriger, zur Erziehung bergebener Knabe wohl auf gleiche Weise vom Natursinn geleitet im unbemerkt geglaubten Selbstgesprche zu sich sagte: "Mein Arm bin ich nicht; -- mein Ohr auch nicht! -- Alle meine Glieder und Sinneswerkzeuge kann ich von mir trennen, und ich bleibe immer ich selbst; wer bin ich denn nun eigentlich -- wer, was ist denn nun eigentlich das, was ich Ich nenne?" -- In gleichem Geiste fhrt die Mutterliebe zu handeln, mit dem Kleinen zu reden fort, wenn sie spricht: -- "Zeige mir dein Zngelchen." "Zeige mir dein Zhnchen." "Bei' zu mit deinem Zhnchen;" -- um es so zugleich zu dem Gebrauch desselben zu fhren. Seite 78 -- "Steck's Fchen 'rein" in den Strumpf, in den Schuh. -- "Drin steckt's Fchen" -- in dem Strumpfe, in dem Schuhe. So fhrt Muttersinn und Mutterliebe nach und nach dem Kinde seine kleine Auenwelt vom Ungetrennten zum Getrennten, vom Nahen zum Fernen fortschreitend vor; und so wie sie in diesem und durch dieses dem Kleinen Gegenstnde an sich und in ihren rumlichen Verhltnissen zur Anschauung zu bringen suchte, so bringt sie ihnen auch bald ihre Eigenschaften, und zwar natrlich zuerst in ihrem Wirken und dann erst in ihrem ruhenden Zustande, zur Kunde: -- "'S Licht brennt" -- indem die Mutter den Finger des Kindes leise zum Lichte fhrt, da es sein Feuer fhlt, ohne sich noch wirklich zu brennen, um es fr die ungekannte Gefahr zu behten. Oder: -- "'S Messer sticht" -- indem die sorgsame Mutter die Spitze des Messers leise auf des Kindes Finger drckt. -- "'S Sppchen brennt." -- Spter sagt erst die Mutter, gleichsam die Dauer, da Bestehende der wirkenden Eigenschaft oder den Grund derselben in dem Kinde voraussetzend: "Das Sppchen ist hei, es brennt." "Das Messer ist spitz, ist scharf, es sticht, es schneidet, la es liegen." Von der Erkennung der Wirkung fhrt die Mutter zu dem ruhenden, bleibenden Grunde, der ruhenden, bleibenden Eigenschaft scharf, spitz, und spter von der Kenntnis der ruhenden Eigenschaft zur Einsicht in die Wirkung stechen; schneiden, an sich, ohne die Wirkung selbst an sich zu erfahren. Weiter bringt die Mutter dem Kinde Seite 79 die eigene Handlung desselben, demselben selbst erst zum Fhlen, und dann spter die Handlung an sich zum Anschauen. So sagt die in allem ihren Thun, und durch die stete Verknpfung des Wortes mit demselben lieblich lehrende Mutter zu dem Kinde, wenn es Speise genieen soll: "ffne dein Mulchen." -- Beim Waschen: -- "Schliee deine uglein." oder die Mutter lehrt das Kind den Zweck seiner Handlung erkennen; in diesem Sinne sagt die Mutter, indem sie das Kind auf sein Bettchen legt: -- "Schlafe, Schlafe." -- Oder indem sie ihm den Lffel mit Speise zum Munde fhrt: "I, Kindchen." -- Und um es auf die Wirkung der Speisen auf die Geschmacksnerven, auf das Verhltnis der Speisen zum Krper aufmerksam zu machen: -- "Das schmeckt gut." -- Um es auf den Geruch der Blumen aufmerksam zu machen, macht die Mutter das Gerusch des Niesens und spricht nachher : "Das riecht gut." -- "Kind, riech einmal"; oder wendet im Gegenteil Nase und Gesicht mit dem Ausdruck des Unangenehmen von der Blume weg, welche sie vom Kinde entfernt. So strebt die einfachste Mutter, die mit ihrem Lieblinge sich fast schmig, um die Heiligtum nicht von ungeweihten Augen gemein machen zu lassen, in Unbemerktheit zurckzieht, auf die natrlichste Weise denselben in die Vollthtigkeit aller seiner Sinne und Glieder zu setzen. Leider verlieren wir durch unsere Ueberklugheit diesen natrlichen und gttlichen Anfangspunkt aller menschlichen Entwickelung aus den Augen; ratlos stehen wir, so den Anfangs- und Endpunkt und so die Seite 80 rechte Richtung verloren habend da; Gott und Natur verloren habend, suchen wir bey Menschenklugheit und Menschenwitz Rat; wir bauen Kartenhuser; aber das Handeln der Naturmutter findet darin kein Pltzchen, gttliches Wirken keinen Raum, die leiseste uerung des von Lebenslust und Lebensdrang getriebenen Kindes wirft es ber den Haufen; soll es stehen, mu das Kind, wenn nicht krperlich, doch geistig gefesselt werden. Wo sind wir durch ein Wort hingekommen? -- In die Kinderstube der Wortklugen, der sogenannt Gebildeten, die kaum glauben, da etwas schon in dem Kinde liege, was, wenn es gedeihen solle, nothwendig frhe entwickelt werden msse, die noch weniger wissen, da alles, was das Kind einst sein und werden soll, wenn auch in noch so leiser Anlage, in ihm liege, und ihm nothwendig, wenn es ihm kommen soll, nur dadurch komme, da es aus ihm entwickelt werde. Darum, wie todtist hier alles, wie kalt, hchstens wie schreiend und lrmend! -- Aber ist denn die Mutter nicht hier?! -- O , es ist ja nicht der Mutter Stube, es ist ja nur die Kinderstube. Auf! lat uns wieder dahin gehen, wo nicht allein Mutter und Kinderstube, sondern wo sogar Mutter und Kind noch eins ist, wo die Mutter nur ungern ihr Kind von sich und Fremden bergibt; lat uns sehen und hren, wie dort die Mutter dem Kinde Gegenstnde in ihrer Bewegung vorfhrt: -- "Horch! S' Vgelchen pfeift." -- "Der Hund macht hau! hau!" -- Und nun gleich von der uerung zum Namen, von der Entwickelung des Ge-- Seite 81 hrsinnes zur Entwickelung des Gesichtssinnes: "Wo ist das Piepvgelchen?" -- "Wo ist der Hauhau?" -- Noch geht die Mutter sogar so weit, von der verknpften Anschauung des Gegenstandes und der Eigenschaft zur Einzelnschauung der Eigenschaft selbst zu fhren: -- "S' Vgelchen fliegt" -- sagt die Mutter zuerst bey dem wirklichen Vogel, welcher fliegt. "Schau's Vgelchen" -- sagt spter auch die Mutter dem Kinde bey dem schwankenden, unstten Lichtpunkte, welchen der Wiederschein einer bewegten Wasser oder Spiegelflche hervorbringt. Um nun das Kind dahin zu fhren, da die eine unkrperliche Erscheinung ist, die mit dem Vogel nur das Bewegliche gemein hat, sagt die Mutter: --"Fang's Vgelchen" -- indem die Mutter das Kind auffordert, den Lichtpunkt mit seinen Hnden zu bedecken; oder, um das Kind zur Anschauung der Bewegung selbst und allein zu fhren, sagt die Mutter: "Pimpaum" beym pendelartigen Schwunge irgend etwas Linearen oder -- "hin, her". Auf hnliche Weise sucht die Mutter das Kind auf den Wechsel der Dinge aufmerksam zu machen, Zu. B. auf das Licht zeigend: -- "Da ist's Lichtchen", -- es wegnehmend: -- "Weg ist's Lichtchen." -- Oder: -- "Der Vater kommt." -- "Fort ist der Vater." Oder auf die Selbstbewegbarkeit der Dinge: "Komm, Ktzchen komm zum Kinde." -- "Fort luft's Ktzchen." -- So regt sie die Krper und Gliederthtigkeit des Kindes an: -- "Halt's Seite 82 Blmchen." -- "Greif's Ktzchen". oder indem die Mutter die Kugel langsam rollt: "Hol' die Kugel." -- Das so wichtige Gesammtgefhl zwischen Kind und Vater und Geschwistern sucht die alles umfassende Mutterliebe zu wecken und zu deuten, indem sie sagt: "Streich den lieben Vater"; oder, indem sie streichelnd die eigene Hand des Kindes ber die Wange des Vaters fhrt: "Ey, Ey! lieber Vater", oder "Streich das Schwesterchen" und wieder sagend: "Ey, Ey! lieb' Schwester" usw. Auer dem Gemeingefhle an sich, dem Ei, aus dem so Herrliches sich entwickelt, sucht die Liebe der Mutter, der alles umfassende Muttersinn, auch das Leben in dem Kinde, dem Kinde selbst zum Gefhle zu bringen durch Bewegung, und zwar, was so vorzglich wichtig' ist, durch gesetzmige, taktische, rhythmische Bewegung zum Bewutseyn zu bringen, durch das sogenannte Tnzern der Kinder auf Arm und Hand, d. i. durch rhythmische, taktische Bewegung nach rhythmischen, taktischen Tnen. So geht die chte natrliche Mutter dem leise in dem Kinde sich allseitig regenden Leben allseitig leise nach, strkt es und weckt so immer mehr das noch in der Tiefe schlummernde allseitigere Leben und entwickelt es. Die andern setzen in dem Kinde Leere, wollen ihm Leben einimpfen, machen es so leer, als sie glauben da es sei, und geben ihm den Tod; und so geht auch jenes so einfach und natrlich zur Entwickelung des Rhythmi-- Seite 83 schen, gesetzmig Gebundenen aller menschlichen Lebensuerungen Fhrende als Mittel zur Ausbildung in Sprache und Ton so ganz wieder verloren, weil es von wenigen in seiner Bedeutung erkannt, von noch wenigem festgehalten und dem Leben und Menschenwesen gem weiter entwickelt, die weitere Menschenentwicklung und Ausbildung daran angeknpft wird. Und dennoch wrde die reine frhe Entwickelung der rhythmisch gesetzmigen Bewegung in dem nchsten und sptem Gesammtleben des Kindes und Menschen hchst heilsam sein; wir nehmen uns als Erziehern sehr viel, und noch mehr dem Kinde als Zgling und Mensch dadurch, da die rhythmische, taktische, die Entwickelung gesetzmiger Bewegung in frher Bildung so bald zurcktritt; er wrde leichter das gesetzmige, angemessene Maa seines Lebens erfassen; es wrde viel Willkr, Ungereimtheit und Roheit aus Leben, Handlung und Bewegung verschwinden; es wrde mehr Haltung und Maa, mehr Einklang in dasselbe kommen; so wie sich auch spter ein eindringsicherer Sinn in Natur und Kunst, in Ton- und Dichterwerken entwickeln wrde. Auch das Nachsingen noch kleiner, ruhiger, besonders einschlafender Kinder ist von der achtsam sinnigen Mutter nicht unbemerkt geblieben, und sollte von den Kinderpflegern als der erste Keim knftiger melodischer und Gesangsent- Seite 84 wicklung noch mehr beachtet und entwickelt werden, so wrde sich gewi auch bald hier eine solche Selbstthtigkeit der Kinder wie beym Sprechen zeigen, wo Kindern bey so entwickelter und spter eintretender Sprachfhigkeit die Worte zur Bezeichnung neuer Begriffe, eigenthmlicher Verknpfungen und Verhltnisse noch nicht bemerkter Eigenschaften gleichsam wie von selbst entgegentreten. So ruft ein ganz kleines, rein kindlich und mtterlich; gefhrtes Mdchen nach langem, sinnigem Befhlen und Besehen der mit starkem, weichem Filz berzogenen Bltter einer Pflanze seiner Mutter freudig zu: "Ach, wie wollig!" -- Die Mutter war sich nicht bewut, das Kind auf eine gleiche Eigenschaft je aufmerksam gemacht zu haben. So sah dieses Kind die zwey glnzendsten Planeten, eben da sie an einer klaren sternenhellen Nacht in groer Nhe am Himmel beysammen standen. "Vater und Muttersterne!" rief das Kind freudig in die ruhige Stille der Nacht hinein, ohne da die Mutter sich im mindesten sagen konnte, wie diese Verknpfung mit und Anwendung auf die Sterne in dem Kinde geweckt worden sey. Zum Stehen, Laufen soll den Menschen keine Krcke und kein Gngel fhren; er soll stehen, wenn er die Kraft hat, sich selbstthtig und selbstndig im Gleichgewichte zu erhalten, und soll gehen, wenn er sich selbstthtig fortbewegend, selbstndig im Gleichgewichte erhalten kann. Er soll nicht eher stehen, bis er sitzen, aufrecht sitzen und sich an einem Seite 85 ihm nahe stehenden, erhabenen Gegenstande in die Hhe ziehen und so endlich frei sich im Gleichgewichte erhalten kann; er soll nicht eher gehen, als bis er kriechen und sich freithtig erheben, selbst im Gleichgewichte erhalten und sich darin erhaltend fortschreiten kann: Zuerst wird ihn dazu, sich selbstthtig, entfernt von der Mutter emporgehoben habend, die Rckkehr zum Schooe der Mutter auffordern; bald aber fhlt das Kind die Kraft in den eigenen Fen, freut sich innig derselben und wiederholt nun sich zur Lust, nur um zu gehen, wie vorher das Stehen, die neu erlernte Kunst; und wieder nur kurze Zeit, und es bt die Kunst, ohne es zu wissen, zu fhlen, und nun reizt es das bunte, runde, glatte Steinchen, das bunte, farbige, flimmernde Papierchen, das glatte, ebenmige, drey, viereckige Brettchen, Hlzchen; die rechtwinkligen, auf und bereinander zu bauenden Kltzchen; das durch seine Form, seine Farbe, seinen Glanz, seine Zusammensetzung sich auszeichnende Blatt, und es sucht sich solches durch den neuerlernten Gliedergebrauch anzueignen, Gleichartiges zueinander zu bringen und Ungleichartiges zu trennen. Seht dort das sich kaum noch aufrecht halten und so nur mit groer Sorglichkeit fortschreiten knnende Kind, es sieht ein Reischen, einen Strohhalm, mhevoll wird es herbeygeholt, gleichsam wie vom Vogel mit jungem Leben im Frhling zum Neste getragen; -- seht dort das Kind unter der Traufe das Daches sich mhevoll bcken und langsam fortbewegen. Die Gewalt des vom Dache gefallenen Regens hat kleine, glatte, Seite 86 bunte Steinchen aus der Erde, dem Sande gewaschen, und wie Steine, wie Material zu einem knftigen Baue sammelt sie sich der alles beachtende Blick des Kindes; und hat es Unrecht? -- Ist es nicht wirklich so? -- Trgt das Kind nicht Materialien zu seinem knftigen Lebensbaue, Lebensgebude zusammen? -- Gleichartiges will da zusammengeordnet, Ungleichartiges geschieden sein, nicht das Rohe, nur das Entrohte soll der Mensch zusammenfgen. Soll das Gebude tchtig werden, so mu jedes Material nicht nur seinem Namen, sondern auch seinen Eigenschaften, seinem Gebrauche nach vollstndig gekannt sein, und da die das Kind will, zeigt uns des Kindes kindliches, still emsiges Treiben; wir nennen es kindisch, weil wir es nicht verstehen, weil wir keine Augen haben zum Sehen, keine Ohren zum Hren, und noch weniger Gefhl, um mit dem Kinde zu fhlen; todtsind wir darum, ist uns das Leben des Kindes tot; nicht knnen wir es uns deuten, wie knnen wir es dem Kinde deuten; und doch ist die die Sehnsucht, die das Kind zu uns treibt; wie knnen wir den Gegenstnden des Kindeslebens Sprache geben, da sie uns stumm sind, und doch ist die das innigste Verlangen, mit dem das Kind im festgeschlossenen Hndchen uns seinen Fund bringt und in unsern Scho legt; es soll gleichsam so erwrmt ihm Kunde von sich selbst geben. Lieb ist dem Kinde alles, was in seinen noch so kleinen Gesichtskreis tritt, was seine noch so enge Welt erweitert, das Kleinste ist ihm eine neue Entdeckung; aber todt soll es nicht in die kleine Welt Seite 87 kommen, todt soll es nicht in derselben bleiben; sonst verdunkelt es den kleinen Gesichtskreis, erdrckt die junge Welt. Darum mchte das Kind selbst wissen, warum es ihm lieb ist; alle seine Eigenschaften, das Innerste Wesen desselben mchte es kennen, um einst sich selbst in seiner Neigung zu verstehen. Drum wendet und kehrt das Kind den Gegenstand nach allen Seiten; darum zerzupft und zerschlgt es ihn; darum steckt es ihn in den Mund und zerbeit ihn, sucht ihn wenigstens zu zerbeien. Wir schelten und zanken das Kind als hlich und unklug, und ist es nicht klger als wir Scheltenden? -- Das Kind will des Dinges Inneres erkennen, ein Trieb, den das Kind sich nicht selbst gegeben hat; der Trieb, der, recht erkannt und recht geleitet, Gott in allen seinen Werken zu erkennen sucht, drngt es dazu. Wem Gott dazu Verstand, Vernunft und Sprache schon gab, die lteren Umgebenden thun es nicht, knnen es nicht thun, wo kann und soll es nun anders Befriedigung seines Dranges suchen, als bey dem Dinge selbst. Freilich bleibt aber auch das zerstckte Ding noch stumm; aber zeigt es nicht in seiner Zerteilung zunchst entweder gleichartige oder ungleichartige Theile, dort der zerschlagene Stein, hier die zerzupfte Blume, und ist die nicht schon eine Erweiterung der Kenntnisse? -- Vermehren wir Erwachsene unsere Kenntnisse auf eine andere Weise? -- Ist das Innere der Pflanze nicht markig, hohl oder holzig? Ist der Durchschnitt derselben nicht rund oder kantig, und hier drei, vier oder mehrkantig? -- Zeigt sich die Trennungsflche Seite 88 nicht eben oder uneben, glatt oder rauh, dicht oder lcherig, splittrig oder muschelig oder zackig oder faserig? -- Sind die Theilungsstckchen nicht scharf oder stumpfkantig? Zerspringt es nicht leicht oder gibt es nicht lieber den Schlgen nach, als da es zerspringt? -- Alles die thut das Kind, um aus der Mannigfaltigkeit der uern Erscheinungen des Dinges sich das innere Wesen desselben kundzuthun und dessen Verhltnis zu sich, um zu erkennen zunchst den Grund seiner Liebe, seiner Neigung, seiner Anziehung zu demselben. Und thun wir Grern, wir Erwachsenen, wir Forschenden etwas anderes? -- Aber erst, wenn es der Lehrer auf dem Katheder tut, wenn der Lehrer vom Katheder herab unsere Shne dazu auffordert, dann hat es fr uns Wert und Bedeutung; aber in dem Kindesthun berschauen wir es. Darum bleibt auch nun des klarsten Lehrers klares Wort so hufig bey unsern Shnen ohne Wirkung, weil sie jetzt vor dem Lehrerstuhle lernen sollen, was sie ihre Kindesjahre schon durch uns, durch unser erklrendes, belebendes Wort htten lehren sollen, sie fast durch sich selbst lehren wollten. Und wenig, wenig bedarf es von der Umgebung dem Kinde zu geben, was die Kindesjahre fordern, nur zu bezeichnen,. zu benennen, demjenigen Worte zu geben braucht es, was das Kind tut, treibt, schauet und findet. Reich ist das Leben des zum Knaben heranreifenden Kindes, aber wir sehen es nicht; lebendig ist dessen Leben, aber wir empfinden es nicht; der Forderung der Menschenbestimmung, des Menschenberufes ange- Seite 89 messen, aber wir ahnen es nicht. Wir behten, pflegen, entwickeln nicht nur den innern Keim seines Lebens nicht, sondern wir lassen es entweder unter der Last seines eigenen Strebens erdrcken, verdumpfen, oder es macht sich selbst auf irgendeiner schwachen Seite in Unnatrlichkeit Luft, und nun sehen wir dieselbe Erscheinung, die wir an der Pflanze Neid und Wasserscho nennen: Mileitung der Krfte, Sfte; Neigungen und Triebe in dem Kinde, der Menschenpflanze wie in dem Gewchs. Nun mchten wir wohl Krfte und Sfte, Neigungen und Triebe in dem zum Knaben heranwachsenden Kinde anders leiten; aber schon ist es zu spt; denn wir haben die sinnvolle Bedeutung des zum Knaben bergehenden Kindeslebens nicht nur nicht er, sondern verkannt, nicht nur nicht. gepflegt, sondern verrckt und erdrckt. Seht, dort hat ein Kind an einem eben gefundenen Steinchen, welches es, um von dessen Wirkungen auf seine Eigenschaften zu schlieen, auf einem ihm nah gelegenen Brettchen rieb, die Eigenschaft des Abfrbens entdeckt; es ist ein Kalk oder ein Lehm, ein Rtel oder ein Kreidestckchen. Schaut, wie es sich der neu entdeckten Eigenschaft freut, und wie es mit geschftigem Arm und rascher Hand sie bt; schon ist die Auenflche des Brettes fast ganz verndert. Erst freute den Knaben die noch ungekannte Eigenschaft, dann die vernderte Flche, einmal rot, einmal wei, einmal schwarz, einmal braun; aber bald machen Seite 90 ihm die verschlungenen, geraden, krummen und andern Formen an sich Freude; durch diese linearen Erscheinungen wird das Kind auf die lineare Eigenschaft der umgebenden Gegenstnde aufmerksam; jetzt wird der Kopf zu einem Runde und die rundlich in sich zurcklaufende Linie zum Kopfe, die damit verknpfte, lnglich runde, in sich zurcklaufende Linie zum Dumpfe; Arme und Beine erscheinen als gerade oder geknickte Linien, und solche Linien werden ihm Arme und Beine; die Finger schaut es als in einem Punkte zusammenlaufende Linien, und so verbundene Linien werden ihm, dem schaffenden Kinde, Hnde und Finger; Augen erscheinen ihm als Punkte, und Punkte werden ihm zu Augen; und eine neue Welt geht ihm in sich und auer sich auf; denn was der Mensch darzustellen strebt, fngt er an zu verstehen. Eine mehrfach neue Welt geht dem Kinde, dem nun bald zum Knaben herangewachsenen Kinde durch die Auffassung und Darstellung des Linearen auf; nicht nur, da es sich die Auenwelt verkleinert, verjngt, und so seinen Augen und seinen Sinnen leichter fabar, nicht nur' da es das, was es als Erinnerung oder neue Verknpfung in sich trgt, auer sich darstellen kann, sondern die Kenntnis einer ganz neuen unsichtbaren Welt, die Welt der Krfte, treibt bis hierher ihre feinen Faser und Zaserwurzeln. Die rollende und gerollte Kugel, der geworfene und fallende Stein, das gedmmte und in kleine sich verzweigende Grben geleitete Wasser hat das Kind gelehrt, da Seite 91 die Wirkung der Kraft in ihrer Einzelerscheinung, da die Richtung der Kraftwirkung immer linear ist. Die Darstellung von Gegenstnden durch Linien fhrt das Kind bald zur Auffassung und Darstellung der Richtung, in welcher die Kraft wirkt. "Da fliet ein Bach"; und die sagend macht das Kind einen Strich, den Lauf des Baches bezeichnend. Das Kind hat Linien verknpft, die ihm einen Baum bezeichnen: "Da wchst noch ein Ast, und noch ein Ast heraus"; und im Augenblick des Sprechens zieht es vom Baume weg die die ste bezeichnenden Linien. Sehr bezeichnend sagt das Kind: "Da kommt ein Vogel geflogen", und in der Richtung des gedachten Fluges zieht es zugleich seine gewundene Linie. Gebt dem Kinde Kreide oder hnliches, und bald wird vor ihm und euch eine neue Schpfung stehen. Auch male der Vater selbst ihm durch wenige Striche einen Mann, ein Pferd; und dieser Linienmann, dieses Linienpferd macht dem Kinde mehr Freude, als das wirkliche Pferd, der wirkliche Mann ihm macht. Wie ihr Mtter und Umgebungen das Kind hier zu fhren habt? -- Schaut, beachtet es nur, das Kind lehrt es euch selbst. Hier zeichnet sich das Kind einen Tisch ab, indem es dessen Grenzen und Kanten umfhrt, soweit es solche erreichen kann; das Kind zeichnet so gleichsam den Gegenstand an dem Gegenstande selbst ab, die erste, und ihm, dem Kinde, die sicherste Stufe, wodurch das Kind selbst sich erst die Grenzen und Formen des Gegenstandes zum Bewut- Seite 92 seyn bringt. Auf gleiche Weise zeichnet und bezeichnet das Kind so Stuhl und Bank und Fenster. Aber schon schreitet das Kind selbst weiter; hier zieht es die Querlinien auf viereckigen Brettern, auf Tischblatt, Bank und Stuhlsitzen, in dunkler Ahnung, da so die Form und Verhltnisse der Flchen festgehalten werden knnen. Nun schon zeichnet es die Form verkleinert, verjngt. Seht, dort hat das Kind Tisch, Stuhl und Bank, alles auf ein Tischblatt, und mehr noch gezeichnet. Seht ihr nicht, wie es sich selbst dafr entwickelte, dazu ausbildete? -- Gegenstnde, die es bewegen, die sein Blick berschauen konnte, legte es auf Brett oder Bank oder Tisch und zeichnete dessen Form, mit der Hand an der Grenze des Gegenstandes hingleitend, auf die ebene Flche. Bald werden so Scheren und Schachteln, bald aber auch Bltter und Zweige, ja selbst die eigene Hand oder der Schatten von Gegenstnden nachgezeichnet. Viel wird durch dieses Thun in dem Kinde entwickelt, mehr als auszusprechen mglich ist: klare Auffassung der Form, Mglichkeit der Darstellung derselben getrennt von dem Gegenstande, Festhaltung der Form an sich, Bekrftigung und Befhigung des Armes, der Hand fr die freie Darstellung derselben. Die pflegende Mutter, der sorgsame Vater, die achtsame Familie, ohne je nur im mindesten selbst etwas gezeichnet zu haben, also noch weniger da sich ein wirklicher Zeichner in der Familie findet, kann das zum Knaben heranwach- Seite 93 sende Kind so weit bringen, da es ziemlich genau eine gerade Linie, eine Querlinie, ja selbst einen rechtwinkligen Gegenstand in senkrechter Lage, z. B. Spiegel, Fenster, mit einiger hnlichkeit zeichnen kann und wohl noch mehr. -- Aber nicht allein gut, sondern sogar nothwendig zur Entwickelung und Strkung der Kraft und Fhigkeit des Kindes ist es, wenn Mtter und Vter, ohne darin ngstlich und kleinlich zu sein, die Handlung, das Thun des Kindes, immer ans Wort binden; z. B. "Ich zeichne einen Tisch, einen Spiegel; ich ziehe die Querlinie der Tafel des Brettchens." Die Verfahren erhht die innere und uere Kraft, vermehrt die Kenntnis, erweckt die Urteilskraft und das vor so vieler Fehlerhaftigkeit behtende Nachdenken, was dem Menschen nicht frhe genug auf dem Naturwege kommen kann, ungemein; denn Wort und Zeichen sind sich, da eigentlich keines von beyden in Beziehung auf den darzustellenden Gegenstand erschpfend und gengend ist, immer gegenseitig erklrend und ergnzend. Das Zeichen steht eigentlich zwischen Wort und Sache in der Mitte, hat Eigenschaften mit Wort und Sache gemein, und ist darin fr Kind und Knaben und fr den Menschen als Bilddungs und Entwickelungsmittel so sehr wichtig. Das chte Zeichen hat mit der Sache gemein, da es diese in ihren Formen und Umrissen darzustellen strebt; mit dem Worte hat es gemein, da es doch nie die Sache selbst, sondern nur ein Abbild derselben ist. Wort und Zeichen sind unter sich wieder rein entgegengesetzter Natur, denn das Zeichen ist ein Todtes, wie Seite 94 das Wort ein Lebendiges ist; das Zeichen ist ein Sichtbares, wie das Wort ein Hrbares ist. Wort und Zeichen gehren darum unzertrennlich zusammen, wie Licht und Schatten, Tag und Nacht, Geist und Krper; darum liegt die Zeichenfhigkeit so unmittelbar in dem Menschen, dem Kinde, wie die Sprachfhigkeit, und fordert so unbedingt wie diese ihre Entwickelung und Ausbildung, was auch schon in der Erfahrung die Zeichenlust, ja der Zeichendrang des Kindes laut ausspricht. Das Zeichnen, das Darstellen des Gegenstandes durch und an einem Zeichen und die dadurch bedingte und geforderte scharfe Anschauung fhrt das Kind sehr bald und schnell zur Erkenntni einer immer wiederkehrenden Verknpfung einer gleichen Menge gleichartiger Gegenstnde, z. B. zwey Augen und zwey Arme, fnf Finger und fnf Zehen, sechs Beine des Kfers und der Fliege: und so fhrt das Zeichen fr den Gegenstand zur Erkenntni und Beachtung der Zahl; das mehrmalige Wiederkehren eines und desselben Gegenstandes bedingt die Zahl; die bestimmte, verschiedene Menge in irgendeiner Beziehung gleichartiger Gegenstnde ist die Anzahl, Zahl dieser Gegenstnde. Und so erweitert sich wieder durch die Bemerkung und Erkenntni, durch die Entwickelung und Ausbildung der Zhlfhigkeit in dem Kinde dessen Erkenntnikreis, die Welt seines Lebens; und ein wesentliches Bedrfnis seines Innern, eine gewisse Sehnsucht seines Geistes wird durch die Entwickelung desselben befrie- Seite 95 digt; denn mit einer gewissen Sehnung, mit einer dunkeln Ahnung, da ihm noch irgendein Erkenntnimittel mangle, betrachtete bisher das Kind seine greren oder kleineren Mengen, Haufen gleichartiger oder ungleichartiger Gegenstnde; das Mengenverhltnis dieser verschiedenen Haufen war ihm noch nicht zu erkennen und aufzufassen, nicht zu bestimmen mglich; aber nun wei es, es hat zwey groe und drey kleine Steinchen, vier weie und fnf gelbe Blumen usw. Die Kenntnis der Mengenverhltnisse erhht das Leben des Kindes auerordentlich. Der Geist des Kindes fordert es aber, da hier die Mutter und die sonstigen Umgebungen die Zhlungsfhigkeit gleich anfangs und frhe auf die in dem Wesen der Zahl liegende Weise und nach den in dem menschlichen Geiste bedingten Denkgesetzen, je nachdem sich in dem Leben die Aufforderung dazu zeigt, in dem Kinde entwickeln. Beachtet man das Kind ruhig und still, so findet man leicht, wie das Kind von selbst den in den Gesetzen des menschlichen Denkens liegenden Weg, von dem Sichtbarsten zu den Unsichtbaren und Gedachteren emporsteigend, wenn auch sich selbst unbewut, doch sicher geht. Denn das Kind fgt zuerst gleichartige Gegenstnde zu gleichartigen und bekommt so z. B. pfel, Nsse, Birnen, Bohnen. Die Mutter oder die liebend leitende Umgebung fge nun nur noch das erklrende Wort hinzu, d. h. knpfe das Sichtbare an das Seite 96 Hrbare und bringe es so der Einsicht und Erkenntni, der innern Anschauung des Kindes nher, nmlich: pfel - Birnen - Nsse - Bohnen usw. Wer htte nun nicht gesehen, zum rtern zu sehen Gelegenheit gehabt, wie das Kind die Gegenstnde jeder Art einzeln in einer Reihe aneinanderlegt und ordnet; die Mutter fge aber hier wieder das erklrende, belebende Wort hinzu, z. B. Apfel - Apfel - Apfel - Apfel usw. lauter pfel,
Birn - Birn - Birn - Birn usw. lauter Birnen,
Nu - Nu - Nu - Nu usw. lauter Nsse,
Bohne - Bohne - Bohne - Bohne usw. lauter Bohnen,
oder was sonst immer, Stein oder Bltter, das Kind aneinander ordne; immer sind von jeder Art der verschiedenartigen Gegenstnde oder Dinge mehrere da. Damit aber die dem Kinde besonders zur Einsicht komme, spreche es die Mutter mit demselben gemeinsam, wie soeben angedeutet wurde. Weiter spreche die Mutter, indem sie einen Gegenstand zu dem andern von dem Kinde fgen lt, dieses Hinzufgen mit dem Kinde gemeinsam bestimmt und klar aus, z. B. Ein Apfel - noch ein Apfel - wieder ein Apfel - noch ein Apfel - viele pfel.
Seite 97 Eine Birn - noch eine Birn - noch eine Birn - wieder eine Birn - viele Birnen.
Eine Nu - noch eine Nu - wieder eine Nu - noch eine Nu - mehrere Nsse.
Eine Bohne - noch eine Bohne - noch eine Bohne - wieder eine Bohne - mehrere Bohnen;
so auch Finger usw. Die Menge jeder Art von Gegenstnden vermehrt sich immer durch das gleichmige Hinzufgen von einem Gegenstand derselben Art. Anstatt des unbestimmt hinzugefgten Wortes : noch eins, wieder eins, spreche die Mutter das die Vermehrung bestimmt bezeichnende Zahlwort aus, und zwar mit dem Kinde gemeinsam die Gegenstnde immer wirklich zhlend, z.B. Ein Apfel - zwei pfel - drey pfel usw. Eine Birn - zwey Birnen - drey Birnen - vier Birnen usw.
Eine Nu - zwey Nsse - drey Nsse - vier Nsse usw.
Eine Bohne - zwey Bohnen - drey Bohnen usw. Weiter lege die Mutter von jeder Art der Gegenstnde mehrere in natrlich steigender Menge oder Zahl und bezeichne durchs Wort, was sie tut, z. B. . Apfel - .. pfel - ... pfel - .... pfel usw.
. Birn - ..Birnen - ...Birnen - ....Birnen - .....Birnen.
Seite 98 . Nu - .. Nsse - ... Nsse - .... Nsse usw.
. Bohne - .. Bohnen - ... Bohnen - .... Bohnen usw. Spter spreche Mutter und Kind gemeinsam, zuletzt lasse die Mutter das Kind so wie die Handlung, so auch das Bezeichnen durchs Wort, das Zhlen allein thun. Wie hier bey jeder Zahl noch die Art der Gegenstnde bezeichnet und ausgesprochen wurde, so werde laufend nur immer die Zahl allein und erst am Ende die Art der Gegenstnde genannt und bezeichnet, z. B. . (ein) .. (zwey) ... (drei) .... (vier) pfel,
. (ein) .. (zwei) ... (drei) .... (vier) usw. Birnen,
. (ein) .. (zwei) ... (drei) .... (vier) ..... (fnf) Nsse,
. (ein) .. (zwei) ... (drei) .... (vier) ..... (fnf) usw. Bohnen.
Hier werden die Mengen der Gegenstnde vorwaltend in Beziehung auf ihre bestimmte Anzahl, Zahl, mit zurcktretender Beachtung der Art derselben betrachtet. Zuletzt hebt die Mutter nur die bestimmten Zahlmengen in ihrer Reihenfolge allein in der Bezeichnung hervor und lt die Art der Gegenstnde ganz unbercksichtigt, als : . (eins) .. (zwei) ... (drei) .... (vier) ..... (fnf) usw. Seite 99 Die ist die reine Betrachtung und Anschauung der Zahlen, der Mengen an sich, in ihrer natrlichen Folge, die Anschauung der reinen Zahl. Eine solche Kenntnis der Zahlenreihe wenigstens bis zehn in Klarheit und Sicherheit soll in dem Kinde in dem Kindesalter entwickelt werden; aber keineswegs sollen dem Kinde die Zahlwrter als leere, todte Klnge vorgesprochen und von demselben mechanisch, also auch tot und leer, nachgesprochen werden; wo es dem Kinde sonst ganz gleichgltig sein knnte, zu sagen: zwey, vier, sieben oder acht, eins, fnf, zwey, wenn der menschliche Geist nicht am Ende selbst, durch eigene Kraft, jede Unnatur abwrfe. Das Kind soll nie lange ohne Anschauung wirklich gezhlten und gezhlt werdenden Gegenstnden die Zahlwrter, ihm sonst leer und bedeutungslos, aussprechen. An und bey der Durchfhrung der Entwickelung der Zahlenbegriffe ist zugleich ein Beyspiel gegeben, wie das Kind und nach welchen Gesetzen es von der Anschauung der einzelnsten Sache zum immer allgemeineren und allgemeinsten Begriffe hinaufsteigt, freilich fr die Beobachtung oft in und mit einem Schlage. Mit welch einem Reichthume, mit welch einer Flle und Frische des innern und ueren Lebens finden wir nun das richtig geleitete, cht gepflegte, wahrhaft behtete Kind Seite 100 in der letzten Zeit seiner Kinderjahre, beym Austritt aus dem Kindes- und Eintritt in das Knabenalter? -- Wo ist ein Gegenstand des spteren Mannesdenkens und Empfindens, Wissens und Knnens, welcher seine uersten Saugwurzeln nicht bis in die Kindesjahre treibe, wo ein Gegenstand des knftigen Unterrichtes und der knftigen Lehre, welcher nicht schon in der Kindheit keime? -- Die Sprache und Natur liegt offen vor dem Kinde; die Eigenschaften der Zahl, der Form, der Gre, die Kenntnis des Raumes, das Wesen der Krfte, die Wirkungen der Stoffe fangen an, sich ihm zu erschlieen; Farbe, Rhythmus, Ton und Gestalt treten schon in ihren uersten Keimen und in ihrer eigenthmlichen Beachtungswrdigkeit auf; die Natur und die Kunstwelt fngt schon an, sich mit Bestimmtheit in ihm zu scheiden, so wie er mit Sicherheit der Auenwelt als einem Entgegengesetzten gegenbersteht; und schon entwickelt sich in ihm das Gefhl einer eigenen Innenwelt; und dennoch haben wir eine ganze Seite des Kinderlebens, des kaum reifenden, noch nicht ins Knabenalter eintretenden Kindes noch gar nicht berhrt, noch gar nicht beachtet; es ist die des Begleitens von Vater und Mutter, Bruder oder Schwester bey den huslichen Geschften, bey den Geschften ihres Berufes. Ich schaue ins Freie, und das kaum zweyjhrige Kind eines Lohnarbeiters fhrt dessen Pferd, der Vater hat dem Kinde den Zgel in die Hand gelegt, es schreitet ruhig und sicher vor dem Pferde her und schaut sich festen Blickes um, Seite 101 ob auch das Pferd folge. Zwar hlt der Vater den zhmenden Zaum in der Hand, doch trgt das Kind in sich die feste Ueberzeugung, da es das Pferd fhre und da das Pferd ihm folgen msse. Denn seht, der Vater bleibt stehen, um einem Bekannten etwas zu sagen, natrlich steht das Pferd auch; aber das Kind, das Stehen des Pferdes als Willkr ansehend, legt sich mit seiner ganzen Kraft in den Zgel, um das Pferd zum Fortgehen zu bewegen. Meines Nachbars kaum dreyjhriger Sohn htet an dem Rande und Zaune meines Gartens die kleinen Gnse seiner Mutter; klein ist der Raum, auf welchem er die kleinen, muntern Thiere ihre Nahrung suchen und finden lassen soll; sie entschlpfen dem kleinen, vielleicht eben auf eine andere Weise Nahrung fr seinen Geist suchenden und findenden Hirten. Die Gnschen kommen in den Fuhrweg, wo der viele Verkehr ihnen schaden knnte; die Mutter sieht es und ruft dem Kinde zu: "Sohn, gib Achtung!" -- Mimutig erwidert der kleine Knabe der Mutter, welcher wohl durch die Freyheit, welche seine Gnschen in immer erneuten Versuchen gesucht hatten, schon manchmal in seinen eigenen Beschftigungen gestrt sein mute: - "Mutter! Ihr glaubt wohl, es ist nicht schwer, die Gnschen zu hten?" - Wer mag die jetzigen und knftigen Entwickelungen nachweisen, die aus diesem Theilen des elterlichen Geschftes fr das Kind hervorgehen, und noch mehr hervorgehen Seite 102 knnten, wenn Eltern und Umgebungen sie beachteten und spter zum Unterrichte und zur Lehre ihrer Kinder weiter benutzten! -- Seht hier das heranreifende Kind des Grtners; dieser jtet, das Kind will ihm helfen, und er lehrt es Gleie von Petersilie unterscheiden; da wird der verschiedene Glanz der Blattflchen und der Geruch beachtet. Dort begleitet der Sohn des Frsters ihn auf den frher in Gemeinsamkeit beseten Schlag, grn sieht alles aus; das Kind glaubt lauter Fichtenpflnzchen zu sehen; aber der Vater sagt, da das eine Art Wolfsmilch sei, und lehrt es die verschiedenen Eigenschaften kennen. Dort zielt und schiet der Vater, er trifft, und er zeigt dem achtsamen Kinde, da drey Punkte in einer Richtung immer in einer und ebenderselben Linie liegen; er zeigt ihm, da, um eine Linie, das Rohr des Gewehres, nach einem bestimmten Punkte zu richten, nothwendig drey Punkte in dieser Richtung liegen mssen, und da, wenn die ist, auch alle brigen Punkte in derselben Linie und Richtung liegen. Dort steht das Kind und sieht seinen Vater das glhende Eisen schlagen, und der Vater lehrt es, da die Gluth die Dehnbarkeit des Eisens vermehre, aber auch, indem er sich vergebens bemht, die nun glhende Eisenstange durch die ffnung zu stecken, durch die es vorhin leicht ging, da die Hitze das Eisen ausdehne. Hier zeigt der nach dem Gewichte verkaufende bey der Waage stehende Vater seinem ihn beachtenden Kinde, da die eine Seite 103 Wagschale immer sinke, indem er entweder auf sie mehr lege, oder von der andern mehr hinwegnehme, und da die Waage immer in ihrer waagerechten Richtung bleibe, wenn auch auf jeder noch so viel, wenn nur auf beyden Schalen gleich viel, oder wenn auf jeder noch so wenig, nur auf beyden gleich wenig liege. Die aber nicht durch fr das Kind noch begriffslose Worte, sondern dadurch, da er dem Kinde selbst von den Waagschalen und auf dieselben legen lt. Hier zeigt der Vater, der Weber, seinem ihn beachtenden Kinde, wie das Niedertreten der Schmel ein Erheben der Faden hervorbringe und lt die das Kind selbst beobachten. Dort zeigt der Vater, der Zeugdrucker, wie gewisse Flssigkeiten die Farben verndern und gewisse Farben immer auf dieselben Weisen verwandeln, seinem beachtenden Kinde. Er sagt ihm, da diese Flssigkeit Sure usw. heie; er zeigt ihm, wie die Zeichnung auf der Form umgekehrt oder links stehen msse, wenn die Zeichnung auf dem Zeuge rechts erscheinen solle. Hier lehrt der Kaufmann seinen Sohn, da der Kaffee die geschlte Frucht, der Kern einer Pflanze sei, und benutzt die nchste Gelegenheit, sie ihm zu zeigen. Er zeigt ihm beym nchsten Gang ins Freye, wo und wie der Kmmel, der Mohn, die Hirse, der Hanf usw. wachse, die als lngliche, runde, graue, gelbe, weiliche Krner einen Handelsgegenstand ausmachen. Seite 104 Der Bergmann, der Schmied, der Kaufmann, der Eisen und Metallhndler lehrt seinen Sohn Gewichtigkeit, Gewicht von Schwere unterscheiden. Ein Pfund Blei und ein Pfund Kreide haben gleich viel Gewicht, sind gleichgewichtig, aber das Blei ist schwerer als Kreide, Eisen usw. Hier zeigt der Seiler seinem Kinde, wie das Drehen an der Haspel in bedeutender Entfernung die einzelnen Flachs oder Hanffaden zu einem Ganzen zusammenwinde. Der Fischer, die Reusen in der Richtung des flieenden Wassers legend, lehrt seinen ihn begleitenden Sohn, da die Fische ihre Nahrung suchend fluaufwrts schwimmen. Dem Sohne des Tischlers, Zimmermanns, des Bttchers, des Wagners usw. wird durch wieder und immer wiederkehrendes Schauen und Selbstmachen, begleitet von dem lehrenden und belebenden Worte des Vaters, die Wirkung des Hobels, Bohrers, Meiels klar; der Vater sagt ihm dabey, da das Material dazu teils der Baum, teils der Berg, der Stein liefere; da das Schmelzwerk erst das Eisen lutete, und der Schmied es erst zu und in dieser Form bearbeite, und da dieser Schmied wegen des verschiedenen Zeugs, was er verfertigte, der Zeugschmied heie. Der Tischler usw. lehrt augenscheinlich seinen wi- und lernbegierigen Sohn, da nicht jedes Holz zu seinem Handwerkszeuge tauge, nicht Fichten- und Tannen-, wohl aber Buchen- oder Ahorn- oder Birkenholz, kein Nadel-, wohl aber Laub- oder Obstbaumholz. Und den nchsten Spaziergang ins Freie benutzt der Vater nicht nur dazu, seinen Sohn Laub- und Nadelholz kennen Seite 105 und voneinander unterscheiden zu lehren, sondern auch dazu, da derselbe Buche und Eiche, Kiefer und Erle, jedes leicht bey seinem Namen nenne. Der Holz und Rindenschaler belehrt sein ihn berall in Geschftigkeit umgebendes Kind ber den Gebrauch und die Anwendung der Eichen und Erlenrinde und zeigt ihm selbige beym nchsten Male, wenn er in der Stadt bey dem Gerber sich ein Stck Sohlenleder kauft. So fhrt das natrliche, an Geist und Krper gesunde Kind den treuen Vater und der sorgsame Vater das immer geistige und Krperthtigkeit suchende Kind vom Lande in die Stadt, von der Natur zur Kunst, und umgekehrt vom Gewerbe zum Land und Gartenbau; und wenn auch der Anknpfungs,, der Ausgangspunkt, die Veranlassung verschieden ist, so ist doch jedem mglich, den Erkenntnikreis des andern aus dem seinigen kennenzulernen, an den seinigen anzuknpfen. Jedes Geschft und jedes Gewerbe, jeder Beruf des Vaters reicht einen Anfangspunkt zur Aneignung aller menschlichen Erkenntni. Zu welch einer Summe von Kenntnissen kann nur das Kind des Bauern durch den Wagen und Pflug seines Vaters, der Sohn des Mllers durch des Vaters Mhle, der Sohn des Kaufmanns durch die rohen oder verarbeiteten Naturerzeugnisse, welche Gegenstnde des Handels des Vaters sind, gefhrt werden! -- Welch ein Reichthum von Kenntnissen lt sich aus den verschiedenen Geschften des Fabrikbetreibers entwickeln! Lauter Einsich- Seite 106 ten und Erkenntnisse, welche das sptere Schul- und Unterrichtsleben den Kindern nur mit groen Kosten und Schwierigkeiten, oft gar nicht zu geben imstande ist. Die die Folgen des benutzten und unbenutzten, des beachteten und unbeachteten Kindes, des huslichen und Familienlebens. Das Kind, euer Kind, ihr Vter! ahnet die auch so tief, so lebendig, so wahr; darum umgibt es auch euch, wo ihr auch bleibet, wohin ihr auch gehet, bey allem, was ihr nur treibet und tut. Weiset es nicht unfreundlich zurck, stoet es nicht von euch, seid nicht ungeduldig bey seinen Fragen und immer wiederkehrenden Fragen; mit jedem hart abweisenden, zurckstoenden Worte vernichtet ihr eine Knospe, einen Trieb an seinem Lebensbaume. Aber beantwortet ihm auch durchs Wort nicht viel mehr, als es ohne euer Wort sich nicht selbst beantworten knnte; denn es ist freylich leichter, die Antwort von einem andern zu hren, vielleicht nur halb zu hren und halb zu verstehen, als sie sich selbst zu suchen, sie durch sich selbst zu finden; aber die Antwort zum Viertel durch sich selbst gefunden, ist fr das Kind mehr und wichtiger, als sie halb zu hren, sie halb zu verstehen; die macht gedanken- und geistesfaul. Beantwortet darum die Fragen eurer Kinder nicht immer geradezu; aber, sobald sie Kraft und Erfahrung dazu haben, gebt ihnen die Bedingungen; die Antwort aus dem Kreise ihrer Einsicht sich selbst zu geben. Ruhen wir Eltern, besonders wir Vter -- denn uns ist in diesem Alter das Kind, das schon zum Knaben reifende Seite 107 Kind, der besonderen Pflege und Fhrung hingegeben, ruhen wir auf der Anschauung dessen, was uns die Erfllung unserer Vaterpflichten, unserer Kinderfhrung reicht; empfinden wir die Freuden, die sie uns gibt! -- Es ist nicht mglich, da uns von irgendeiner Seite her hhere Freude, hherer Genu komme, als von der Fhrung unserer Kinder, von dem Leben mit unseren Kindern, davon, da wir unsern Kindern leben. Es ist unbegreiflich, wie wir irgendwo hhere Freuden, hhern Genu, vollkommene Befriedigung unserer edelsten Wnsche suchen und erwarten knnen, als in der Beschftigung mit unsern Kindern, mehr Erholung als im Kreise der Unsrigen, wo wir in mehr als zwiefacher Beziehung uns Freude schaffen knnten. Shen wir doch alle den stillen Vater in seinen einfachen, brgerlichen Verhltnissen, in seiner glcklichen, lebensfrohen Familie, der darstellte, aus sich darstellte, was nur teilweise hier ausgesprochen wurde: die Wahrheit desselben wrde uns dann tief durchdringen, und nur in wenig Worte fut er sich selbst die Richtschnur seines Handelns: "Die Kinder frhe zum Nachdenken zu fhren, das halte ich fr das Erste und Wichtigste der Kindererziehung." -- Die Kinder frhe zur Arbeit und Thtigkeit anzuhalten, schien ihm so natrlich, als sich von sich selbst verstehend, da es ihm auch nicht eines Wortes zu bedrfen schien. Und berdies, wird das zum Nachdenken gefhrte Kind nicht auch dadurch zugleich zur Arbeitsamkeit, Thtigkeit, zu allen Seite 108 huslichen und brgerlichen Tugenden gefhrt sein? -- Jene Worte sind ein Kern, aus welchem ein ganzer, schattender, immergrner Lebensbaum voll duftender Blthen und gesunder reifer Frchte sich entfaltet. Hren und beachten wir es, die wir unsere Kinder gedanken und arbeitslos und darum todtum uns wandeln lassen. Aber -- es ist hart, doch ist es wahr, lat uns nur bey unserm Umgange und Leben mit unsern Kindern einen prfenden, forschenden Blick auf und in uns werfen; es soll keineswegs im mindesten mehr gesagt werden, als was wahr ist: wir sind that, was uns umgibt, ist fr uns tot; bey allem Wissen sind wir leer, sind fr unsere Kinder leer; fast alles was wir sprechen ist hohl und leer, ohne Inhalt und ohne Leben; nur in den seltenen, wenigen Fllen, da, wo unserer Rede Natur- und Lebensanschauung zugrunde liegt, erfreuen wir uns ihres Lebens. Darum eilen wir! lassen wir uns, unsern Kindern, lassen wir durch sie unserer Sprache Gehalt und den uns umgebenden Gegenstnden Leben geben! Darum leben wir mit ihnen, lassen wir sie mit uns leben: so werden wir durch sie bekommen, was uns allen Noth thut. Unsere Worte, unsere Reden im geselligen Zusammenleben sind todt, sind Hllen ohne Mark, Marionetten ohne Leben, Spielmarken ohne innern Wert; denn ihnen mangelt die Anschauung des innern Lebens, ihnen mangelt der Inhalt; es sind bse Geister, weil sie keinen Krper und Leib haben. -- Unsere Umgebungen, das, was Seite 109 wir anschauen, sehen, ist tot; sie sind Masse, sie erdrcken, statt zu erheben; denn ihnen fehlt das belebende Sinn und Bedeutung gebende Wort. Wir fhlen und empfinden den Sinn unserer Rede nicht; denn sie besteht aus auswendig gelernten Begriffen, denen keine Anschauung, keine Gestaltung zugrunde liegt; darum wirkt sie auch keine Anschauung, keine Gestaltung, kein Leben; denn sie ist nicht aus dem Leben hervorgegangen und geht nicht aus dem Leben hervor. Unsere Rede gleicht dem Buche, aus dem wir sie, sey es auch im dritten oder vierten Gliede, auswendig gelernt haben; wir sehen selbst nicht, was wir reden, knnen es nicht gestalten was wir reden; darum ist unsere Rede so leer und gehaltlos. Darum, nur darum ist unser inneres und ueres Leben so arm und wird wieder das Leben unserer Kinder so arm, weil unsere Rede nicht aus einem innerlich und uerlich schauend und schaffend reichen Leben geboren ist, weil unserer Rede und unserm Worte die Sachanschauung dessen fehlt, was sie bezeichnet. Darum hren wir wohl den Schall, aber wir bekommen kein Bild; wir hren das Gerusch, aber wir sehen keine Handlung. Vter, Eltern! was uns mangelt, auf, lat es uns unsern Kindern geben, verschaffen; was wir nicht mehr besitzen, die alles belebende, alles gestaltende Kraft des Kindeslebens, lassen wir sie von ihnen wieder in unser Leben bergehen! Lat uns von unsern Kindern lernen; lat uns den leisen Mahnungen ihres Lebens, den stillen Forderungen ihres Gemthes Gehr geben! Lat uns unsern Kindern leben: so Seite 110 wird uns unserer Kinder Leben Friede und Freude bringen, so werden wir anfangen weise zu werden, weise zu sein!

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Auf der bisher betrachteten und der Anschauung und Beachtung vorgefhrten Stufe der Entwickelung des Menschen wurde die Auenwelt, wurden die Gegenstnde der Auenwelt auf das innigste mit dem Worte und durch das Wort wieder auf das innigste mit dem Menschen verknpft. Diese Stufe ist darum vorwaltend die Stufe der Entwickelung der Sprachfhigkeit des Menschen. Dehalb war bey allem Thun des Kindes die Anknpfung desselben an die Bezeichnung desselben durch das bestimmte, reine Wort so unerllich. Jeder Gegenstand, jede Sache, jedes Ding wurde gleichsam fr das Kind erst durch das Wort; vor dem Worte war es fr das Kind, wenn auch das uere Auge es wahrzunehmen schien, noch gar nicht da; das Wort selbst schuf gleichsam die Sache erst fr das Kind; dehalb erschien und war Wort und Sache, wie Mark und Stamm, wie Ast und Zweig so eins. Und ungeachtet dieser innigen Verknpfung der Gegenstnde mit dem Worte und durch dieses mit dem Menschen steht dennoch, -- welches von Eltern und Erziehern nicht klar genug eingesehen und bestimmt genug beachtet werden kann -- auf dieser Stufe der Menschenentwicklung jeder Gegenstand von dem andern so geschieden, jeder Gegenstand und jede Gesammtheit an sich wieder in ihren Theilen so ungegliedert da. Aber anders, Seite 111 ganz anders fordert es die Bestimmung des Menschen und der Dinge: der Mensch soll nicht allein jedes Ding als ein Ganzes, Ungeteiltes, sondern er soll es auch als ein sich fr Darstellung eines Gesammtzweckes in sich Gegliedertes betrachten; er soll es nicht nur als ein fr sich bestehendes Ganzes, als eine Einheit und Einzelheit, sondern er soll jedes wieder als Glied einer beziehungsweise greren und hheren Gesammtheit, fr Darstellung eines hheren Gemeinzweckes erkennen und anschauen; von jedem Dinge sollen nicht nur seine uern Verhltnisse und Verknpfungen, sondern dessen innere Beziehungen, dessen innere Einigung mit dem von ihm uerlich Getrennten erkannt und eingesehen werden. Doch die Gesammtheit dessen, was den Menschen als ein ueres, als Auenwelt umgibt, kann als solche von dem Menschen in ihrer Einheit nicht erkannt werden, sondern wieder nur durch die Kenntnis des eigenthmlichen Wesens, der eigenen Natur jedes einzelnen Dinges, Sache, Gegenstandes in jedes Selbstndigkeit und Persnlichkeit. Der Mensch erkennt aber jedes Ding, das Innere jedes Dinges schwer, wenn es ihm innerlich und uerlich zu nahe gerckt ist, und fast in dem Maae schwerer, als es ihm uerlich und innerlich zu nahe gerckt ist, als es ihm in beyden Beziehungen zu nahe steht. -- Das Miverstehen zwischen Eltern und Kind innerhalb des huslichen und Familienkreises usw. sind hufige und redende Beweise dafr. Darum erkennt berhaupt der Mensch sich selbst so Seite 112 schwer. Eine uere Trennung bringt dagegen hufig innere Einigung, inneres Finden und Erkennen hervor. So kennt ja leider der Mensch vieles Fremde: fremde Gegenden, fremde Zeiten, fremde Menschen besser, als seine Gegend, seine Zeit, besser als sich selbst. Will der Mensch sich wahrhaft erkennen, mu er sich auer sich selbst darstellen, sich gleichsam sich selbst entgegensetzen. Soll nun der Mensch seiner Bestimmung gem das Wesen jedes Dinges der ihn umgebenden Auenwelt recht erkennen, ja durchdringen; soll er durch jedes Ding sich selbst recht erkennen, recht durchdringen: so mu nach der Stufe der Kindheit fr ihn eine neue, der vorhergehenden, Mensch und Gegenstand einenden, ihrem Wesen nach entgegengesetzte: -- Mensch und Gegenstand wieder trennende, Mensch und Gegenstand uerlich einander gegenberstellende, aber innerlich einende und nahebringende Stufe der Menschenentwicklung eintreten; -- eine solche Stufe, die dem Menschen die Gegenstnde innerlich dadurch nahebringt, da sie Gegenstand und Wort trennt, Gegenstand und Wort jedes als etwas von dem anderen Geschiedenes, Verschiedenes und doch Einigendes erkennt. Diese Stufe ist die, wo die Sprache an sich als etwas Selbstndiges und fr sich und durch sich Bestehendes ein- und auftritt; es ist die nun folgende Stufe. Mit dem Trennen des Wortes von der Sache und der Sache von dem Worte, mit der Trennung der Sprache von dem Sprechenden und umgekehrt, ja mit der sogar spter Seite 113 eintretenden uerlich-, Krperlichmachung der Sprache durch Zeichen und Schrift und so mit der wirklichen Verkrperung der Sprache und der Betrachtung der Sprache als etwas Krperlichem, tritt der Mensch von der Stufe des Kindes heraus und zu der Stufe des Knaben empor. Das Wort Knabe drckt diese Stufe ebenso bestimmt aus, wie das Wort Kind die vorige; es ist die die Stufe, wo der Mensch durch eigene Kraft das uerliche sich nahe bringt, sich aneignet. Die Mundarten zeigen die Mittelglieder von nahe durch genau, g'nau, g'naube usw. bis Knabe und knapp, Knappe. So wie die vorige Stufe der Menschenentwicklung, die Stufe der Kindheit, vorwaltend die des Lebens, des Lebens an sich, nur um zu leben, die Stufe war, Innerliches uerlich zu machen, so ist die jetzige, die Knabenstufe, vorwaltend die Stufe des uerlichen innerlich zu machen, die Stufe des Lernens. Von seiten der Eltern und Erziehenden war die Suglingszeit vorwaltend die Zeit der Pflege; der darauffolgende Zeitraum, welcher den Menschen vorhaltend als Einheit und fr Einheit in Anspruch nimmt, die Zeit der Kindheit, ist diejenige der vorwaltenden Erziehung; die eben bezeichnete Stufe der Knabenzeit nimmt so den Menschen vorwaltend in einzelnen Beziehungen und fr einzelnes in Anspruch, um spter ihre innere Einheit abzuleiten; es Seite 114 werden fr die Einzelheiten die innern Richtungen aufgesucht und nachgewiesen, in welchen sie unter sich stehen. Die Betrachtung und Behandlung des einzelnen an sich und in Beziehung auf die verschiedenen innern Richtungen zu sich und unter sich ist aber, wie auch das Wort sagt, das Geschft und Wesen des Unterrichtes, und so ist die Knabenzeit die Zeit des vorwaltenden Unterrichtes. Das Geschft der Entwickelung und Ausbildung des Menschen in dem Knabenalter geschieht als Unterricht nicht sowohl und nicht allein nach dem Wesen des Menschen selbst, als vorwaltend nach den in dem Wesen der Dinge liegenden bestimmten, festen und klaren Gesetzen, besonders nach denen, welchen Mensch und Gegenstand gleich unterworfen sind; oder bezeichnender, nicht sowohl nach der Art und Weise, wie sich das allgemeine, ewige Gesetz eigenthmlich in dem Menschen, als vielmehr, wie es sich eigenthmlich in jedem der Gegenstnde auer dem Menschen, wie es sich in Mensch und Gegenstand zugleich und gemeinsam ausspricht, geschieht also nach in dieser eigenthmlichen oder allgemeinen Form auerhalb dem Menschen liegenden festen, bestimmten Bedingungen. Diesem nach kann und mu es aber nur mit Kenntnis, Einsicht, Umsicht, Ueberblick und Bewutsein geschehen. Ein solches Verfahren heit aber Schule im weitesten Sinne des Wortes. Schule ist also, wo der Mensch zu der Erkenntni der Gegenstnde auer ihm und deren Wesen nach den in ihnen liegenden beson- Seite 115 deren und den allgemeinen Gesetzen gebracht wird und gelangt; wo der Mensch durch Vorfhrung des ueren, Einzelnen, Besonderen zum Erkennen des Allgemeinen, des Innern, der Einheit gebracht wird und gelangt. Darum wird der Mensch als Knabe zugleich zum Schler. Mit der Stufe des Knaben beginnt fr den Menschen auch der Anfang der Schule, sey die in oder auer dem Hause, vom Vater, von Familienmitgliedern oder von einem Lehrer an sich. Unter Schule wird also keineswegs hier weder die Schulstube noch das Schulhalten verstanden, sondern die Mitteilung von Kenntnissen mit Bewutsein fr bewuten Zweck und in sich bewuten inneren Zusammenhang. Die Entwickelung und Ausbildung des Menschen zur Erreichung seiner Bestimmung, zur Erfllung seines Berufes ist aber, wie es allseitig entgegengetreten und dauernd entgegentritt, ein stetig, ununterbrochen fortgehendes, immer von einer Steigerungsstufe zur andern sich emporhebendes, unzerstcktes Ganzes: -- aus dem in dem Sugling geweckten Gemeingefhl entwickelt sich in dem Kinde der Trieb, die Neigung; sie fhren zur Gemths und Herzensbildung, und aus ihr geht in dem Knaben Geistes und Willensthtigkeit hervor. Die Erhebung der Willensthtigkeit zur Willensfestigkeit nun und so die Belebung und Bildung eines reinen, festen, krftigen und ausdauernden Willens fr Ausbung und Darstellung der reinen Menschheit zunchst in sich und durch sich, ist das Hauptaugenmerk, der Hauptbezie- Seite 116 hungspunkt in der Leitung des Knaben, in dem Unterrichte und der Schule. Wille ist die mit Bewutseyn immer von einem bestimmten Punkte aus, in einer bestimmten Richtung zu einem bestimmten bewuten Ziele und Zwecke gehende, mit dem Gesammtwesen des Menschen in Uebereinstimmung stehende Geistesthtigkeit desselben. Hiermit ist alles gesagt, alles bestimmt, was Eltern und Erzieher, Lehrer und Schule in diesen Jahren dem Menschen, dem Knaben, in dieser Beziehung sein und geben sollen: -- Der Punkt, aus dem alle Geistesthtigkeit des Knaben hervorgeht, soll krftig, gesund, die Quelle, aus der sie hervorfliet, rein, klar und ewig flieend sein; die Richtung einfach, bestimmt; das Ziel sicher, fest, bewut, dem Wesen nach Leben in sich tragend, Leben entwickelnd, Leben nhrend und sich immer in sich selbst verjngend, erhhend, veredelnd, wrdig des Bestrebens, wrdig des Berufs und der Bestimmung, wrdig des Wesens des Menschen, und dasselbe entwickelnd und darstellend. Um also die natrliche Willensthtigkeit des Knaben zur wahren, chten Willensfestigkeit zu erheben, mssen alle Thtigkeiten des Knaben, aller Wille desselben von der Entwickelung, Ausbildung und Darstellung des Innern ausgehen und sich darauf zurckbeziehen. Beyspiel und Worte, Unterricht, spter Lehre und Beyspiel sind der Weg, das Mittel dazu. Nicht Beyspiel allein, und nicht Worte allein! -- Nicht Beyspiel allein: denn Beyspiel ist ein Einzi- Seite 117 ges, Einzelnes, welches durch das Wort erst seine Allgemeinheit und Anwendbarkeit erhlt; nicht Wort allein: denn Wort ist ein Allgemeines, Geistiges, oft Vieldeutiges, welches durch Beyspiel, durch Unterricht erst Anschaulichkeit, Bedeutung und Daseyn erhlt. Aber Beyspiel und Wort, Unterricht und Beyspiel als ein Gesammtes und Einiges thut es doch allein auch nicht; sondern einzig treffend ein feines gutes Herz, und zu diesem wirkt die Erziehung der Kindheit. Darum ruht auch einzig die Knabenbildung auf ihr; darum geht Willensthtigkeit aus Herzens und Gemthsthtigkeit, Willensfestigkeit aus Herzens und Gemthsfestigkeit hervor, und wo das erstere mangelt, wird das zweite nur schwer zu erreichen, zu erringen sein! -- Die uerung eines feinen guten Herzens, eines sinnigen, frommen Gemthes in dem Kinde ist aber, selbst eine Einheit in sich tragend, das innig sehnende Streben, auch fr die uerlich getrennten Dinge und Sachen, von welchen es sich in so groer Menge umgeben sieht, eine innere, nothwendige Einheit, auch fr sie, wie es solches in sich fhlt, ein geistig Einendes, ein allbelebendes, geistiges Band und Gesetz zu finden; ein Band und Gesetz, wodurch sie wenigstens Bedeutung des Lebens, Bedeutung frs Leben bekommen. Diese Sehnsucht wird nun zwar dem Menschen fr die Stufe der Kindheit durch den vollendeten Besitz des lebendigen Spieles, in welchem er sich dort befindet, erfllt, indem er durch dasselbe als Kind in den Mittelpunkt aller Dinge gesetzt Seite 118 wird, alle Dinge nur in Beziehung zu sich, zu seinem Leben gesetzt werden; doch gibt vor allem das Familienleben nur die volle Befriedigung derselben, gibt nur einzig dieses die fr jede Bildungsstufe, ja fr das Gesammtleben des Menschen ber alle Vergleichung wichtige Entwickelung und Ausbildung eines guten Herzens und eines sinnig frommen Gemths in ihrer chten Lebendigkeit und vollen Krftigkeit. Da nun jener einende Sinn die Grundbedingung aller cht menschlichen Entwickelung und Ausbildung fr Vollendung ist und jeder trennende Sinn die rein menschliche Entwickelung zerstrt, so bezieht schon in dem Kindesalter der Mensch alles auf das Familienleben, sieht alle Dinge nur durch dasselbe, in dem Spiegel und der Form des Familienlebens, wie uns die ja das Kindesalter klar zeigt. Dem Kinde wird dadurch das eigene Familienleben selbst ein ueres, Anderes, und es wird ihm ein Musterleben, - die sollten Eltern immer bedenken; das Kind mchte es in seiner Reine, seinem Einklang, seiner Wirksamkeit, wie es ihm auer ihm erscheint, so auch aus sich darstellen. In der Familie sieht es aber die Eltern, die Glieder, und sieht die Erwachsenen im Leben und in den Verhltnissen, die seine Familie berhrt, schaffen, wirken, thun, arbeiten; und so mchte nun auch das Kind auf dieser Stufe, was es sieht, selbst darstellen; es mchte und versucht alles darzustellen, was es seine Eltern, was es Erwachsene thun, schaffen, darstellen und arbeiten sieht, und wovon es so die Mglichkeit Seite 119 und Art der Darstellung durch Menschenkraft und durch Menschenglieder erkennt. Was frher in dem Kinde nur Thun um der Thtigkeit willen war, das ist in dem Knaben jetzt Thtigkeit um des Werkes, des Erzeugnisses willen: des Kindes Thtigkeitstrieb hat sich in dem Knaben zum Bildungs,, Gestaltungstriebe entwickelt, und hierin lst sich das ganze uere Leben, die uere Erscheinung des Knabenlebens dieser Zeit auf. Wie teilt zuerst der Knabe und das Mdchen dieses Alters so innig gern die Arbeiten des Vaters und der Mutter, nicht die spielenden und leichten, nein, nein, die anstrengenden, Kraft und Mhe erfordernden mchte es mit den Eltern teilen. Hier seid achtsam; hier seid sorgsam und sinnig, ihr Eltern! ihr knnt hier mit einem Male den Thtigkeits und Bildungstrieb eurer Kinder wenigstens fr lange vernichten, wenn ihr die Hilfe eurer Kinder als kindisch, als unntz, wenig fruchtend, ja vielleicht gar als hindernd und hemmend zurckweiset. Lat euch durch den Drang der Geschfte ja nicht verleiten; htet euch ja, zu sagen: "Geh' hinweg! du hinderst mich nur!" oder: "Ich mu eilen, la es mich geschwind allein machen!" Der Knabe, das Mdchen werden so in ihrer innern Thtigkeit gestrt, sie sehen sich aus dem Ganzen, mit welchem sie sich so innig eins fhlten, herausgesetzt, ihre innere ganze Kraft ist aufgeregt, sie sehen sich allein, wissen mit der erregten Kraft nichts anzufangen, ja sie selbst wird ihnen lstig, drckend, sie werden verdrossen, tr- Seite 120 ge. Kaum dreymal darf jene Zurckweisung von den Eltern geschehen, und das Kind wird sich nicht wieder zu einer Hilfe, zur Theilung einer Arbeit melden; es steht nun verdrossen, langweilend umher, auch wenn es die Eltern jetzt Arbeiten verrichten sieht, an welchen es wohl Anteil nehmen knnte; und wer hat nicht spter ber solche frher so behandelten Kinder von seiten der Eltern die Klage gehrt: "Wie der Knabe, das Mdchen klein war und noch nichts helfen konnte, da war es bey allem geschftig; jetzt, wo es Kenntnisse und Krfte hat, jetzt mag es nichts thun." Seht, Eltern! der erste Thtigkeits,, der erste Bildungstrieb kommt aus dem Menschen, dem Wesen des in ihm noch unbewut, unerkannt wirkenden Geistigen gem, ohne all sein Zuthun, ja wohl gegen seinen Willen, wie das auch wohl der Mensch im spteren Alter noch in sich wahrnehmen kann; tritt nun dem Menschen, besonders dem jngeren, gegen diese innere Aufforderung zur Thtigkeit, besonders zum Bilden, Schaffen, Darstellen, was immer mit krperlicher Anstrengung verknpft ist, ein ueres Hindernis, namentlich ein solches entgegen, wie der Wille der Eltern, welches nicht beseitigt werden darf, so ist sogleich die Kraft in sich geschwcht und tritt bey mehrmaliger Wiederholung dieser Schwchung ganz in den Hintergrund und in Unthtigkeit zurck. Das gestrte Kind, Knabe, Mdchen fragt, wgt nun nicht ab, ob und warum seine Hilfe einmal statthaft und das andere Mal unstatthaft war, es whlt das seinem Physischen, Leiblichen, Krperlichen, das seiner Natur Bequemere; es un- Seite 120 terlt die Thtigkeit um so leichter und lieber, als es durch den Willen der Eltern dazu verpflichtet zu sein scheint. Das Kind, der Knabe wird trge, d. i. sein Leib wird ein nicht mehr vom Geiste und Leben Durchdrungenes; er wird ihm ein Krper, eine Last, die er nun tragen mu, da frher das Gefhl der Kraft gar nicht zulie, seinen Krper als solchen, sondern nur als krftigen Trger der ihn durchdringenden Kraft zu fhlen. Darum, ihr Eltern, wollt ihr spter und zur gelegenen Zeit von euern Kindern Hilfe, so nhrt frhe in ihnen den Thtigkeits- und besonders in der jetzigen Knabenzeit den Bildungstrieb, auch wenn es euch einige Ueberwindung, einige Aufopferung kosten sollte; viel, viel, ja hundertfltig, wie eine gute Frucht in gutem Boden, wird es euch spter vergolten werden. Strkt, entwickelt, befestigt sie; gebt euerm Kinde das Hchste, was es jetzt bedarf; vergnnt ihm, seine Kraft an ein elterliches, ihm darum besonders liebes Werk anzuknpfen, damit es nicht allein ein Bewutsein seiner Kraft, sondern besonders ein Maa derselben bekomme. War die frhere Thtigkeit nur Nachahmung des huslichen Lebens, so ist das jetzige Thun Theilen des huslichen Geschftes, Heben, Ziehen, Tragen, Graben, Spalten; an allem will sich der Knabe seine Kraft ben, wgen und messen, da sein Krper erstarke, seine Kraft wachse und er ein Maa derselben erhalte. Ueberall, nach dem Felde und in den Garten, nach der Werksttte und in die Bcherey, zu Seite 122 den Geschften des Waldes und der Wiese, bey der Pflege der Haustiere und zur Hervorbringung der kleineren Hausgerte, zum Holzsgen, Holzspalten und Holzlegen, zu und bey allen den verschiedenen Geschften des Vaters nach dessen verschiedenem Gewerbe begleitet der Sohn den Vater; Frage auf Frage drngen sich aus der nach Erkenntni strebenden Seele des Knaben hervor. Wie? -- Warum? -- Wodurch? -- Wann? -- Wehalb? -- Wovon? -- Wozu? Und jede nur einigermaen gengende Antwort erffnet dem Knaben eine neue Welt; die Sprache erscheint ihm berall als Vermittlerin und dadurch in ihrer Selbstndigkeit. Der an sich gesunde, in seiner Kindheit einfach und natrlich gefhrte Knabe dieses Alters schon vermeidet, umgeht nirgends ein Hindernis, nirgends eine Schwierigkeit, nein! er sucht sie auf, er berwindet sie. "La liegen!" ruft der krftige Junge seinem Vater zu, welcher ihm ein Stck Holz aus dem Wege, welchen er gehen soll, wlzen will, "La liegen, ich komm schon drber". Mit Mhe zwar kommt der Junge das erste Mal hinber; aber er ist doch durch sich hinbergekommen, Kraft und Mut ist in ihm gewachsen; er geht zurck, bersteigt das Hindernis von neuem, und bald geht er leichten Fues drber hinweg, als lge nichts im Wege. Machte die Thtigkeit dem Kinde Freude, so macht und schafft das Thun dem Knaben jetzt Lust; daher die Erscheinungen der khnen, wagenden Kraft des Knabenalters: das Seite 123 Steigen in Hhlen und Klfte, das Klettern auf Bume und auf Berge, das Suchen in Hhen und Tiefen, das Schweifen in Wldern und Feldern. Leicht ist das Schwerste, gefahrlos das Khnste; denn die Aufforderung dazu kommt aus dem Innersten, geht aus dem Gemthe, dem Willen hervor. Doch nicht das Wiegen und Prfen, Ueben und Messen der Kraft allein ist es, welche den Knaben schon dieses Alters in Hhe und Tiefe, in Weite und Breite treibt, sondern besonders die Eigentmlichkeit und das Bedrfnis seines sich jetzt entfaltenden, innersten Lebens, das Mannigfaltige zu berschauen, das Vereinzelte in einem Ganzen zu sehen, besonders das Entfernte sich nahe zu bringen, die Weite und Vielheit, das Ganze in sich aufzunehmen. Das Streben, seinen Blick, seinen Gesichtskreis von Stufe zu Stufe zu erweitern. Das Ersteigen eines neuen Baumes ist fr den Knaben zugleich die Entdeckung einer neuen Welt; alles zeigt der Blick von oben, doch ganz anders, als unsere gewhnliche, zusammenschiebende und verschiedene Seitenansicht; wie liegt da alles so klar unter dem Knaben. Knnten wir wieder die Seele und Herz erweiternden Gefhle zurckrufen, die in uns selbst als Knaben lebten, als vor dem erweiterten Blick die beengenden Grenzen der Umgebung niedersanken, wir wrden dem Knaben nicht so kalt zurufen: "Steig herunter, du fllst!" Nicht durch Gehen und Stehen allein lernt man gehen und stehen; nicht durch Gehen und Stehen, Sitzen und Kriechen htet man sich vor Fallen, auch durch Um- und Ueberschauen, und wie ist doch auch das Gewhnlichste so Seite 124 ganz anders, wenn man es mit einem Blicke von oben beschaut! -- Sollen und wollen wir unserem Knaben diese Erhebung des Geistes und Gemthes nicht frhe verschaffen; soll er in klarer Hhe nicht seinen Sinn klren, durch den Blick in die Weite nicht Herz und Gemth erweitern? -- "Aber der Knabe wird ein Wagehals; nie verlt mich die Sorge um ihn." Der von Jugend auf ruhig, der stetigen Entwickelung seiner Kraft gem gefhrte Knabe wird immer nur um ein weniges seiner Kraft mehr zumuten, als er sie schon geprft hat, und so wird er wie von einem schtzenden Genius geleitet durch alle diese Gefahren hindurchgehen, whrend der andere, Kraft und Forderung nicht kennend, sich zu thun erdreistet, wozu ihm die wenn auch noch so geringe, gebte Kraft mangelt, und da schon in Gefahr kommt, wo auch der Sorglichste noch keine Gefahr ahnet. Immer sind aber auch diejenigen Knaben die unberlegt dreistesten, denen ohne stetig gebte Kraft mit einem Male ein Anflug von Kraft und zugleich die Gelegenheit zum Gebrauch derselben kommt; sie werden dann, besonders von andern beobachtet, leicht in Gefahr kommen. Nicht minder bedeutungsvoll und entwickelnd ist des Knaben Neigung zum Steigen in Hhlen und Klfte, Wandeln im schattigen Hain und im dunklen Wald; es ist das Streben, noch Ungefundenes zu suchen und zu finden, das Streben, noch nicht Gesehenes zu sehen und kennenzulernen, es ist das Streben, das sich in Dunkelheit und Schat- Seite 125 ten Findende ans Licht und sich nahe zu bringen, sich zu und anzueignen. Da bringt nun der Knabe von solchen Wanderungen unbekannte Steine und Pflanzen, in der Verborgenheit und im Dunkel wohnendes Getier: Wrmer, Kfer, Spinnen, Eidechsen als reiche Ausbeute mit zurck, und: "Wie heit, was ist das?" usw. sind die dem Knaben bey seiner Rckkehr zu beantwortenden Fragen, und mit jedem Worte wird reicher ihm seine Welt, wird klarer die Auenwelt; nur darf freylich dem Knaben nicht schon auf halbem Wege zugerufen werden: "Fi! wirfs weg; das ist hlich!" -- oder: "La fallen; es beit!" -- Hat das Kind gehorcht, so hat es auch einen wesentlichen Theil seiner Menschenkraft fallen lassen oder weggeworfen, und spter magst du ihm zurufen, spter mag Verstand und Vernunft ihm selbst sagen: "Sieh, das ist ein unschuldiges Thierchen!" -- der Blick wird sich wegwenden, und eine Summe von Erkenntni wird zugleich verlorengehen, whrend dort der kaum sechsjhrige Knabe dir von dem wunderbaren Bau eines Kfers und dem eigenthmlichen Gebrauch seiner Glieder Dinge erzhlt, die bisher alle unbeachtet vor deinem Blicke vorbergingen. Wohl magst du ihn zur Vorsicht bey Anfassen unbekannter Thiere warnen, aber nicht mit ngstlichkeit. -- Doch keineswegs immer auf und in der Hhe, keineswegs in Tiefe und Dunkelheit ist unser, ist der cht krftige Knabe dieses Alters; dasselbe Streben, welches ihn auf Ber- Seite 126 ge und in Thler trieb: sich Umsicht, Uebersicht und Einsicht zu verschaffen, hlt ihn auch dort auf der ebenen Erde fest. Seht! dort macht er sich unter der Hecke an dem Zaune des Gartens seines Vaters ein Grtchen; dort stellt er sich in seinem Fuhrgeleise und an seinem Wassergraben den Lauf eines Flusses dar; dort bringt er sich die Wirkung des Falles oder des Druckes des Wassers an seinem kleinen Wasserrade zur nheren, bersichtlicheren Anschauung und Einsicht; hier beachtet er die Eigenschaft des Schwimmens an einer kleinen Holzflche oder an einem Stcke zelliger Holzrinde auf seinem zu einem kleinen Teiche gedmmten Wasser. Besonders ist das Beschftigen mit dem klaren, lebendigen, leicht beweglichen Wasser, in welchem der gern ber sich selbst klare Knabe das Bild seiner Seele wie in einem Spiegel schaut, sowie berhaupt das Beschftigen mit bildsamen Stoffen, Sand, Lehm, dem Knaben dieses Alters ganz besonders lieb, man knnte sagen, ein Lebenselement; denn er sucht nun im frher gewonnenen Gefhle der Kraft ber den Stoff zu herrschen, denselben zu beherrschen; alles soll und mu sich seinem Bildungs- und Gestaltungstriebe unterwerfen, dort in dem Erdhaufen ein Keller, eine Hhle, auf demselben ein Garten, eine Bank. Bretter, Zweige, Latten und Stangen mssen sich dort zu einer Htte, einem Hause zusammenfgen; der tiefgefallene Schnee mu sich zu Mauern und Wllen, zu einer Festung zusammenballen und die rohen Steine auf einer Anhhe zu einer Burg zusammenfgen, alles im Sinne, Geiste und Streben des Menschen in diesem seinem Knabenalter, Seite 127 im Sinne und Geiste der Einigung und Aneignung. Seht dort die beyden kaum siebenjhrigen Knaben, wie sie, sich wechselseitig mit brderlichem Arm umschlungen, friedlich und traulich beratend den Hof hinabwandeln, sie wollen sich Handgerte holen, um sich in einem dunkeln Gebsche der Anhhe hinter dem Wohnhause eine Htte mit Bank und Tisch zu bauen, einen Sitz, von wo aus ihr Auge das ganze Tal in einem Blick und als ein schn gegliedertes Ganzes berschaut. So eint der einende, aber auch auf sich ruhende Sinn alles, was seinem Wesen, Bedrfnis und inneren Stehen angemessen ihm nahe kommt, Steine und Menschen zu gemeinsamem Zweck fr gemeinsames Werk; und so bildet jeder sich bald seine ihm eigene Welt, denn das Gefhl eigener Kraft bedingt und fordert auch bald den Besitz eigenen Raumes und eigenen, eigenthmlich angehrigen Stoffes. Sey sein Reich, sein Gebiet, gleichsam sein Land nun ein Winkel des Hofes, des Hauses oder der Stube, sey es der Raum einer Schachtel, eines Kastens oder in einem Schranke, oder sey es eine Hhle, eine Htte, ein Garten; er, der Mensch, der Knabe dieses Alters, mu auch einen uerlichen, am besten einen sich selbstgeschaffenen, selbstgewhlten Beziehungs, Einigungspunkt seiner Thtigkeit haben. Ist weit der auszufllende Raum, ist gro das zu beherrschende Gebiet, ist vielgliedrig das darzustellende Ganze, so tritt brderliche Einigung Gleichsinniger ein, und begegnen Gleichsinnige sich in gleichem Streben und finden ihre Herzen sich, so wird entweder das angefangene Werk erwei- Seite 128 tert oder das einzeln begonnene neue ein gemeinsames. Wollet ihr Eltern, ihr Kinderfhrer, ihr Erzieher, im kleinen, gleichsam wie in einem Bilde, was hier angedeutet, sehen; schaut mir her in diese Erziehungsstube und in diesen Kreis von mehr als acht sieben bis zehnjhrigen Knaben. Auf dem groen Tische der vielbenutzten Stube steht ein Kasten mit Bauhlzern, -- Kltzer sind es in der Form und dem Verhltnis der Mauerbacksteine, jede Lnge ungefhr 1/6 der wirklichen Gre, dem schnsten und vielgestaltigsten Material, welches der wachsenden Knabenkraft als Darstellungsmittel gereicht werden kann; Sand oder Sgespne haben sich auch in der Stube eingefunden, und schnes grnes Moos hat der jngste Spaziergang in dem schnen Tannenwald in reichem Maae zur Ausbeute gegeben. Es ist Freizeit, und jeder hat nun fr sich sein Werk begonnen: dort in jener Ecke steht ganz verborgen eine kleine Kapelle, Kreuz und Altar bezeichnen den Geist der Bestimmung; es ist die Schpfung eines kleinen, stillen Knaben; -- dort auf jenem Stuhle haben zwey gemeinsam schon ein bedeutend greres Werk unternommen; es ist ein mehrstckiges Gebude und soll wohl ein Schlo sein, welches vom Stuhle wie vom Berge ins Thal schaut; -- aber was hat jener dort ruhig unter dem Tische gebaut? ein grner Hgel ist es, auf dem eine alte Burgruine thront; -- unter den Hnden der andern hat sich dort in der Ebene ein Drfchen ausgebreitet. Jetzt hat jeder sein Werk beendigt; jeder besieht es jetzt und besieht das Werk des Andern und der Andern; jedem tritt Seite 129 der Gedanke und Wunsch entgegen, das Vereinzelte mchte zu einem Ganzen sich einen, und kaum ist der Wunsch als ein allen gemeinsamer erkannt, so werden auch gemeinsam Wege vom Drfchen zur Burg, von der Burg zum Schlo, vom Schlosse zur Kapelle angelegt, und Wiesen und Bche ziehen zwischen beyden sich hin. Oder: waret ihr ein anderes Mal da: einige hatten aus Lehm sich eine Gegend geschaffen; ein anderer hatte aus Pappe sich ein Haus mit Fenstern und Tren gefertigt, und wieder ein anderer dort aus Nuschalen sich Schiffchen bereitet; ein jeder schaut nun sein Werk: gut ists, doch steht es allein; er sieht auch das Werk seines Nachbarn, vereinigt wr es doch schner; und gleich steht das Haus wie ein Schlo auf der Anhhe der Gegend, und das Schiffchen schwimmt auf dem kleinen knstlichen See; zu aller Freude bringt noch der Jngste seinen Schfer und Schfchen weidend zwischen den Berg und den See; nun stehen sie alle und schauen mit Wohlgefallen und Lust das Werk ihrer eigenen Hand. Oder, dort unten am Quell, am Bache, welch reges Getmmel ; ltere Knaben sind es. Kanle haben sie gebaut und Schleusen und Brcken und Seestdte, Wehre und Mhlen, ein jeder unbekmmert und nicht beachtend das Werk des andern; nun aber soll das Wasser seiner Natur nach benutzt werden und Schiffe auf demselben von der Hhe zur Tiefe gleiten; aber nach jedem Schritt ist eines andern Grenze, und jeder macht sein Recht als Herr und Schpfer gleich geltend, und jeder fordert sein Recht, erkennt an die Forderung der andern, was Seite 130 kann vermittelnd hier sein? -- nur Vertrge, und gleich Staaten verbinden durch strenge Vertrge sie sich; wer mag die vielseitige Bedeutung, wer mag die vielseitigen Frchte dieser Knabenspiele nachweisen? Nur ein zweyfaches steht fest und wahr: Aus einem Sinne und einem Geiste, dem einen Knabensinne, dem einen Knabengeiste gingen sie hervor; und: die Knaben, die sie spielten, waren brave Schler, lern und begreifsam, einsichtig und darstellend, fleiig und strebsam, sind tchtige Jnglinge an Kopf und Herz, rat und thatfertig, und die so spielten, sind tchtige Mnner und werden tchtige ein- und umsichtige Mnner werden. Wichtig, ganz besonders wichtig ist in diesem Alter das Bearbeiten eigner Grten, das Bearbeiten derselben um des Erzeugnises willen; denn der Mensch sieht da zuerst auf einem organischen: geistig gesetzmigen, nothwendig bedingten Wege Frchte aus seinem Thun, seinem Handeln hervorgehen, Frchte, die vielseitig, obgleich den innern Gesetzen der Naturkraft unterworfen, doch auch von seiner Thtigkeit, von den Gesinnungen seiner Thtigkeit abhngen. Besonders findet dadurch das Leben des Knaben mit der Natur, und dessen Fragen nach ihr, dessen Sehnsucht, die Natur zu erkennen, die ihn dahin treibt, Gewchse und Blumen lange und immer wieder von neuem lange zu beschauen, sinnend zu beachten, vielseitige und volle Befriedigung, und die Natur scheint auch diesem Triebe und dieser Beschftigung ganz besonders hold zu seyn, sie ganz besonders durch einen Seite 131 glcklichen Erfolg zu segnen ; denn bey einem Blicke auf und in die Kinder und Knabengrten tritt sogleich die Erscheinung entgegen, da des Knaben Gewchse, welcher nur einigermaen sie hegt und pflegt, mit auffallender Gesundheit und Frische wachsen und blhen, ja da die Gewchse und Blumen der Knaben, welche sie mit ganz besonderer Liebe warten und beachten, gleichsam mit ihnen leben, da diese Gewchse und Blumen auch ganz besonders frisch und freudig blhen und stehen. Kann der Knabe kein selbst zu pflegendes Grtchen haben, so sollten wenigstens ein paar Gewchse in Ksten oder Blumentpfen sein Eigentum sein, nicht mit seltenen, schwer zu pflegenden, gefllten, nein, mit leicht fortkommenden, blten und bltterreichen, gewhnlichen gemeinen Pflanzen. Das Kind, der Knabe, welcher ein ueres Leben, wenn auch einer sehr untergeordneten Stufe, pflegte, behtete, wird auch leichter zur Pflege und Hut seines eigenen Lebens hinzufhren sein. Und durch die Pflege der Pflanzen wird auch des Knaben sonstige Sehnsucht nach der Beachtung lebendiger Naturgegenstnde: Kfer, Schmetterlinge, Vgel befriedigt; denn diese kommen ja gern in die Nhe der Pflanzenwelt. -- Keineswegs aber sind alle Spiele, sind alle Beschftigungen der Knaben dieses Alters nur reine Gegenstands-, nur reine Sachdarstellungen, nein, viele sind vielmehr berwiegend reine Kraftbungen und Kraftwgungen an sich; viele haben bey weitem mehr nur das Ziel der reinen Kraft- Seite 132 darstellung. Doch hat auch das Spiel dieses Alters immer einen eigenen, dem innern Leben desselben ganz entsprechenden Charakter; so wie nmlich in dem vorigen Zeitraume, dem des Kindesalters, nur Thtigkeit an sich Zweck des Spieles war, so ist jetzt dessen Zweck immer ein bestimmtes, sich bewutes Ziel, so ist er jetzt die Darstellung als solche, das Darzustellende selbst, welcher Charakter der freien Knabenspiele in dem fortschreitenden Alter sich immer mehr ausbildet; so selbst bey allen Spielen der Krperbewegung, den Spielen des Laufens, Schlagens, Ringens: Ballspielen, Barlaufen, Kriegs und Jagdspielen usw. Das Gefhl gewisser, sicherer Kraft, das Gefhl der Erhhung und Steigerung derselben, welches er als einzelner und in dem Gemeinsamen hat, ist es, welches den Knaben mit der alles durchdringenden, jubelnden Lust bey diesen Spielen erfllt; aber keineswegs ist es nur die physische, leibliche, krperliche Kraft, welche hier so hohe und strkende Nahrung erhlt; nein! nein! auch die Geistes, die sittliche Kraft erscheint bey allen diesen Spielen in einer Erhhung, Steigerung, Bestimmtheit, Sicherheit, da, wenn es darauf ankme, abzuwgen, nach welcher Seite hin sich der Ausschlag neige, ob auf die geistige oder leibliche Seite, schwerlich wohl dem Krper oder dem Leibe das Uebergewicht zuzugestehen sey: -- Gerechtigkeit, Migung, Selbstbeherrschung, Wahrheit, Treue, Brderlichkeit und doch auch strenge Unparteilichkeit, wem duften nicht alle diese schnen Blumen des Herzens und Gemthes und des festen Willens entgegen, wenn er einem Kreise solcher spielenden Seite 133 Knaben sich nhert; die schnfarbigen, wenn auch gleich vielleicht weniger duftenden Blumen: Mut, Ausdauer, Entschlossenheit, Besonnenheit, Geielung und Ausscheidung des aus Trgheit Bequemlichen gar nicht mit in den Strau gewunden. Wem es um das Einatmen eines frischen, erfrischenden Lebensatems zu thun ist, der besuche die Spielpltze solcher Knaben. Doch noch zarter duftende Blmchen blhen, und der mutige, freie Knabe schont ihrer, wie das mutige Ro des Menschen, des Kindes, welches in der Bahn seines raschen Laufes liegt; diese zarten, dem Veilchen und dem Frhlingswei hnlichen Blumen sind: Schonung, Duldsamkeit, Pflege, Ermutigung des nicht durch eigene Schuld Schwcheren, des Zarteren, Jngeren, Billigkeit gegen den mit dem Spiele noch Unbekannten. Mchten dies doch alle die bedenken, welche Knabenspielpltzen nur eben duldend einen Raum in der Knabenerziehung einrumen! -- Wohl ist manches Wort rauh und manche That keck; aber die Kraft, das Gefhl der Kraft soll erst da sein, ehe die gebildete Kraft da sein, ehe die Kraft als eine gebildete erscheinen kann; und scharf, klar und durchdringend ist des Knaben Auge, Blick und Sinn zur Erkennung des Innern, und darum scharf und hestimmt, auch wohl hart und rauh ist das Urteil gegen den im Urteil und Kraft Ebenbrtigen, sich wenigstens ebenbrtig Stellenden. Jeder Ort sollte fr seine Knabenwelt einen eigenen, gemeinsamen Spielplatz haben; herrlich wrden die Frchte Seite 134 sein, welche daraus fr die ganze Gemeinschaft hervorgehen; denn die Spiele dieser Entwickelungsstufe sind, wo es nur immer mglich ist, gemeinsam, und so den Sinn und das Gefhl fr das Gemeinsame, das Gesetz und die Forderungen des Gemeinsamen entwickelnd. Der Knabe sucht sich in seinen Genossen zu sehen, sich in denselben zu fhlen, sich an denselben zu messen, zu wgen, sich durch dieselben zu erkennen und sich durch sie zu finden; so wirken und bilden diese Spiele unmittelbar frs Leben, wecken und nhren viele brgerliche und sittliche Tugenden. Doch Jahreszeiten und Umstnde erlauben dem von huslichen und Schulgeschften freien Knaben nicht immer seine Kraft im Freien zu ben und zu entwickeln, und unthtig soll der Knabe schlechterdings nie sein; darum machen in diesem Alter auch alle Arten anderer uerer Beschftigungen und. Darstellungen, die an Haus und Stube geknpft sind, besonders das, was man mechanische Arbeiten nennt: Papier und Papparbeiten, Formen usw. einen so wesentlichen Theil des Knabentums und der Knabenfhrung aus und sind diese fr denselben so wichtig. Doch es ist in dem Menschen noch ein Streben, eine Sehnsucht, noch eine Forderung des Gemthes, welche durch alle ueren Beschftigungen, durch alle uere Thtigkeit sich nicht befriedigt fhlt; alles, was uere Beschftigung und Thtigkeit dem Menschen auf dieser Stufe geben, Seite 135 ist fr ihn, ist fr das, was er bey einer seinem Wesen angemessenen Erziehung sucht und bedarf, lange nicht genug; die Gegenwart mit aller ihrer Flle und ihrem Reichthum kann ihm nicht gengen. Dadurch, da etwas in der Gegenwart ist, erkennt er, da etwas in der Vergangenheit war. Auch dies, was vor ihm war, auch von ihm mchte er wissen; er mchte den verflossenen Grund, die verflossene Ursache von dem, was gegenwrtig ist, kennen, ja da ihm das aus der alten Zeit noch Zurckgebliebene von sich selbst, von dem Grunde seines Daseyns, von jener alten Zeit erzhlen mchte, das wnscht er. Wem ist wohl aus seinem besonders reiferen Knabenalter nicht die deutliche Sehnsucht erinnerlich, die sich in seinem Gemthe beym Anblick alter Gemuer, alter Trme, Ruinen, ja nur alter Gebude, auch beym Anblick alter Gedenksteine und Sulen auf Hhen und an Wegen laut aussprach, da andere von diesen Gegenstnden, ihrer Zeit und ihren Ursachen Kunde geben mchten? Ja, wer hat in sich dann nicht eine dunkle, unbestimmte Ahnung: als knnten und wrden irgendeinmal diese Gegenstnde selbst von sich und ihrer Zeit Kunde geben, wahrgenommen? -- Doch wer anders kann ihm nach seiner Erfahrung und Einsicht davon Kunde geben, als die, welche schon vor ihm da waren, als die lteren? Da diese es ihm sagen, da diese es ihm erzhlen mchten, das wnscht er, und so entwickelt sich in dem Knaben dieses Alters das Bedrfnis und der Drang nach der Erzhlung, nach der Sage, nach dem Erzhlen berhaupt, spter nach dem Geschichtli- Seite 136 chen. Dieser Drang, besonders in seiner ersten Erscheinung, ist in diesem Alter ungemein gro, er ist so gro, da, wo er nicht aus der und durch die Umgebung befriedigt wird, ihn die Knabenwelt aus und durch sich selbst zu befriedigen sucht, und die besonders in den Zeiten und den Tagen der Ruhe, namentlich auch dann, wenn die Krper und Ordnungsgeschfte des Tages beendigt sind. Wer hat nicht gesehen und ist nicht davon mit Achtung erfllt worden, wie ein Kreis von Knaben dieses Alters sich um den aus ihrer Mitte versammelt hat, welchen ein gutes Gedchtnis und eine lebendige Einbildungskraft zu ihrem Erzhler bestimmt hat, wie da die brigen mit gespannter Aufmerksamkeit zuhren, wenn seine Erzhlung ihren Lebenswunsch erfllt und ihnen Handlung, That, Urteil durch That besthtigt, mit einem Worte: Beyspiel und Wort in Einigung mit ihrem Innern ihnen vorfhrt! -- Aber auch selbst die Gegenwart, in welcher der Knabe lebt, enthlt noch vieles, was der Mensch dieser Entwickelungsstufe sich nicht deuten kann und sich doch so gern deuten mchte; was ihm stumm erscheint und von dem er wnscht, da es reden mchte; was ihm todterscheint und von dem er doch so gern mchte, da es lebend und lebendig wre. Von andern wnscht er diese Deutung zu vernehmen, von andern wnscht er, da die stille Sprache der ihm stummen Gegenstnde sie ihm hrbar machten, den stummen Gegenstnden Sprache gben: den innern, leben- Seite 137 digen Zusammenhang aller Dinge, welchen sein Innerstes ahnet, den mchte er durch Wort und Sprache sich klar ausgesprochen hren. Doch auch diesen andern ist nicht immer und hufig, ja fast gar nicht mglich, des Knaben Wunsch zu erfllen, und so entwickelt sich in demselben das Lebensbedrfnis und der Drang der Fabel und des Mrchens, welche beyde sprachlosen Gegenstnden Sprache und Vernunft beilegen, die erstere innerhalb der Grenze der menschlichen und das zweyte ber die Grenze der menschlichen Verhltnisse und der menschlichen, irdischen Erscheinungen hinaus. -- Auch die hat gewi jeder bemerkt, welcher nur das Leben der Knaben dieses Alters mit einiger tiefern und erfassenderen Aufmerksamkeit beachtet hat; sowie, wenn auch hier durch des Knaben Umgebung dieses Bedrfnis des selben nicht befriedigt wird und werden kann, da er dann ganz durch sich selbst auf die Erdichtung und Darstellung von Mrchen und Fabeln fllt, und solche entweder nur in sich, oder auch fr seine Altersgenossen ausbildet und diese zu ihrer groen Freude damit unterhlt. Diese Mrchen und Erzhlungen legen dann dem Beobachter sehr sprechend dar, was in dem tiefen Gemthe des jungen Erzhlers demselben ohne Zweifel selbst noch ganz unbewut sich bewegt. Was er in sich selbst fhlt und was in ihm lebt und wozu sogar, um es sich nur selbst auszusprechen, ihm noch die Sprache mangelt, das wnscht er von anderen und durch andere ausgesprochen zu hren. Seite 138 Was des Knaben Gemthe ahnet, was ihm das Herz schwellend macht im Gefhl der Freude und Lust, wie im Fhlen der Kraft und des Frhlings, das mchte sein Wort sagen; doch der Knabe fhlt sich fr sich selbst unmndig; er sucht nach Worten, und da er solche noch nicht in sich finden kann, so freut er sich innig, solche auer sich durch Aussprche, besonders durch Lied und im Liede zu finden. Singt nicht der heitere, frohe Knabe auf dieser Stufe so gern? -- fhlt er nicht im Gesange sich selbst erst wahrhaft lebend? -- ist es nicht das Gefhl der wachsenden Kraft, welches auf Wanderungen durchs Tal zum Berg, vom Berg zum Berg von seinen Lippen und aus gesunder Kehle das aufmunternde Lied laut erschallend macht? -- Der Drang, so gern ber sich selbst klar zu sein, fesselt den Knaben; so sahen wir ihn an dem klaren, reinen, lebendigen, ruhigen oder bewegten Wasser; immer zieht es ihn in seinem Spiele wieder an dasselbe zurck, weil er darin sich selbst, das Bild seiner Seele schaut, und er in und durch dasselbe ber das geistige Wesen derselben klar zu werden hofft. Was das Wasser im Bach und See, was die reine Luft und klare Ferne vom Gipfel des Berges fr die Seele des Knaben ist, das ist ihm das Spiel: -- ihm fr das Leben ein Spiegel der ihn knftig erwartenden Kmpfe des Lebens; darum, um fr diese zu erstarken, sucht wohl sogar der Knabe und der sptere Jngling Hindernis, Schwierigkeit und Kampf im Spiele auf. -- Seite 139 Sehnsucht, von der Vorwelt und von der Natur Kunde zu bekommen, fesselt den Knaben von neuem und immer wiederkehrend an Blumen und altes Gemuer und verfallene Gewlbe; Drang nach Darstellung dessen, was Gemth und Herz schwellend macht, treibt ihn zum Gesang, und so ist es gewi, da sehr viele der uern Erscheinungen, sehr vieles von dem Handeln und Thun der Knaben eine innere geistige Bedeutung hat, das innere, geistige Leben und Streben desselben bezeichnet, also sinnbildlich, symbolisch ist. Wie so heilsam wrde es fr Eltern und Kind, fr deren Gegenwart und Zukunft sein, wenn von den Eltern an dieses Sinnbildliche des Kindes und Knabenalters geglaubt, wenn in dieser Beziehung von Eltern das Leben ihrer Kinder beachtet wrde, welch ein neues lebendiges Band wrde die zwischen Eltern und Kind schlingen ; welch ein neuer Lebensfaden wrde sich zwischen deren jetziges und knftiges Leben hinziehen! -- So das reine Knabenleben dieses Alters. Blicken wir nun von dieser Vorfhrung des innern und uern reinen Knaben- und Kinderlebens, welches uns zum Segen der Menschen noch da, wo eine der Menschennatur und dem Menschenwesen angemessene Kinder- und Knabenfhrung und Erziehung herrscht, und in der Wirklichkeit da und dort wohl in grerer Schnheit, Flle und Lebendigkeit als hier dargestellt, entgegentritt; blicken wir nun von diesem reinen Kinder- und Knabenleben auf und in das Kinder- und Seite 140 Knabenleben, wie es uns leider in der Wirklichkeit, in der Mehrzahl, wenn auch nur teilweise sich zeigt; blicken wir besonders in des Kindes und Knaben kindliches, brderliches, husliches, thtiges und arbeitsames Schler und Genossenleben: so mssen wir unumwunden aussprechen, da da vieles ganz anders entgegentritt, da Eigensinn, Trotz, Bequemlichkeit, Geistesund Krpertrg und Faulheit, Sinnenund Gaumendienst, Eitelkeit und Eigendnkel, Rechthaberei und Herrschsucht, Unbrderlich und Unkindlichkeit, Leerheit und Oberflchlichkeit, Arbeits, ja sogar Spielscheu, Ungehorsam und Gottesvergessenheit usw. begegnet. Schauen, suchen wir nun nach den Quellen dieser und der vielen andern fehlerhaften Kinder und Knabenerscheinungen im Leben, welche keineswegs verneint werden knnen, so tritt in seinen uersten Endpunkten ein zweyfacher Grund entgegen: einmal vllig unterlassene Entwickelung verschiedener Seiten des rcinen Menschenwesens, dann die frhe fehlerhafte Richtung, die frhen fehlerhaften, unnatrlichen Entwickelungsstufen und Verdrehungen der ursprnglich guten menschlichen Krfte, Anlagen und Bestrebungen durch willkrliches, gesetzloses Eingreifen in den ursprnglichen, gesetzmigen und nothwendigen Entwickelungsgang des Menschenwesens, des Menschen. Denn wohl ist das Wesen des Menschen an sich gut und wohl gibt es in dem Menschen an sich gute Eigenschaften und Bestrebungen, aber keineswegs ist der Mensch an und durch sich schlecht, ebensowenig, als es durch sich selbst schlechte, noch Seite 141 weniger bse Eigenschaften des Menschen gibt, wenn man nicht das Endliche, Krperliche, Vergngliche, Leibliche an sich und als solches, und in seinen Eigenschaften und Folgen -- was aber seinen unumgehbaren Grund und sein Daseyn in der Erscheinung des Ewigen im Zeitlichen und als Zeitliches, des Einigen im Einzelnen und als Einzelnes, in der Bestimmung des Menschen zum Bewutsein, zur Vernunft und Freyheit hat, -- wenn man jenes und das, was nothwendig daraus folgt, da der Mensch mu fehlen knnen, um gut und tchtig, tugendhaft zu sein, da er sich mu zum Sklaven machen knnen, um wahrhaft frei zu sein, wenn man die nicht an sich bs, schlecht und fehlerhaft nennen will. Wer das Gttliche und Ewige mit Selbstbestimmung und Freyheit thun soll, der mu das Irdische und Endliche thun knnen und drfen. Da Gott sich in der Endlichkeit kundthun wollte, so konnte es nur durch und am Endlichen und Vergnglichen geschehen; wer darum das Zeitliche, Einzelne und so das Endliche, Krperliche, Leibliche an sich schlecht nennt, der verachtet dadurch die Schpfung, das Gewordene, die Natur an sich; ja er lstert im eigentlichen Sinne Gott. Ebenso ist es schon Verrat an der Menschheit und am Menschen, wenn gesagt wird, er sey seinem Wesen nach, er sei an sich weder gut noch schlecht oder bse; wieviel mehr ist es noch Verrat, wenn sogar auszusprechen gewagt wird, der Mensch sey an sich und seinem Wesen nach schlecht, bs. Der Mensch vernichtet dadurch fr den Menschen Gott; denn er vernichtet Seite 142 dessen Werk und so Mittel und Weg, Gott wahrhaft zu erkennen und bringt so die Lge, die einzige Quelle alles Bsen, in die Welt. Gibt es ein Bses, welches an sich bse genannt werden kann, so ist es dies, weil es das erste Bse ist; aber die Lge hat kein Bestehen in sich; sie ist schon vernichtet und wird, so wie sie dem Wesen nach schon vernichtet ist, auch als Erscheinung vernichtet werden; denn der Mensch ist weder mit noch zur Lge erschaffen, sondern mit und zur Wahrheit; der Mensch schafft auch nicht die Lge aus sich, aus seinem Wesen; sondern der Mensch kann die Lge schaffen und schafft die Lge, eben weil er von Gott zur Wahrheit geschaffen ist; der Mensch schafft dadurch die Lge, da er dies entweder sich fr sich selbst oder fr andere nicht anerkennen macht; der Mensch schafft dadurch die Lge, da er verhindert, da der Mensch die in sich selbst und durch sich selbst aus der reinen Quelle seines Wesens erkenne und andern anerkennen mache. Der Mensch als irdische Erscheinung, als Erdenwesen ist bestimmt, da Geist und Krper, Leib und Seele in einem gewissen Ebenmae, Gleichgewichte mit Bewutsein und Vernunft ausgebildet werde; alle Fehlerhaftigkeit, ja die Erscheinung der Schlechtigkeit und Bosheit, die am Menschen ist und die durch den Menschen geschieht, die ihm gleichsam anklebt und wie ein Truggewand umgibt, die er sogleich von und durch sich selbst abwerfen wrde, wenn er nur zur reinen und klaren Erkenntni seines Wesens kommen Seite 143 knnte, wenn er, zu ganzer oder teilweiser Erkenntni und Einsicht gekommen, durch Verwhnung und Schwchung nur nicht so kraft und willenlos gemacht wre, es durch sich selbst abzuwerfen, -- alle diese Fehlerhaftigkeiten und Schlechtheiten haben blo in dem gestrten Verhltnisse dieser beyden Seiten des Menschen: seiner Natur, dem Gewordenen, und seinem Wesen, dem Seyenden in ihm, ihren Grund. Darum liegt aller Erscheinung der Fehlerhaftigkeit in dem Menschen eigentlich und ursprnglich eine zerdrckte oder verrckte gute Eigenschaft, ein gutes Streben, nur zurckgedrngt, miverstanden oder migeleitet, verleitet, zugrunde, und darum besteht das einzige, aber auch nie trgende Mittel, alle Fehlerhaftigkeit, ja Bosheit und Schlechtigkeit zu vernichten und aufzuheben, darin, sich zu bemhen, die ursprnglich gute Quelle, Seite des menschlichen Wesens aufzusuchen und aufzufinden, in deren Zerdrckung, Strung oder Mileitung die Fehlerhaftigkeit ihren Grund hat, diese dann zu nhren, zu pflegen, aufzurichten, recht zu leiten; so wird die Fehlerhaftigkeit endlich, wenn auch mit mhseligem Kampfe gegen die Gewohnheit, nicht gegen ursprnglich Bses im Menschen, schwinden, und dies um so schneller und sicherer, weil der Mensch selbst den Weg der Fehlerhaftigkeit verlt; denn der Mensch will lieber das Rechte als das Schlechte. So ist, um eins auszuheben, keineswegs zu leugnen, da jetzt uerst wenig eigentlich kindlicher, cht frommer Sinn, wenig gemeinsam schonender, wenig brderlich duldender, wenig cht religi- Seite 144 ser Sinn in der Kinder und Knabenwelt, dagegen viel Selbstsucht, Unfreundlichkeit, besonders Roheit usw. in derselben herrsche ; der Grund davon liegt ganz einfach und einzig in dem nicht allein von frhe an in dem Kinde und Knaben nicht geweckten und spter in demselben nicht genhrten, sondern im Gegenteil von frhe an zwischen Eltern und Kindern vernichteten und gestrten Gemeingefhle. Soll darum wieder chte Brderlichkeit, chte Kindlichkeit, vertrauender, cht liebend frommer Sinn, Vertrglichkeit, Schonung und Achtung des Genossen und Nebenmenschen herrschend werden, so kann es nur dadurch geschehen, da jetzt noch an das in jedem Menschen ruhende Gemeingefhl so viel oder so wenig sich davon noch vorfinde angeknpft und die mit der grten Sorgfalt gepflegt werde; dann werden wir auch gewi bald wieder das besitzen, was wir jetzt mit so groem Schmerz in Beziehung auf Familien, menschliches und religises Leben so sehr vermissen. Eine andere Quelle vieler Knabenfehler ist die Uebereilung, die Unachtsamkeit, der Leichtsinn, mit einem Worte die Gedankenlosigkeit, d. h. das Handeln nach einem alle Sinnen und Krperthtigkeit gefangennehmenden, an sich ganz unschdlichen, unschuldigen, wohl sogar lobenswerten Triebe, wovon aber die Folgen der Befriedigung in diesem einzelnen Falle dem Knaben in seiner Lebenserfahrung noch nicht vorstanden und es ihm auch gar nicht in den Sinn kam, sich die Folgen der Handlung aus der Sache selbst zu erklren. Seite 145 So puderte ein Knabe von nichts weniger als bsem Gemthe seines ihm sehr lieben Oheims Percke in wahrer Lust ber sein Werk mit Pulver von klar gemahlenem Gyps, ohne sich im mindesten etwas Fehlerhaftes, noch weniger das dabey zu denken, da das scharfe Steinmehl nothwendig dem Haare derselben usw. nachteilig sein msse. Ein anderer Knabe fand in einem groen Wassergef tiefe runde Porzellanschsseln; zufllig bemerkte er, da diese Schsseln, umgekehrt auf die glatte, ruhige Wasserflche fallend, einen knallenden Schall bey einer schnellenden Bewegung von sich gaben. Diese Erscheinung machte ihm Freude; er versuchte sie oft, sich bestimmt sagend, da ja das Gef in dem ausweichenden tiefen Wasser nicht zerbrechen knnte; oft glckte es, und um die Wirkung immer schner zu machen, mute die Schssel immer hher herabfallen; doch einmal fiel die Schssel so ganz waagrecht auf die waagrechte Wasserflche und von einer solchen Hhe herab, da die zwischen der Wlbung der Schssel und dem Wasser eingeprete Luft nach keiner Seite ausweichen konnte und doch so zusammengedrckt wurde, da die Gewalt dieser gewaltsam eingepreten Luft die vllig schadlose Schssel durch einen senkrechten Sto in zwey fast vllig gleiche Theile teilte. Betroffen und betrbt stand nun der kleine sich selbst lehrende Physiker bey dem unerwarteten Erfolge seines ihn so hoch erfreuenden Spieles. -- Doch noch bey weitem mehr und kaum glaublich kurzsichtig ist der Knabe in dem Nachgehen seines Lebenstriebes. Ein anderer Knabe warf lange nach dem kleinen Seite 146 Fenster eines benachbarten Gebudes mit recht ernstem Bemhen, es doch zu treffen; aber dabey weder ahnend, noch weniger sich sagend, da, wenn der Stein das Fenster seinem Streben und Wunsche nach treffe, das Fenster nothwendig entzweigehen msse ; der Stein trifft ; es klingt, und der Knabe steht fest an der Stelle gewurzelt.-- So zielte ein anderer, keineswegs bsartiger, im Gegenteil sehr gutmtiger Knabe, welcher selbst die Tauben sehr liebte und pflegte, mit vlliger Lust und Streben sein Ziel zu treffen, nach des Nachbars schner Taube auf dessen Hausforst, ohne dabey zu bedenken, da, wenn die Kugel trfe, nothwendig die Taube fallen mte, ohne weiter zu bedenken, da die wohl eine Mutter ihrer Pflege noch ganz bedrftiger Jungen sein knnte; er scho, die Kugel traf; die schne Taube sank, ein sehr schnes Taubenpaar war zerrissen, und nur noch beflaumte Junge hatten ihre sie nhrende und erwrmende Mutter verloren etc. -- Es ist gewi eine sehr tiefe Wahrheit, deren Nichtanerkennung sich leider tglich schwer rcht, da es am meisten der Mensch, der andere Mensch, oft selbst der erziehende Mensch selbst ist, welcher den Menschen, das Kind und den Knaben erst schlecht macht; die geschieht dadurch, da man alle dem, was von seiten des Kindes oder des Knaben entweder aus Unkunde, Unberlegtheit oder auch wohl als Folge eines sehr scharfen Blickes fr das Rechte oder Unrechte auer ihm und so aus einem seht tchtigen und lobenswerten Rechtsgefhle geschieht, immer eine bse, schlechte, wenigstens schiefe Ab- Seite 147 sicht zum Grunde legt. Leider gibt es auch noch solche Unglcksmenschen unter den Erziehern; sie sehen immer an den Kindern und Knaben kleine boshafte, tckische, lauernde Teufelchen, wo andere hchstens einen zu weit getriebenen Scherz oder die Wirkung einer zu sehr freigelassenen Lebenslust erblicken. Solche Unglcksvgel, besonders als Erzieher, machen den, wenn auch nicht ganz unschuldigen, doch schuldlosen Menschen und ein solches Kind erst schuldvoll, denn sie setzen Gesinnungen, Handlungen in ihn, die ihm noch fremd sind, sie machen ihn, wenn auch zunchst nicht willens, doch thatschlecht, sie schlagen ihn geistig tot, nehmen ihm das Leben, damit er erkenne, er habe dieses Leben nicht durch und aus sich, knne es sich auch nicht selbst geben ; aber das chte Leben ist nun weg, er kann es sich auch nicht geben, was hilft nun die thatlose Erkenntni, was hilft der kraftlose Wunsch ohne Thatkraft? Das, was sie bs und schlecht gemacht haben, dadurch, da sie glauben, auch nicht einmal das Kind knne zum Besitz des Himmels gelangen; einen Himmel in seinem Gemthe tragen, ohne vorher, lindestens gesagt, durch die Schuld hindurch zu gehen, das soll dann der liebe Gott wieder gutmachen, und das nennen sie: das Kind fromm machen. Die Verfahren ist gleich dem des kleinen gutmtigen Jungen, welcher von seiner Fliege oder seinem Kfer, der von seinem vielen Behandeln matt, auch wohl fulos ist, in fester Ueberzeugung sagt: -- er oder sie ist zahm. -- So gibt es noch Kinder und Knaben, welche bey groer Fehlerhaftigkeit in der u- Seite 148 ern Erscheinung wegen Nichtanschauung, Nichtbeachtung, aber auch Nichtkenntnis der uern Lebensverhltnisse, indem sie sich so ganz dem treibenden innern Leben hingeben, doch das allerinnigste, sehnlichste Streben haben, gut und tchtig zu werden. Solche Knaben werden aber auch leider zuletzt wohl gar wirklich in sich schlecht und eben erst dadurch, da man sie in ihrem innersten Streben nicht nur zu hufig nicht erkannte, sondern sie sogar verkannte; wrde ihnen diese Anerkenntnis aber noch zur rechten Zeit werden, so wrden sie gewi oft noch die ber allen Vergleich tchtigsten Menschen werden. Ja, Kinder und Knaben werden sehr hufig von Erwachsenen, Eltern und Erziehern wegen Fehlern und Vergehungen bestraft, die sie frher vielleicht von ebendenselben erst bekommen haben ; besonders legt sehr hufig die Strafe, namentlich die Wortstrafe erst Fehler in die Kinder, bringt ihnen sogar dadurch erst Fehler zur Kunde und Kenntnis, welche sie gar nicht besitzen. Der Mensch versndigt sich darum bey weitem mehr gegen den Menschen, gegen die Kinder, als gegen Gott; denn was vermag das schnde Handeln des unntzen Kindes gegen die Wrde des in anerkannt bewhrter Tugend dastehenden Vaters? aber was kann der unntze Knabe nicht dem jngeren Kinde an Seele und Leib durch Wort und That schaden! -- So die das Verhltnis des Menschen zum Menschen und zu Gott. -- Es zieht sich ja auch, wie schon angedeutet, ein tiefer, ahnender, sehnender Sinn in des Knaben Gemthe durch Seite 149 alles hindurch, was er in diesem Zeitraume tut, durch alles ein tiefer bedeutungsvoller Sinn; alles sein Thun hat einen gemeinsamen Charakter; denn er sucht ja die alle Dinge und Wesen einende Einheit, und so auch sich in und unter allen Dingen zu finden. Eine sich selbst nicht zu deutende Sehnsucht treibt ihn besonders zu den Dingen der Natur, zu den Dingen, Pflanzen und Blumen usw. in der Natur, die im Verborgenen stehen; denn ein sicheres Gefhl sagt ihm: nicht offen und uerlich liegt da, was das Sehnen des Gemthes befriedigt, aus der Verborgenheit und Dunkelheit soll und mu es hervorgefrdert werden. Das Nhren dieser Sehnsucht wird nicht allein frh versumt, sondern sogar das Streben des Knaben, sie durch und aus sich zu nhren, wird leider zu frhe gestrt; denn der natrlich gefhrte Knabe dieses Alters sucht, so schwach und sich unbewut, in sich selbst unerkannt auch immerhin die Andeutungen sein mgen, eigentlich nur die alle Dinge einende Einheit, die nothwendige lebendige Einheit, den Grund aller Dinge, -- Gott --, nicht den von Menschenklugheit und Menschenwitz gemachten und geformten, sondern nur den, der immer dem Herzen und Gemthe, dem lebendigen Geiste nahe ist, und darum auch nur im Geiste und in der Wahrheit erkannt, und zu dem auch nur so gebetet werden kann. Der Knabe in seiner Reife findet einzig auch nur darin Befriedigung, Ihn, den in unerklrlichem Sehnen und Suchen Geahnten, gefunden zu haben, weil er nur dann auch sich selbst erst gefunden hat. -- Seite 150 So das freythtige innere und uere Leben des Menschen, des Knaben, in und auf seiner Schlerstufe, als Schler. Was ist nun Schule? Schule ist das Streben, das Wesen und innere Leben der Dinge und seiner selbst dem Schler erkennen und bewut zu machen, die innern Verhltnisse der Dinge zu und untereinander, zu dem Menschen, Schler, und zu dem lebendigen Grund und der sich selbst klaren Einheit aller Dinge, zu Gott, kennen zu lehren und bewut zu machen. Der Zweck des Unterrichts ist: die Einheit aller Dinge und das Ruhen, Bestehen und Leben aller Dinge in Gott zur Einsicht zu bringen, um dieser Einsicht gem einst im Leben handeln und wirken zu knnen ; das Mittel und der Weg dazu ist der Unterricht, das Unterrichten selbst. Darum tritt durch Schule und Unterricht einmal dem Schler die Auenwelt und er sich selbst als auch mit zu ihr in einer Beziehung gehrig als ein ihm Entgegengesetztes, Gesondertes, Fremdes und Anderes entgegen. Dann weist ferner die Schule die inneren Richtungen, Verhltnisse und Beziehungen einzelner Dinge und Sachen zueinander nach und steigt so zu immer hherer Allgemeinheit und Geistigkeit empor. Dehalb tritt der Schler und Knabe, wie er in die Schule tritt, aus der uern Ansicht der Dinge heraus und in eine hhere geistige ein. Dieses Heraustreten des Kindes aus der uern und oberflchlichen und das Eintreten desselben in die innere und darum zur Erkenntni, Ein- Seite 151 sicht und zum Bewutseyn fhrende Ansicht der Dinge, dieses Heraustreten des Kindes aus der Hausordnung in die hhere Weltordnung macht den Knaben zum Schler, die Schule zu dem, was sie ist, zur Schule. -- Die Schule als eine Anstalt zur Aneignung einer grern oder geringern Menge von Mannigfaltigkeiten und darum uerlichkeiten macht die Schule keineswegs zur Schule, sondern einzig der geistige, lebendige Hauch und Odem, der alle Dinge belebt, in dem alle Dinge sich bewegen. Mchten die alle die tief erwgen, denen Fhrung, Leitung, Einrichtung usw. der Schulen als Beruf obliegt. Darum setzt die Schule rein als solche ein sich selbst klares Bewutsein voraus, welches gleichsam ber und zwischen der Auenwelt und dem Schler schwebe, das Wesen beyder in sich eine, das Innere beyder in sich trage, zwischen beyden vermittelnd dastehe, beyden Sprache und gegenseitiges Verstndnis gebe, und die ist der Meister in dieser Kunst, der darum auch Meister heit, weil er wenigstens fr das Mehreste, Meiste die Einheit der Dinge nachzuweisen imstande sein soll; er ist Schulmeister, weil er sich selbst und andern das innere, geistige Wesen der Dinge nachweisen und zur Einsicht bringen soll. Die ahnet, hofft, glaubt und fordert auch jedes Kind, Schulkind, von seinem Schulmeister; diese Ahnung und Hoffnung und dieser Glaube ist das unsichtbare und vielwirkende Band zwischen ihnen beyden. Diese Ahnung und Hoffnung, dieser kindliche Glaube der Kinder ist es wohl auch, wodurch unsere alten Schulmeister auf ihre und Seite 152 in ihren Kindern viel mehr zur Hervorfrderung cht inneren Lebens wirkten, als viele der heutigen Schullehrer, welche die Kinder mit einer so groen Menge von Dingen bekannt machen, ohne sie in ihrer nothwendigen innern, geistigen Einheit zu zeigen und in derselben zu verknpfen. Man erwidere nicht, da, wenn diese hhere und hchste Ansicht der Schule auch wahr sey und ein geistiges, inneres Bild derselben wohl Bestehen und Daseyn habe, so liee sich dies wohl schwerlich in der Wirklichkeit nachweisen, wenigstens nicht dort, wo ein Schneider als Schulmeister auf seinem Tische wie auf einem Throne sitze und die Schulkinder unter ihm ihr a -- be, ab, und ihre Hauptsumma aller Lehre hersingen, und dort, wo ein alter Holzmacher in dunkler eingeruter Stube im Winter die Erklrung des kleinen Lutherischen Katechismus wie seine Keile zum Holzspalten zubeilt, hier und usw. wre doch wohl von einem geistigen Odem und Wesen und Leben nicht die Rede! -- Aber ja! -- Hier ist eben recht davon die Rede, wie knnte sonst hier der Blinde dem Lahmen den Weg zeigen und der Verkrppelte dem Schwachen auf die Beine helfen? -- Einzig die Kindes- und Knabenahnung, der Kindes- und Knabenglaube, die Kindeseinfalt, welche hofft und glaubt, da ihr Schulmeister, eben weil er nun Schul--Meister heit und ist, darum auch das uerlich Getrennte innerlich geistig einen, das Tote beleben und dem Leben Bedeutung geben knne. Diese Ahnung, und Seite 153 sey sie so nebelgrau, ja so umnachtet, als sie nur wolle, diese ist es einzig, wodurch der Schulmeister das wirkt, was er wirkt; diese Ahnung und jener Glaube sind die allbelebende Luft, wodurch die Steine, die er seinen Kindern zum Essen reicht, ihnen zur Speise, wenn auch nicht fr Kopf, doch frs Herz werden; diese Ahnung, Hoffnung und Sehnsucht ist es, dieser alles belebende Geist und Odem, der, wenn er auch innerhalb vier rauchiger Wnde weht, dem Schulknaben seine Schule so lieb macht. Der Geist, der chte Geist der Schule, kommt wie der Geist Jesu und Gottes nicht durch uerliche Gebrde, und so machen es auch luftige Schulstuben als solche nicht, wenn der Luftzug und Wind das hhere geistige Leben, den hheren Lebenshauch daraus verwehet hat. Klare, helle Schulzimmer sind ein hohes, kstliches Geschenk und des tglichen Dankes des Lehrers und der Schler wert; aber sie als solche machen es noch nicht; Luthers Worte: "Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine uerliche Zucht; aber der ist recht wrdig und wohlgeschickt, der den Glauben und das Vertrauen hat" finden auch hier ihre Anwendung. Der Glaube und das Vertrauen, die Hoffnung und das Ahnen, mit welchen das Kind in die Schule tritt, die schaffen alles, die bewirken in den oben bezeichneten Schulen Riesenhaftes; denn das Kind tritt mit dem kindlichen Glauben, der stillen Hoffnung und der dunkeln Ahnung in die Schule: hier wird dich etwas gelehrt, was auer der Schule du nicht lernen kannst; hier bekmmst du Nahrung fr deinen Geist und Seite 154 Gemth, auer ihr nur Nahrung fr Krper und Leib, hier so lebt es buchstblich der Hoffnung und Ahnung nach in dem Kinde, hier Nahrung, Speise und Trank, die Hunger und Durst lschen, dort Speise und Trank, nach deren Genu du immer von neuem wieder hungerst und drstest. Mit diesem Glauben hrt es auch das gewhnliche Wort, die gewhnliche Rede in dem Munde des Mannes, der ihm, dem Kinde, dem Knaben, Schulmeister ist. Hat die Rede "und das Wort auch keinen hohen geistigen Sinn, so findet ihn doch des Kindes Glaube darin, und die hohe geistige Verdauungskraft des Kindes zieht Nahrung aus Holz und Stroh. Wenn nun schon der Schneider und Holzhauer oder Weber dann, wenn er lehrt, aufhrt fr das Kind Schneider, Holzhauer und Weber zu sein, sondern ihm wird, was er heit, Schulmeister: wieviel mehr da, wo der Schullehrer in Dorf oder Stadt, er heie nun Organist, Kantor oder Rektor, wahrhaft Schulmeister ist oder war. Fragt aber auch da jedes chte Schulkind, es frage jeder sich selbst, der ein chtes Schulkind war in Dorf oder Stadt, mit welchem Gefhle er sich da dem Schulhause nherte und noch mehr, mit welchem er in die Schulstube eintrat, wie es ihm immer war, und wie er sich jeden Tag mehr oder minder bewut war, als trte er in eine hhere geistige Welt. Wie wre es sonst mglich, da die kaum zur Schule gefhrten Kinder whrend einer ganzen Woche einen Hauptspruch aus der sonntglichen Predigt, z.B.: "Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes", jeden Tag Seite 155 lnger als eine Viertelstunde ohne Ermden und im Gefhle erhhten Lebens vor und nachsprechen konnten? -- Und wie wre es sonst wohl mglich, da so bilderreiche und fremdbilderige Lieder wie: "Es kostet viel ein Christ zu sein" und "Schwing dich auf, mein Herz und Geist" mit Lust und mit wahrhaft innerer Erhebung und lebendigem Ergreifen ins Leben nicht nur von jedem Schler whrend einer ganzen Woche teil- und abschnittweise tglich gesungen, sogar angeeignet, oder wie man es uerlich nennt, auswendig gelernt werden konnten, und die frhe, nicht in dem reifern, sondern in dem mittlern Knabenalter so auswendig gelernt werden konnten, da Jngling und Mann in den Strmen und im Drange des Lebens darauf wie auf einem Fels ruhen und an demselben wie an einem Baume sich erheben konnte? -- Man stelle hier nicht den etwaigen Muthwillen der Knaben in den Schulen als Widerspruch entgegen; eben durch die Wirkung der Schule, durch die erhhte innere geistige Kraft und den erreichten Zweck der Schule, die Nhrung derselben, fhlt sich der Knabe freier und bewegt sich freyer; kopfhngend, lebenstrge soll der chte Schulknabe nicht seyn, sondern Geistes- und Lebens-frisch, Geist- und Krper-krftig. Darum denkt sich auch der eigentlich muthwillige Schulknabe, seinem gesunden Lebensmuthe froh nachgebend, wohl jemals kaum eine nachteilige Folge davon in Beziehung auf das uere Leben. Es ist hchst falsch, wenn wir glauben, die innenwirkende, belebende, vereinende (intensive) Kraft des Men- Seite 156 schen nhme mit den Jahren und dessen Ausbildung zu. Die innenwirkende, belebende, einende Kraft nimmt ab, whrend die ausdehnende, herauswirkende, gestaltende, vermannigfachende (extensive) Kraft zunimmt. Das Gefhl und Bewutsein der letzteren, der ausdehnenden, gestaltenden Kraft in dem Menschen vernichtet leider so leicht und so hufig die Er- und Anerkenntnis der frher dagewesenen innenwirkenden, belebenden, einenden Kraft; die und die Verwechslung beyder im Wesen und in der Erscheinung fhrt uns im Leben die groen Migriffe im Schulwesen und in der Kinderfhrung entgegen, denen wir so hufig begegnen, und nimmt dem Leben eines jeden selbst seinen chten Grund und Boden. Wir trauen jetzt der innenwirkenden und einenden Kindes und frhen Knabenkraft zu wenig zu, muten ihr als einer geistig belebenden zu wenig an: darum leistet sie auch in dem sptern Knabenalter so wenig; denn der Nichtgebrauch der innern Kraft macht selbst die innere Kraft schwinden. Oder wir spielen mit der an den Kindern hervorkommenden, an ihnen bemerkten Kraft; darum geht es uns mit ihnen auch wie mit einem Magnet, den man unthtig, ohne ihm etwas zu tragen zu geben, hngen oder wohl gar liegen lt oder mit dessen magnetischen Wirkungen man ein regel und gesetzloses Spiel treibt: in beyden Fllen vermindert und verliert sich die Kraft, soll er sie nun spter zeigen, so ist er kraft, bleibt er wirkungslos; so jene Kinder, will man ihnen spter physisch und moralisch etwas zu tragen geben, so zeigen sie sich als Schwchlinge. Seite 157 Mchten wir zur rechten Beurteilung und Wrdigung der belebenden Kindes- und Knabenkraft nie vergessen, was einer unserer grten Deutschen sagte: da es ein grerer Schritt sey von einem Suglinge bis zu einem sprechenden Kinde, als von einem Schulknaben zu einem Newton. Sind also die Schritte nach der Kindheit hinauf grer, so mu auch die Kraft hher sein; die sollten wir erwgen; die sptere Ausdehnung, Mannigfaltigkeit, Einzeln und Gestaltetheit der Manneserkenntnis und Einsicht (Extensivitt derselben) verdunkelt und vernichtet den Blick auf und in die frhere Einheit, Einigung und Belebung (Intensivitt) der Menschenkraft. Also der Geist ist es einzig, der die Schule zur Schule, die Stube zur Schulstube macht. Nicht die noch grere Zergliederung und Vereinzelung schon des Einzelnen an sich, welches ja gar keine Grenze kennt und immer wieder einen neuen Grund der Zergliederung und Vereinzelung aufstellt, sondern die Einigung des Einzelnen und Geteilten durch Beachtung, Anschauung und Erkenntni des Geistes, des einenden Geistes, der in allem Einzelnen und aller Mannigfaltigkeit lebt: die ist es, was die Schule zur Schule macht. Verget es nie: das Lehren und Mitteilen einer Mannigfaltigkeit und Vielheit als solcher macht nicht die Schule zur Schule, sondern nur das Hervortretenmachen des ewig lebendig Einen, das in allen Dingen ist. Weil die aber jetzt so hufig vergessen und hintangesetzt wird, so gibt es Seite 158 jetzt so viele Schullehrer und so wenig Schulmeister, so viele Lehranstalten, aber so hchstwenig Schulanstalten. Mag man nun wohl auch nicht wissen, wenigstens sich nicht klar und bestimmt genug ausgesprochen haben und noch aussprechen, welcher Geist eigentlich in chten Schulanstalten wehte und auch wohl noch hie und da wehet, welcher Geist und welcher Odem Schulen eigentlich beleben soll; es mag ihn auch wohl der echte, treue Schulmeister in der Einfachheit seines Berufes seLbst nicht erkannt, sich ihn nicht genannt und ausgesprochen haben, denselben auch jetzt in der Treue seines Berufes, in dem Durchdrungensein von demselben selbst nicht erkennen, sich ihn selbst nicht nennen und aussprechen: darum aber schwand er auch so leicht und schnell und schwindet immer mehr. Wir sehen, auch hier besthtigt sich uns leider, was zu unserm schmerzlichen Trauern uns so oft im Leben begegnet: auch das hchste, kstlichste Gut geht dem Menschen verloren, wenn er nicht wei und nicht kennt, was er besitzt, wenn er sich dessen nicht bewut wird, und es so mit Bewutsein, Freyheit und Selbstbestimmung festhlt und aus sich mit Bewutsein, Freyheit und Selbstwahl darstellt. Die Kindesahnung und Hoffnung, der Kindesglaube und Kindessinn des Menschen zeigt wohl den Weg; aber das Bewutsein, die Einsicht und Selbstbestimmung des Menschen soll ihn in Klarheit und Ausdauer festhalten; denn der Mensch ist zum Bewutsein und zu einem Handeln mit Freyheit und Selbstwahl bestimmt. Seite 159 Weiter tritt bey lebendiger Vorfhrung dessen, was Schule ist und sein soll, die Wahrheit entgegen, da der Gegenstand, in welchem der Knabe, der Mensch, unterrichtet werden soll, zugleich auch der ist, uber welchen er unterrichtet werden soll; sonst bleibt der Unterricht und das Lernen ein gedankenloses Spiel und ohne Wirkung auf Kopf und Herz, Geist und Gemth. Durch das Gesagte sind nun zugleich die Fragen beantwortet, wenigstens leicht und klar aus demselben und durch dasselbe zu beantworten: sollen Schulen, und warum sollen Schulen und Unterricht sein, was und wie sollen sie seyn? -- Wir sollen als geistig krperliche Wesen denkend, bewut, vernnftig (vernehmend, d. i. mit Selbstwissen fhlend und empfindend) und so besonnen handelnde Menschen werden; wir sollen zuerst trachten nach Ausbildung unserer Kraft, unseres Geistes als eines von Gott empfangenen, nach Darstellung des Gttlichen im Leben, wissend, da dann auch alles Irdische sein Recht und seine Befriedigung erhalte; wir sollen zunehmen an Weisheit und Verstand bey Gott und den Menschen, in menschlichen und gttlichen Dingen; wir sollen wissen, da wir sind und sein sollen, in dem, das unsers Vaters ist; wir sollen wissen, da wir und alle Dinge der irdischen Erscheinung, dem irdischen Daseyn nach ein Tempel des lebendigen Gottes sind; wir sollen wissen, da wir vollkommen sein sollen, wie unser Vater im Himmel, und diesem Wissen gem und getreu sollen wir Seite 160 handeln und wirken. Dahin soll uns die Schule fhren, darum sollen Schule und Unterricht seyn, darum sollen sie diesem Zwecke gem beschaffen seyn. Was soll nun die Schule lehren? -- worin soll der Mensch, der Knabe als Schler unterrichtet werden? -- Nur die Betrachtung dessen, was die Entwickelung des Menschen auf der Knabenstufe, als Knabe und Schler, ist und fordert, kann zur Beantwortung dieser Frage fhren; die Kenntnis dieser Forderung und dieses Seins geht aber nur aus des Menschen Erscheinen als Knabe hervor. Was ist nun nach diesem Erscheinen, nach dieser Art und Weise seines Erscheinens das, worin der Knabe unterrichtet werden soll? -- Das Leben und die Erscheinung des Menschen als beginnenden Knaben zeigt zuerst ein lebendiges Durchdrungensein von einem eigenen geistigen Selbst, und zeigt die dunkle Ahnung des Bedingt, des Hervorgegangen und des Abhngigseins dieses geistigen Selbstes von, aus und durch ein hheres und hchstes Sein und Wesen, in welchem auch das Daseyn aller Dinge bedingt ist, aus dem alle Dinge hervorgegangen und von dem alle Dinge abhngig sind; das Leben und die Erscheinung des Menschen als Knaben zeig ein lebendiges Fhlen und Ahnen eines lebendigen, belebenden Odems und Wehens, in dem und durch das alle Dinge leben, von dem alle Dinge unsichtbar umgeben sind, wie Seite 161 der Fisch vom Wasser und der Mensch und alle Geschpfe von der klaren, reinen Luft. Der Mensch als Knabe und beginnender Schler erscheint wahrnehmend sein geistiges Wesen, ahnend Gott und das geistige Wesen aller Dinge; er erscheint in und mit dem Streben, jene Wahrnehmung sich immer mehr aufzuklren und die Ahnung zu besthtigen. Der Mensch als Knabe tritt der in sich und durch sich ihm gegenberstehenden Auenwelt mit der Ahnung und Hoffnung und mit dem Glauben gegenber, da auch in ihr und ber ihr ein hnlicher Geist wie in ihm und ber ihm lebe, da auch sie ein hnlicher Geist wie ihn durchdringe, und es treibt ihn ein inniges, unwiderstehliches, mit jedem neuen Frhlinge und neuen Herbste, mit jedem neuen, frischen Morgen und stillen Abende, mit jedem friedlichen, festlichen Tage wiederkehrendes Sehnen, sich dieses allwaltenden Geistes bewut zu werden, sich ihn gleichsam anzueignen. Die Auenwelt tritt dem Menschen auf der Knabenstufe mit dem zweyfachen Ausdruck entgegen; einmal bedingt und hervorgegangen durch Menschenforderung, Menschenkraft nach dem Willen und der Vorschrift des Menschen, oder aber bedingt und hervorgegangen nach der Forderung der in der Natur wirkenden Kraft. Zwischen dieser Auen, der Gestaltungs und Krperwelt und der Innen, der Gemths und Geisteswelt tritt, ursprnglich mit beyden als eins erscheinend und sich nach und nach von beyden als selbstndig loswindend, beyde Welten aber eben dadurch verknpfend, die Sprache auf. Seite 162 So sind Gemth und Auenwelt, hier zunchst Natur, und das sie beyde vermittelnd Verknpfende, Sprache die Angelpunkte des Knabenlebens, so wie sie auch schon die Angelpunkte des gesammten Menschengeschlechtes auf der ersten Stufe seiner Mndigwerdung, wie die heiligen Bcher zeigen, waren. Durch sie soll die Schule und der Unterricht den Knaben zu der dreyfachen, in sich aber einigen Erkenntni fhren: Zur Erkenntni seiner selbst in allen Beziehungen und so zur Erkenntni des Menschen berhaupt, seinem Wesen und seinen Verhltnissen nach, zur Erkenntni Gottes, der ewigen Bedingung, des ewigen Grundes und der ewigen Quelle seines Wesens und des Wesens aller Dinge und zur Erkenntni der Natur und Auenwelt, als hervorgegangen aus dem ewig Geistigen und durch dasselbe bedingt. Der Unterricht und die Schule soll den Menschen zu einem mit jener dreifachen, in sich einigen Erkenntni ganz in Ubereinstimmung stehenden Leben und Handeln fhren; die Schule und der Unterricht soll den Menschen als Knaben durch jene dreyfache in sich einige Erkenntni von der Neigung zum Willen, von der Willensthtigkeit zur Willensfestigkeit, und so stetig fortschreitend zur Erreichung seiner Bestimmung, seines Berufes, zur Erreichung seiner irdischen Vollendung fhren. -- Das Streben, die Ahnung von dem ursprnglich Einsgewesensein des wahrgenommenen eignen geistigen Selbstes, des Menschengeistes, mit Gott, zum klaren Bewutsein zu erheben, und in der sich darauf grndenden Einigung mit Gott zu seyn, und in dieser Einigung mit Gott Seite 163 in jeder Lage und in jedem Verhltnisse des Lebens ungetrbt und ungeschwcht fortzuleben: das ist Religion. Religion ist nicht ein Stehendes sondern ein wenig fortgehendes Streben und eben dadurch ein ewig Bestehendes. Das Beleben, Befestigen, das Aufklren der Wahrnehmung eines geistigen Selbstes, der Seele, des Geistes und Gemthes, als ruhend in, bedingt durch, und hervorgegangen aus Gott; das Erkennenmachen der Eigenschaften und des Wesens der Seele, des Geistes und Gemthes, in und durch Gott bedingt; das Einsehenmachen des nothwendigen Wesens und Wirkens Gottes; das Einsehenmachen des Verhltnisses Gottes zu den Menschen, wie es sich laut kund thut in dem eigenen Gemthe und Leben eines jeden, im Leben an sich, und sich besonders im Leben und in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, wie sie uns die heiligen Bcher aufbewahrt haben, kund getan und geoffenbart hat; und diese Erkenntni angewandt aufs Leben an sich, und besonders auf das eigene und in dem eigenen Leben eines jeden, angewandt zur Fortentwicklung und Fortbildung der Menschheit, zur Darstellung des Gttlichen im Menschlichen und so angewandt zum Erkennen und Erfllen der Pflichten des Menschen, d. i. dessen, was der Mensch seinem Wesen nach zu pflegen habe; die Darlegung und Nachweisung der Mittel und Wege, dem Streben in wahrer Einigung mit Gott fortzuleben, oder, ist sie gestrt, solche wiederherzustellen, Genge zu leisten: die ist Re- Seite 164 ligionsunterricht. Darum setzt Religionsunterricht immer schon in einer gewissen Beziehung Religion voraus, so andeutend sie auch sein mge. Der Religionsunterricht kann nur insoweit und in dem Maae fruchtbar, ins Leben eingreifend und auf dasselbe wirkend sein, als er wahre wenn auch noch so formlose unbestimmte und unbewute Religion im Gemthe des Menschen schon vorfindet. Wenn es mglich wre, da ein Mensch ohne Religion sein knnte, so wrde es auch unmglich sein, ihm Religion beyzubringen. Die sollten die leichtsinnigen Eltern bedenken, die ihr Kind bis zur Schlerstufe heraufwachsen lassen, ohne dem Religisen seines Gemthes die leiseste Nahrung zu geben! Die Erkenntni und Einsicht in das Wesen der Religion, so einfach, so in dem Wesen des Menschen selbst liegend, und so eins mit dem Menschen sie auch ist, erscheint darum doch so sclten und schwierig rein, weil der Mensch als zugleich krperlich und im Raume lebend dem Einsgewesensein immer eine Theilung voraussetzt und unterlegt; aber Gott und Geistiges, sich in Ewigkeit aus sich entwickelnd, bleibt ewig das Eine Ungeteilte in sich, eben weil es geistig ist, und weil der Mensch dem Begriffe der Einigung sogleich in sich, so dunkel es auch immer sein mag, den Begriff der rumlichen oder zeitigen Vereinigung unterlegt; allein ebensowenig, als ein chtes Einsgewesensein eine Theilung vorausgehend setzt, ja diese schlechterdings ausschliet, ebensowenig fordert und bedingt Einigung rumliche unnd zeitige Seite 165 Verknpfung, ja schliet auch diese schlechterdings aus. Im Kreise der menschlichen Erfahrung und Anschauung finden sich die darstellende und klarmachende Erfahrungen weit mehr, als dazu nthig sind; denn die Idee, der lebendig gestaltete Gedanke, welchen der Mensch in irgendeinem Werke auer sich hinstellt, war ja unmittelbar eins mit seinem Wesen, ja trgt die sprechende Persnlichkeit und Eigentmlichkeit dieses Menschen an sich; dieser Gedanke gehrt in dieser eigenthmlichen Form nur diesem Menschen an und knnte, wrde er sich seiner in der ihm gegebenen Gestalt bewut werden, zu der Gesammtheit des Denkens des ihn gedacht habenden Menschen zurckkehren; das ist: er wrde sich von seinem Verhltnisse zu der Gesammtheit des Denkens dieses Menschen Rechenschaft geben; er wrde im BewuBtsein dieses seines Verhltnisses sich weiter aus und fortbilden und sonach zu einer Ahnung des Gesammtdenkens dieses ihn gedacht habenden Menschen sich erheben knneh; ja er wrde sich sogar wenigstens zu einer dunkeln Ahnung des Grundgedankens des ihn gedacht habenden Menschen erheben knnen; denn jeder Mensch hat eigentlich nur einen einzigen, ihm ganz besonders und vorwaltend eigenthmlich angehrigen, eigenen Gedanken, gleichsam einen Grundgedanken seines ganzen Wesens, den Grundton seines Lebensstckes, den er nur durch tausend andere Gedanken, durch all sein Thun klarzumachen und darzustellen strebt; und dennoch ist der Mensch durch Darstellung jenes lebendigen gestalteten Gedankens und durch alle Seite 166 die in allen Gestalten und Formen auer sich dargestellten Gedanken in sich keineswegs in irgendeiner Beziehung weniger geworden; und obgleich dieser Gedanke nun auBer dem Menschen hingestellt erscheint, so wird ihn doch der Denkende gern und immer als den seinen erkennen und immer fr dessen Aus und Fortbildung wirken. Der Denkende und das Gedachte (wrde es sich seiner selbst bewut) mssen beyde immer von der Wahrheit des frher Einsgewesenseins lebendig durchdrungen sein, und dennoch ist das Gedachte nicht das Denkende selbst, obgleich dem Wesen nach eins und einig; so das Verhltnis des menschlichen Geistes zu Gott. -- Ein Vater hat einen oder viele Shne; jeder ist ein selbstndiges, sich bewutes Wesen; aber wer kann widersprechen oder leugnen, da nicht jeder Sohn das Wesen des Vaters in Eigentmlichkeit ausspricht? Jeder Sohn trgt das Wesen des Vaters ganz, aber in Eigentmlichkeit, auf eine ihm eigenthmliche, in diesem Falle durch das Leben und Sein der Mutter abgenderte Weise in sich; dennoch ist durch dieses selbstndige Daseyn des Sohnes keine Theilung in dem Vater geschehen; der vterliche Geist, das vterliche Gemth, das vterliche Leben ist dadurch, da es den Shnen Leben und Daseyn gab, nicht geteilt und nicht weniger geworden. Der Sohn und jeder der Shne ist bis ins Kleinste und Eigentmlichste hin der Vater, nur wieder in neuer Eigentmlichkeit; ja Shne eines und des. selben Vaters, gleicher Eltern, gleichen sich selbst in Gesinnung, Rede, Ton und Bewegung, so da wohl einer in Seite 167 vielen Beziehungen ganz an die Stelle des andern (die neue kleine Eigentmlichkeit ungerechnet) gesetzt werden kann; und dennoch ist keiner ein Theil des andern, jeder ist ganz, keiner ist ein besonderer Theil des Vaters ; wie sie ganz und ungeteilt sind, ist auch noch der Vater ganz und ungeteilt. -- Wrden wir Menschliches menschlich klar anschauen, so wrden wir Gttliches ahnen, ja erkennen. Ebensowenig setzt auch Einigung ein rumliches, zeitiges, materielles Verknpftsein voraus: kann der denkende, empfindende Mensch nicht mit seinen Freunden und Geliebten einig sein, ja mit ihnen in Einigung handeln, obgleich durch Lnder und Meere von ihnen getrennt? Kann der menschliche Geist sich nicht in Einigung fhlen, und fhlt er sich nicht in Einigung mit Menschen, von denen er nur hrte, die er nie sah und sehen wird, und handelt er nicht mit denselben in Einigung? -- Kann der Mensch, der menschliche Geist sich nicht in Einigung fhlen mit Menschen, mit Menschengeistern, die Jahrtausende frher daseiend waren, oder Jahrtausende spter als Einzelwesen auf der Erde, oder sonst im Raume daseiend sein werden, und mit diesen in Einigung wirken? -- Was dem Menschen im Gebiete seiner Wahrnehmungen leitend und leuchtend sein knnte, das verschmht er; darum tappt er aber auch dann so ohne Leiter und Licht, wo er beyde zum Hinauf oder Hinabsteigen und zum Wandeln im Gebiete des reinen Geistigen, des Auerzeitlichen und Auerrumlichen, im Gebiete des Gttlichen so Seite 168 sehr bedarf. Es ist und bleibt ewig wahr: in den reinen und klaren menschlichen, besonders elterlichen und geistig menschlichen Verhltnissen spiegelt sich GttlichMenschliches ab, und durch jene reinen Verhltnisse des Menschen zum Menschen erkennen wir diese Verhltnisse Gottes zum Menschen und des Menschen zu Gott, gelangen wir zum Sehen und Anschauen derselben. Erkennt der Mensch mit Bewutsein und Klarheit das Hervorgegangensein seines geistigen Selbstes aus Gott, das in Gott und aus Gott Geborensein, das ursprnglich Einsgewesensein desselben mit Gott und seine dadurch nothwendig bedingte, stete Abhngigkeit, aber auch stetig und ununterbrochen fortgehende Gemeinschaft mit Gott; erkennt er in dieser ewig nothwendigen, bedingten Abhngigkeit seines Selbstes von Gott, in der Klarheit dieser Erkenntni, in der Lebendigkeit und Stetigkeit eines Handelns darnach, also in einem mit dieser Erkenntni und Ueberzeugung in vlliger Einigung stehenden Leben sein Heil, seinen Frieden, seine Freude, seine Bestimmung, sein Leben, das chte und einzig wahre Leben an sich und den Grund seines Daseyns, so erkennt er in wahrer und wahrhaft menschlicher Sprache in Gott seinen Vater, erkennt er sich als Kind Gottes, handelt und lebt er dieser Erkenntni gem: so ist die Christus-Religion, Religion Jesu. Darum ist ein rein irdisches, menschlich kindliches Verhltnis, Denken und Handeln -- wie es von Jesu heit: er war seinen Seite 169 Eltern unterthan; darum ist ein cht vterliches und mtterliches, elterliches Verhltnis, Denken und Handeln, welches in dem Kinde das noch unerkannte und unentwickelte Gttliche ehrt, achtet und anerkennt, wie es von Maria heit: und sie bewegte, beachtete, bedachte alle diese Worte im Herzen , darum sind rein menschliche, elterliche und kindliche Verhltnisse der Schlssel, die erste Bedingung zu jenem himmlisch gttlichen, vterlichen und kindlichen Verhltnis und Leben, zur Darstellung eines chten ChristusLebens, Sinnes und Handelns in sich und durch sich. Darum ist die Durchdringung der rein geistig menschlichen, der wahrhaft vterlichen, kindlichen, der cht elterlichen Verhltnisse der einzige Schlssel zum Erkennen, Einsehen und Ahnen der gttlich menschlichen Verhltnisse, der Verhltnisse Gottes zu den Menschen, der Menschen zu Gott. Nur ganz in dem Maae, als wir die rein geistigen, innerlich menschlichen Verhltnisse ganz durchdringen, ihnen ganz im Leben und bis ins Kleinste hin getreu leben, werden wir zum vollendeten Erkennen und Einsehen der gttlichmenschlichen Verhltnisse gelangen, werden so tief, lebendig und wahr sie ahnen, da jede Sehnsucht unseres ganzen Wesens dadurch befriedigt wird, wenigstens seine volle Deutung erhlt und aus einem ewig unerfllten Sehnen zu einem sich immer gleich belohnenden Streben wird. Wir kennen noch nicht, ja wir ahnen noch nicht einmal, was uns doch so nahe, was eins mit unserm Leben, mit uns selbst ist, leben nicht einmal der Worterkenntni und Wortahnung, deren wir Seite 170 uns rhmen, getreu; dies beweist tglich unser Verfahren gegen unsere Eltern, gegen unsere Kinder, unsere Menschenerziehung. Wir wollen Gottes Kinder sein und werden und sind noch nicht Shne unserer Vter, unserer Eltern. Gott soll unser Vater sein, und wir sind lange noch nicht Vter unserer Kinder; wir wollen Gttliches einsehen, und das Menschliche, was uns dahin fhrt, lassen wir unbeachtet. Das Einsehen und Durchdrungenwerden und sein von dem gttlichmenschlichen Verhltnis ist der bis ins tausendste Glied fortgehende Segen, welcher auf rein elterlich kindlichen und kindlichelterlichen Verhltnissen und einem solchen Leben rubt. Wir setzen der sich in Ewigkeit fortentwickelnden Menschheit uere Grenzen, schlieen sie in uere Grenzen ein, glauben schon diese Grenzen derselben auch in ihrer irdischen Entwickelung errungen zu haben; die Menschheit ist uns nun ein Todtes, Stehendes, statt da sie nur ein in und durch Fortentwicklung und Ausbildung Bestehendes ist und nicht ein immer nur von neuem, wie sie nun einmal ist, Abzuformendes; wir kennen unser eigenes Wesen und das Wesen der Menschheit nicht und wollen doch Gott und Jesu erkennen; wir glauben unser eigenes Wesen und das Wesen der Menschheit schon ganz zu kennen; darum erkennen wir Gott und Jesum nicht. Wir trennen Gott und Mensch, Mensch und Jesum, und wollen doch zu Gott und Jesu kommen; wir erkennen und sehen nicht, da jede uere Trennung eine ursprngliche innere Einigung bedingt und voraussetzt; so klar und unzweideutig es uns auch das Seite 171 Wort, der Begriff Trennung sagt, so berschauen wir es doch. Das innige und einige Verhltnis Jesu zu Gott lt sich menschlich nicht umfassender und erschpfender, wahrer und entsprechender bezeichnen, als durch das Verhltnis vom Vater zum Sohne, als durch das hchste und innigste Verhltnis, welches der Mensch nur erkennen, einsehen und ahnen kann, welches aber grtenteils nur so uerlich angeschaut und nicht innig geistig seinem Wesen nach durchdringend beachtet wird: durch das kindliche und vterliche Verhltnis; Sohn, chter, wahrhafter Sohn wird aber das Kind nur dadurch erst, da er das Wesen des Vaters in sich entwickelt, sich zum Bewutsein und zur klaren Einsicht bringt, da er die Gesinnungen, das Wesen und Streben des Vaters den Beweggrund alles seines Denkens und Handelns sein lt und die Uebereinstimmung, Gleichheit im Handeln und Thun mit dem in seiner hohen Wrde erkannten Vater fr seinen schnsten Beruf, fr die Quelle des Friedens und der Freude seines Lebens achtet. So das reine, chte und hohe, aber wahrhaft menschliche Verhltnis des Sohnes zum Vater, das Verhltnis des wahren, chten Sohnes zum wahren, chten Vater. Das Wort, der Name Sohn setzt allemal ein Bewutsein, da, wo es in seiner ganzen Bedeutung gebraucht wird, ein schon Bewutgewordensein, ein Theilen der Gesinnungen und des Strebens des Vaters, eine vllige, wesentliche, innerliche, geistige Uebereinstimmung des Soh- Seite 172 nes und Vaters voraus. Natrlich findet dieses Verhltnis zunchst bey dem ltesten, erstgeborenen Sohne statt, sollte natrlich bey diesem zuerst stattfinden; whrenddem alle seine jngern Brder noch Kinder sind, ist er der einzige, der erstgeborne Sohn. Jesus ist Gottes eingeborner Sohn, er ist Gottes lieber Sohn, denn er ist unter allen Mensch und Erdgebornen, unter allen Himmelsgebornen der erste, der von seinem kindlichen Verhltnisse zu Gott, von Gottes vterlichem Verhltnisse zu ihm in seiner Erkenntni und Einsicht, in seinem Denken, Gesinnungen und Handeln gleich tief und gleich lebendig durchdrungen war; darum ist er Gottes Erstgeborner, der Erstgeborne aller Geschpfe. Der oft wiederholte Ausspruch Jesu: "Glaubt an mich", "wrdet ihr an mich glauben", sagt darum: wrdet ihr ahnen, erkennen, einsehen, vernehmen, da das Hchste, was der Mensch, als erschienenes Gttliches auf der Erde nur erkennen, einsehen und wahrnehmen kann: sein Hervorgegangensein aus Gott und so sein stetes Bedingtsein durch, sein Abhngigsein von Gott, sich in mir, in meinem Leben, Denken, in meinen Gesinnungen gleich klar und gleich lebendig ausspricht; wrdet ihr so durch mich, durch mein Leben, mein Denken, meine Gesinnungen, mein Handeln, mein Thun und meine Rede zu der Ahnung, Erkenntni, Einsicht und Wahrnehmung kommen, da jeder Mensch sich zu dieser Einsicht, zu diesem Bewutsein, welches der Mensch nicht hher, reiner und gengender als durch das Verhltnis von Vater und Sohn bezeichnen kann, Seite 175 erheben und demselben gem leben soll: so wrdet ihr euch auch zum wahren Leben erheben, ihr wrdet so wahrhaft und ewig leben, wie Gott und ich selbst ewig leben; ihr wrdet so durch mich das wahrhaft ewige Leben empfangen; ich wrde euch das wahrhaft ewige Leben geben. Dieses anerkannt und zur Darstellung eines rein menschlichen Lebens angewandt ist christliche Religion. Christus und christliche Religion ist die ewige Ueberzeugung von der Wahrheit dessen, was Jesus von sich aussprach und ein dieser Ueberzeugung getreues, festes, ausdauerndes Handeln; ist die Ueberzeugung, da die Wahrheit der von Jesu ausgesprochenen Erkenntni jedem Menschen berall, wo er sich auch mit seinen geistigen suchenden, prfenden, forschenden, fragenden Augen hinwende, entgegentrete, da diese eine Wahrheit, dieser eine Geist ihm berall entgegentrete, wohin er sich auch wende, und da, wenn des Menschen geistiges Auge diese eine gttliche Wahrheit, diesen einen gttlichen Geist berall in aller Mannigfaltigkeit schaue und erkenne, aus diesem Geiste ihm dann der Trost, der Beistand hervorgehen wrde, welchen er bey der Darstellung jener Wahrheit in einer Welt, wo die Ausbildung des innern, geistigen Auges noch so sehr gegen die Ausbildung des uern, sinnlichen Auges, die Erkenntni und die Ausbildung des innern Menschen noch so sehr gegen die Kenntnis und Ausbildung des uern zurcktrete, da er dann zu der hchsten Erkenntni nicht allein der Menschen, sondern aller Er- Seite 174 schaffenen, d. h. aus der Einheit als Einzelheit hervorgegangener Wesen sich erheben knne, zu der Erkenntni der Wahrheit: da Unendliches im Endlichen -- Ewiges im Zeitlichen -- Himmlisches im Irdischen -- Lebendiges im Todten -- Gttliches im Menschen sich darstelle. Christus und christliche Religion ist darum die klare, von jedem Truge ferne, in sich selbst fest und ewig gegrndete Einsicht und Ueberzeugung und ein mit dieser Ueberzeugung und Erkenntni in vlliger Uebereinstimmung und in reinem Einklange stehendes Leben und Handeln, da das Kundthun und die Offenbarung des einigen, ewigen, lebendigen, in sich selbst klaren Seyns -- Gottes -- nothwendig eben als Offenbarung eine dreyfache sein msse: da sich Gott kundtue und offenbare in seiner Einheit, als Schpfer, Erhalter, Regierer, als Vater aller Dinge; da er sich kundtue und offenbare, kundgetan und geoffenbart habe in einem und durch ein sein ganzes Wesen in sich aufgenommen habendes Wesen, in einem einzigen Wesen hchster Vollkommenheit und Vollendung, und darum seinem Sohne, seinem eingebornen und erstgebornen Sohne; da er sich kundgetan und geoffenbaret habe und noch ununterbrochen kundtue und offenbare in aller Mannigfaltigkeit, in allem Erscheinenden, in allem Daseienden, in dem Wirkenden, in dem Leben, in dem Geiste aller Dinge, als dem nur einen Leben und Geiste, Gottes Geiste, und die immer als der einige und lebendige Gott. Wie wir denn zwar menschlich, Seite 175 aber voll tiefer, geistiger Bedeutung mit erschpfend geistiger Wahrheit sagen: der Geist des Friedens, der Ordnung und der Reinheit dieser Familie spricht sich in jedem einzelnen Dinge sowie in ihrem ganzen Hause aus; wie wir richtig und wahr ahnend sagen: der Geist des Vaters spricht sich in allen Kindern und in der ganzen Familie aus; wie wir mit hoher Schpferwahrheit sagen: der Geist des Knstlers geht aus allen seinen Werken wie aus jedem einzelnen derselben hervor; ja wie wir voll richtigen Wahrheitssinnes und Gefhles sagen: er spricht sich lebendig daraus aus. Sie, die Christus- und christliche Religion, fhrt die ewige Ueberzeugung mit sich, da diese Erkenntni es ist, welche nicht allein die Menschen, sondern alle erschaffenen, d. i. aus dem Sein der Einheit Gottes als daseiend, als Einzelne hervorgegangene Wesen zur Erkenntni ihres Seins, zur Erfllung ihres Berufes, zur Erreichung ihrer Bestimmung fhrt und da jedes Einzelwesen, wenn es seine Bestimmung erreichen will, nothwendig und unerllich seinem Wesen getreu sich nur auf und in dieser dreygeeinten Weise: in und als Einheit, in und als Einzelheit und in und als Mannigfaltigkeit, in ewig fortgehender Mannigfaltigkeit sich kund thun und offenbar machen msse. Diese Wahrheit, die Wahrheit dieser Ueberzeugung ist der einzige Grund aller Einsicht und Erkenntni; diese Wahrheit, diese Ueberzeugung ist der einzige Prfstein alles Seite 176 Handelns; diese Wahrheit ist der Grund alles Religionsunterrichtes; durch diese Wahrheit, durch die Erkenntni, Einsicht und Anwendung derselben wird die Natur wahrhaft erkannt als das, was sie ist, als Schrift und Buch Gottes, als Offenbarung Gottes. Durch die Erkenntni dieser Wahrheit bekommt, so wie das Natrliche, so auch das Menschliche, Sprache und alles Lehren und Lernen, alles Wissen und Knnen erst seine wahre Bedeutung, sein wahres Leben. Durch diese Ueberzeugung wird das Leben nach allen Seiten und Richtungen hin, in allen seinen Erscheinungen erst zu einem wahrhaft in sich selbst geschlossenen Ganzen, zu einer Einheit in sich. Durch diese Erkenntni und Ueberzeugung wird wahre chte Erziehung, Menschenerziehung, einzig erst wahrhaft mglich. Mit der Erkenntni dieser Wahrheit, mit der Einsicht in das Wesen derselben kommt Licht und Leben, und wenn es Noth ist, Trost, Beistand, Hilfe in alle Erscheinungen. durch sie bekommt das Leben selbst erst Bedeutung und Zweck. Darum befiehlt Jesus seinen Jngern: "Gehet hin in alle Welt und lehret alle Vlker; reinigt sie und weihet sie ein zur Erkenntni des Wesens Gottes, des Vaters, Jesu, des Sohnes Gottes, und des heiligen Gottesgeistes zu einem dieser Erkenntni und Einsicht gemen Leben und zu aller daraus nothwendig hervorgehenden Einsicht". Dehalb ist die Wahrheit der dreyfachen Kundthuung und Offen- Seite 177 barung des einigen Gottes der Grund und Eckstein, der allen Menschen unter allen Zonen gengenden, der von ihnen, wenn auch nur dunkel geahnten sich selbst, wenn auch unbewut ersehnten Religion; denn sie fhrt den Menschen in Geist und Wahrheit, in Einsicht und Leben zu Gott und in Gott zurck. Jeder Mensch soll, als aus Gott hervorgegangen, durch Gott bestehend und in Gott lebend, zur Religion Jesu, zur christlichen Religion sich erheben. Darum soll die Schule ChristusReligion, christliche Religion unter allem zuerst lehren. darum soll sie in Christus, in christlicher Religion unter und vor allem zuerst unterrichten; berall und unter allen Zonen soll die Schule fr sie und in ihr unterrichten.
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Was die Religion sagt und ausspricht, das zeigt die Natur und stellt sie dar; was die Gottbetrachtung lehrt, besthtigt die Natur; was aus der Betrachtung des Innern hervorgeht, thut die Betrachtung des uern kund; was die Religion fordert, erfllt die Natur. Denn die Natur sowie alles Daseiende ist Kundtuung, Offenbarung Gottes; alles Daseiende hat in der Offenbarung Gottes seinen Grund. Alles Daseiende hat nur durch das in ihm ruhende Sein seinen Grund und sein Bestehen. Jedes Ding ist gttlicher Natur, gttlichen Wesens; jedes Ding ist dehalb wieder beziehungsweise eine Einheit, wie Gott Seite 178 die Einheit an sich und durch sich ist, jedes Ding thut darum, weil es, wenn auch nur beziehungsweise, doch immer eine Einheit ist, auch sein Wesen nur in und durch eine dreygeeinte Weise, Darstellung und Offenbarung seiner selbst und so nur in und durch stetig fortgehende, also beziehungsweise allseitige Entwickelung kund. Diese Wahrheit ist der Grund aller Naturbetrachtung, Naturerkenntnis und Natureinsicht; ohne sie findet gar keine chte und wahre, fruchtbringende Naturforschung, Naturkenntnis statt; ohne sie ist gar keine wahre, zur Einsicht in das Wesen der Natur fhrende Naturbetrachtung mglich. Nur dem Christen, nur dem Manne und Menschen mit christlichem Sinne, Leben und Streben ist es ausschlieend mglich, zur wahren Einsicht und lebendigen Erkenntni der Natur zu kommen; nur ein solcher Mann kann echter Naturforscher sein; nur in dem annhernden Maae ist es dem Menschen mglich, zur wahren Erkenntni der Natur zu kommen, als er bewut oder unbewut, dunkel oder klar auch Christ ist, d. h. durchdrungen ist von der Wahrheit der in allen Dingen wirkenden lebendigen und einen Gotteskraft, als er erfllt ist von dem einen und lebendigen Gottesgeist, der in allen Dingen ist und dem er selbst unterworfen, durch den die ganze Natur ihr Daseyn und Bestehen hat und durch den er imstande ist, diesen einen Geist in der kleinsten Erscheinung und in der Summe aller Naturerscheinungen in seinem Wesen und seiner Einheit zu schauen. Seite 179 Das Verhltnis der Natur zu Gott kann von dem Menschen wahr und klar angeschaut und erkannt werden durch die Anschauung und das Klarmachen des inneren und innersten geistigen Verhltnisses eines chten Menschenkunstwerkes zu seinem darstellenden, es dargestellt habenden Knstler; untergeordnet kann es angeschaut und erkannt werden bey jedem Menschenwerke in Beziehung auf den es dargestellt habenden, es hervorbringenden Menschen. -- Allem, was der Geist und das Leben schafft, hervorbringt und darstellt, mu der Geist und das Leben sein Wesen einprgen, einpflanzen, nothwendig zur Morgengabe mitgeben, dem mssen Geist und Leben ihr Siegel an allen Theilen des Dargestellten ausprgen. Es kann schlechthin nichts erscheinen, nichts Sichtbares und Wahrnehmbares hervorkommen, welches nicht das Leben und den Geist, das Seyn, in sich trage, nicht den Ausdruck des Geistes und Lebens, des Seins an sich trage, durch das es hervorgekommen, dem es sein Daseyn verdanke; und die gilt wie von dem Werke jedes Menschen -- vom hchsten Knstler bis zum gemeinsten Handarbeiter, vom sichtbarsten bis zum geistigen und gesteigertsten Menschenwerke, von der bleibendsten bis zur schwindendsten Menschenthtigkeit -- so von den Werken Gottes: der Natur, der Schpfung, von allem Gewordenen. Aus dem Kunstwerke knnen die Denk und Empfindungsvermgen und Gesetze des Menschen berhaupt, so wie der Ausbildungsgrad derselben bey jedem einzelnen schaffenden Menschen von dem strengen, scharfen Blick erkannt werden; Seite 180 so kann der schaffende Gottesgeist aus seinen Werken entwickelt und eingesehen werden. Wir beachten jenes nicht genug bey Menschenwerken, bey Kunstwerken; darum fllt es uns auch so schwer, es in Beziehung auf die Natur, Gottes Werk zu erkennen. Wir legen bey Betrachtung des Menschenkunstwerkes nicht genug das innerste geistige Verhltnis des Knstlers zu demselben zugrunde, schauen ihre Entstehung zu mechanisch uerlich an, da sie nmlich, wenn es hohe Kunstwerke, nicht hohle Kunstmasken, Kunstlarven sein sollen, immer eine Darstellung des eigenthmlichsten, persnlichsten, innern Lebens des Knstlers sind; doch darum bleibt uns eben der chte Geist des Kunstwerkes wie der Geist der Natur gleich fern, gleich fremd, gleich todt. Wie nun das Werk des Menschen, des Knstlers den Geist und Charakter, das Leben und Sein dieses Menschen in sich trgt und, -- wie menschlich, aber erschpfend und hchst sinn- und bedeutungsvoll gesagt wird: -- athmet, ausathmet, und der es hervorbringende, es hervorgebracht habende Mensch doch das eine und ebendasselbe in sich ungeschwchte und ungeteilte Wesen bleibt, ja jene Kraft sich noch sogar in sich und durch sich so erhht: so bleibt auch der Geist und das Wesen Gottes -- ob gleich der Grund und die Quelle alles Daseienden, und obgleich alles Daseiende diesen einen Gottesgeist in sich trgt, um sich verbreitet, ausathmet -- in sich das eine Wesen, der eine Geist, ungeschwcht und ungetheilt. Wie in dem Kunst- und Menschenwerke Seite 181 kein materieller Theil des menschlichen Geistes, seines Knstlers, liegt und doch das Kunstwerk, das reine Kunstwerk den gesammten Geist seines Knstlers in sich trgt, so da dieser in demselben lebt, sich daraus ausspricht und es denselben wieder aushaucht, ja ihn sogar anderen wieder einhaucht, in denselben weckt, belebt, entwickelt, ausund fortbildet; wie so der Menschengeist sich zu dem von und durch ihn hervorgebrachten Werke verhlt; wie sich der Mensch als Geist zu seinem Hervorgebrachten verhlt: so verhlt sich Gottes Geist, Gott zur Natur und allem Gewordenen; der Geist Gottes ruht in der Natur, lebt, wirkt in der Natur, spricht sich aus der Natur aus, teilt sich durch die Natur mit, bildet in der Natur und durch die Natur sich fort ; aber die Natur ist nicht der Leib Gottes. Der Geist des Kunstwerkes, der Geist, dem das Kunstwerk sein Daseyn verdankt, ist der eine und ebenderselbe ungeteilte Geist des Knstlers; aber er lebt und wirkt nun aus dem Knstler gleichsam hervor- und ausgegangen, als selbstndiger und doch noch mit dem Knstler einiger Geist in dessen Kunstwerke fort; so lebt der Geist Gottes, hervorgegangen aus Gott, als selbstndiger und doch mit Gott einiger Geist in der Natur, und wirkt in und durch dieselbe. Wie die Natur nicht Gottes Leib ist, so wohnt Gott selbst nicht in der Natur wie in einem Hause; aber Gottes Geist wohnt in der Natur, trgt, schtzt, pflegt und entwickelt die Natur fort; denn wohnt nicht schon der Geist des Knstlers, doch nur eines Menschen Geist, in seinem Werke, trgt, Seite 182 schtzt, pflegt und behtet dasselbe? -- Hat nicht der Geist des Knstlers einem Steinblock, einem leichtvergnglichen Stcke Leinwand, ja einem geflgelten und flchtigen, fast erzeugt werdenden schon vergehenden, verhallenden Worte und so allem, nachdem der Knstler Ton, Wort, Zeichen oder Krperknstler war, fast irdische Unsterblichkeit, dem von ihm dargestellten Kunstwerke die sorglichste, gewhlteste Pflege, den zartsinnigsten Schutz, die hohe Achtung der hchsten Menschengeister zur Mitgabe ins Leben mit gegeben? -- Welcher Mensch knnte nicht den hohen, mchtigen Geist eines reinen Menschenkunstwerks, das gleich dem reinen Blicke des hilflosen Kindes Flehende und Gebietende eines hohen reinen Menschenkunstwerkes empfinden? Und doch ist es immer nur das Werk eines Menschengeistes; und dieser Geist schtzt es noch, pflegt es noch, nachdem Zeiten und Rume den Knstler lngst und weit trennen. Mit einem chten Kunstwerke, welches der geistige Knstler von sich gibt, -- freylich, nicht mit dem mechanischen Machwerke, bey dem der Verfertiger wenig oder nichts dachte, -- geht es diesem Knstler gerade wie einem Vater, der seinen ihm lieben Sohn entlt: er gibt ihm Segnendes, Behtendes, Schtzendes mit auf den Weg. Dem chten Knstler ist es keineswegs gleichgltig, wer sein Kunstwerk kauft, wie es einem guten Vater nicht gleichgltig ist, in wessen Gesellschaft sein Sohn kommt; aber doch zutrauens und vertrauensvoll lt er seinen Sohn in die Welt; denn Seite 183 sein Geist und Streben und Sinn ruht auf und in ihm; sein Charakter lebt und webt ganz darin bis in die kleinsten, feinsten Theile, in jeder Linie, ja in jeder Art der Verknpfung derselben, und von diesem Geiste und Charakter, welchen der Knstler in sich seinem hohen Wesen und Streben nach kennt, hofft auch er, da er sein Kunstwerk behten, es zu Menschen bringen werde, die den gestalteten Geist ins eigene Leben aufnehmen und in demselben wirksam sein lassen und fortbilden werden. Das Kunstwerk steht auer dem Menschen, kein materieller Theil, kein Lebens und Blutstropfen rollt von dem Menschen in jenem, und doch hegt, trgt, pflegt und schtzt es der Mensch; er entfernt jetzt und sucht fr die Zukunft das kleinste Nachteilige von ihm zu entferneri; der Mensch ist und fhlt sich mit seinem Kunstwerke eins; wievielmehr sollte Gott nicht seine Werke, die Natur tragen, pflegen, und das kleinste Nachteilige von ihr entfernen; denn Gott ist Gott, und der Mensch nur Mensch. Dennoch bleibt auch der Knstler, sey er Knstler in welchem Fache er sei, immer selbstndig und wandellos derselbe in sich, gehen auch alle seine Werke unter; so bleibt auch Gott wandellos derselbe, knnte auch die ganze Natur untergehen. Ja das Kunst-, das Menschenwerk kann wie das Natur, das Gotteswerk uerlich untergehen und der in demselben ausgedrckte, dargelegte, darin lebende, wirkende Geist besteht doch noch fort und entwickelt sich immer weiter; ja er gestaltet sich nun erst recht frey und offenbaret Seite 184 sich recht klar und lebendig. Die Trmmer einer untergegangenen Menschenkunstkraft, wren sie nun das gewaltige Werk riesigkrftiger Einzelnen, oder sind sie das kolossale Werk der kaum noch geahnet, viel weniger geglaubt werdenden Allgewalt innigster Verknpfung der Mehrheit fr einen Zweck, der allen gemein ist, den jeder der Wirkenden fr seinen Zweck, auf welcher Stufe der Einsicht die auch immer sei, einsieht oder einsehen mu, -- jene Trmmer sprechen mahnend zu den folgenden schwchern Geschlechtern, und das sich seines Wesens bewut zu werden beginnende erhebt sich vertrauensvoll und ermutigt an jenen Zeugen geschwundener, keineswegs nur uerer Menschenkraft und Menschengre. So zeugen die kolossalen Reste zertrmmerter Berge und Gebirge die Gre des Gottesgeistes, die Gre Gottes, und auch der Mensch hebt sich ermutigt an ihnen empor, gleichen Geist und gleiche Kraft in sich fhlend, wie an dem gewaltigen Fels sich das schwanke Efeu emporrankt und Kraft und Nahrung nicht allein zu seinem Fortbestehen, sondern auch zu seinem Hherranken daraus saugt. So berall fort- und durchgehend die ganz gleichen, lebendigen und tiefen, innern und geistigen Beziehungen vom Menschen zum Kunstwerk und von Gott zur Natur. Zerstren Barbaren, rohe, gefhl- und sinnlose Menschen das Kunstwerk, ja nur die Spur eines da gewandelt, gewirkt und geschaffen habenden Menschengeistes, so trauert der edle, der menschlich fhlende Mensch, ja fast noch mehr als sey Seite 185 einem gewhnlichen lebendigen Naturwesen sein Leben vernichtet. Trgt aber auch nicht schon das Menschenwerk selbstndige Fortbildung des in ihm liegenden Geistes und Gedankens mit sich? Der Charakterausdruck eines Kunstwerkes, kann er nicht auf ganze Geschlechter wirken, sie erheben oder auch sie entwrdigen? -- Und die sind doch nur Menschenwerke, die die bewirken; was knnen, werden und mssen nun Gotteswerke thun, was mu die Natur, Gottes Werk, dem Menschen seyn!? -- Wir beeifern uns, den Geist, das Leben und Streben usw. von Menschenwerken kennenzulernen; wir studieren Menschenwerke und mit Recht: der unentwickeltere, reifende Mensch soll an der Entwickelung gereifterer Menschen emporwachsen; wievielmehr sollen wir nun aber Gottes Werk, die Natur, zu erkennen, die Gegenstnde der Natur ihrem Leben, ihrer Bedeutung und so Gottes Geist nach kennenzulernen uns bemhen. Und dazu sollten wir uns auch schon dadurch hingewiesen, schon dadurch aufgefordert fhlen, da chte Menschenkunstwerke, Menschenwerke, aus denen sich der reine Geist des Menschen, der Geist Gottes, rein ausspricht, nicht fr jeden und in jedem Verhltnisse leicht und in jedem Augenblicke sogleich zu haben sind, whrend der Mensch berall von reinen Gotteswerken, von Naturwerken, aus welchen sich der reine Geist Gottes rein ausspricht, sich umgeben findet. Ueberdies knnen wir zwar durch und im Menschengeiste auch Gottesgeist finden und erkennen; aber es ist schwer, in jedem einzelnen Falle das allgemein Menschliche von dem Seite 186 besonderen Menschlichen zu unterscheiden; schwer ist zu unterscheiden, welches von beyden hier das Uebergewicht hat und welches zu jeder Zeit das eigentlich Wirkende ist; doch hier bey den reinen Naturwerken ist das rein Natrliche bey weitem im Uebergewicht, das besondere Naturwesen tritt vor dem allgemeinen bey weitem zurck; und so tritt nun in der Natur nicht nur Gottes reiner Geist reiner und klarer als in dem Menschenleben hervor, sondern der Mensch schaut noch berdies in diesem in der Natur sich rein aussprechenden Gottesgeiste das Wesen, die Wrde und Hoheit des Menschen, wie in einem klaren Spiegel in seiner ganzen Klarheit, Reinheit und Ursprnglichkeit. Allein keineswegs sieht der Mensch in der Natur nur im allgemeinen, wie schon frher angedeutet worden, sondern er sieht sogar darin wie in einer anschaulichen, aber lebendigen, nicht die Begriffe aussprechenden, sondern die Sache, das Verhltnis rein selbst darstellenden Schrift, wie in einem Bilde, sein Streben, seine Bestimmung, seinen Beruf, die nothwendigen Bedingungen und nothwendigen Erscheinungen des gehinderten und des vollendeten Erreichens desselben, so da der Mensch diesen stillen, in sich sichern, gewissen, auer sich klaren, unpersnlichen Lehrern nachgehend, nicht nur das in jedem Augenblick des Lebens zu Tuende von ihnen sicher erkennen, sondern danach handelnd den an ihn ergehenden Forderungen gewi gengen wird. Unter allen Naturgegenstnden erscheinen in dieser Beziehung Seite 187 keine wahrer und klarer, vollstndiger und doch einfacher, als, wegen ihrer stillen Sinnigkeit und der klaren Darlegung ihres innern Lebens, die Gewchse, die Pflanzen und besonders die Bume, so da diese mit Recht Naturgegenstnde zur Erkenntni des Guten und Bsen genannt werden knnen, indem sie es wirklich sind, so wie sie auch schon gleich bey dem ersten Erscheinen des Bewutwerdens des Menschengeschlechtes so ergreifend wahr, so tief und bedeutungsvoll auch wirklich gedacht und genannt werden. Und nicht nur die Erscheinungen des einzelnen Menschenlebens lassen sich in der Baumwelt, in dem Leben eines Baumes anschauen, sondern, da die Beobachtung der Selbst und Einzelentwicklung und die Vergleichung mit der allgemeinen Entwickelung des Menschengeschlechtes jedem zeigt, da in der Entwickelung des innern Lebens des einzelnen Menschen sich die geistige Entwickelungsgeschichte des Menschengeschlechts wiederholt ausspricht, und das gesammte Menschengeschlecht in seiner Gesammtheit als ein Mensch angeschaut, und in ihm die nothwendigen Entwickelungsstufen des Einzelmenschen nachgewiesen werden kann -- so lassen sich auch darin die Erscheinungen der Menschheitsentwicklung in ihrer Nothwendigkeit anschauen, was aber in der wahren Schrfe, fern von jeder Willkr und Deutelei, noch kaum geahnet, noch weniger klar dargelegt ist; doch knnen die Gleichnisreden Jesu in ihrer Aus- und Fortbildung dahin fhren. Es knnte dieser nur berhrten Naturanschauung und Be- Seite 188 trachtung noch eine bey weitem grere Anwendung gegeben werden, wenn es nicht wegen fast vlliger Unbekanntheit des Gegenstandes unstatthaft wre, und es besonders sich nicht auf eine Beachtung der uern Naturerscheinungen und auf eine Selbstbeachtung der innern Lebensentwicklungen grndete, die sich bis jetzt nur noch selten findet. Suchen wir nach dem innern Grunde dieser hohen, sinnbildlichen Bedeutung der verschiedenen Einzelerscheinungen der Natur, besonders in den Entwickelungsstufen ihrer Gegenstnde und deren Erscheinungen, in Beziehung auf den Menschen, dessen Entwickelungsstufen und deren Erscheinungen, so finden wir klar, da sie ganz einfach darin ihren festen und sichern Grund hat, da Natur und Mensch in einem und ebendemselben ewigen, einigen Sein ihren Grund haben, und ihre Entwickelung nach ganz gleichem Gesetz und Gesetzen, nur in verschiedenen Steigerungsstufen Statt findet. So erklren nun Natur- und Menschenbeobachtung in Vergleich und in Verbindung mit den Thatsachen und Erscheinungen der allgemeinen Entwickelung der Menschheit sich gegenseitig und fhren gegenseitig in die tiefere Erkenntni des anderen ein; es kommt der Mensch durch die klare Einsicht in das bedingende und schaffende Verhltnis des Menschengeistes zu seinem uern Werke auch zur klaren Einsicht und Anschauung des Verhltnisses des bedingenden, schaffenden Gottesgeistes, Gottes, zu seinem Werke, zur Natur, Seite 189 zu der Erkenntni der Art und Weise des Hervorgehens des Endlichen aus dem Ewigen, des Krperlichen aus dem Geistigen, der Natur aus Gott; denn auch schon der Mensch, obgleich in der Erscheinung ein endliches Wesen, braucht nicht immer zur Hervorbringung und auer sich Hinstellung seiner Werke uerer gestaltender Glieder: Arme, Hnde, sondern schon sein Wille, sein bestimmender Blick, sein hingehauchtes Wort bildet, schafft und gestaltet ; auch der Mensch, obgleich als Erscheinung endliches Wesen, kann ohne Materielles Material und Stoff zum Gestalten hervorbringen. Wer hierzu noch eines Beweises fr sich bedarf, gehe nur die gesammte Stufenfolge der Entwickelungen, der Bedingungen und Erscheinungen durch, vom unkrperlichsten, innersten Gedanken bis zum gestaltetsten, materiellsten Worte, bis zur Schrift. Also selbst das Schwierigste, das Hervorgegangensein des uerlichen, Krperlichen aus dem Innersten, Geistigsten kann der Mensch in seinem eigenen Denken als Wirkung und Folge des Hervortretens seines eigensten, innersten Denkens zu einem uerlichen, zu einem uern Werke, und so nicht als Begriff, sondern als durch die reine Thatsache selbst einsehen und erkennen. Wie darum der Geist des Knstlers, der Menschengeist im Kunstwerke, im Menschenwerke, so der Geist Gottes in der Natur: wie das Leben und Weben des Kunstwerkes in sich, seinem Geiste nach und in Beziehung auf seinen Schpfer, so das Leben und Weben der aus Gott gebornen Seite 190 Natur in sich, ihrem Geiste nach, als ein in Gott und durch Gott lebendes, Gottesgeist ausstrmendes Gotteswerk, in Beziehung auf Gott, seinen Schpfer und in innerer geistiger Beziehung zu dem Menschen. -- Wie in der Kunstwelt unsichtbarsichtbar des Menschen Geist erscheint und sich ausspricht, und sie so ein unsichtbarsichtbares Geistesreich ist; so erscheint in der Natur unsichtbarsichtbar Gottesgeist, und sie ist so das unsichtbarsichtbare Gottesreich. Die Ahnung, Anerkennung und das Einwirkenlassen des so dreyfachen Gottesreiches, des sichtbaren, des unsichtbaren und des unsichtbarsichtbaren auf unser Leben gibt uns einzig den Frieden, welchem wir in uns und auer uns nachjagen, dem wir vom ersten Fhlen unseres Selbstes als eines eigenen an zu suchen und nachzujagen, selbst mit Verlust unseres eigenen Lebens, unserer ueren Habe, unserer ueren Glckseligkeit, wes Namens sie auch sei, getrieben werden. Darum soll schon dehalb der Mensch besonders als Knabe innig mit der Natur vertraut gemacht werden, hierfr nun nicht ihren Einzelheiten, der Form ihrer Erscheinungen, sondern dem in ihr lebenden Gottesgeiste nach, wie er in und ber der Natur lebt und schwebt. Die fhlt auch tief und fordert der Knabe; dehalb knpft wohl nichts Er- Seite 191 zieher und Zglinge mit noch unverdorbenem Natursinn, Lehrer und solche Schler so innig fest, als das gemeinsam strebende sich Beschftigen mit der Natur, den Gegenstnden der Natur. Die sollten sowohl Eltern, als auch Lehrer an Schulen beachten, und darum letztere wenigstens jede Woche einmal mit jeder Abteilung ihrer Schule ins Freie gehen, nicht wie eine Herde Schafe sie hinaustreiben, noch wie eine Kompanie Soldaten sie hinausfhren, welches beydes man wohl sieht, sondern wie ein Vater unter seinen Shnen, ein Bruder unter seinen Brdern mit ihnen gehen und ihnen das zur nhern Anschauung und Einsicht bringen, was eben die Natur oder die Jahreszeit ihnen vorfhrt. Auf dem Dorfe und auf dem Lande lebende Schullehrer drfen darauf nicht antworten: "Meine Schulkinder sind so den ganzen Tag im Freien, laufen im Freien herum"; ja sie laufen im Freien herum, aber sie leben nicht im Freien, sie leben nicht in und mit der Natur. Es geht nicht allein den Kindern und Knaben, ja es geht vielen Erwachsenen mit der Natur und ihrem Wesen, wie dem gemeinen Menschen mit der Luft! Er lebt darin und kennt sie kaum als etwas eigenes, noch weniger ihrer zur leiblichen Lebenserhaltung nthigen Beschaffenheit nach; denn was in den gewhnlichen Redensarten Luft genannt wird, sind entweder nur die Luftstrme oder die Wrmegrade der Luft. Darum sehen, ahnen und empfinden auch jene immer im Freien umherlaufenden Kinder und Knaben nichts von den Schnheiten der Natur und deren Wirkung auf das menschliche Gemth; Seite 192 es geht ihnen wie den in einer sehr schnen Gegend aufgewachsenen Bewohnern, welche auch von der Schnheit und dem Geiste derselben nichts ahnen. Doch -- und die ist das Wesentlichste -- wohl ahnet, findet und sieht der Knabe durch sein eigenes inneres Geistesauge in das Innere, in das Leben der umgebenden Natur; aber in und bey den Erwachsenen tritt ihm nicht Gleiches entgegen, wird jenes aufkeimende innere Leben, jener aufkeimende innere Samen gleich in seinem Entstehen eingedmmt und unterdrckt. Der Knabe fordert von dem Erwachsenen Besttigung seiner innern geistigen Wahrnehmungen, und mit Recht aus Ahnung dessen was der Aeltere sein soll, aus Achtung des Aelteren. Findet er dies aber nicht, so ist die Wirkung davon eine zweyfache: Nichtachtung des lteren und Insichzurcktreten der ursprnglich innern Empfindung und Wahrnehmung. Darum das Wichtige jenes Wandelns von Knaben und Erwachsenen im gemeinsamen Streben, das Leben und den Geist der Natur in sich aufzunehmen, in sich leben und wirken zu lassen; dann wrde auch das trge, unntze und unthtige Herumlaufen so vieler Knaben bald ein Ende haben. Das Qulende in der Behandlungsweise von Thieren und Insekten, welches wir in sehr gutmtiger, gutgemeinter Absicht besonders bey jungen Knaben finden (nicht das Qulen als solches), hat in dem Streben des kleinen Knaben seinen Grund, sich das innere Leben des Thieres zur Einsicht zu bringen, sich den Geist desselben anzueignen. Aber Nicht- Seite 193 deutung, Nichtleitung, Mideutung, Mileitung dieses Triebes, Verkennung desselben kann spter solche Knaben wohl zu wirklichen verhrteten Thierqulern machen. So das Wesen und die Wirkung der Natur in ihrer Ganzheit, so die Natur in ihrem Wesen und Wirken als Gesammtbild aus Gott und von Gott, als eine Gesammtrede Gottes, aussprechend, mitteilend und weckend den Geist Gottes in und durch Gesammtheit; so trat und tritt die Natur der innern Betrachtung entgegen. Doch anders stellt sie sich der gewhnlichen Betrachtung im uern dar; hier erscheint sie als eine Mannigfaltigkeit unter und in sich verschiedener und getrennter Einzelheiten ohne bestimmten, innern, lebendigen Zusammenhang, als Einzelheiten, von denen jede ihre eigenthmliche Form, jede ihren eigenthmlichen Entwickelungsgang, ihre eigenthmliche, in sich abgeschlossene Bestimmung und Zweck hat; ohne Ausdruck, da alle diese uerlich geschiedenen und getrennten Einzelheiten organisch verknpfte Glieder eines groen lebendigen Naturorganismus, eines groen, innig geisteskrftig zusammenhngenden Naturganzen sind, ohne Ausdruck, da die Natur ein solches Ganzes ist. Diese uere, auf den Einzelheiten der Naturerscheinungen, auf den einzelnen Naturgegenstnden als geschiedenen und getrennten, ruhende Naturanschauung gleicht der Anschauung eines groen Baumes, eines jeden mehr und vielteiligen Gewchses von auen, wo jedes Blatt von dem andern streng getrennt und geschieden Seite 194 erscheint, wo darum auch vom Blatte zum Blatte, von einem Zweige, einem Aste zum andern, ja innerhalb der kleinen Blume vom Kelchblatt zum Kronenblatt und von diesem zum Staubfaden und Staubwege keine Brcke, kein inneres Band geht, sich aber wohl zuletzt wenn sinnig strebend, mit innerm Auge sehend fr die nchsten Einzelheiten das nchste gemeinsam Verknpfende gesucht und gefunden, und so von jeder gefundenen, gemeinsamen Einheit zur nchst hheren, und so zuletzt zu der hchsten hinauf gestiegen wird, -- als uere Erscheinung in dem tiefst verborgenen Herzpunkte und in dem darin wirkenden Gesetze zeigt. Jede uere Betrachtung der Natur in ihrer Einzelheit gleicht der uern Anschauung des gestirnten Himmels, die nur durch willkrlich gezogene Linien die vereinzelten Sterne zu groen Haufen verbindet, deren innere Verknpfung aber das reinste, schrfste und entwickeltste Geistesauge nur ahnen, nur in der Einigung kleinerer Weltenganzen zu immer greren schauen kann. Bei und in dieser gewhnlichen und nur ueren Naturbetrachtung erscheinen die Einzelheiten der geschiedenen und verschiedenen Naturgegenstnde nicht sowohl als Erzeugni eines Seins und Wesens, als vielmehr als Erzeugni verschiedener wirkender Krfte. Doch die kann dem in sich einen und einigen Geist des Menschen nicht gengen, kann dessen in sich einigem Geiste und Gemthe schon als Knabe nicht gengen. Darum sucht auch fr diese von und in der uern Anschauung getrennte und geschiedene Mannigfaltigkeit und Einzelnheiten Seite 195 der Mensch schon frhe, noch als Knabe, Einheit und Einigung, sucht Einheit und Einigung in einer von einem innern, nothwendig sich entwickelnden Gesetze ausgehenden, die von der uern Anschauung zusammengefaten ungeordneten Haufen in sich scheidenden Trennung. Zufrieden wird er in seinem Gemthe dann, wenn er sie ahnen kann, befriedigt aber in seinem Geiste erst spter, wenn er sie findet. Aber diese Mannigfaltigkeit auch selbst fhrt ihn bey einem treuen Nachgehen derselben, wie die rcksteigende Betrachtung der Mannigfaltigkeiten und Einzelheiten eines Gewchses zur Erkenntni eines nur geistig anzuschauenden, tiefliegenden Gesetzes, zur Erkenntni auch der uern Einheit der Naturmannigfaltigkeiten und Einzelheiten; denn bey aller Eigentmlichkeit, Einzelheit und Getrenntheit der Naturgegenstnde ist es immer das Wesen der Kraft, auf die das eigenthmliche Wesen und die eigenthmliche Erscheinung, Form und Gestalt jedes Dinges als letzten innern Grund, als verknpfende Einheit in der Erscheinung zurckkommt, von der alle Mannigfaltigkeit und Einzelheit aus- und hervorgeht, worauf sie beruht. Kraft ist aber ihrem Innern, ihrem Wesen nach nur einzig bedingt in dem Sein an sich, aus dem Sein durch das Wirken, als die uere Erscheinung desselben, hervorgehend. Darum ist auch Kraft als erscheinend der letzte Grund von allem, von jeder Erscheinung in der Natur. Aus der Betrachtung des Wesens der Kraft, wie sie sich uns als eine gttliche kennen gelehrt hat und wie sie sich uns auch in unserm eigenen Innern, Seite 196 Gemthe und Leben bethtigt, kann die Natur auch ihrer Form und ihren zahllosen Formen und Gestalten nach, in denen sie erscheint, angeschaut, erkannt und eingesehen werden, ihren lebendigen, innern Wechselbeziehungen und Steigerungen nach durchschaut und eingesehen, sowie ihrem uern Verhalten und ihren Ableitungen nach erkannt werden. Sie, ihr Wesen zu betrachten treibt den Menschen die Sehnsucht, Hoffnung und Ahnung, durch ihre Erkenntni auch die uere Einheit der Natureinzelheiten, der verschiedenen Naturformen, Naturgestalten zu finden. Kraft an sich ist aber ein selbstthtiges, allseitig gleichthtiges Wirken, entweder von der Einheit an sich oder von einer beziehungsweisen, aber immer von einer Einheit aus, und es ist zugleich mit dem Wesen der Kraft nothwendig auch das Zugleich des Heraus und Zurckstrebens derselben, sowie beydes selbst gegeben und mitbedingt. Alle Einzelheit und Mannigfaltigkeit als solche zeigt jedoch auer der Kraft noch eine zweyte nothwendige uere Bedingung der Form und Gestalt, den Stoff. Sie zeigt: alle irdische und Naturgestaltung und Form wird aus dem berall in sich, sich selbst ganz gleichen, nach allen Seiten bis ins Kleinste hin in ganz gleichen Zusammenhangs- und Zusammenhaltsverhltnissen stehenden, also der Erscheinung nach bis ins Kleinste hin hchst verschiebbaren Stoffe, durch die berall in demselben ganz gleichmig wohnende, berall Seite 197 in sich ganz selbstgleiche Kraft und durch und unter dem uern Einflu der Sonne, des Lichtes und der Wrme dem durchgehenden groen Naturgesetze gem, da das Allgemeine das Besondere ins Daseyn ruft, geboren. Alle Einzelheit und Mannigfaltigkeit der irdischen und Naturgestalten, alle innere Anschauung der Natur zeigt, da Stoff und Kraft ein in sich unzertrenntes Eins sind. Stoff (Materie) und die selbstthtige, von einem Punkte aus allseitig gleichthtige Kraft bedingen sich rein gegenseitig; keines ist ohne das andere und kann ohne das andere bestehen; ja eines kann streng genommen nicht einmal ohne das andere gedacht werden. Der Grund der bis ins Kleinste hin an sich und in sich leichten Verschiebbarkeit des Stoffes ist das ursprnglich kugelige Streben der inwohnenden Kraft; ist das ursprngliche Streben der Kraft, sich von einem Punkte aus selbstthtig, allseitig gleichthtig zu entwickeln, darzustellen. Entwickelt sich nun die Kraft und stellt sie sich nach allen Richtungen hin allseitig, frei und ungehindert dar, so ist die rumliche Erscheinung, das krperliche Erzeugni davon eine Kugel. Und so erscheint auch die kugelfrmige oder im allgemeinen die krperliche rundliche Gestalt durchgehend in der Natur die allgemein erste, so wie die allgemein letzte Naturform: so die groen Weltkrper: Sonnen, Planeten, Monde; so das Wasser und alles Flssige; die Seite 198 Luft und alles Gasfrmige und der Staub (das Feste, Erdige in seiner feinsten pulverigen Gestalt), jedes in seiner Einzelerscheinung. Die Kugelgestalt erscheint bey aller Mannigfaltigkeit und bey der scheinbar unvereinigbarsten Verschiedenheit der irdischen und Naturformen als die Urgestalt, die Einheit aller irdischen und Naturgestalten und Formen; daher ist auch schon die rumliche und krperliche Kugel keiner der andern Naturgestalten gleich und trgt sie doch alle dem Wesen, der Bedingung und dem Gesetz nach in sich. Sie ist das Gestaltlose, Gestaltetste. Kein Punkt, keine Linie, keine Ebene, keine Seite tritt an ihr hervor, und doch ist sie allpunktig bis allseitig, trgt alle Punkte, Linien usw. aller irdischen Gestalten und Formen nicht allein der Bedingung, sondern sogar der Wirklichkeit nach in sich. Darum haben alle und jede Gestaltung der nur wirkenden, lebenden und lebendigen Naturgegenstnde in dem der Kugelgestalt zugrunde liegenden Gesetze, in dem Gesetze des Kugligen ihren ersten Grund, haben -- von der Betrachtung des Wesens der Kraft ausgehend und als Kraft und Krafterzeugnis betrachtet, in dem, in dem Wesen der Kraft als solcher nothwendig liegenden Streben: -- das kuglige Wesen der Kraft, das Wesen der Kugel auf jede nur mgliche eigenthmliche Weise in allen und mglichen eigenthmlichen Formen und Gestalten, Vervielfltigungen und Verknpfungen an und durch Stoff darzustellen -- ihren Grund. Denn Seite 199 in dem und mit dem selbstthtig, allseitig gleichthtigen (kugligen) Wirken der Kraft ist zugleich als Natur, als irdische Erscheinung und so gebunden an Stoff ein bis ins Kleinste hin innerliches, wogendes und wallendes, wgendes und messendes Streben: Gre, verschiedene Gre der Wirkung der Kraft, verschiedene Spannung der Kraft nach verschiedenen Seiten und Richtungen hin, innerhalb der verschiedenen Seiten und Richtungen gegeben. Dieses mit der Kraft und sonach auch mit dem Stoffe ganz gleichzeitige und in dem Wesen derselben als Erscheinung nothwendig liegende verschiedene Gren und Strkenverhltnis der Wirkung der Kraft nach verschiedenen Seiten, dies bestimmte vorwaltende Wirken der Kraft nach bestimmten Richtungen hin, dies bestimmte eigenthmliche Verhltnis in den verschiedenen Richtungen der Kraft unter sich und zueinander, diese verschiedene Spannung der Kraft nach verschiedenen Richtungen hin und die dadurch nothwendig und zugleich bedingte, verschiedenartige, gleichmige Trennung des Stoffes, mu nun auch als Grundeigenschaft der Gesammtmasse des Stoffes in ganz gleichem Maae in jedem und dem kleinsten Punkte derselben inwohnen. Dieses eigenthmliche Verhltnis und innere Gesetz der wirkenden Kraft ist in jedem besondern Falle zunchst der wesentliche Grund der bestimmten Form und Gestalt. In diesem verschiedenartigen Richtungs und Grenverhltnis der Wirkung der Krfte, in dieser verschiedenartigen Spannung und somit leichten Trennbarkeit des Stoffes, in diesen Spannungsebenen und Span- Seite 200 nungsrichtungen liegt das Grundgesetz aller Formen und Gestalten. In der klaren Anschauung desselben liegt die Mglichkeit, sie ihrem Wesen, Verhltnisse und Zusammenhange nach zu erkennen. Da nun aber jedes Ding sich nur dann vollendet kund tut, wenn es sein Wesen in Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit und so in und auf die nothwendig dreigeeinte Weise darstellt, so thut sich eben auch das Wesen der Kraft nur in einer solchen dreygeeinten Darstellung seines Wesens durch und in Gestalt vollkommen und vollendet kund, worin die beyden andern Streben der Natur: an dem und durch das Allgemeine das Besondere und an dem und durch das Besondere das Allgemeine darzustellen und Innerliches uerlich, uerliches innerlich zu machen und fr beydes die Einheit, beydes in Einheit darzustellen, zugleich mitbedingt sind und als nothwendige Fortentwicklung daraus hervorgehen. In dieser dreygeeinten Darstellung des Wesens der Kraft in Einigung mit jenem allgemeinen Naturstreben, durch Stoff an und in Gestaltung hat jede einzelne Naturgestalt und so Mannigfaltigkeit derselben ihren Grund. Weiter wirkt aber eine und dieselbe Kraft in einem und ebendemselben Stoffe entweder vereinzelt in vielen Einzelerscheinungen, oder sie wirkt gemeinsam ungeteilt, oder sie wirkt innerhalb ihres Gestaltungsgesetzes wieder entweder vorwaltend nach dem einen oder dem andern darin liegenden Seite 201 Ausdehnungsverhltnisse der Hhe, Lnge, Breite, und bedingt so verschiedene Erscheinungen des Festgestalteten, Kristallinischen, die Erscheinung des Faserigen, Strahligen, Krnigen, Blttrigen, so wie die blttchen und nadelfrmigen usw. Bildungen der Gestalten; jenes hat darin seinen Grund, da so viele einzelnc Punkte und Theile des Stoffes als nur mglich innerhalb einer verhltnismig groen Masse ihre Gestaltungsgesetze darzustellen streben, sich aber gegenseitig durch ihre Masse selbst an der Ausbildung und Vollbildung ihrer Festgestalten hindern; das zweyte hat darin seinen Grund, da sich das Gestaltungsgesetz wieder vorwaltend und berwiegend in einem oder mehreren allgemeinen Ausdehnungsverhltnissen darzustellen strebt. Die reine und vollendete Festgestalt, auch die Grenverhltnisse ihrer innern Kraftrichtung uerlich an der Gestalt darstellend, entsteht, wenn die einzelnen, wenn alle die einzelnen Theile des Stoffes und alle einzelnen Punkte der wirkenden erschienenen oder erst erscheinenden Kraft sich dem hheren Gesetz einer, den einzelnen zwar beengenden, fesselnden, aber das grere, vollendet ausgebildete Erzeugni gebenden, gemeinsamen Forderung und Gesammtdarstellung des Gestaltungsgesetzes unterwerfen. Das Festgestaltete, Kristallinische, ist die erste Erscheinung der irdischen Gestaltung. Durch das mit dem Wesen der Kraft zugleich gegebene Hervor und Zurckstreben und durch das Zugleich von Seite 202 beyden ist so ein Streben nach Uebergewicht irgend nach Seiten der Kraftrichtung und so gegenseitiges Hemmen, Spannen und Fesseln derselben bis ins Kleinste hin bedingt, somit auch die schrfsten Spannungsverhltnisse des Stoffes in allen Seiten und Richtungen und dadurch grere oder geringere Trennbarkeit in diesen Spannungslinien und Spannungsebenen. Darum mssen die ersten Festgestalten nothwendig geradlinig begrenzt sein, ja es mu sich in dem ersten Erscheinen des Festgestaltigen noch das Widerstreben zur gemeinsamen Unterordnung unter das bestimmte Gesetz einer bestimmten Festgestalt zur vollendeten Darstellung desselben zeigen ; auch werden so Festgestalten mit ungleich wirkenden Kraftrichtungen frher erscheinen als mit gleichen, und so wird die uere Erscheinung der Kraft nicht eine allseitig gleichseitige Festgestalt sein, welche in dem Wesen der Kraft lge, sondern an das Feste geknpft, vielmehr Gestalten nicht mit jener in dem Wesen der Kraft liegenden allseitigen Gleichthtigkeit. Die Entwickelung des Wesens der Kraft wird auch in der Erscheinung der Festgestaltung von dem Ungleichseitigen zum einfachst Gleichseitigen aufsteigen, so wie das Wesen der Kraft in sich zur Darstellung ihrer selbst auer sich von der Einheit und Allseitigkeit zur Einzelheit und Einseitigkeit herabsteigt. Schauen wir, suchen wir nun das letztere, die in dem Wesen der Kraft liegende Herabsteigen von der Einheit zur Einzelheit zu erkennen und darzustellen, so werden wir die Natur auf dieser Stufe sowohl ihrem innern Streben, als ihrem uern Er- Seite 203 scheinen nach und in alle ihrer Einzelheit und Einseitigkeit, aber auch in ihrer Einheit und Allseitigkeit schauen. In dem ganzen Naturgang der Entwickelung der Festgestalt, wie er aus den Naturgegenstnden selbst hervorgeht, ist eine hchst merkwrdige Uebereinstimmung mit der Entwickelung des menschlichen Geistes und menschlichen Gemthes: auch der Mensch zeigt in der uern Erscheinung, wie die Festgestalt, beym lebendigen in sich Tragen der Einheit zuerst mehr Einseitigkeit und Einzelheit, Unvollstndigkeit, und erst spter erringt er Gleichseitigkeit, Uebereinstimmung, Vollkommenheit, steigt zu dieser herauf. Diese Erscheinung des Gleichlaufenden in dem Entwickelungsgange der Natur und des Menschen ist so wie jede Erscheinung dieser Art fr Selbsterkenntnis fr Selbst und Anderererziehung hchst wichtig; denn von ihm aus verbreitet sich auch Licht und Klarheit ber die Menscheneritwicklung und Menschenerziehung und gibt darin Sicherheit und Festigkeit des Handelns in den einzelnen Forderungen derselben. Auch die Welt der Festgestalten ist wie die Gemths- und Geisteswelt eine herrliche, lehrreiche Welt; was hier das innere Auge im Innern sieht, schaut dort das innere Auge im ueren. Alle Kraft, die sich in hchster Allgemeinheit an und durch Gestaltung und uerung kund tut, wirkt von einer Mitte aus zugleich hervor und zurckstrebend, und so sich in sich und durch sich als Kraft selbst Grenze setzend, allseitig, Seite 204 gleichseitig oder strahlend, linear und dadurch nothwendig kuglig. Die nothwendige Erscheinung der in allseitiger, gleichseitiger Gestaltung uerlich ungehemmt sich kundtuenden Kraft aber ist: da immer die Kraft nach zwey Seiten hin in gleicher Richtung wirkend hervortritt und da innerhalb der Gesammtheit aller Kraftrichtungen immer je drey solcher, von der Mitte aus doppelscitiger Richtungen nach jeder Seite und Richtung hin unter und zueinander in ganz gleicher Zu und Abneigung und so auf und untereinander rechtwinklig stehen, so zueinander stehen, da Selbstndigkeit und Abhngigkeit voneinander unter sich im hchsten Gleichgewicht sind. Doch wegen des in der Kraft selbst liegenden Messenden werden innerhalb der Summe aller je drey rechtwinkligen Doppelrichtungen ausschlieend drey als berwiegend und vorherrschend und ganz unabhrigig von allen ndern hervortreten. Und auch die geistigste Betrachtung der Kraft mu diesen Akt der Ausscheidung und Hervorhebung thun, weil er in dem Wesen der Kraft und dem Gesetze der menschlichen Geistesthtigkeit gleich bedingt ist. Die Wirkung des Vorherrschens dieser dreymal zwey unter sich gleichgeltenden (rechtwinkligen), alle brigen Richtungen ganz gleichmig unterordnenden und bestimmenden Richtungen kann nur eine geradlinig und geradflchig begrenzte Festgestalt, kann nur eine solche Festgestalt sein, welche in allen ihren Erscheinungen und Theilen und uerungen das innere Wesen und Wirken der Kraft dem groen Seite 205 Naturgesetze und eigentlichen Berufe und Bestimmung, dem eigentlichen Zwecke der Natur gem uerlich ja wieder auf vielfach eigenthmliche Weise kund tut: es kann nur ein Wrfel, uerlichinnerlich bezeichnet, ein reiner Sechsflchner sein. Jede Ecke zeigt das im Innern ruhende Gleich geltende, Rechtwinklige der drey Doppelrichtungen, und so uerlich den Mittelpunkt des Ganzen und dies verachtfacht; alle vier Ecken gemeinsam zeigen die Gesetz vervierfacht; ebenso zeigen die dreymal vier Kanten jede der im Innern ruhenden Doppelrichtungen vervierfacht; die sechs Flchen zeigen in ihrer Mitte unsichtbarsichtbar die sechs Enden der drey Doppelrichtungen, und so auf gleiche Weise dadurch bedingt und bestimmt den unsichtbaren Mittelpunkt der ganzen Festgestalt u.s.w. u.s.w. In dieser Festgestalt nun, in dem Wrfel, erscheint aber das Streben der Kraft nach kugliger Darstellung in hchster Spannung: statt Allseitigkeit erscheint Einzelseitigkeit, statt Allpunktigkeit oder Alleckigkeit erscheint Einzeleckigkeit, statt Allinigkeit, Allkantigkeit erscheint Einzelkantigkeit, und diese wenigen Punkte, Linien, Flchen halten alle brigen unter sich untergeordnet und von sich abhngig. Es tritt aber dadurch das schon an sich aus dem Wesen der Kraft klar einzusehende und daraus nothwendig abzuleitende Streben derselben klar und uerlich anschaulich entgegen, sich nicht allein als Krperraum, sondern in jeder der mglichsten, eigenthmlichsten Gestalt, also auch als Punkt und Seite 206 in Punkten, als Linie und in Linien, als Flche und in Flchen darzustellen; somit ist aber auch und dadurch nothwendig zugleich das Streben der Kraft gegeben, aus dem Punkte die Linie und Flche zu entwickeln, den Punkt als Linie und Flche darzustellen, die Linie als Punkt und Flche darzustellen, die Linie gleichsam zum Punkte zusammenzuziehen und zur Flche zu entfalten, und so die Ebene, Flche zur Linie und zum Punkte zusammenzuziehen, oder als solche darzustellen. Dieses Geschft, diese Thtigkeit und dieses Wirken der Kraft tritt von nun an in jedem, auch dem kleinsten Schritte der Betrachtung der Festgestalt entgegen, so da die Wirksamkeit der Kraft innerhalb des Kreises der Bildung der Festgestalten selbst nur darin zu bestehen scheint, und alle Festgestalten, wie sie nur auch immer sein mgen, diesem ausschlieenden Streben ihr Daseyn nur einzig zu verdanken zu haben scheinen. Aber so soll, so mu es auch sein ; es ist dies das erste allgemeine Hervortreten der groen Naturgesetze und Naturstreben, jedes Ding als Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit darzustellen das -- Besonderste zu verallgemeinern und das Allgemeinste im Besondersten darzustellen -- und endlich: Innerliches uerlich, uerliches innerlich zu machen und beydes in Einklang und in Einigung darzustellen. Vergessen wir nun dabey nie, haben wir vielmehr dabey immer fest vor Augen, da diesen groen Gesetzen auch ganz der Mensch unterworfen ist, und da fast alle seine Lebenserscheinungen, ja auch seine Schicksale usw. darin ihren Grund haben, so werden wir durch Seite 207 diese Betrachtungen zugleich die Natur und den Menschen erkennen und den Menschen zugleich der Natur und seinem Wesen getreu und gem entwickeln und erziehen lernen. Gehen wir nun ruhig Schritt vor Schritt von der Betrachtung des Wrfels zur Betrachtung und Ableitung aller brigen Festgestalten ber: die Punkte, Ecken des Wrfels werden streben, sich als Flchen auszubilden und darzustellen, die Flchen sich als Punkte darzustellen; besonders werden die durch das Herrschendsein der drey gleichgeltenden Doppelrichtungen zugleich geforderten und bedingten sechs unsichtbar im Wrfel und unsichtbarsichtbar in jeder dessen Seiten ruhen.den, sechs Doppel-Mittelrichtungen uerlich sichtbar und so als Kanten hervorzutreten streben usw. Das Erzeugni davon ist bey dem gleichen wrfligen Grundgesetz eine Festgestalt, welche so viel Flchen oder Seiten hat, als der Wrfel Punkte oder Ecken, welche so viel Punkte oder Ecken hat, als der Wrfel Seiten, und ebensoviel Kanten als der Wrfel, aber in den Mittelrichtungen derselben: das Erzeugni ist ein reiner Achtflchner. In dieser Festgestalt erscheint nun wieder mehreres uerlich entweder rein sichtbar oder unsichtbarsichtbar, was in dem Innern derselben unsichtbar ruht; doch die bey dem Wrfel angegebenen Andeutungen mssen, es durch eigene Anschauung zu finden, gengen. Jede der dreymal zwey gleichgeltenden Grundrichtungen der Kraft treten in dem Wrfel als dreymal Seite 208 zwey Seiten oder Flchen, in dem Achtflchner als dreymal zwey Ecken oder Punkte uerlich hervor ; es wird nun nothwendig noch eine Festgestalt geben mssen, in der sie als dreymal zwey Kanten oder Linien erscheinen; in dem Wrfel erschienen die sechs Enden der drey unter sich gleichgeltenden Doppelrichtungen der Kraft als sechs Seiten oder Flchen; in dem Achtflchner erschienen sie als Ecken oder Punkte; es mu nun nothwendig noch eine Festgestalt geben, in welcher sie als Kanten oder Linien erscheinen mssen, und die ist der reine Vierflchner; sein Wesen ist durch seine Zusammenstellung und Vergleichung mit dem Wrfel und Achtflchner schon hinlnglich bestimmt, und das Innere, welches er durch sein ueres ausspricht, ist nach Anleitung der Betrachtung des Wrfels leicht aufzufinden. So sind aus der Betrachtung und Anschauung des nothwendigen Wirkens und der Erzeugnise der kuglig wirkenden, durch Gestaltung des Stoffes sich kundtuenden Kraft drey geradlinig und geradflchig begrenzte Krper hervorgegangen, wovon der Wrfel der erste und gleichsam der mittlere, der Vier und Achtflchner die zweyten und gleichsam in einer Beziehung die Seiten oder Nebenkrper sind. Ueberschauen wir nun
Wrfel
Achtflchner und Vierflchner
in ihrer natrlichen, aus der Ableitung nothwendig her- Seite 209 vorgehenden Stellung, so zeigt sich wieder in vlliger Uebereinstimmung mit dem bisherigen Gange der Betrachtung und als nothwendige Folge der wiederkehrend ausgesprochenen Naturgesetze: Der Wrfel ruht auf einer Flche; der Achtflchner auf einem Punkte und der Vierflchner auf einer Linie, und bey jeder der drey Festgestalten fllt die Achse der Ausbildung derselben nothwendig in eine der drey unter sich gleichgeltenden Grundrichtungen und ganz mit ihr in Eins zusammen. Diese drey Festgestalten nun als vllig in sich abgeschlossene, selbstndige Krper, und jeden den Ruhe und Sttzpunkt in sich und durch sich suchend betrachtet, sich als Krper sich selbst berlassen, zeigen: den Wrfel immer gleichmig, dauernd ruhend auf einer seiner Flchen, ihm nun Grundflche, und die Achse bleibend mit einer seiner Grundrichtungen in eins zusammenfallend; der Acht und der Vierflchner dagegen werden fallen; dadurch wird bey jedem eine seiner Seiten ihm zur Grundflche werden, und zugleich damit zeigen beyde Festgestalten eine'neue und ihnen zunchst ganz eigene Eigenschaft; die Achse, Scheitel oder Mittellinie der Festgestalt fllt nicht in eine der drei Grundrichtungen derselben, sondern vllig gleichgeltend zwischen alle drei hindurch. Seite 210 Da nun das Wesen des Acht und des Vierflchners ganz in dem Wesen des Wrfels ruht und mit demselben eins ist, und die Gestalt des Acht und des Vierflchners aus der Gestalt des Wrfels hervorgeht, so mu nothwendig auch die Eigenschaft, da die Achse oder Scheitellinie gleichgeltend zwischen die drey unter sich gleichgeltenden Grundrichtungen fallen knne, schon in dem Wrfel liegen, und sie tritt auch durch die Wirksamkeit des in der Natur herrschenden Gesetzes des Gleichgewichtes sogleich hervor; denn das Fallen des Acht und Vierflchners, da die Achse oder Scheitellinie gleichgeltend zwischen die drey Grundrichtungen zu liegen kommt, wird bey dem Wrfel ein solches Steigen desselben bedingen und nothwendig fordern. Der Wrfel erscheint nun auf einer seiner Ecken ruhend, so da die Scheitellinie oder die Achse nun von dieser Ecke durch den Mittelpunkt nach derselben gegenberstehenden Ecke luft, und so nun ebenfalls nicht mehr in eine der drey Grundrichtungen, sondern ebenfalls ganz gleichgeltend zwischen sie fllt, und so'wie der Wrfel durch das Verndern seiner Achse in sich ein ganz anderes geworden, so stellt er auch uerlich dadurch eine ganz neue Erscheinung, eine ganz neue Gestalt dar; zwey und zwey Seiten, zwey und zwey oder vier ;und vier Kanten und Punkte erschienen immer als zusammengehrig, alles schritt in den' geraden Zahlen der zwey oder vier fort; alles erscheint nun in drey und drey zusammengehrig: drey und drey Seiten, drey und drey Kanten, drey und drey Ecken. Seite 211 Statt der Zwey erscheint nun die Drey, und eine ganz neue Reihe von Festgestalten erscheint dadurch in der Natur zugleich mitgegeben und mitbestimmt, deren Betrachtung und Entwickelung aber erst die Betrachtung und Entwickelung der Festgestalten mit drey unter sich ganz gleichgeltenden Grundrichtungen noch vorausgehen mu. Durch das Streben der Kraft, an sich und an den Festgestalten sich aussprechend: die Ecken zu Kanten oder Seiten auszubilden; durch das Streben, Kanten in Ecken zusammenzuziehen und zu Seiten auszubilden; durch das Streben, Seiten als Kanten und Ecken darzustellen; durch das Streben, innerlich verborgene und unsichtbare und uerlich unsichtbarsichtbare Richtungen, Punkte, Linien und Ebenen uerlich sichtbar zu machen und darzustellen; durch das Streben der Festgestalten, auf diese Weise das innere, allseitig gleichthtige, gleichseitige kuglige Wesen der Kraft uerlich darzustellen, und so das Streben dieser Festgestalten an und durch sich, und sich so selbst zur Kugelgestalt wieder auszubilden: dadurch und so sind von dem Wrfel, dem Acht und dem Vierflchner aus drey Reihen von Festgestalten bestimmt gegeben, die in verschiedenen Richtungen netzartig miteinander verbunden sind, die aber durch eine kleine Zahl von Hauptgliedern und eine noch bersehbare Menge von Zwischengliedern bald kugelhnliche Gestalten wieder aus sich darstellen und darin bergehen. Bey der Bildung aller der in dem Bisherigen angedeuteten Festgestalten waren immer die drey unter sich gleich- Seite 212 geltenden Grundrichtungen auch als alle drey unter sich gleich wirksam und bestimmend. Durch das in und mit dem Wesen der Kraft zugleich gegebene Hervor- und Zurcktreten und die dadurch nothwendig nach in sich selbst ruhendem Gesetz bestimmten 5pannungsverhltnisse der Kraft und so des mit ihr zugleich gegebenen Stoffes, ist zugleich in der weitern Fortbildung der Festgestalten das Eintreten einer Verschiedenheit der drey unter sich ganz gleichen, 'gleichgeltenden Grundrichtungen nothwendig bedingt. Diese so nothwendig gegebenen Ungleichheits oder Verschiedenheitsverhltnisse der drei Grundrichtungen mssen sein: entweder die eine dritte, mit der Achse der Festgestalt in eins zusammenfallende Grundrichtung ist ungleich den beyden andern auf ihr gleichgeltend stehenden gleichen Richtungen, und entweder grer oder kleiner, als die beyden andern. In der Reihe der aus dem ersten Verhltnisse hervorgehenden Festgestalten werden vierseitige Sulen und gestreckte Achtflchner, und in der Reihe der aus dem zweyten Verhltnisse hervorgehenden Festgestalten werden vierseitige Tafeln und gedrckte Achtflchner die Hauptfestgestalten ausmachen. (Da hier nur von den nothwendigen innern Grundverhltnissen der Kraft und deren Wirkung die Rede ist, so liegen dadurch nothwendig alle von uern Ausdehnungsverhltnissen des Stoffes abhngige Ausdehnungsverschiedenheiten der Festgestalten auer der Betrachtung und Bercksichti- Seite 213 gung). Die Ausbildung der eben bestimmten beyden Reihen der Festgestalten schreitet immer von vier zu vier und in dadurch bestimmten Zahlenverhltnissen fort: Viergliedrige Festgestalten. So wie in dem vorigen nur eine der drey gleichgeltenden Richtungen immer ungleich ist gegen die beyden brigen unter sich gleichen,so knnen und werden aber auch alle drey gleichgeltenden Richtungen unter sich ungleich sein. Die davon in ihrem Erscheinen und in ihrer Ausbildung abhngigen Festgestalten werden zu ihren Hauptgestalten lnglich vierseitige Tafel und Achtflchner mit drey verschiedenen Durchschnittsebenen haben. Die Ausbildung der beyden Reihen schreitet hier in zwey und zwey und zwey und in den dadurch bedingten Zahlenverhltnissen fort: Zwei und zweygliedrige Festgestalten. Die Ausbildung schreitet nun aber in gleichnamigen Gliedern gleichseitig, gleichgesetzig oder ungleichseitig fort; ersteres bedingt die oben bestimmten Reihen, letzteres Reihen von Festgestalten, die sich unter den Namen zwey und eingliedrig und ein und eingliedrig bestimmen lassen. Die weitere Ausbildung auch dieser Festgestalten geht nach dem in dem Wesen der Kraft liegenden Gesetze und Streben: der Entwickelung der Ecken zu Kanten und Flchen und umgekehrt, und so in dem Bestreben, kugelhnliche, kr- Seite 214 perlich rundliche Gestalten, die innen liegenden Richtungen usw. uerlich darzustellen, fort. Alle aus diesen Verhltnissen der drey unter sich gleichgeltenden Grundrichtungen hervorgehenden Festgestalten sind wegen der ganz eigenthmlichen Grundbestimmungen auch in ihrem Erscheinen und in ihrer Ausbildung hchst eigenthmlich. So sind nun die Grundbedingungen zur Erkenntni, Anschauung und Ableitung aller Festgestalten mit drey unter sich gleichen Grundrichtungen sowohl ihrer Einzelerscheinung, als ihren gegenseitigen, netzartigen, verwandtschaftlichen Verhltnissen nach gegeben. Diejenigen Festgestalten, deren Bildungsachse gleichgeltend zwischen die drey Grundrichtungen fllt und deren Grundgestalt der schon erkannte, aber nun auf einer seiner Ecken ruhend erscheinende Wrfel ist, fordern nun ihre weitere Betrachtung. Auer der schon -- gleich beym ersten Erscheinen des Wrfels in derjenigen Lage, da die Bildungsachse desselben nun von einer Ecke durch den Mittelpunkt in die andere Ecke fllt und so die erstere Ecke in dem Scheitelpunkte und die andere Ecke in dem Fupunkte der Gestalt liegt -- erkannten und durch das Zusammengehren der Glieder zu drey und drey bedingten Eigentmlichkeiten, treten bey weiterer Betrachtung noch folgende eigenthmliche Ausbildungsgesetze und davon abhngige eigenthmliche Eigenschaften entgegen. Seite 215 Zuerst tritt gleich uerlich, bey der nur uerlichen Betrachtung des Wrfels in dieser Lage, das ganz Eigentmliche entgegen, da die sechs ihn begrenzenden Flchen nun nicht mehr als sechs reine Gevierte, also mit ganz gleichen Querlinien, sondern als zwar ebenmige, aber als Vierecke mit Querlinien verschiedener Lnge, also als Rauten erscheinen, und was hier anfangs nur uerlich erscheint, tritt aber gleich bey dem nchsten Schritt der Ausbildung und Fortentwicklung dieser Festgestaltenreihen uerlich aus innern Bedingungen hervorgehend ein; darum sind alle gleichsechsflchig begrenzten Gestalten dieser Gestaltungsreihe immer durch sechs gleiche Rauten begrenzt; die Grundgestalt dieser Bildungsreihe ist daher der Rautensechsflchner, und die in dem Rautensechsflchner liegenden Grundbestimmungen und Grundgesetze sind die Grundbedingungen und Grundgesetze aller nun folgenden Ausbildungen. Gro, sehr, fast unabsehbar gro ist die Menge der sich vom Rautensechsflchner aus entwickelnden Festgestalten; doch teilen sie sich gleich von ihrer Grundgestalt aus in mehrere Reihen, deren jede wieder eine in der Grundgestalt bedingte Hauptgestalt an ihrer Spitze hat. Die drey Fu und drei Scheitelkanten bilden sich nach dem schon genannten wirkenden Gesetze unsichtbar im Innern oder unsichtbarsichtbar im uern ruhender Richtungen zu Flchen aus, bis sie sich gegenseitig in ihrer Ausbildung Grenze setzen, das Er- Seite 216 zeugni ist eine, durch zweymal sechs in dem Fu und Scheitelpunkte der Gestalt sich einende Flchen, begrenzte Festgestalt mit in sich vllig gleichen Scheitel und Fukanten, ist der doppelspitze, gleichkantige Zwlfflchner. Die Seitenkanten bilden aus sich nach innen ruhenden Bestimmungen abneigende Doppelflchen; das Erzeugni davon ist eine, ebenfalls durch zweymal sechs in dem Fu und Scheitelpunkte der Gestalt sich einende Flchen begrenzte Festgestalt, aber nicht mit unter sich, sondern nur mit doppelt abwechselnd gleichen Scheitel und Fukanten, ist der doppelspitze, drey und dreykantige Zwlfflchner. Von dem Rautensechsflchner aus oder von den bestimmten beyden doppelspitzen Zwlfflchnern aus sind durch Ausbildung der Seitenecken oder der Seitenkanten in Flchen nach der Richtung der Achse und durch Ausbildung der Endecken in ebensolche Flchen zwey neue Festgestalten bestimmt, es sind zwei Sechsflchner mit geraden Endflchen, die sich aber ihrem innern Wesen und darum auch der Entstehung nach dadurch unterscheiden, da die eine Sule den Seitenkanten und die andere den Seitenecken des Grundkrpers angehrt, und darum auch als sechsseitige geradendflchige Kantensule und als sechsseitige geradendflchige Eckensule unterschieden werden. Diesem hier angedeuteten innern Zusammenhange nach stehen die Grund und Hauptgestalten so zu einander: Seite 217
Rautensechsflchner
doppelspitzer doppelspitzer
gleichkantiger drey und dreykantiger
Zwlfflchner Zwlfflchner
sechsseitige sechsseitige
geradendflchige geradendflchige
Eckensule Kantensule
Nach den wiederkehrend ausgesprochenen, angewandten Naturgesetzen, nach den Gesetzen der sich darstellenden Kraft: Punkte als Flchen und Kanten und umgekehrt auszubilden; nach diesen und andern nothwendigen Bedingungen entwickeln sich aus den vorstehend aus dem Wesen der Kraft abgeleiteten Grund und Hauptfestgestalten in fortschreitender strenger Gesetzmigkeit alle dadurch schon in sich gegebene und bestimmte drey- und dreygliedrige Festgestalten mit allen ihren dazwischen liegenden Uebergangs- und Verknpfungsgestalten fort bis zu immer mehr und mehr kugelfrmigen Festgestalten. Und so ist mit den durch diese Bestimmungen zwar ganz nothwendig gegebenen, aber in ihren Verknpfungen zahllosen Mengen drei und dreygliedriger Festgestalten, in Verbindung mit den schon in den drei unter sich gleichgeltenden Grundrichtungen bedingter Festgestalten, alle und jede Einzelfestgestalt schon gegeben und bedingt, und so ist das Reich derselben ganz abgeschlossen; doch knnen und werden sich den allgemeinen Wirkungen der Kraft und anderen besondern eigenthmlichen Bedingungen Seite 218 nach weiter alle die durch die bisher erkannten Gesetze gegebenen, verschiedenen Einzelgestalten noch in verschiedenen Ausdehnungsverhltnissen, also mit berwiegender Lnge, Breite oder Dicke, jedoch immer einfach ausbilden. Denn die bisher aus dem Wesen der Kraft hervorgegangenen Festgestalten sind immer nur einzeln und einfach, doch durch das zwar mit dem Wesen der Kraft zugleich gegebene, aber eben dadurch immer hhere Entwickelung derselben bedingende Streben: geradlinig begrenzte Festgestalten aus sich darzustellen, ist die Gesammtheit der ursprnglich nur allseitig, gleichthtig, gleichseitig;zu wirken strebenden Kraft in sich in solche Spannung, und ganz besonders innere und uere Entgegensetzung gekommen, da es sogar in der uern Erscheinung nun als erstes Streben der Kraft entgegentritt, diese Spannung, diese Entgegensetzung nun auf jede mgliche Weise aufzuheben und auszugleichen. Die erste und einfachste uere Erscheinung dieses Strebens innerhalb der Grenze der Darstellung der Festgestalten ist: Gestalten in rein entgegengesetzter Lage und Richtung aus sich zu gestalten und darzustellen; das Erzeugni davon werden Gestalten sein, die zwey, drey, vier und auch mehr Einzelfestgestalten in entgegengesetzten und so ausgleichenden Richtungen und Lagen in einer uerlich einzigen Gesammtgestalt vereinigen und in dem letzteren Fall des nicht zu entwirrenden Einigungsgesetzes als gesetzlose Zusammenhufungen erscheinen. Mit diesen letzteren Bildungen entsteht eine ganz neue Reihe zusammengesetzter und zusammengehufter Gestalten, die als die Gestalten hherer Bildungsstufen nachahmende Gestalten erscheinen: als traubig, knospig, kuglig. Durch diese letztgenannten Zusammenhufungen besonders scheint jede Einzelfestgestalt wieder eine der in der Kraft ursprnglich wirkenden, allseitigen Richtungen uerlich und so sie gemeinsam das darzustellen, was dem Einzelnen unmglich wurde: die ursprngliche Kugelgestalt. So erscheint auch auf und in dieser Stufe der Bildungen der Festgestaiten das Leben wie in einem Bilde uncd bey aller starrer Geschiedenheit ein innerer lebendiger Zusammenhang und besonders Gleich und Eingesetzigkeit, wie sie auf jeder folgenden Stufe der Naturentwicklung immer klarer entgegentritt. Alle diese Formen und Gestalten nun, welche als uere Erscheinung vorwaltend nur der Stoffwelt, der Welt mit nur wirkender Kraft, angehren, deren uere Eins und gleichsam uerlich schaffende Einheit die Kugel ist, zeigen gemeinsam das hchst Eigentmliche: da ihre Glieder nur Mehrfache der Zwei, gerad und davon abhngiggliedrig, und Mehrfache der Drei, drey und dreygliedrig sind; dagegen die Wirksamkeit der Kraftrichtungen nach und in den Zahlengesetzen der Fnf und Sieben und als gleichberechtigt mit denen der Zwei (Vier) und der Drei (Sechs), und alle dadurch bedingte Gestalten, ganz ausschliet, indem die Fnf und Sieben entweder nur ungeordnet und nicht rein, oder nur zufllig und schwindend erscheint. Weiter erscheinen alle Festgestalten in sich ganz gleichstoffig, ohne eine nothwendig bedingte und bedingende, bleibende Mitte, sondern immer nur mit einer beziehungsweisen und darum mit Aufhebung der Beziehung auch aufgehobenen Mitte; darum erhht sich bey gleichem und gleichbleibendem Stoffe (Materie) die Wirkung der Kraft nur durch Vermehrung der Masse, des Stoffes ; die wirkende Kraft erscheint darum auch als ein einfaches zwar gliedrig, aber nicht als eine ein Mehrfaches in sich schlieende Einheit, nicht als gegliedert. So die Entwickelung und Darstellung der Kraft auf der Stufe des Erzeugens der starren Festgestalten, so die Entwickelungsstufe der Kraft innerhalb der Grenze dieser Gestalten: Doch das Wesen der Kraft als selbstthtiges, allseitig gleichthtiges Wesen fordert nothwendig auer dem, schon aus dem Wesen der Kraft Erkannten auch in der Erscheinung, in ihrer uern Darstellung in Gestalt, nicht nur, was die starre Festgestalt gibt, eine beziehungsweise, wechselnde, mit Aufhebung der uern Bedingung auch aufgehobene, sondern eine durch das Wesen und Wirken der Kraft nothwendig gegebene bestimmte Mitte, einen auch in der Gestalt wahrnehmbaren bleibenden Ausgangs und Rckbeziehungspunkt aller Kraftuerungen und Kraftthtigkeiten und nicht allein Einigungspunkt, sondern auch Trger und Bestimmungspunkt der Kraft. Einen solchen einen und einenden Punkt zeigt aber das Reich der starren Festgestalten nicht; die starre Festgestalt kann ihn auch nicht besitzen, da eines schlechthin das andere ausschliet, so unerllich auch er in dem Wesen und in der zur Vollendung fhrenden Entwickelung und Ausbildung der Kraft bedingt ist. Aber auch der nach dem und durch das Gesetz der geradflchig begrenzten Festgestalten bedingte, der darum und dadurch bis ins Kleinste hin in sich gespannte, festgestaltige, gliedrige Stoff macht die Darstellung einer jenem Punkte entsprechenden Gestalt unmglich ; denn der berall in sich ganz gleichgliedrige Stoff schliet als solcher das Vorherrschen eines einzigen oder mehrerer Thtigkeitsbeziehungs, Kraftmittelpunkte schlechthin aus ; darum bedingt aber auch ebenso schlechthin das Eintreten eines Einigungs und Beziehungs, eines Mittelpunktes der Kraft eine vllige Aufhebung des Gliedrigen und der Gliedrigkeit, des Festgestaltigen des Stoffes, der Festgestalt schlechthin. Ferner bedingt und fordert die Kraft als solche in ihrer Entwickelung und Ausbildung, indem sie sonst zu selbstndiger Kraft sich gar nicht erheben knnte ein Mehrfaches, eine Mehrheit der Kraftuerungen und Thtigkeiten unter der Bedingung der Einheit und heraus und hervorgegangen aus der Einheit. Dem Wesen der Kraft und dem mit ihr gegebenen Streben nach vollstndiger Entwickelung und Darstellung desselben kann es darum nicht gengen, in sich nur gliedrig, d. i. verschiedenseitig in Wirkung zu sein ; ihr Grundstreben fordert Gegliedertheit in sich, fordert unter der Bedingung der Einheit, hervorgegangen aus und darum abhngig von der Einheit, eine Gemeinsamkeit von Krften, deren jede selbstthtiges Wirken in sich trgt, doch nur fr Gesammtdarstellung des durch die Einheit Bedingten. Die so in sich gegliederte Kraft fordert und bedingt aber auch so in sich gegliederten Stoff. In sich gegliedert ist aber nothwendig der Stoff, der an jeder Stelle, die ihm die aus der Krafteinheit hervorgehende und darin bedingte Kraftthtigkeit anweist, der Einzel und der Gesammtforderung der Kraft zu entsprechen imstande ist; gegliedert ist der Stoff, welcher sich der Forderung der gegliederten Kraft gleichwillig unterwirft, ob fr Darstellung des Allgemeinen oder Besonderen, des Innern oder uern, oder fr welche Seite und Richtung der Kraft es immer sei. Gegliedertheit des Stoffes bedingt eine vllig freie und ungehemmte, allseitige Bestimmbarkeit desselben; allein in sich gespannter, festgestaltiger, gliedriger Stoff schliet die aus; darum hebt in sich gegliederte Kraft das Gliedrige des Stoffes rein auf und steigert ihn zum Gegliederten. Nur durch Zurcksinken in vllig ungliedrigen, in berall sich selbst ganz gleichen, also der Erscheinung nach in sich ganz zusammenhangslosen Zustand, nur durch einen Zustand hchster Aufgelstheit und Zermalmtheit kann gliedriger Stoff zu einer hhern Bildungs und Steigerungsstufe, zum gegliederten Stoff geschickt werden und bergehen. Auch hierin zeigt sich das Leben in seiner Erscheinung, zeigen sich die Forderungen und Bedingungen des hchsten, geistigsten Lebens wie in einem Bilde, darum auf und in dieser Entwickelungsstufe der Natur, die Kenntnis und Einsicht in das Wesen der Natur zur und fr Selbst und Andrererziehung so hochwichtig. Mit dem Wesen der Kraft und als eins mit demselben tritt aber auch zugleich das Hervor und Zurckstreben derselben entgegen; denn eines ist ja mit und in dem andern und durch das andere schlechthin bedingt. Die Kraft nun aber als von einer Einheit, einer bestimmten wahrnehmbaren Einheit aus eine Mannigfaltigkeit aus sich entwickelnd und diese auf jene zurckbeziehend, bedingt dadurch nothwendig weiter ein abwechselndes Hervor und Zurckstreben der Kraft, und hebt dadurch, wie es das Starre, Festgestaltige des Stoffes rein aufhebt und vernichtet, so auch damit das Zugleich, gleichsam das Ineinander des Heraus und Zurckstrebens rein auf, bedingt dagegen, als von einer bestimmten, wahrnehmbaren Mitte ausgehend und darauf zurckbeziehend, ein augenblickliches Sichtrennen und ein augenblickliches Sichwiedereinen, und so uerlich also ein augenblicklich verschiedenes und getrenntes Hervor und Zurcktreten der Kraft, und als solches wahrnehmbar an und durch den Stoff: ein Wallen, Wogen, Schlagen der Kraft. In der Festgestalt ist das Hervor und Zurcktreten in jedem Augenblick eins, ist eine unteilbare Einheit, und darum erscheint die Festgestalt starr; das Trennen dieses Zugleich und das schwchste Vorherrschendwerden der einen oder der anderen Kraftwirkung hebt auch sogleich den starren Zustand des Festgestaltigen und so das Festgestaltige selbst auf, und stellt es als erdig, flssig oder luftig dar. Da aber das grere Frei und Selbstndigwerden und doch das grte Zugleich des Heraus und Zurckstrebens die grte Ausbildung der Kraft bedingt, so wird die Kraft auf derjenigen Stufe ihre hchste Selbstndigkeit errungen haben, wo die Schlge des Heraus und Zurcktretens am schnellsten wechseln. Dieses stetige Heraus und Zurcktreten hat aber seinen Grund in einem stetigen, und zwar sich bewegend stetigen Ausgleichen, also einem laufenden Ebenen, daher auch diese Stufe der von einer Einheit, einem bestimmt wahrnehmbaren Punkte aus und dahin wogenden Kraft hchst bezeichnend leben (leben) genannt wird. Dieser Punkt als dieses selbstndige, selbstthtige Leben in sich tragend, es gleichsam aus sich aushauchend, zu und fr uerlich getrennte Mannigfaltigkeit aushauchend, heit darum so bezeichnend Herz, Herzpunkt. Lebenspunkte bedingende Ausbildung, Herzpunkte bedingendes Leben ist die der nur wirkenden, in und fr Festgestalten wirkenden Kraft nchste neue Stufe der Kraftentwicklung. In vlliger Uebereinstimmung mit dem Wesen der Kraft und dessen Forderung werden mehrere Punkte der Kraftthtigkeit in einer Masse, Stoff sich zu Herzpunkten zu erheben streben, oder nur wenige, oder nur einer. Dieser Grund ist einer der nchsten Grnde zur Trennung der Lebgestalt. So strebt die Kraft selbst, sich immer mehr und mehr wieder vom Stoffe unabhngig und sich selbstndig zu machen, so da nun die grere oder geringere Wirkung der Kraft, der grere oder geringere Lebensausdruck nicht mehr von einer darum nothwendig kleineren oder greren Masse des Stoffes abhngt; die ist eine durchgreifende Erscheinung aller Gestalten und Gestaltung, in welcher sich Leben ausspricht; diesem Grundgesetze nach teilen sich nun auch alle Lebgestalten sogleich von ihrem ersten Erscheinen aus in zwey Reihen, in eine Reihe, wo das Leben, die Erscheinung des Lebens dem Stoff untergeordnet ist, in eine zweyte, wo der Stoff der Lebensthtigkeit unterworfen ist. Jene Reihe der Gestalten heit mit Recht lebend, sowie diese, das Leben in selbstthtiger Bewegung in sich tragend, ebenso bezeichnend lebendig. So da sich von dieser Seite der Betrachtung des Wesens der Kraftuerung aus alle Naturgegenstnde so ordnen: Wirkende (Festgestaltige) Lebende Lebendige. Da das Leben immer wiederkehrende Rckkehr der Thtigkeit in die Kraftmitte, den Herzpunkt, bedingt und fordert, ja darin besteht, und sich in und durch diese Rckkehr immer wieder neue Kraft des ueren Bestehens schpft, so werden nothwendig alle Lebgestalten sich von innen heraus vergrern, wachsen, wahrhaft wachsen. Dieser nothwendige und so wie hier und im Bisherigen angedeutete innere Zusammenhang des Wirkenden, Lebenden und Lebendigen geht auch noch von einer andern Seite der Betrachtung und dem allgemeinen Naturgesetze: da das Allgemeine von dem Besonderen gefordert wird, da aus dem Besonderen das Allgemeine hervorgeht, da das Besondere das Allgemeine fordert und bedingt als unzweideutig hervor. Da nun die frher erkannten und entwickelten Eigenschaften der Kraft nothwendig in dem Wesen der Kraft liegen und als nothwendige Folge aus demselben hervorgehen, so mssen sie nothwendig auch mit dem Fortbestehen des Wesens der Kraft auch ihr Fortbestehen haben und sich so auch nothwendig in den folgenden Entwickelungs und Ausbildungsstufen der Kraft, wenn auch in verschiedener Form, Verknpfung und Steigerung und gesteigerter Gestalt, aber dem Wesen und der Sache nach mit Bestimmtheit aussprechen. Diese aus dem Wesen der Kraft nothwendig hervorgehende Forderung wird sich nun auch unerllich in jeder durch die.fortsteigenden Entwickelungsstufen derselben bedingten Form und Gestalt aussprechen, wird der innere Bestimmungsgrund der Form und Gestalt sein. Darum werden die Gestalten der beyden erkannten, bestimmten, nchsten Entwickelungsstufen sogleich das Eigentmliche zeigen, da, so wie in den Festgestalten das Kreisfrmige und Kreisende als nebenschlich und gleichsam zufllig erschien, es nun in den Lebgestalten als wesentlich erscheint, doch mit dem Unterschiede, da in den lebenden Naturgestalten das Strahlende und das davon abhngige Flchige als berwiegend und vorherrschend, das Kreisende und Kuglige aber untergeordnet erscheint; bey den lebendigen Naturgestalten dagegen wird das Strahlende und das davon Abhngige in der Bildungs und Gestaltungsform das Untergeordnete und das Kreisende und Rundliche, Kugelfrmige das Ueberwiegende sein. Wie nun die gegliederte Kraft einen gegliederten Stoff nothwendig fordert und bedingt, so fordern und bedingen beyde eine gegliederte Gestalt, und werden darum die lebenden Lebgestalten, die pflanzlichen Gestalten, die Gewchse, wo das Leben noch dem Stoffe unterworfen ist, in ihren Bildungen mehr strahlend und dem Gesetze des Festgestaltigen sich annhernd sein, und die gleichsam im gesteigerten, gegliederten Zustande und im Leben und mit Leben darstellen. Darum denn in so vielen Pflanzen noch der reine Ausdruck des Festgestaltigen, der Ausdruck und die Darstellung der Grundgesetze der Festgestalten, welches sich hier besonders durch die Zahlenverhltnisse kund tut. Zahl bezeichnet ursprnglich, wie noch manche veraltete Wortverbindung bezeugt, so viel als das uerste, das Ende. Dehalb erscheinen nun auch die Zahlenverhltnisse in der Pflanzenwelt so wichtig, weil sie gleichsam die Enden der Kraftrichtungen bezeichnen, welchen die Festgestalten und jedes knftige gesteigerte Erscheinen derselben ihre eigenthmlichen Formen und Gestalten verdanken. Wie die gleichgliedrigen Festgestalten und die Festgestalten der unter sich gleichgeltenden Richtungen, die geradgliedrigen, einen ganz eigenthmlichen und in gewisser Hinsicht sehr einfachen Charakter, Lebensausdruck haben, so haben hnlichen Lebensausdruck die gleich und gerad(zwey und zwey) gliedrigen Pflanzen, und ganz besonders zeichnen sie sich, wie die auch schon bey den Festgestalten der Fall war, im Gegensatz der drey und dreygegliederten Gewchse aus. Die zwey und zweygegliederten Pflanzen sprechen die Gesetz sowohl durch den abwechselnden Stand der Bltter, als durch die zwey und zweyflchige Form der Stengel usw. klar und bestimmt aus. Mit dem Eigentmlichen der jedesmaligen Zahlenverhltnisse sprechen sich auch immer stehende eigenthmliche Eigenschaften aus; so knpfen sich fort und fort an jeden besonderen Zahlenausdruck und an dessen besonderes, wieder ganz eigenthmliches Erscheinen auch wieder ganz besondere innere Eigenschaften an, so strmen z. B. die der Zwei und zwey angehrigen Pflanzen fast durchgehend sehr starke gewrzige Dfte aus usw. Keineswegs begngen sich jedoch die Lebgestalten nur mit immer eigenthmlicherer Darstellung der ursprnglich gegebenen Richtungs und der davon unmittelbar abhngigen Zahlenverhltnisse, welche die Festgestalten bedingen ; sondern mit der zum Leben gesteigerten Kraftthtigkeit, welche in den aufgelsten uerlichen Spannungsverhltnissen seinen Grund hat, treten auch hhere Thtigkeiten in den Gestaltungsverhltnissen ein, und so tritt mit dem Leben und den Lebgestalten, sowohl bey Pflanzen als Thieren, sogleich frh das Zahlenverhltnis der Fnf, welches bey den Festgestalten nur hchst untergeordnet, fast nur zufllig und schwindend erscheint, hier ais herrschend und eingreifend wirksam hervor. Wie sich mit dem Eintreten des Zahlenverhltnisses der Fnf in allen Naturgegenstnden, in welchen es hervortritt, eine ausgezeichnet eigenthmliche Wirksamkeit zeigt, so ist das Erscheinen der Fnf und die Bedingungen ihres Erscheinens merkwrdig sinnbildlich und bedeutungsvoll. Die Fnf tritt, soweit ihr Erscheinen im Pflanzenreiche verbreitet ist, selten rein, d. h. so auf, da alle Einzelheiten der Fnf dem Stande, der Form und berhaupt dem Werte nach unter sich ganz gleichgeltend sind; und ist ihr uerstes Erscheinen ja rein, so ist es wieder so wechselnd, da sie sich nur in einigen wenigen Erscheinungen wirklich rein gleich bleibt. Die beweist deutlich ihre Entstehung, die nur in entfesselter Wirksamkeit der Kraft ihren Grund hat, in dem nun zum Leben erhobenen Streben der Kraft, jedes Verhltnis durch und aus sich darzustellen. Da die Darstellung der Fnf und der ihr verwandten Sieben, als selbstndig bestimmend und fortentwickelnd, von der nur wirkenden Kraft rein ausgeschlossen ist, und da jede folgende Entwickelung und Erscheinung der Kraftthtigkeit nur in der frhern, in der wirkenden, nur in der Kraft als wirkend bedingt ist: so kann ihr Entstehen nur in einer Trennung, Spaltung, oder in einer Zusammenziehung durch die rein wirkende Kraft bedingter Richtungs und daraus hervorgehender Zahlenverhltnisse seinen Grund haben. Und so ist es: die Fnf erscheint in der Pflanzenwelt entweder durch Trennung, Spaltung einer der Grundrichtungen des Vier, oder Zwei und zweygliedrigen, oder durch Zusammenziehung zweyer Grundrichtungen des Drei und dreygliedrigen. Fast alle Pflanzen, welche den Zahlenausdruck der Fnf an sich tragen, beweisen dies. Pflanzen also, welche in ihren Blumen fast keinen Wechsel der Fnf zeigen, sind darum als der reinen Fnf angehrig zu betrachten; Pflanzen, welche dem innern Gesetz der Zwei und zwei angehren und in ihren Blumen die Fnf darstellen, werden die Fnf als zwei, zwey und eins zeigen, indem die Fnf aus der Trennung einer der gleichgeltenden Richtungen hervorgegangen ist; darum werden zwey und zwey Glieder immer zusammengehren und eines allein stehen, so werden diese durch alle Formen und Verknpfungen der Erscheinung hindurch der Fnf angehrige Blumenbildungen entwickeln; solche Gewchse erscheinen dann als Darstellungen des Gesetzes der Zwei und zwey, in die Zwei, zwey und eins bergehend usw. Ueberhaupt sind alle die Erscheinungen der Fnf in Form und Verknpfungen die mannigfachsten, welche aus zwey und zwey unter sich gleichgeltenden Grundrichtungen hervorgegangen sind, wie alle Pflanzen mit abwechselndem Stand der Bltter zeigen; das aufgehobene Gleichgewicht zwischen der Zwei und der Zwei kann nur schwierig wieder errungen werden. Anders der Gestalten und besonders Blumenausdruck der aus dem Gesetze der Drei und drey hervorgegangenen Gewchse. Nicht durch eine Trennung, sondern durch eine Zusammenziehung, Einigung zweyer Grundrichtungen zu einer ist hier die Fnf entstanden, und diese gleichsam aus der Einigung und Zusammenziehung hervorgegangene Sicherheit und Ruhe spricht sich auch in dem einfachen Blumenausdruck aus; statt aller ein Beyspiel: die Rose usw. Die Fnf erscheint darum in der Natur und auf der Stufe der Lebegestalten als die das Wesen der Zwei und der Drei einende Zahl; die Fnf erscheint trennend und einend wie drey und zwey; darum ist sie auch, wie sie mit der Steigerung der nur wirkenden Kraft zur lebenden und lebendigen auftritt, auch wahrhaft die Zahl des trennenden und einenden Lebens, ist die Zahl der Vernunft auf der Stufe der Gestalten des Lebenden; sie ist die Zahl des unaufhrlich innerlich Neues aus sich Erzeugenden, des sich immer in sich und durch sich selbst Steigernden; denn je hher die Entwickelungs und Bildungsstufe bey den Lebegestalten ist, um so bleibender erscheint sie; auf der Stufe der Pflanzenbildungen zunchst gehrt die fast reine Fnf denjenigen Pflanzen an, welche die grte Veredelung und Vermannigfachung in sich tragen, so die dem Gesetze der fast reinen Fnf angehrenden Obstarten, Kern und Steinobst, und die Sdfrchte; sind nicht die erstern bis in das Zahllose zu veredeln und zu entwickeln? Zeigen nicht das ganz gleiche in der Blumenwelt die der aus drey und drey hervorgegangenen Fnf angehrigen Rosen; lassen sich ihre Spielarten nicht immer mehr und mehr vermehren? Bringt nicht jede Gegend fast eine neue Spielart von Kartoffeln hervor, und wie viel haben sich nicht deren schon seit den wenigen Jahren ihres Bekanntseins entwickelt? So sind es wieder diejenigen Pflanzen, welche durch ihre Blumen der fast reinen Fnf angehren, die sich am leichtesten in sich und durch sich selbst vervielfltigen, steigern, fllen, so wieder die Rosen, Nelken, Aurikeln, Ranunkeln. So spricht sich berall, wo die Zahl Fnf erscheint, unzweideutig ein hherer Ausdruck des Lebens aus, des erhheten, gesteigerten Lebens, welchem sie, durch Trennung oder Einigung des vom strengen Gesetz streng und starr Gegebenen, Bestimmten, ihr Daseyn, ihr Erscheinen verdankt. Nicht von den uern Erscheinungen der Zahl, sondern von der tiefsten, innersten Bedingung, Einheit und Wesen derselben, in welchem alle Zahl und die Mannigfaltigkeit und Verhltnisse derselben ihren nothwendigen Grund ha ben, ausgehend, drngt sich noch folgendes zur Beachtung auf: wie die gerad- und gleichgliedrigen Festgestalten an und in sich nur einfach, wenig Mannigfaltigkeit der Kraft kundtuend, gleichsam wie Bildungen des Gemthes erscheinen, so erscheinen dagegen besonders die drey und dreygliedrigen Festgestalten durch ihre fortgehende uere Trennung in immer neuen Gestalten, in ihrer Mannigfaltigkeit, wie Bildungen des Verstandes und des Bewutwerdens; und so wie sich in den drey und dreigliedrigen Festgestalten die Bildungsachse von jeder der drey gleichgeltenden Grundrichtungen trennte und sich so selbstndig gleichgeltend zu allen dreyen stellte, so geht die Entwickelung uerlich trennend und uerlich verknpfend fort bis in das fast Zahllose; dehalb ist auch der drey- und dreygliedrigen Grundgestalt nichts zu fein, was sie nicht trennen knnte; selbst das Feinste, das Licht, mu sich wie in dem Kalkspate und in einer drey und dreygliedrigen Kunstform, dem Prisma, seiner uerlich trennenden Kraft unterwerfen. Darum gleicht auch auf der Stufe der Festgestalten rumlich der Akt des Fallens aus dem gleichgliedrigen, allseitig gleichthtigen Fortbildungs und Fortentwicklungsgesetze in das Drei und dreygliedrige, dem Fallen oder, was der Wirkung nach hier gleich ist, dem Steigen des Geistigen des Menschen aus der reinen einstimmigen Gemthsentwicklung in die immer uerlich nur trennende und zweyfelnde Verstandesbildung; denn das Drei und dreygliedrige fhrt auch erst in den Umfang der uern Erkenntni der Formen des Steigens der Festgestalten ein. In Beziehung auf das eigenthmliche Wesen und die eigenthmlichen Wirkungen der Kraft, als lebend und in sich eins, zeigt die Natur und die Pflanzenwelt noch folgende Erscheinungen: Durch die verschiedenen Steigerungsstufen einer und ebenderselben lebenden Kraft in einer lebenden Naturgestalt, in einer Pflanze, erscheint jedes Glied des Ganzen im Besitze der ganzen Kraft, nur in verschiedenen Steigerungsgraden, . daher auf der Stufe der Lebegestalten, der Pflanzen, so hufig die Mglichkeit des Hervorrufens der ganzen Gestalt, der ganzen Pflanze, aus einem einzelnen Theile: einem Zweige, einer Knospe, einem Blatte, einem Stckchen Wurzel; darum auch in der Pflanzenwelt die bestimmte und als pflanzliches Grundgesetz sich aussprechende Erscheinung, da jede folgende Stufe der Entwickelung immer im hheren Maae das Wesen der in der Gestalt wirkenden Einheit kund tut, wie jede folgende Entwickelungsstufe eine Steigerung der vorhergehenden ist; so die Blumenbltter gesteigerte Pflanzenbltter, die Staubfden und Staubwege gesteigerte Blumenbltter; jede folgende Bildung legt das Innere der Pflanze, das Wesen derselben, in zarteren Hllen dar und zuletzt gleichsam nur in Hauch und Duft. Das so fast ganz uerlich, zum uerlichen gewordene Innere nimmt der Fruchtknoten wieder in sich auf und stellt es so wieder als Inneres dar. Bis zur Blthezeit sprechen die Pflanzen ein Hervorstreben, ein Aufsteigen aus, von der Blthezeit bis zur vollendeten Fruchtreife hchstes Zurckziehen. Die Erscheinungen der Pflanzen zeigen darum nicht nur eine Mannigfaltigkeit, Vervielfltigung der Kraft, sondern auch eine Steigerung; aber darum auch bey schwindender Kraft in der Pflanzenwelt die so hufige Erscheinung des Zurcksinkens einer sptern Ausbildungs und Fortentwicklungsstufe in eine frhere, z. B. das Zurcksinken der Bildung der Blumenbltter in die Bildung der Kelchbltter und das Ausbilden dieser zu vollkommnen Pflanzenblttern; das Zurcksinken der Staubfden und Staubwege in Blumenbltter, welche Erscheinungen so oft die Rosen, die Mohnen, Malven, Tulpen usw. zeigen. Und in voriger Beziehung gehrt die knstliche Steigerung des Blumenkelches zur Blumenkrone, wenn die Pflanze einen besonders guten Stand und Nahrung hat, hierher, wie z. B. bey den Gartenprimeln. So wie nun also in jedem selbstndigen Pflanzenteile das Wesen der ganzen Pflanze nur auf eigenthmliche Weise ruht, das Grundstreben jedes Dinges und jeder Pflanze aber ist, sich in seiner Eigentmlichkeit allseitig darzustellen: so erscheint nun dieses Streben, die Kugelform aus sich darzustellen, unter allen Pflanzenteilen bey den Blttern am meisten gefesselt und gebunden; darum so hufig, besonders auf ihnen, doch auch auf andern Pflanzenteilen, die Erscheinung, da nach geschehener Verletzung, gleichsam eingetretener Entfesselung, die Pflanzenform, der Pflanzenteil das Kuglige aus und durch sich darzustellen strebt, welche Erscheinung besonders schn das sogenannte Rosenmoos auf verletztem Rosenlaube zeigt. So legt sich an und durch die Pflanze, das Gewchs, das Wesen der zum Leben gesteigerten Kraft uerlich gleichsam ruhend dar. Darum erscheinen die Pflanzen und Gewchse in dieser Hinsicht gleichsam als die Blthen und Blumen der Natur; und wie bey den Pflanzen und Gewchsen von der Blthe und Befruchtungszeit aus das ganze Wesen der Pflanze wieder ins Innere, in die Einheit, zurckgeht, so tritt auf der nun folgenden Stufe der Naturgestaltung und Entwickelung, der Entwickelung und Steigerung der Kraft vom Leben zur Lebendigkeit, auch alles uere und alle Mannigfaltigkeit wieder in einem Innern, in einer Einheit, gleichsam wieder in einem Kern, in einem Samen auf, wieder in rundlichen Gestalten; daher gleichen die ersten Thiere lebendig gewordenem Samen, so einfache, nur rundliche Gestalten sind sie. Und so durch das im groen wiederkehrende Gesetz des Einzelnen erscheint und ist die Gesammtheit aller Erdgestalten, obgleich an sich nur ein kleiner Theil des groen Naturganzen, doch in sich beziehungsweise wieder ein abgeschlossenes, selbstndiges, groes, gliedriges und gegliedertes Ganzes. Auch die Gestalten der zum Leben gesteigerten Kraft, die lebendigen Gestalten, die Thiere, sind in sich wieder ein groes, gegliedertes Ganzes, gleichsam eine Leben in sich tragende Gestalt; die thun die groen, allgemein verbreiteten Naturgesetze kund, die sich auch in ihrer, durch ihre ganze Gesammtheit hindurchgehend wieder in Einzel- und eigenthmlicher Anwendung laut aussprechen. So drckt sich bey allen Thieren mit erhhtem Lebensreiz das eben durch das eingetretene hhere Leben nothwendig bedingte und eigentlich mit der irdischen Erscheinung des Lebens einige und davon unzertrennliche Gesetz der Fnf, und die so frhe aus, als diese Thiere selbst, als berhaupt Thiere erscheinen, welches die Ueberreste aus einer untergegangenen Vorwelt beweisen; so frhe mit dem Leben dieses einen groen Getierganzen selbst tritt auch sogleich die Fnf als Erscheinung auf, bleibt auch bey diesem groen Getierganzen, obgleich wieder in verschiedenen Arten der Zusammenziehung und Spaltung, doch als Grundgesetz fest, und selbst auch noch bey dem Menschen, in welchem doch die Lebendigkeit zur vollendeten Geistigkeit gesteigert erscheint, ist die Fnf die wesentliche Eigenschaft seiner gestaltenden, belebenden Hand, des Hauptgliedes des Menschen, des Hauptwerkzeuges zum Gebrauche seiner gestaltenden Schpferkraft usw. Ein anderes groes, allgemein verbreitetes Naturgesetz, welches sich besonders klar in der ganzen Thierwelt ausspricht und die eben bestimmte Gesammtheit von Thieren wieder als beziehungsweise in sich geschlossenes Ganzes darstellt, ist das Gesetz der Innerlichmachung des ueren und umgekehrt. So ruhen hier die ersten Thiere nur in einem fast steinernen Hause, dem Trger des noch weichen Krpers, und fast von ihm unabhngig, nur uerlich das Thier umschlieend als etwas Fremdes, von dem Thiere Getrenntes, Geschiedenes; aber das Thier ist dennoch mit seinem Bestehen an den festen Ort seiner kalkigen Hlle gebunden. Spter erscheinen die Thiere losgerissen, selbstndig, nicht mit ihrem Bestehen an einen Punkt, gleich einer Pflanze, gefesselt: sondern sie und ihre uere, steinartige Hlle sind aneinander festgewachsen; das den Krper tragende Feste umschliet denselben wie eine feste Rinde. Bei den folgenden Thierbildungen verwchst und verschwindet uerlich die knorpligsteinige Decke immer mehr, sie senkt sich gleichsam in das Fleisch, und in dem Maae sie uerlich schwindet, tritt sie bey den Fischen und Amphibien als Knorpelskelett ein, mit Ueberbleibseln von Schuppen auf dem Krper. Dieses Knorpelgerst bildet sich bey den folgenden Thierbildungen immer mehr und mehr zu einem festen Knochengerst aus, und je mehr die vollendet, um so mehr hllt die frher in Steinmasse gleichsam eingehllte Muskelmasse nun den steinartigen Knochen ein und erscheint jetzt umschlieend, wie frher umschlossen; was uerlich war, ist nun innerlich; was nur innerlich war, ist nun uerlich; vollkommenes Thier. Weiter spricht sich das groe Naturgesetz, das Gesetz des Gleichgewichtes, besonders offen in der Thierwelt aus, d. i. das Gesetz, nach welchem sich in jeder lebenden und lebendigen Gestalt eine beziehungsweise bestimmte Gesammtheit von Kraft als inwohnend ausdrckt, und so auch fr jeden Krper, ja fr jede Art seiner Theile wieder, eine beziehungsweise bestimmte Menge von Stoff bedingt, und da, wenn dieser Stoff vorwaltend nach einer Seite der Krper und Gliederbildung hin verwandt wird, dann ganz in demselben Maae die Ausbildung des Krpers nach der andern Seite und anderen Gliedern hin zurcktritt, und sich so ein Theil oder ein Glied des Krpers auf Kosten des anderen ausbildet. So bildet sich bey den Fischen der Krper auf Kosten seiner Glieder aus. Besonders klar und eindringlich spricht sich die Gesetz aus, wenn der Mensch in dem Ebenmae seiner Bildung als Vergleichspunkt festgesetzt wird, so als Beyspiel die Bildung des Armes und der Hand des Menschen verglichen mit dem Flgel des Vogels, wo sich das berwiegende und vorwaltende Ausbilden einzelner Glieder und Theile desselben auf Kosten der andern bestimmt und anschaulich ausspricht. So erscheint alle Mannigfalt.igkeit der Naturgestalten als bedingt durch eine, als das Erzeugni einer Kraft durch alle Stufen ihrer Entfaltung und Ausbildung hindurch; ursprnglich ist und erscheint sie als Einheit, spricht sich klar und rein aus in dem vollendet selbstndig gewordenen Einzelleben, thut sich aber als uere Erscheinung erst allseitig und nach und in jeder Beziehung in aller Mannigfaltigkeit der Naturgestalten kund; denn die Kraft an sich fordert die Mglichkeit der Darstellung aller Mannigfaltigkeit, die als eine Gemeinsamkeit, als ein Lebganzes in ihr liegen; und so besttigt sich auch hier die so groe als allgemeine Wahrheit, da nur in einer dreygeeinten Darstellung: in Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit jedes sein Wesen vollkommen und vollendet ausspricht. So besttigt sich wiederholend das Entwickelungsgesetz des Festgestalteten vom Einzelseitigen zum Allseitigen, vom Unvollkommenen zum Vollkommenen, als der Entwickelungsgang zu und fr alle Naturvollkommenheit; so ist der Mensch das letzte und das vollkommenste aller Erdenwesen, die letzte und die vollkommenste aller irdischen Gestalten, in welcher nun alles Krperliche in hchstem Gleichgewichte und Ebenmae, und die ursprnglich und uranfnglich im ewig Seienden ruhende und daraus hervorgegangene Kraft hier nun auf der Stufe des Lebens und als Geistigkeit erscheint, und so der Mensch selbst seine Kraft empfindet, fhlt, sie versteht, vernimmt, sich derselben bewut werden kann und bewut wird. Aber wie der Mensch als uerliche, krperliche Erscheinung sich im Gleichgewichte und Ebenmae der Gestalt zeigt, so wogen und wallen, ihn auf der Stufe der beginnenden Geistigkeit, ihn als geistiges Wesen betrachtet, in ihm Begierden, Neigungen, Leidenschaften; wie in der Welt der Festgestalten wirkende, in der Welt der Gewchse und Pflanzen lebende und in der Thierwelt lebendige Krfte wgeten und wogten, so hier geistige Krfte. Und nun steht der Mensch fr die Reihe der Entwickelung der Geistigkeit wieder auf einer ersten, auf der ersten Stufe, auf welcher die Festgestalten fr die Entwickelung des Lebens stehen; darum ist wieder die Kenntnis der Gesetze des Wesens der Fest und so der Lebegestalten fr den Menschen, fr Selbst und Anderererziehung, so beraus wichtig; darum ist die Kenntnis ihres Wesens und ihrer Erscheinung lehrend, leitend, erhellend, trstend usw. Und so soll darum dem Menschen, dem Knaben, dem Schler frhe die Natur in aller ihrer Mannigfaltigkeit als Einheit, als groes, lebendiges, gleichsam nur einen Gedanken Gottes darstellendes Ganzes, als eine Lebensgestalt vorgefhrt werden. Wie die Natur in sich ein stetig, sich allseitig und in jedem Punkte aus sich selbst wieder entwickelndes Ganzes ist und als solches erscheint, so mu sie auch frhe dem Menschen dargestellt werden. Ohne Einheit in der Naturthtigkeit, ohne Einheit fr die Naturformen, ohne Erkenntni und Anschauung dieser Einheit, und ohne Erkenntni und Anschauung der Ableitung aller Mannigfaltigkeit aus dieser Einheit ist an gar keine chte Kenntnis der Naturmannigfaltigkeit, ist an gar keine chte Naturgeschichte und somit auch an gar keinen dem Menschen auch nur schon auf der Knabenstufe gengenden Unterricht zur Kunde der Naturmannigfaltigkeit, der bisher nur als Name daseienden Naturgeschichte zu denken. Diese Einheit ist es aber auch nur, was des Knaben Gemth frhe sucht, was ihn, den Knaben, nur einzig befriedigt, sowie berhaupt nur den menschlichen Geist an sich. Gehe mit dem chtes Leben in sich tragenden, jungen Knaben in die Natur; fhre ihm Naturmannigfaltigkeiten vor: er wird sogleich dich nach der hher liegenden, bedingenden, lebendigen Einheit fragen; indem die niedergeschrieben wird, besttigen die immer wiederkehrende Fragen kaum auf die Schlerstufc getretener, sich mit Naturgegenstnden beschftigender Knaben. Alles zerstckte und zerstckende Wesen der Naturbetrachtung, sehr verschieden von der zur Einheit und zur Gesammtheit fhrenden Betrachtung des Einzelnen, ttet die Naturgegenstnde und die Natur, wie den Menschen und den betrachtenden Menschengeist. Diese wenigen Andeutungen zur Anschauung der Natur als eines Ganzen mssen hier gengen; sie sollen auch den Vater, den Erzieher, den Lehrer nur dahin leiten, seinen Schler, Zgling, Sohn zur Erkenntni und Anschauung der Gleichgesetzigkeit der Natur in ihren verschiedenen Steigerungsstufen und der Einheit in aller Mannigfaltigkeit hinzufhren, dahin zu fhren, die Natur als ein Lebganzes anzuschauen; denn so wie hier der innere lebendige Zusammenhang der Naturthtigkeit und der Naturgegenstnde ganz im allgemeinen und nach einer Seite und Richtung hin angedeutet wurde, so mu die Natur nach jeder Seite, Richtung und Thtigkeit hin dem Schler als ein gliedriges und gegliedertes Ganzes vorgefhrt werden, da die Krfte, die Stoffe, die Tne und Farben usw. wie die Formen und Gestalten ihre innere Einheit, ihren lebendigen innern Zusammenhang in und unter sich und mit dem Ganzen haben; auch sind ja alle in der Vollkommenheit ihrer Ausbildung von dem Einflusse einer groen einenden Naturerscheinung, eines groen bestimmenden Naturwesens, der Sonne, der Weckerin und Pflegerin alles irdischen Lebens, abhngig; ja fast scheint es, als tten die Erdgestalten nur das Wesen des Sonnenlichtes kund, o begierig wenden sich alle irdischen Gestalten zum Sonnenstrahl und saugen das Sonnenlicht ein, hangen am Sonnenlicht und Sonnenstrahle, wie das Kind an Auge und Lippen des liebend lehrenden Vaters, der entwickelndkrftigenden Mutter, mit denen es gleichen Wesens ist; und wie Gegenwart und Abwesenheit reiner Elternliebe, gebildeten Elterngeistes auf die Entwickelung und Ausbildung der mit den Eltern eines Wesens seienden Kinder wirkt, so wirkt Gegenwart und Abwesenheit des Sonnenlichtes auf die Entwickelung und Ausbildung der irdischen Gestalten, gleichsam der Kinder der Sonne und der Erde. Ueberdies spricht es uns ja auch eine genauere Kenntnis des Sonnenstrahles und Sonnenlichtes aus, da in ihm Richtungen wirksam sind gleich den Grundrichtungen aller irdischen Gestalten, und so mchten wohl die Erdgestalten in ihrer Gesammtheit gleichsam uerlich, sichtbar und in Mannigfaltigkeit das Wesen des Sonnenlichtes darlegen, was an der Sonne sich als Einheit zeigt; und so fhrt sicher die Kenntnis des einen zur Kenntnis des anderen. So wandle Vater und Sohn, Erzieher und Zgling, Lehrer und Schler, Eltern und Kind immer in einem groen lebendigen Naturganzen. Vater, Lehrer, Kinderfhrer, antworte nicht: Davon wei ich selbst noch nichts; das kenne ich selbst noch nicht. Es ist auch hier keineswegs nur vom Mitteilen schon besessener Kenntnisse die Rede, sondern vom Hervorrufen neuer. Ihr sollt beobachten, zur Beobachtung fhren und euch und euerm Pfleglinge das Beobachtete zum Bewutsein bringen. Es bedarf zur Erkenntni des durchgreifend Gesetzmigen in der Natur, der Einheit derselben, keiner besonderen Kunstbenennungen, weder der Naturgegenstnde noch deren Eigenschaften, sondern nur reine, bestimmte, sichere Auffassung und bestimmte Bezeichnung derselben nach dem Wesen der Sache und der Sprache. Es ist bey Vorfhrung der Naturgegenstnde und ihrer Bekanntmachung an den Knaben keineswegs von Mitteilung der Namen der Gegenstnde, noch von Mitteilung vorgefater Meinungen und Ansichten, sondern nur von reiner Vorfhrung ihrer selbst und Erkennen ihrer sich selbst darlegenden und aussprechenden Eigenschaften, nur davon die Rede, da der Knabe diesen Gegenstand als denjenigen bestimmten, in sich selbstndigen Gegenstand betrachte, als den er sich durch sich selbst, durch seine Form usw. kundtut. Auch das Wissen des dem Naturgegenstand schon frher gegebenen oder als allgemein gltig anerkannten Namens ist gleichgltig; nur das klare Anschauen und deutliche Erkennen, richtige Bezeichnen der Eigenschaften, nicht allein der besonderen, auch der allgemeinen, das ist wichtig. Gib dem Naturgegenstande entweder den ganz rtlichen Namen, oder weit du gar keinen, so gib dem Naturgegenstande den Namen, den der Augenblick ihm selbst gibt, oder was noch bey weitem besser ist, gib ihm einen umschreibenden, wenn auch etwas langen Namen, so lange, bis du irgendwoher den allgemein gltigen Namen bekommst; es wird auch bey diesem Streben gar nicht lange anstehen, so wird dir der allgemein gltige und verstndliche Name bekannt werden, um dein Wissen mit dem allgemeinen Wissen in Einigung zu setzen, durch dasselbe zu lutern, zu ergnzen. Darum, Schullehrer auf dem Lande, sage nicht: Ich habe keine Kenntnis der Naturgegenstnde, ich wei sie nicht zu nennen. Bei weitem hhere und grndlichere, uere und innere Kenntnisse, lebendigere Kenntnisse des Einzelnen und des Mannigfaltigen, als gewhnliche, fr dich zugngliche und dir anzuschaffen mgliche Bcher dich lehren, kannst du dir durch treue Naturbeobachtung, seist du auch der einfachst gebildete Mann, erwerben. Ueberdies ruhen jene sogenannten hheren Kenntnisse gewhnlich auf Erscheinungen und Wahrnehmungen, die der einfachste Mann zu machen imstande ist, ja oft auf Beobachtungen, die dieser mit wenig oder gar keinem Aufwande schner sieht, als das teuerste Experiment sie zeigt, wenn er nur Augen zum Sehen immer bey sich habe. Dazu soll er aber durch fortgehende Beobachtung sich selbst fhren; dazu soll er sich besonders durch die ihn umgebende Jugend und Knabenwelt fhren und leiten lassen. Vater, Mutter, sey nicht ngstlich, sprich nicht: Ich wei selbst nichts, wie soll ich meine Kinder lehren; weit du nichts, das mag sein, ist aber noch nicht das grere Uebel, wenn du nur etwas wissen willst; weit du nichts, so mache es wie das Kind selbst, gehe zu Vater und Mutter, werde mit dem Kinde Kind, dem Schler Schler und lasse dich mit ihm lehren von der Mutter Natur und von dem Vater, dem Geiste Gottes in der Natur. Der Geist Gottes und die Natur selbst werden dich leiten und fhren, wenn du dich leiten und fhren lssest; sage nicht: Ich habe nicht studiert, ich habe das nicht gelernt; wer lehrte es den ersteren, gehe wie dieser zur Quelle. Einer der Zwecke der Hochschule ist nun zwar, sehend zu machen, das innere Auge fr ueres und Inneres zu ffnen; doch wrde es traurig fr das Menschengeschlecht sein, wenn nur die sehend wrden, sehend sein sollten, welche die Hochschule besuchten, oder welche, wie du sagst, studierten. Aber, wenn ihr Eltern frhe eure Knaben, wenn ihr Kinderfhrer frhe eure Schler und Zglinge sehend, denkend macht, so werden dann auch die Hochschulen wieder werden, was sie werden sollen und wollen: Schulen zur Erkenntni der hchsten, geistigen Wahrheiten, Schulen zur Darstellung derselben im eigenen Leben und Thun, Schulen der Weisheit. Von jedem Punkte, jedem Gegenstande der Natur und des Lebens aus geht ein Weg zu Gott; halte nur den Punkt fest und gehe den Weg sicher, lasse dir dabey die Ueberzeugung Festigkeit geben, da die Natur nothwendig nicht nur einen uerlichen, allgemeinen, sondern einen bis ins Kleinste hin zu erkennenden, innern, lebendigen Grund haben mu, als hervorgegangen, bedingt und geschaffen von einem Sein, Schpfer, Gott, hervorgegangen und bedingt nach dem in sich selbst ruhenden, nothwendigen Gesetz des Ewigen im Zeitigen, des Geistigen im Krperlichen; es mu darum nothwendig in dem Allgemeinen das Besondere und in dem Besondern das Allgemeine zu erkennen sein. Siehe, die Erscheinungen der Natur bilden eine schnere Leiter zum Himmel und vom Himmel zur Erde, als Jakob sah, nicht eine einseitige, eine allseitige, nicht nach einer, nach allen Richtungen hin; nicht im Traume siehst du sie; sie ist bleibend, berall umgibt sie dich; sie ist schn, Blumen umranken sie und Engel schauen mit ihren Kinderaugen daraus; sie ist fest, Festgestalten bildet sie und auf einer Kristallwelt ruht sie; der gottbegeisterte Snger der Natur, David, singt ihr Wesen. Suchst du in dieser Mannigfaltigkeit einen festen Punkt, suchst du einen sichern Leiter: die Zahl ist ein solcher fester Punkt, der Weg, den sie leitet, ist Sicher; denn sie ist bedingt durch die uere Erscheinung der inneren Kraftrichtungen selbst, so thut sie am unmittelbarsten mit dem, was von ihr abhngig, das innerste Wesen der Kraft kund, nur bringe ein klares Knabenauge und einen einfachen Kindessinn und ein solches Gemthe mit. Lasse dich selbst des Knaben Auge und des Knaben Sinn leiten; denn schon kannst du ja zu deinem Troste wissen: halbe Wahrheiten und falsche Vorstellungen duldet, ertrgt ein einfacher, natrlicher Knabe nicht; gehe nur ihren Fragen still, sinnig und sinnend nach, sie werden dich und sie lehren; denn sie kommen ia aus dem noch kindlichen Menschengeist, und was ein Kind, ein Knabe, fragt; wird doch eine Mutter, ein Vater, ein Mann beantworten knnen! Du sagst: Kinder und Knaben fragen mehr, als Eltern und Mann beantworten knnen, und du hast recht; entweder stehst du an der Grenze des Irdischen und der Pforte des Gttlichen, und dann sprich es einfach aus, des Kindes und Knaben Gemth und Geist wird sich beruhigt fhlen; oder du stehst an der Grenze nur deines Wissens und Erkennens; auf diesen Fall scheue dich nicht, es auszusprechen, nur hte dich zu sagen, als stndet ihr in diesem Falle an der Grenze der menschlichen Einsicht berhaupt, die zerdrckt und verkrppelt den menschlichen Geist, da es ihn doch nicht tten kann. Frage in diesen Fllen dein Leben in dir, vergleiche es mit dem Leben auer dir und um dich, fhre deinen Pflegling zu dieser Vergleichung und du und er, ihr werdet, sobald eure Einsicht dazu gereift ist, die Beantwortung eurer Frage erhalten, ihr werdet klar, nicht dunkeln, verworrenen und verwirrenden Sinnes, sondern wie der menschliche Geist, die menschliche Vernunft es fordert, mit sicherem, zweifellosem, innerm Auge es schauen, was ihr suchet, werdet Gott so in seinen Werken klar schauen, da euer irdisches Sehnen dadurch befriedigt wird, da ihr Frieden und Freudigkeit, Trost und Beistand, den ihr zur Zeit der Noth bedrfet, in euerm Innern finden werdet. Einen festen Punkt und einen sichern Leiter zur Erkenntni des innern Zusammenhangs aller Mannigfaltigkeit in der Natur sucht der Mensch; was kann einen unbezweifelbar sicherern und einenderen Anfangspunkt dafr geben, als was gleichsam alle Mannigfaltigkeit in sich tragend, alle Mannigfaltigkeit aus sich entwickelnd erscheint, was der sichtbare Ausdruck aller Gesetzmigkeit und des Gesetzes an sich ist die Mathematik , die wegen dieser groen erschpfenden Eigenschaft darum gleich vom Anfange an Erkenntnilehre, Wissenschaft des Erkennens an sich Mathematik , genannt wurde. Und diesen Rang, diesen Platz hat sie nicht nur durch Jahrtausende hindurch sich behauptet, sondern sie ist gerade da, zu der Zeit, als sie desselben beraubt werden sollte, mit einer aus dem Innern derselben hervorleuchtenden Glorie hervorgetreten, deren sie sich bis dahin noch gar nicht erfreute. Aber was ist es denn eigentlich, wodurch sich die Mathematik jenen hohen Rang nicht nur verschafft, sondern auch erhalten, ja sich denselben verjngt hat; was ist Mathematik ihrem Wesen, ihrer Entstehung, ihrer Wirkung nach? Sie ist als Erscheinung der Innen und der Auenwelt dem Menschen und der Natur gleich angehrig; als hervorgehend aus dem reinen Geiste, aus den reinen Denkgesetzen desselben, ein sichtbarer Ausdruck derselben und des Denkens an sich, findet sie die dadurch nothwendig bedingten Erscheinungen, Verknpfungen, Formen und Gestalten auer sich, in der Auenwelt, schon vor, treten diese ihr, als von ihr und von dem menschlichen Geiste und Denken ganz unabhngig, in der Auenwelt, in der Natur entgegen. Der Mensch findet so die Natur in der Mannigfaltigkeit ihrer Formen und Gestalten, die auer ihm und unabhngig von ihm sich in der Auenwelt der Natur gestalteten, in seinem Innern, seinem Geiste, den Gesetzen seines Geistes und seines Denkens wieder; die Mathematik erscheint so als Mensch und Natur, Innen und Auenwelt, Denken und Wahrnehmen Einendes, Vermittelndes. Dieses groe Geschft, dauernd so lange als Innen und Auenwelt, als Bedingendes und Bedingtes bestehen wird; dieses einzig lohnende und dankbarste, seinen Lohn und Dank in sich selbst tragende Geschft ist es, was seit Jahrtausenden, ja fast seit dem Bestehen des Menschengeschlechtes selbst, der Mathematik ihr Daseyn und ihre Anerkenntnis sicherte, ja wodurch sie eigentlich erst von dem Christen in ihre wahren Rechte eingesetzt, wahrhaft als das erkannt wurde, was sie ist; denn nur dem Christen, der den einen gttlichen Geist, das Wirken, die Wirkungen des einen gttlichen Geistes in allen Dingen erkennt, nur dem Christen war es darum mglich und vorbehalten, sie in ihrem wahren Wesen zu wrdigen; denn nur der Christ kann die Einheit der von dem reinen Geiste erzeugten Formen mit den Formen, Gestalten und Erscheinungen in der Natur erklren; nur der kann sich den Zweifel lsen, ob die Mathematik aus den Naturerscheinungen abgezogen, oder die Naturgegenstnde nach menschlichen Denkgesetzen geformt worden, und so Natur und Auenwelt selbst nur in den Gesetzen des menschlichen Denkens ihr Daseyn und Bestehen habe. Denn lebt und wirkt nicht im Menschen und in der Natur derselbe einige und ewige Gottesgeist; ist Mensch und Natur nicht hervorgegangen aus, bedingt durch einen und denselben einigen Gott? Mu darum in beyden, im Geiste der Natur, in den Formen und Krftegesetzen derselben, und in dem Geiste des Menschen und in den Gestaltungs und Denkgesetzen desselben nicht nothwendig Einheit und Uebereinstimmung, mu in und zwischen beyden nicht Gleichgesetzigkeit in sich und unter sich sein? Darum ist es mglich, die Natur, das Wesen der Natur aus ihren Formen und Gestalten und durch die uerlich gewordenen, gestalteten Gesetze des menschlichen Denkens, der Mathematik, zu erkennen, darum das Vermittelnde, Einende, Erkenntni Erzeugende, durch sich selbst unmittelbar Erkenntni Bedingende der Mathematik. Darum ist sie auch weder ein Totes, in sich Abgeschlossenes, noch eine bestimmte Mehrzahl, Summe uerlich aneinandergereihter, einzelner wie einzeln und zufllig gefundener Formen und Wahrheiten; sondern sie ist ein lebendiges ununterbrochen sich neu wieder aus sich selbst gestaltendes, sich mit der Entwickelung des Denkens und des menschlichen Geistes in Hinsicht auf Einheit und Mannigfaltigkeit und Erkennen und Anschauen im einzelnsten fortentwickelndes Ganzes; denn sie ist der sichtbare Abdruck des Denkens im Menschen, ist der Ausdruck der Gesetzmigkeit des reinen Geistigen an sich, ist darum in dieser Beziehung ein Lebganzes in sich, ein Erzeugni der Nothwendigkeit und Freyheit. Die Mathematik ist darum auch weder dem wirklichen Leben etwas Fremdes, noch aus demselben erst Abgezogenes; sie ist der Ausdruck des Lebens an sich, und darum ist ihr Wesen im Leben und durch sie das Leben erkennbar. Wie das Denken und die Denkgesetze selbst von der Einheit zur Mannigfaltigkeit, Allseitigkeit bergehen und sich bey allem scheinbaren Ausgehen von einer Mannigfaltigkeit (uerem) doch immer auf eine im Fernen oder Dunkeln liegende Einheit (ursprnglich Inneres) zurckbeziehen, so geht auch die Mathematik nothwendig von der Einheit zur Mannigfaltigkeit, Allseitigkeit, ber; und wenn sie auch uerlich und scheinbar von der Einzelheit und Mannigfaltigkeit ausgeht, so liegt doch allen ihren Betrachtungen usw. immer eine nothwendige innere Einheit zugrunde. Alle mathematischen Formen und Gestalten mssen darum als von den in der Kugel und dem Runde liegenden, bedingenden Gesetzen hervorgehend und bedingt angeschaut und darauf als zur Einheit zurckbezogen und betrachtet werden, die Kugel selbst aber als ein aus Einheit mit selbstthtiger eigener Kraft Hervorgegangenes. Die mathematischen Formen und Figuren drfen darum nicht betrachtet werden als nach uerlichen, willkrlichen Bestimmungen zusammengesetzt, sondern als nach nothwendigen, innern Bedingungen entstanden, als Erzeugni einer selbstthtigen und darum ursprnglich von einer Mitte aus allseitigen Kraft, und so nicht als unter und in sich getrennt, sondern als in ihrem nothwendigen innern Zusammenhang, und schon in dem ersten Unterricht, auch von der Einzelheit, der Mannigfaltigkeit ausgehend, mu immer auf diese sich berall wie die Seele sich durchziehende bedingende Einheit zurckbezogen werden. Die Mathematik ist der Ausdruck des Raumbedingenden und so der Bedingungen und Eigenschaften des Rumlichen; wie ihr Grund Einheit ist, so ist sie Einheit in sich, und wie mit dem Raume zugleich Mannigfaltigkeit der Richtungen, Gestalt, Ausdehnung gegeben sind, so ist auch Zahl, Form und Gre eine in sich geschlossene, sich gegenseitig bedingende, eigentlich rein unzertrennliche Drei in Einheit. Da aber Zahl der Ausdruck der Mannigfaltigkeit an sich und eigentlich der Ausdruck des die Mannigfaltigkeit Bedingenden, also der Kraftrichtungen, und so keineswegs ein durch todtes ueres Hinzufgen, sondern nach innern lebendigen Gesetzen, die ihren Grund im Wesen der Kraft haben, Entstandenes ist, Gre und Form aber nur durch Mannigfaltigkeit erklrt werden kann, so ist die Zahl, die Kenntnis der Zahl das Wesentlichste und Erste zur Kenntnis des dreygeeinten Ganzen. Die Zahlenkunde ist daher die Grundlage der Formen und Grenkunde, der allgemeinen Raumkunde. Der Raum selbst ist aber keineswegs ein Totes, Ruhendes, Stehendes, sondern ein nur durch die stete Wirkung der im Sein an sich bedingten Kraft Bestehendes. Und so wie der Raum selbst dem Grunde und Grundgesetze alles Daseienden sein Daseyn verdankt, in demselben bedingt ist, so liegen die allgemeinen Gesetze des Raumes selbst jeder rumlichen Einzelerscheinung und jedem unter rumlicher Form Anzuschauenden, jedem sich im Raume und durch Raum Kundtuenden, also selbst den Denkgesetzen und ihrem Erkennen zugrunde. Die Mathematik mu bey weitem mehr physikalisch und dynamisch, als Natur und Krafterzeugnis behandelt und beachtet werden; dann wird sie auch noch bey weitem belehrender und ersprielicher nicht allein zur Erkenntni der Natur, und hier besonders auch des Chemischen (Stoffigen), sondern auch zur Erkenntni der Wirkung und des Wesens des Geistigen, der Denk und Empfindungsgesetze des Menschen sein, als man jetzt schon ahnet; besonders fhrt dahin alles Krummlinige, Kuglige usw. der Mathematik. Menschenerziehung ohne Mathematik und wenigstens ohne grndliche Zahlenkunde an die sich dann die Kunde der Form und Gre als nothwendige Bedingung wohl notdrftig durch gelegentliche Aneignung anschliet ist darum ein haltloses Stck und Flickwerk und setzt der Bildung und der Entwickelung, zu welcher der Mensch und die Menschheit bestimmt und berufen ist, unbersteigbare Grenzen, die aber der Mensch dann, da er sich von seiner strebenden Natur und strebendem Geiste nicht lossagen kann, entweder zu berschwrmen, oder des fruchtlosen geistigen Drngens und Strebens mde, sich in sich selbst, seine Krfte zu lhmen sucht; denn Menschengeist und Mathematik sind so unzertrennlich, als Menschengemt und Religion. Was ist nun aber Sprache, und in welchem Verhltnisse steht sie, das Dritte von dem, was gleichsam die Angelpunkte des Knaben und berhaupt des Menschenlebens sind, zu den beyden andern. Ueberall, wo wahrer innerer Zusammenhang, wahre innere lebendige Wechselwirkung stattfindet und sich ausspricht, spricht sich auch sogleich unmittelbar ein Verhltnis aus gleich dem in sich einen und einigen der Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit, so auch hier zwischen Religion, Natur und Sprache. In der Religion tritt vorwaltend die Forderung des Gemthes, des sich auf die Einheit Beziehenden im Menschen auf und sucht Erfllung seiner Ahnungen; in der Naturbetrachtung und der ihre Erkenntni vermittelnden Mathematik tritt vorwaltend die Forderung des Verstandes des sich auf die Einzelheit Beziehenden im Menschen auf und sucht Gewiheit; in der Sprache tritt vorwaltend die Forderung der Vernunft, des sich auf die Mannigfaltigkeit Beziehenden, alle Mannigfaltigkeit Einenden im Menschen auf und sucht Befriedigung. Religion, Leben im Gemthe nach der Forderung des Gemthes, Finden und Fhlen des Einen in allem, Natur, Erkennen der Einzelheiten in der Natur an sich und in ihrem Verhltnisse untereinander und zum Ganzen, Suchen nach der Forderung des Verstandes, und Sprache, Darstellung der Einheit aller Mannigfaltigkeit, des innern lebendigen Zusammenhangs aller Dinge, Streben nach der Forderung der Vernunft; diese drey sind darum ein unzertrennliches Ein, eine reine Eins, und die einseitige, abgerissene und zusammenhangslose Ausbildung des einen ohne das andere bewirkt nothwendig Einseitigkeit und somit zuletzt Vernichtung, wenigstens Zerstrung des Einen menschlichen Wesens. Religion strebt das Sein kundzuthun und thut es kund; Natur strebt das Wesen der Kraft, den Grund des Wirkens derselben, und dieses Wirken selbst kundzuthun; Sprache strebt das Leben als solches und als ein Ganzes kundzuthun, zu offenbaren und offenbart es als solches. Religion, Natur (Mathematik ist gleichsam die Natur ihrer Anlage, ihren Gesetzen, Bedingungen nach, im Menschen; ist die Natur, wie sie ihren nothwendigen Bedingungen nach schlechthin im Geiste des Menschen liegt und liegen mu, ohne welches sonst auch die Natur gar nicht vom Menschen erkannt werden knnte, darum aber auch vom Menschen selbst vollstndiger und einiger erkannt werden kann, als sie als uere Erscheinung wirklich da ist) Religion, Natur (Mathematik) und Sprache haben alle drey in all ihren mannigfachen Beziehungen das eine gleiche Geschft und Streben: Inneres, das Innerste an sich kundzuthun, zu offenbaren: Innerliches, das Innerste uerlich, uerliches innerlich zu machen und beydes: Innerstes und uerstes in ihrem natrlichen, ursprnglichen, nothwendigen Einklange und Zusammenhange zu zeigen. Was daher von einem dieser drey zu sagen ist, mu nothwendig, nur in eigenthmlicherer Weise, auch von jedem der beyden andern zu sagen sein; was dehalb in dem Bisherigen hier von Religion und Natur (mit Mathematik) gesagt wurde, mu, wenn es anders an sich, in sich vollendet wahr war und ist, nothwendig, nur in der durch das Einzelwesen der Sprache bedingten Eigentmlichkeit, auch von dieser zu sagen sein, und so ist es. Darum begegnen wir aber auch im Leben zum grten Trauern der einigen und ungetrennten Menschheit und als grtes Hindernis ihrer mglichen Aus und Fortbildung, dem Wahne, da Eines ohne das Andere in sich und durch sich selbst bestehen, sich in sich selbst fortbilden und zur Stufe der Vollendung in ihrer Ausbildung und Entwickelung sich erheben knne: die Sprache ohne Religion und Natur (Mathematik), die Religion ohne Sprache und Natur (Mathematik), die Naturkunde (Mathematik) ohne Sprachkunde und Religion. Aber so gewi als es nothwendig war, da Gott, da er sich vollendet und zweyfellos in der Gesammtheit seines Wesens kundthun und offenbaren wollte, sich darum auch in dreyeiniger Weise kundthun und offenbaren mute; so gewi ist auch Religion, Natur (Mathematik) und Sprache eine in sich ungetrennte Eins. Die vollendete Kunde von und die feste Sicherheit in dem einen bedingt und fordert nothwendig auch die vollendete Kunde des andern und im andern; das wahre Erkennen und Bewutsein in dem einen und von dem einen bedingt und fordert nothwendig auch das wahre Erkennen in und von dem andern. Da nun der Mensch zum sichern, klaren Erkennen, Schauen und zum vollendeten Bewutwerden bestimmt ist, so fordert auch Menschenerziehung nothwendig die Wrdigung und Erkenntni der Religion, Ntur (Mathematik) und Sprache in ihrer innigen lebendigen Wechselbeziehung und Bedingung. Ohne die Erkenntni und Anerkenntnis der innigen Einigung dieser drey verliert sich die Schule und wir uns selbst in das sich endlos aus sich selbst erzeugende Mannigfaltige, in das Bodenlose. So das Wesen der Sprache und ihr Verhltnis zum Menschen und dessen Erziehung. Wie thut nun die Sprache an sich und durch sich die ihr Wesen kund und besttigt sie es? Die selbstthtige Darlegung und Darstellung des eigenen Innern am uern und durch uerlich Gewordenes heit im allgemeinen Sprache; die bezeichnet auch das Wort sprechen, sprechen, gleichsam sich selbst brechen, sich in sich selbst gliedern, trennen, teilen, wie auch das Brechen einer Sache das Innere, Innerste dieser Sache kundtut. Wie das Aufbrechen der Knospe einer Blume das Innere und Innerste dieser Blume kundtut und offenbar macht, so tut der, welcher spricht, der Sprechende, sein Inneres selbstthtig kund; so tut Sprache selbst das Innere am uern kund und ist darum Darstellung, Darlegung des Innern am uern. Das Innerste des Menschen aber ist ein stetig sich Bewegendes, Lebendiges, ist Leben, also mssen nothwendig auch die Eigenschaften und Erscheinungen des Lebens durch die menschliche Ton und Wortsprache sich kundthun. Darum mu die vollkommene Menschensprache als eine stetige, mit dem Wesen und Innern des Menschen verknpfte Darstellung desselben sich am beweglichsten und durch leichteste Bewegung bis ins Kleinste hin kundthun und so nothwendig hrbar sein. Die Sprache mu gleichsam der Mensch in seiner Ganzheit selbst, nur, um sich allseitig und stetig kundzuthun, in hchster Beweglichkeit sein. Der Mensch in seiner Ganzheit und als Naturerscheinung trgt aber auch das Wesen der Natur ganz in sich, folglich thut sich in der Sprache, wie das Wesen des Menschen, so auch das Gesammtwesen der Natur kund. Die Sprache ist sonach Abbildung der gesammten Innen und Auenwelt des Menschen. Das Innere des Menschen ist aber wie das Innere der Natur, Gesetz, ist Nothwendigkeit, ist Geist, ist ewig, ist Gttliches, erscheinend am uern und durch ueres; so mu also auch die Sprache das Gesetz, die Gesetzmigkeit, in, an und durch sich selbst kundthun; es mu die Sprache der Ausdruck nothwendiger Gesetzmigkeit sein; die Gesammtgesetze der Innen und Auenwelt im ganzen und einzelnen mssen sich darum in der Sprache darlegen, in ihr selbst als solche liegen, und so ist es. Die Sprache ist wie die Mathematik doppelseitiger Natur, zugleich der Innen- und Auenwelt angehrig. Die Sprache als Selbsterzeugnis des Menschen geht so unmittelbar aus dem Menschengeiste hervor, ist Darstellung und Ausdruck des menschlichen Geistes, wie die Natur Darstellung und Ausdruck des Gottesgeistes ist. Die Uebereinstimmung der Sprache als Selbsterzeugnis und der Sprache als Naturnachahmung, welche die Frage veranlat, ob die Sprache ein reines Erzeugni des Geistes oder ein nachahmendes der Natur sei, diese und eine andere Frage und Meinung hat darin ihren Grund: da in allem ein und derselbe gttliche Geist wohnt, in allem dieselben geistigen, gttlichen Gesetze wirken, hat darin ihren Grund, da Natur und Menschengeist an sich ein Geist, da Natur und Mensch einen Grund und Quelle ihres Daseyns Gott haben. Und so wie demnach die Sprache Darstellung des Menschen und der Natur und somit des Geistes Gottes ist, so geht auch aus der Sprache Kenntnis der Natur und des Menschen und somit Offenbarung Gottes hervor. Ja die Sprache ist, von der Seite der Naturbetrachtung aus, sich selbst Darstellung der zum Leben gesteigerten Kraft; von Seiten des Menschen ist sie sich selbst Darstellung des sich bewut werdenden Menschengeistes. Die Sprache ist darum nothwendig in dem Wesen des Menschen, als eines sich bewut werdenden, zum Bewutsein bestimmten Geistes, bedingt und eine unzertrennliche Eins mit demselben. Wegen der in dem Wesen der Sprache bedingten Doppelnatur, des Vermittelnden und Verknpfenden derselben, mssen ihr sowohl mathematische als auch physikalische Eigenschaften, Eigenschaften des Lebens und der Bewegung eigen sein. Darum drckt auch die Sprache nothwendig in ihren letzten Wortbestandteilen: in ihren Tnen, Lauten, Schlssen und den sie bezeichnenden Buchstaben, nicht nur die allgemeinen, die Grundbeziehungen und Grundeigenschaften der Natur, sondern auch die Wirkungen und uerungen des Geistigen aus. So unvollstndig und mangelhaft nun auch immer das sein mag, was bis jetzt schon von und in der uern Erfahrung dafr hervorgefrdert und darum auch dafr bis jetzt noch aufzustellen ist, so geht doch daraus schon klar das innere Leben hervor, welches die Sprache bis in ihre feinsten Fasern hin in sich trgt, und welches sie zu einem vollkommenen Lebganzen macht; und es lt sich ohngeachtet dieser Unvollstndig und Mangelhaftigkeit der Versuche und Thatsachen im einzelnen die innere Ueberzeugung dennoch gar nicht zurckdrngen, vielmehr tritt ihr auf jedem Schritte innerhalb des Sprachganzen Besttigendes entgegen: da in jeder Sprache, fr uns aber zunchst in unserer Muttersprache, sich in den Wortbestandteilen: Tnen, Lauten, Schlssen und deren Zeichen, den Buchstaben und ihren verschiedenen Vereinigungen, sehr klare, feste und bestimmte, von innerer Nothwendigkeit bedingte, mathematische, physikalische, physischpsychische (Natur und Geistes) Gesetze aussprechen; die Ueberzeugung, da die Darstellung eines bestimmten Gegenstandes oder Begriffes durchs Wort, von einer bestimmten Seite angeschaut und erkannt, nothwendig diese bestimmten und nur ausschlieend diese und keine anderen Wortbestandteile (Buchstaben) fordert, so da jedes Einzelwort so ein nothwendig bestimmtes Erzeugni gewisser einzelner Wortbestandteile ist, wie jedes einzelne Stofferzeugnis, jedes chemische Produkt nur durch bestimmte Einzelstoffe oder, was gleich ist, durch bestimmte Einzelkrfte bedingt ist. Anders ausgedrckt, die Wortbestandteile in ihren verschiedenen Einigungen stellen die Gegenstnde der Natur, die Gestalten des Geistes und deren Verhltnisse, ihrem innersten Wesen und der persnlichen oder landschaftlichen usw. Auffassung nach, abbildlich dar. Bei nur einiger gewonnenen Aufmerksamkeit auf die berall in der natrlichen wie geistigen, physischen wie psychischen Welt sich aussprechenden Gesetzmigkeit lt sich diese Gesetzmigkeit in der einzelnen Wrterbildung unserer Sprache schlechterdings nicht zurckdrngen; ja die innere Gesetzmigkeit und gleichsam Lebendigkeit der Wrterbildung zunchst unserer deutschen Sprache ist fr den von dem innern Leben, der innern Einheit derselben lebendig Durchdrungenen zweyfellos, ob sich gleich im einzelnen, besonders durch die todte Schrift, noch wenig darber aussprechen lt. Wohl knnte dies abhalten, fr diese Gesetzmigkeit, fr die Wahrheit und Anerkennung dieser Sprachgesetzmigkeit zu reden; allein er sieht sich hier in dem Fall des nicht tonknstlerisch gebildeten Musikliebhabers: berall spricht sich in diesem in der groen musikalischen Auffhrung, bey aller Freyheit, Nothwendigkeit und Gesetzmigkeit aus, ob er gleich selbst nur wenig von jenen Tongesetzen herausheben und darlegen, noch weniger nach jenen Tongesetzen selbst noch das geringste setzen kann; ja der ganz Ungebildete hrt jene Musik, freut sich derselben, ohne selbst nur vom Gesetz etwas zu ahnen, und hchstens das rohe Taktische ist es, was er festzuhalten imstande ist. Etwas ganz Gleiches und hnliches lt sich von dem Eindrucke der Formen, Farben, von den Stoffen und den Krften sagen: wir sehen uns von deren Mannigfaltigkeit und ihren verschiedenen Wirkungen auf uns und andere Menschen umgeben, ohne kaum ihre Einheit und Gesetzmigkeit in sich und unter sich zu ahnen, noch weniger sie einzusehen; sind diese Gesetze aber darum, weil sie nicht geahnet, nicht erkannt und noch weniger eingesehen werden, weniger da? so geht es uns auch mit unserer Muttersprache und deren feineren Gesetzen ihrer Wrterbildung. So geht es uns auch mit unserer Muttersprache: weil wir uns, vom ersten Augenblick unseres Selbstwissens, sie sprechend finden, so erscheint sie uns wie ein Getn, hchstens, in Beziehung auf ihre sichtbaren Einzelwrter und Wortstmme, wie eine Sammlung bunter Steine und schner Pflanzen, aus welchen man Strue winden und verschiedenartiges Geschmeide bilden kann; aber die Wrter in ihren Uranfngen, sogenannten Stmmen, erscheinen als sich nun einmal vorfindendes Material, wie es sich nun soeben vorfindet, ohne selbst einem hheren Erzeugnigrunde unterworfen zu sein. Doch wie aus Grundtnen Tonganze, aus Grundstoffen Stoffganze und wie aus Grundrichtungen der Krfte Gestalten hervorgehen, so gehen in der Sprache die Wrter als Abbilder von Gegenstnden, als Darstellungen von Begriffen so hervor, da sie Grundbegriffe, Begriffsganze bilden. Die Bestandteile der Wrter (sichtbar die Buchstaben) sind darum keineswegs etwas Totes, durch deren willkrliche oder zufllige Zusammenordnung Wrter entstehen; sondern sie bezeichnen ursprnglich und nothwendig mathematischphysikalischpsychische Grundbegriffe, also etwas Bedeutung in sich selbst Tragendes, nach nothwendig gesetzmiger Zusammenordnung das Wort bildend, und zwar so: jeder Gegenstand, Sache, Eigenschaft, Verhltnis usw. erscheint als ein Begriffsganzes, aber als das Erzeugni gewisser Einzelgrundbegriffe, durch deren innige gegenseitige Durchdringung das Ganze, das Wort sich bildet. Hren wir z. B. nacheinander die Wrter: frisch, frech, froh, Frucht, frei, Freund, Frau, Freude, frh, frank ; so haben diese Einzelwrter als einzelne Begriffsganze einen in allen durchgehenden Grundbegriff: es ist eine sich in uerer regsamen Mannigfaltigkeit kundtuende Geistigkeit, und die Sprache sucht dieses durch fr zu bezeichnen. Hren wir dagegen: flieh, Flamme, Flei, Floh, Flor, Flu, flau, flieht, Flut, Flucht, Fluch, flink; so haben zwar alle diese Wrter auch den Ausdruck einer Geistigkeit; aber keineswegs in der krftigen, lebendigen, uern Regsamkeit, wie sie sich in den vorher angefhrten Wrtern aussprach; sondern vielmehr wie die Begriffe jener Wrter alle krftig ins uerliche Leben heraustreten: so bezeichnen die Begriffe dieser Wrter alle mehr ein innerliches Leben, eine innerliche, stetige Thtigkeit, wie dort mehr eine Gesammtheit einzelner Thtigkeiten. Dort war das Sprachgemeinsame fr, hier ist das Sprachgemeinsame fl; beyde haben die durch f bezeichnete Geistigkeit gemein; den Unterschied des sich dort mehr aussprechenden ueren, einzelnen Lebens mu darum die Sprache mit r, so hier den Ausdruck des mehr innern, stetigen Lebens durch l bezeichnen. Hren wir ferner die Wrter: wund, und dagegen: Wand, Bund, und dagegen: Band, kund, und dagegen: kannt, rund, und dagegen: Rand, Fund, und dagegen: fand, Hund, und dagegen: Hand, Sund, und dagegen: Sand, Lunte, und dagegen: Land, Mund, und dagegen: Kante, bunt, und dagegen: Brand, Trunk, und dagegen: Trank, Lust, und dagegen: Last, Mut, und dagegen: matt; so drckt sich in den Wrtern der ersteren Reihe ein innerliches Wesen, in den Wrtern der zweyten Reihe aber durchweg eine uerlichkeit aus; da nun in beyden Reihen das durchgreifend Sprachverschiedene u und a ist, so mu die Sprache durch u mehr das Innere, das Wesen, und durch a mehr das uere bezeichnen. Daraus geht auch hervor, da der Reim, die Einheit des uerlich Mannigfaltigen, einen tiefen, innern Grund hat. Hren wir weiter die Wrter: Knall, kochen, Kerbe, Krach, kund, Kahn, Kraft, Kind, Kette, Knicks, Knabe, Kitt, Knoten, Keil, Kummer, Kampf , Kante, Krebs , Kopf, Kern, Knecht, Kugel, Keim, Knopf, Knochen, Korn, Krampf, klettern, klammern, klimmen, kriechen, kehren. klatschen: so haben alle diese Wrter das Gemeinsame einer selbstthtigen, gleichsam sich in sich selbst stmmenden Kraft, welches Begriffsgemeinsame die Sprache durch den gemeinsamen Wortbestandteil k auszudrcken und zu bezeichnen bemht ist. So unvollstndig und bey weitem hin noch unzulnglich auch das ist und sein mag, was eine gelegentliche und oft lang unterbrochene Sprachbeobachtung bis jetzt noch als durchgehende Erscheinung und Gesetz erkannt hat, so stehe es doch hier, um wenigstens im allgemeinen die Gesetzmigkeit anzudeuten, welche zunchst unsere Muttersprache auch von dieser Seite der Betrachtung zeigt. Zwar scheint es, als knne eine unvollstndige Darlegung der Ergebnisse dieser Seite der Sprachbetrachtung der wahren Wrdigung derselben schaden; doch ist diese Sprachansicht zu tief in dem Wesen der Sprache begrndet und zu wichtig zur Menschenentwicklung, zum Selbstbewutwerden und zur Erkenntni der Auenwelt selbst, da sie nur angedeutet und in einigem Zusammenhange gezeigt werden darf, um sich in sich selbst weiter aus und fortzubilden und zu besttigen. Auch wird sie selbst fr den Zweck der Erziehung und des Unterrichtes spter noch allseitig begrndet durchgefhrt werden, indem von ihr aus nicht nur wahre Wrdigung des Landschaftlichen, der Mundart und das innere Verhltnis desselben unter sich und zur reinen Volkssprache, sondern besonders die Sprache in ihrem innigsten Verhltnis zur Natur und zum Menschengeiste und in einer gewissen Beziehung die Gleichgesetzigkeit mit beyden erkannt werden kann. Zuerst mu die Sprache nothwendig, als Abbild etwas rumlich oder geistig Gestalteten und als Grundeigenschaft desselben, Inneres, ueres und Mittleres, Vermittelndes ausdrcken; und zwar drckt die Sprache im allgemeinen das Innere durch die Tne, das uere durch die Schlsse und das Vermittelnde durch die Laute aus. Diese drey Grundbestandteile der Sprache verhalten sich nothwendig zueinander wie Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit. Da aber der Gegensatz von Innerem und uerem, so wie berhaupt alle Gegenstze nur beziehungsweise da sind, so zerfllt das Innere selbst wieder in sich in ein Innerstes, Wesen, und in eine Form der Erscheinung. Von unserer Muttersprache, der deutschen, lt sich im allgemeinen und schon nach einer, wenn auch nur oberflchlichen Beachtung mit Sicherheit aussprechen: da innerhalb des Gebietes der deutschen Sprachtne der Ton ~ den Begriff, Wesen, Inhalt bezeichne, z. B. gut, Mut, Brust, rund, Bund, Kunde; der Ton e das eigentliche Leben, z. B. leben, schweben, kennen, See, regen, eben; der Ton a bezeichnet den Begriff des Rumlichen, z. B. Wand, Band, Last, Ware, Maa, Gabe, Habe; der Ton i die Mitte, z. B. Mitte, Sitz, Sinn, in, Spitze, Ri; der Ton o das vllig in sich Abgeschlossene, Vollendete, z. B. Ton, voll, Mond, Sonne, Wonne, Kopf; der Ton au die uerliche Mannigfaltigkeit, z. B. Tau, braun, Schaum, Baum, das alle Mannigfaltigkeit in sich aufnehmende Auge; der Ton eu die innere Mannigfaltigkeit des Lebens, die Mannigfaltigkeit der innern Bewegung, der innern Thtigkeit, z. B. Leute, Reue, Scheu, Spreu, deuten; der Ton ei die in sich geschlossene Lebenseinheit, das Leben in Einheit der Erscheinung, z. B. das Ei, ein, Keim, sein, rein, Reim. Die Bedeutung der deutschen Sprachtne spricht sich bestimmt in den verschiedenen Wrtern eines Stammes aus, z. B. sprechen sprach Spruch gesprochen sprich; brechen brach Bruch gebrochen brich; werden ward wurde (Wurzel) geworden (Wort) wird. Die Nebentne, auch Umlaute genannt, , , , bezeichnen immer eine grere Belebung, Vergeistigung dessen, was der Grundton bezeichnet, z. B. Saft, die Sfte; Sohn, die Shne; Holz, die Hlzer; das Gut, die Gter; gut, die Gte. Innerhalb des Gebietes der deutschen Sprachlaute bezeichnet r den Begriff des uern und I den der innern Bewegung, z. B. renken, lenken; Ranken, langen, raufen, laufen; wirr, Wille; Werre, Welle; scharren, schallen. Der Laut m bezeichnet den Begriff des ueren Stoffes und z den der Wirklichkeit, z. B. Mahl, Mehl, Milch, Zaum, im, am, Raum, Reim; ein, in, rein, Sinn, Rinne. Der Laut s bezeichnet den Begriff des InsichselbstZurckkehrens, gleichsam das sich Berhren in seinen Enden, z B. sich, selbst, Seele, sei, Saum, Sinn. Der Laut bezeichnet den Begriff der Berhrung der Sache, der Flche, dem Stoffe nach, z. B. Fa, Maa, Ha, Fra. Der Laut sch bezeichnet den Begriff der Berhrung innerhalb seiner Theile, z. B. mischen, die Masche, waschen, Schaum, Schein. Der Laut z bezeichnet den Begriff der Spaltung, Trennung z. B. zwey, Zank, Zange, Zaun, zeugen, Zug. Der Laut ch bezeichnet den Begriff des Hindurchdringens durch ein mehr uerliches und so des Hohlen, und der Laut g des mehr innerlichen Fortbewegens, z. B. Loch, durch, Fluch, Schlauch, Lauch, Fach; Weg, Regen, Sage, biegen, Flug, wagen. Der Laut h bezeichnet den Begriff des allgemein verbreiteten geistigen Lebens, z. B. Hauch, Herz, Huld, hin, her, Held. Der Laut f bezeichnet den Begriff des als Einzelerscheinung uerlich hervorstrmenden, gestalteten, und der Laut w den des innerlich durchstrmenden, durchdringenden, wirkenden Lebens, z. B. frisch, Falte, fein, Feind, Freund, feil; Wein, Wonne, Wille, Wrde, Wert, Wort. Wie bey den Lauten immer zwey gleichartige einander so gegenberstehen, da der eine sich mehr auf das Innere, der andere sich mehr auf das uere derselben Begriffsbezeichnung bezieht, so findet ein ganz Gleiches auch bey den Schlssen statt: d und t, b und p, g und k stehen einander wie Inneres und ueres gegenber. d und t bezeichnen den Begriff des Daseyns, und darum des Festen, Begrenzten und Grenzenden, z. B. da, dort, tot, that, Dach, Feld, Wand, Wind, Tritt, Zeit. ~ und p bezeichnen den Begriff des Umschlieens, des Zusammenfassens, z. B. Buch, Bach, Becher, Becken, Berg, Band, Leib, Baum, Platte, plump, packen. g und k bezeichnen den Begriff der selbstthtigen Kraft, der Selbstthtigkeit, g mehr innerlich, k mehr hervortretend, z. B. Gabe, gern, Gott, gut, Gatte, glimmen, Gnade, Glaube, gleich; Kampf, Kraft, Korn Kern, Keim, Keil, Knall, klimmen. Noch tritt eine wesentliche Erscheinung zunchst in der deutschen Sprache entgegen, diese, da die Wortbestandteile, welche gleichsam den Leib, den Krper der Wrter ausmachen, die Laute und Schlsse, nach ihrer entgegengesetzten Stellung auch das Entgegengesetzte ihres Grundbegriffs bezeichnen z. B. n ei, ein, nein; ich, icht, nicht; jemand, niemand; r uh, uhr, ruh; k Knie Wink; dumm, Mut; Damm, matt; Grube, Burg; Ton, Nothe; faul, lauf; Leib, Beil; z er, erz, zer; zehr, Herz. Aus diesem hier Angedeuteten geht sowohl die hohe Wichtigkeit der Sprachreinheit hervor, als auch, da sie nicht auf eine willkrliche, uerliche Weise zu erringen ist; auch geht daraus zugleich die wahre Bedeutung der Mundarten und die Wichtigkeit ihrer Betrachtung hervor. Da es hier nun keinesweges darum zu thun war und ist, diese Sprachgesetze in ein System zu bringen, sondern nur darum, da der Knabe frhe auf diese Sprachgesetze aufmerksam gemacht werde, wo er dann durch seinen ungetrbten Sinn wohl bald mehr findet, als hier schon angedeutet worden, so mu das Ausgesprochene gengen, um auf die mathematischen, physischen und psychischen Eigenschaften der Sprache, wodurch sie recht eigentlich ein Abbild der Innen und Auenwelt wird, aufmerksam zu machen. Diese Spracheigenschaften sind zwar zunchst in unserer lebendigen Muttersprache in ihrem Leben anzuschauen und zu erkennen, doch gehren sie keineswegs unserer deutschen Sprache nur allein an, sondern sie finden sich auch in dem dem Deutschen verwandten Griechischen und Lateinischen auf die jeder dieser Sprachen eigenthmliche Weise wieder; so da sogar aus dieser Sprachansicht die Einsicht in ein inneres Verhltnis dieser Sprachen selbst hervorgeht, das Verhltnis, nach welchem sich Deutsch, Griechisch und Lateinisch zueinander verhalten wie Seele, Leib und Krper. Ueberhaupt wrden wir selbst und besonders unsere Kinder zu einer bey weitem grndlicheren Spracheinsicht gelangen, wenn wir bey dem Sprachenlehren unsern Kindern die Wrter bey weitem mehr an die wirkliche Anschauung der Sache und des Gegenstandes selbst knpften; die Sprache wrde dann fr uns und so gleichsam auch in sich selbst nicht nur ein Laut, Ton und Wortganzes, sondern ein wirkliches Sach und Lebganzes sein und werden, und darum dann so auch mehr zur Sachanschauung und Erkenntni, und so zur Anschauung und Erkenntni der Wesenheit jedes Dinges, und so des Wortes selbst wieder erheben ; unsere Sprache wrde so wieder eine wahrhafte Sprache des Lebens, d. h. aus dem Leben geboren und Leben erzeugend werden, da sie sonst, durch nur uere Betrachtung, immer todter und todter zu werden droht. Unter dem Mehreren, welches auer dem bisher Gedachten das Wesen der Sprache noch zur Betrachtung darbietet, fordert das Bewegungsgesetz (der Rhythmus) derselben, welches sich in ihren einzelnen Wortgliedern sowohl als auch in ihren Wortverbindungen ausspricht, und welches sowohl der Sprache Geborensein aus dem Geiste als auch ihre Gleichgesetzigkeit mit dem Wesen der Natur beurkundet, hier noch ganz besonders seine Beachtung. Das Sprachbewegungsgesetz, der allgemeine Lebensausdruck der Sprache, ist ursprnglich so eins mit und so unzertrennlich von derselben, als das Leben selbst unzertrennlich von den durch die Sprache darzustellenden Gegenstnden selbst ist, da alle ersten Sprachdarstellungen, als Darstellungen des innern und uern lebendigen Lebens, nothwendig auch Darstellungen in gesetzmiger Sprachbewegung, Darstellungen in Bewegungsganzen sein muten, und die um so mehr, als dem Menschen in seiner Kindheit, in seiner Jugend, und so also auch dem ganzen Menschengeschlechte in seiner Kindheit und Jugend das innere Leben der Gegenstnde lebendiger und uerlich wahrnehmbarer hervortritt; darum soll auch noch jetzt die Sprachdarstellung in Bewegungsganzen, in gebundener Rede die erste der Jugend sein, wie sie zuerst der Jugend des Menschengeschlechtes angehrte, und wie der Mensch berhaupt frher das Ganze in seiner Gebundenheit, besonders auch in seiner Verknpftheit mit dem Menschen, als das Einzelne und in seiner Einzelheit sieht und schaut; darum gehrt von mehreren Seiten der Betrachtung her die Sprachdarstellung in gebundener Rede, die Sprachdarstellung, also selbst das Sprechen in Bewegungsreihen, in Bewegungsganzen nothwendig der Jugend an, und dadurch, da sie die verloren hat, ist sowohl ihr, als berhaupt dem ganzen Menschengeschlechte, eines der ersten, ursprnglichsten und natrlichsten Veredelungsmittel genommen worden. Wir mssen darum, wenn wir unsere Kinder zum wahren, hheren, geistigen und inneren Leben wieder erheben wollen, eilen, jenes innere Leben der Sprache, der Naturanschauung und der Empfindung wieder in ihnen zu wekken. Und der Weg dazu ist so leicht, wir haben fast gar nichts zu thun, als das eigene Leben in dem Kinde, in der Jugend leben zu lassen und schtzend und pflegend zu entfernen, was es vernichten und tten knne; aber statt dessen tten wir durch unsere rauhen, todten, herzlosen Worte das aufkeimende Leben in dem Kinde, und scheuchen das sich aus der Natur loszuwinden strebende Leben in die starre Form zurck, so z. B. wenn wir sagen: "Komm, liebes Kind, sieh einmal das Veilchen, ist's nicht sehr schn? brich's ab und setze es ins Wasser, nimm es aber ja in acht; es wre sehr schade, wenn du es verlrest". Wie ganz anders wrde der Eindruck und die Folgen dieses Schauens auf dasselbe Kindesgemt sein, wenn wir zu dem Kinde sagten: Komm und schau, das blhende Veilchen: und dann des Kindes Empfindung Worte gben durch: blhendes Veilchen, wie freu' ich mich dein. Wer glaubt, da die Kindern fremd sei, der hre nur einfach und natrlich, still, achtsam und sinnig gefhrte Kinder, wie so sehr frh bey den einfachsten Ausdrcken ihrer Empfindung und bey der Bezeichnung ihrer ersten Wahrnehmungen, wie sie da so natrlich, nichts wissend und nichts ahnend in Bewegungsganzen, wenn auch noch so leis andeutend sprechen. Freilich gibt,s solcher Kinder nicht viel, aber es gibt deren, und es wrde deren mehrere geben; doch wir wissen nicht, was wir in unsern Kindern totschlagen, lindestens ungeweckt und ungenhrt in sich selbst verkmmern lassen. Und doch fordern wir am Ende, unsere Kinder, so empfindungsleer und gefhlshohl heraufgewachsen, sollen spter Dichter und Natur verstehen; da soll nun die Abrichtungskunst wer mag es glauben, noch bis in diesem Augenblicke an gebildeter Eltern Kind und vor gebildeten Leuten ihr Kunststckchen, Deklamieren genannt, machen. Doch seht das arme Kind, eitel oder zitternd, aufgeblasen oder verschmt, und sagt, wer ist mehr zu bedauern: das Kind, sein Lehrer, das Gedicht und der Dichter oder die Anwesenden? Durch Religion, Natur und Sprache findet sich das einfach und natrlich entwickelte Kind, wie der so entwickelte Knabe und Mensch, in der Mitte alles Lebens, da er die Menge der Thatsachen nicht einmal an sich, noch weniger dem orte und der Zeit nach fr sich und sein Gedchtnis festzuhalten imstande ist, und ihm so ein Begegnis mit dem anderen zu entschlpfen droht. Ein wohl noch bey weitem reicheres Leben entwickelt sich ihm in seinem Innern, ein so reiches Leben, da die Flle und den Reichthum desselben sein Inneres nicht mehr zu fassen vermag und es darum davon berstrmt, so da es ihm nun selbst in seiner und durch seine Flle als ein eigenes, selbstndiges, bestimmtes, gleichsam zweytes Leben von auen wieder entgegentritt, und er sich so dessen als eines bestimmten bewut werden kann und bewut wird, und so soll es sein; denn nun treibt ihn der unwiderstehliche Drang und das unerllich zu erfllende Bedrfnis, Blthen und Frchte des reichen, aber leicht schwindenden inneren Lebens, und das flchtige, vergngliche uere Leben der Gestalt, dem Orte und der Zeitfolge und anderen Rcksichten nach fr sich oder andere der Vergessenheit zu entreien, und sie so uerlich durch Zeichen festzuhalten. So entwickelt sich in jedem einzelnen wieder auf dem allgemeinen weltgeschichtlichen Wege und nach dem Gange der allgemeinen Entwickelung des menschlichen Geistes das Schreiben, die Schrift, wie sich ja berhaupt der einzelne Mensch immer wieder ganz nach denselben nur eigenthmlicheren Gesetzen entwickelt, nach welchen sich das ganze Menschengeschlecht ausgebildet, die Menschheit bisher entwickelt hat; und wir sehen zugleich, wie durch ein berwiegend reicheres ueres Leben die Bilder, durch ein berwiegend reicheres inneres Leben dagegen aber die Ideen- und Begriffs, die Buchstabenschrift nothwendig bedingt ist. Nur setzt beydes, die Bilder wie die Begriffsschrift, ein berschwenglich reiches ueres oder inneres Leben voraus; nur aus diesem und durch dieses wurde sie, die Schrift, erzeugt und geboren, und noch jetzt entwickelt sich in dem Kinde, in jedem einzelnen Menschen nur auf diese Weise das chte Bedrfnis dazu, und so soll es sein. Darum fordert es auch von dieser Seite der Betrachtung die Sorgfalt der Eltern und Erzieher, das innere Leben ihrer Kinder und Zglinge so reich als mglich zu machen, nicht sowohl der Mannigfaltigkeit, als der innern Bedeutung und Lebendigkeit nach; denn ohne dies, und wenn sich die Schrift und das Schreibenlernen nicht an ein gewisses inneres Bedrfnis anknpft, wird die Muttersprache, was sie jetzt schon fr so viele in so hohem Grade ist, ein uerliches, ein Totes, ein Fremdes; und doch, nur wenn wir auch im einzelnen wieder den groen nothwendigen Weg der Menschheit betreten, kommt auch uns das frhere groe und frische Leben der Menschheit in unseren und durch unsere Kinder wieder; die jetzt geschwchten Geistesanlagen und Krfte, das geschwchte Durchschauungs und Ahnungsvermgen werden dann wieder in ihrer ganzen Flle und Kraft eintreten. Und warum sollten wir uns nicht allen Ernstes bemhen, diesen nothwendigen Weg wieder zu betreten, da ja der Knabe uns selbst wieder auf denselben hin und zurckzufhren sich bemhet? Denn seht, hier malt der Knabe auf sein Bild den Apfelbaum, auf welchem er ein Nest mit Jungen entdeckte und dort den Drachen, der so hoch in die Luft stieg; so sitzt vor mir der kleine, noch nicht sechsjhrige Knabe, zeichnet und malt selbstthtig in sein von ihm freithtig schon frher der Erinnerung bestimmtes Buch viele der fremden Thiere, die er gestern in der Thierbude sah. Wer ist, umgeben von kleinen Knaben, nicht gebeten worden: "Gib mir Papier; ich will dem Vater, dem Bruder einen Brief schreiben", weil den Knaben sein inneres, diesen innig gern mitzuteilendes Leben treibt und drngt; es ist nicht Nachahmung, niemand schrieb, nur wute er, auf welche Weise er seine wirkliche Sehnsucht erfllen konnte, und die, obgleich alle ziemlich gleich sehenden Striche bezeichnen ihm fr sich die verschiedenen Worte, die er dabey zu der Person, an die er schrieb, wirklich aussprach, und das Bedrfnis der Begriffs, der Buchstabenschrift tritt hier hervor, wie dort das der Bilderschrift. Ja es gibt wohl so sinnige und sinnende, still in sich selbst das Geistigste anzuschauen vermgende Knaben dieses Alters, da wohl mit diesen ganz auf die menschheitsgeschichtliche Weise das Bedrfnis und gleichsam die Erfindung der Begriffs, der Buchstabenschrift zu entwickeln wre, und wie sehr bekannt ist es, da grere Knaben sich selbst ihre eigenen Schriftzeichen bilden; doch auf eine hnliche Weise soll es immer geschehen, wie berhaupt schlechthin bey aller Lehre, bey allem Unterrichte immer an ein gewisses Bedrfnis, Bedrfen des Knaben angeknpft werden soll, und welches Bedrfen und Bedrfnis in einer gewissen Beziehung ganz unerllich vorher in dem Knaben entwickelt worden sein mu, ehe der Knabe mit Nutzen und Erfolg zu lehren, zu unterrichten ist. Hierin ist ein Hauptsitz einer groen Menge der Unvollkommenheiten unserer Schulen, unseres Unterrichtswesens; wir lehren und unterrichten unsere Kinder ohne gewecktes Bedrfnis dafr, ja sogar nachdem wir das, was in dem Kinde da war, vorher frher gettet haben. Wie kann dann Unterricht und Schule gedeihen? So wie gewi der unwiderstehliche Drang eines in irgendeiner Beziehung in sich berstrmenden Innern, und das Streben, diese Flle festzuhalten, der Grund des Schreibens, und dieses so die Frucht der sinnenden und sinnigen Selbstbeachtung des Menschen ist, so gewi sind auch die Schriftzeichen, als Zeichen fr die einzelnen Wortbestandteile, nicht willkrlich und stehen gewi mit der Begriffsbezeichnung und, was wohl einerlei sein mag, mit ihrer Bildungsweise in Verbindung. Wie wenig nun auch von den ersten Grundbeziehungen und den ersten Grundformen der Schriftzeichen noch brig sein mag, wie verwischt sich auch diese Gesetze haben mgen, aus denen sie wohl nach stillwaltenden aber nothwendigen Bedingungen hervorgegangen sind, so scheinen doch einige briggebliebenen Grundformen der Schriftzeichen den innern Zusammenhang mit der Bedeutung der Wortbestandteile unbezweifelbar noch zu zeigen; so das in sich abgeschlossene o, als Zeichen des Wortbestandteiles fr den Begriff des vllig in sich Abgeschlossenen. So das in sich zurckzulaufen sich bestrebende S, als das Zeichen fr den Wortbestandteil zur Bezeichnung des Begriffes des Zurckkehrens in sich. Ungesucht tritt in den ursprnglich phnizischen und spter rmischen Schriftzeichen bey mehreren eine bestimmte Bezeichnung zwischen der Form des Zeichens und der Begriffsbezeichnung des Wortbestandteiles entgegen. Doch wenn auch wirklich jene ursprngliche, bestimmte Beziehung zwischen Zeichen und Wortbestandteil nicht mehr nachzuweisen wre, so wre doch fr den Zweck der Lehre und des Unterrichtes jeder Schimmer dafr festzuhalten, weil schlechterdings dem Menschen nichts in einer rein willkrlichen, nichts in einer Verknpfung vorgefhrt werden soll, von der aus nicht wenigstens noch die Mglichkeit zulssig ist, einen innern, nothwendigen Grund dafr aufzufinden, darum auch der bisherige und jetzige Schreibunterricht so tot und so ttend, so mechanisch. Da nun unsere sogenannte gotische Druckschrift durch gleichmig angebrachte Verzierungen aus der rmischen hervorgegangen und aus dieser, wie jeder belehrt wird, welcher nur einige Dokumente frherer Jahrhunderte las, unsere gewhnliche Schreibschrift, sogenannte Kurrentschrift, so ist es hchst zweckmig, auch den ersten Schreibunterricht, eigentlich das erste Schreiben, auch an jene aus einfachen und einfach zusammengesetzten und darum leicht nachzubildenden und festzuhaltenden alten lateinischen VersalBuchstaben zu knpfen. Die Frchte wiedergekehrter Anwendung dieses Unterrichtsganges zeigen das Zweckmige und der Knabennatur Entsprechende desselben, welches spter noch besonders seinen innern Grnden nach nachgewiesen werden wird. Hier stehe nun nur noch die Andeutung, da so und auf diese Weise das Lesen und das Lesenlernen wieder in sein ursprngliches und natrliches Verhltnis zu Mensch und Schler tritt; denn nothwendig ging das Lesen aus dem Bedrfnis hervor, sich oder anderen das frher Niedergeschriebene wieder hrbar zu machen, sich ins Gedchtnis zurckzurufen und sich zum klareren Bewutsein zu bringen, das frher Niedergeschriebene gleichsam wieder zu erwecken. Durch den Akt des Schreibens und Lesens, dem eine lebendige Erkenntni der Sprache in einer gewissen Ausdehnung nothwendig vorausgehen mu, erhebt sich der Mensch ber jedes andere Geschpf, welches er kennt, und nhert sich der Erreichung seiner Bestimmung; durch die Ausbung dieser Akte wird der Mensch erst Person. So macht das Bestreben, schreiben und lesen zu lernen, den Knaben, den Zgling zum Schler, macht eigentlich selbst erst Schule mglich. Der Besitz der Schrift gibt dem Menschen die Mglichkeit und die Bedingung des Bewutwerdens, des einstigen Bewutseins; denn sie bedingt erst wahre Erkenntni, Selbsterkenntnis, weil sie dem Menschen mglich macht, sich selbst, sein Wesen, es sich gleichsam vor sich hinstellend, zu betrachten; weil sie den Menschen als gegenwrtig mit der Vergangenheit und Zukunft klar und sicher, mit dem Nchsten allseitig und mit dem Fernsten gewi verknpft. Die Schrift gibt so dem Menschen die Mglichkeit, zur hchsten, vollendetsten irdischen Vollkommenheit zu gelangen. Schreiben ist der erste Hauptakt des selbst- und freithtigen Bewutwerdens. Da nun die Schrift, das Schreiben und Lesen etwas so Hochwichtiges fr den Menschen ist, so mu der Mensch, der Knabe, auch stark und einsichtig genug sein, es mu in ihm schon die Mglichkeit des Sichbewutwerdens geweckt sein, es mu sich in ihm selbst schon das Bedrfnis des Schreibens und Lesens, der Drang, ja die Nothwendigkeit, es zu knnen, klar und bestimmt aussprechen, ehe er selbst schreiben und lesen lerne. Der Knabe, welcher auf eine wahrhaft ersprieliche Weise schreiben und lesen lernen soll, mu nothwendig vorher schon etwas sein, ehe er suche, sich etwas, was er noch nicht ist, bewut zu werden; sonst wird alle seine Erkenntni hohl, tot, leer, fremdartig, angeleimt, mechanisch sein; denn wo der Grund todtund mechanisch ist, wie soll sich daraus spter Lebensthtigkeit und wahres Leben, der hohe und hchste Preis alles Strebens, entwickeln, wie soll dann der Mensch wahrhaft seine Bestimmung: Leben erreichen? Wird das in dem Bisherigen ber den Zweck und den Mittelpunkt, die letzten Beziehungspunkte alles menschlichen Strebens, ber das, was frhe schon als Knabe des Menschen Leben bewegt und gleichsam die Angelpunkte des Knabenlebens ausmacht Ausgesprochene unter und in einem Gesichtspunkte zusammengefat, so tritt daraus klar und unzweideutig entgegen, da alles menschliche Streben ein dreyfaches ist, entweder ein Streben nach Ruhen und Leben in dem Innern; oder ein Streben nach Erkennen und Insichaufnehmen des Au/3eren, des Wesens des ueren; oder zuletzt ein Streben nach unmittelbarer Darstellung des Innern. Das erste ist vorwaltend das Streben der Religion, das zweyte das Streben der Naturbetrachtung und das dritte vorwaltend das Streben der Selbstdarstellung, der Selbstentwicklung und Selbstbetrachtung. Wird das in der letztern Beziehung bisher Ausgesprochene wieder zusammengefat, so zeigt sich, da sich die Mathematik mehr auf die Darstellung des uerlichen im Innern, auf die Darstellung der im Innern des Menschen ruhenden allgemeinen Gesetzmigkeit, und so gleichsam auf die Darstellung der Natur aus dem Menschen selbst bezieht; weshalb auch die Mathematik darum vermittelnd zwischen Natur und Mensch dasteht. Mathematik bezieht sich darum mehr auf das Verstndnis und nimmt den Verstand in Anspruch; die Sprache bezieht sich mehr auf die Darstellung des wahrgenommenen und vernommenen Innern, bezieht sich vorwaltend auf die Vernunft und nimmt diese in Anspruch; nun aber fehlt nothwendig fr den Menschen zur vollstndigen Darstellung seines Gesammtwesens noch eines; es ist die die Darstellung des Lebens, des innern Lebens an sich, des unmittelbar Empfundenen, des Gemthes; und dieses Dritte, die Darstellung des Innern des Menschen, des Menschen an sich, ist die Kunst. Alle menschlichen Begriffe auer einem sind Beziehungsbegriffe, finden nur beziehungsweise strenge Anwendung; oder, alle Begriffe stehen unter sich in Wechselbeziehung und sind nur in ihren uersten Endpunkten nothwendig getrennt. Darum gibt es so auch in der Kunst wieder eine Seite, wo sie die Mathematik, den Verstand, sowie eine zweyte, wo sie die Sprachwelt, die Vernunft berhrt, wie eine andere Seite, wo sie, obgleich reine Darstellung des Innern, doch mit der Darstellung der Natur als Eines erscheint, sowie endlich noch eine Seite, wo sie mit der Religion zusammenfllt. Doch alle diese Beziehungen knnen hier, wo von der Erziehung des Menschen berhaupt und dessen Erziehung wenigstens fr Wrdigung der Kunst nur die Rede ist, nicht zur Betrachtung aufgenommen werden. Hier auf dieser Stufe wird die Kunst nur in ihrer letzten Einheit als reine Darstellung des Innern betrachtet und angeschaut. Da tritt nun sogleich entgegen, da die Kunst, die Kunstdarstellungen dessen, was im Innern lebt, was eigentlich das Leben des Innern selbst ausmacht, verschieden erscheinen msse durch das Material, den Stoff, an welchen sie als Darstellung des Innern geknpft erscheinen mssen. Dieser Stoff kann nun aber als Erderscheinung nur sein, entweder gleichsam nur die Bewegung an sich, aber als hrbar; also das Erzeugni im Entstehen schwindend, Tne. Oder der Stoff kann vorwaltend nur sichtbar sein, also das Erzeugni nur Linien und Flchenerscheinungen, wie die Farben. Oder der Stoff kann vorwaltend nur rumlich, krperlich wahrnehmbar, Masse sein. Auch hier finden sich, da es nur, was schon wiederkehrend ausgesprochen worden ist, beziehungsweise strenge Begriffe gibt, wie in allen Dingen der Wirklichkeit, unzhlige Uebergnge und Verknpfungen. Die Kunst, als Darstellung durch reine Tne, ist die Musik, und vorwaltend der Gesang; die Kunst, als Darstellung fr das Gesicht durch reine Farben, ist das Malen; die Kunst, als Darstellung im Raume durch Bilden und Gestalten der Masse, ist das Formen. Als vereinigender Mittelpunkt fr bey des letztere erscheint das Zeichnen, welches jedoch mit gleichem Rechte auch als reine Darstellung durch Linien betrachtet werden kann; wo dann das Zeichnen vorwaltend der Darstellung durch Linien, das Malen vorwaltend der Darstellung durch Flchen, und das Formen vorwaltend der Darstellung durch Krperraum angehrig erscheint. Wegen der eben gedachten verknpfenden Eigenschaft des Zeichnens ist, wie wir schon frher auf der Kinderstufe des Menschen sahen, das Zeichnen, das Streben 2U zeichnen, eine so frhe Erscheinung in der Menschenentwicklung. Aber auch das Streben, durchs Formen, wie durch Farben, durchs Malen, Inneres darzustellen, spricht sich frhe in dem Menschen und schon auf seiner Kinderstufe, aber ganz besonders unzweideutig auf seiner beginnenden Knabenstufe aus. Hieraus geht nun klar und unbezweifelbar hervor, da Kunstsinn, Kunst, ein allgemeines Eigentum, eine allgemeine Anlage in dem Menschen ist, und darum frhe wenigstens schon von dem Knabenalter an in dem Menschen gepflegt werden soll und mu. Der Mensch wird dadurch wenigstens geschickt werden, ist auch seine Geistes und Lebenskraft, seine Thtigkeit nicht vorwaltend nach der Kunstseite hin gerichtet und wird er darum auch selbst kein Knstler werden, die Werke der Kunst zu verstehen und zu wrdigen, und er wird durch eine wahre Schulbildung gewi dafr sichergestellt werden, sich unberufen, ohne wahren, inneren Kunstberuf, zum Knstler aufzuwerfen. Gesang, Zeichnen, Malen und Formen mssen darum nothwendig von einer allgemeinen, um und erfassenden Erziehung und Menschenbildung frhe bercksichtigt, frhe als wirkliche Gegenstnde der ernsten Schule behandelt und nicht einer zuflligen gehalt und fruchtlosen spielerischen Willkr preisgegeben werden; weder in der Absicht, da jeder Schler nur in irgendeiner Kunst Knstler, und noch bey weitem weniger in der Absicht, da jeder Schler in allen Kunstfchern Knstler werde, was beydes sich in sich selbst vernichtet, ob man gleichwohl das erstere wohl von jedem Menschen in einer gewissen Beziehung sagen knnte; sondern in der bestimmten Absicht, da jeder Mensch dahin erhoben werde, sich seinem Wesen getreu, vollkommen und allseitig zu entwickeln, da er sich dahin erhebe, den Menschen in der Allseitig- und Allkrftigkeit seines Wesens zu erkennen, besonders aber auch, wie schon ausgesprochen worden, da jeder Mensch die Erzeugnise chter Kunst anzuschauen und zu wrdigen verstehe. Die Darstellung in gebundener Rede ist wieder, wie das Zeichnen es in einer anderen Beziehung war, ein verknpfendes Glied, von der Sprache ausgehend, aber, als Darstellung der Innenwelt, gleichsam als verdichtete Darstellung der geistigen therischen Innenwelt, als ruhende Darstellung des reinen, ewig sich bewegenden und bewegten Lebens, der Kunst angehrig. In allem, im Leben und in der Religion, so auch in der Kunst, ist der Darstellung letztes und hchstes Ziel die klare Darstellung des reinen Menschen; die christliche Kunst ist dem Streben nach die hchste, soll es wenigstens sein, sonst hrt sie auf, Kunst und christliche Kunst zu sein; denn sie strebt in allem das ewig Bleibende, das Gttliche darzustellen, besonders an und durch den Menschen. Der Mensch ist des Menschen hchster Gegenstand der Kunst. So nun die Gesammtheit dessen, was der Gegenstand, Zweck und Inhalt des Menschenlebens berhaupt ist, und was sich als solcher schon in dem Knabenleben auf seiner Schlerstufe ausspricht und kundtut. Wie nun das bisher Ausgesprochene sich bestrebte, den Gegenstand und Inhalt des gesammten Knabenstrebens, den Gegenstand und Inhalt der Schule und des Unterrichtes in seiner letzten Einheit und Grundbeziehung seinem Wesen nach darzulegen, so suchte das Frhere den Knaben in seinem frei und selbstthtigen Gesammtleben in der Einheit seines inneren und ueren Lebens auf seiner Schlerstufe zu zeigen. Nun bleibt noch nachzuweisen, in welcher Folge und Verknpfung sich des Knaben, des Menschen Streben in und aus seinem Leben auf dieser seiner Schlerstufe entwickle; wie und durch welchen Unterricht, in welcher Ordnung und Form die Schule zur Erreichung jenes Strebens zu wirken und was sie dafr zu thun habe, da durch sie des Menschen Streben berhaupt, besonders aber dessen Streben auf seiner Knaben und Schlerstufe befriedigt werde. In der Familie wchst das Kind herauf, in der Familie wchst das Kind zum Knaben und Schler empor; an die Familie mu sich darum die Schule anknpfen. Einigung der Schule und des Lebens, Einigung des huslichen, des Familien und Unterrichtslebens, die ist die erste und unzertrennlichste Forderung der vollendeten, uns zur Vollendung fhren sollenden Menschenentwicklung und Menschenbildung dieses Zeitraumes. Einigung des Familien und Schullebens ist die ganz unerlliche Forderung der Menschenerziehung dieses Zeitraumes, wenn der Mensch endlich sich, wenn besonders wir Deutsche uns von der Last, der Leere und dem Drckenden der uerlich mitgeteilten Begriffs und Vorstellungs, und darum nur todten Gedchtniserkenntnis zum Leben, zur Lust und zur Frische der inneren Anschauungs und der Wesenheitserkenntnis der Sachen und Dinge, zu der Anschauung und Erkenntni der Dinge erheben sollen und wollen, die sich aus sich und durch sich selbst wie ein gesunder, frischer Baum, wie eine lebensvolle, lebensfrohe und lebensbewute Familie und Geschlecht fortentwickelt; wenn wir endlich aufhren wollen, in Wort, Rede und Handlung mit Marken zu spielen. und im Leben in Masken einherzugehen. Mchten wir es doch endlich einmal zum Wohle unserer Kinder und zum Heile der knftigen Geschlechter einsehen, da wir eine zu groe lastende Menge aufgebrdeter, angehefteter, fremdartiger und darum uns fremder Kenntnisse und Bildung besitzen, trichterweise sie noch tglich immer mehr zu vermehren streben, und dagegen so hchst wenige sich in uns, aus und durch uns entwickelte, unserem eigenen Innern entkeimte, in, mit und durch dasselbe emporgewachsene Kenntnisse besitzen. Mchten wir doch endlich aufhren, uns mit fremdem Denken, fremdem Wissen, ja sogar fremden Empfindungen und Gefhlen als solchen zu brsten; mchten wir doch endlich in der Wirklichkeit aufhren, den hchsten Ruhm unserer Erziehung, unserer Lehre, unserer Schule und unseres Unterrichtes darein zu setzen, unsere Kinder, den Geist und das Gemth unserer Kinder und Schler mit fremdem Wissen, Kennen und Knnen herauszuputzen, und unser Ziel und das Beste unserer Kinder und Schler um so mehr erreicht und errungen glauben, als diese mit diesem fremden und angeleimten, ja wie die Grber der Toten bertnchten Wissen, Kennen und Knnen prangen. Freilich und wohl ist die eine alte Krankheit; denn wenn wir fragen und forschen, auf welchem Wege das deutsche Volk zu den ersten Fundamenten seiner jetzigen Kenntnisse gelangt ist, so sehen wir unbezweifelbar, da jene ersten Fundamente, Elemente oder Prinzipien immer von auen aus der Ferne und Fremde kamen, ja ihm zum Theil mittel oder unmittelbar von auen aufgedrungen wurden; darum haben wir aber auch fr diese ersten Uranfnge nicht einmal ein allgemeingeltendes Wort in unserer Muttersprache. Das starke deutsche Gemth, der starke deutsche Geist verarbeitete nun wohl das Fremde und eignete es sich an; aber die Folge davon und der Charakter der Erkenntni, als einer fremdartigen, blieb doch dauernd: Seit Jahrtausenden wohl tragen wir diese Fesseln; sollen wir aber darum nie beginnen, im eigenen Gemthe einen Lebens, im eigenen Geiste einen Erkenntnibaum aufkeimen zu lassen und ihn zu pflegen zur schnen Entfaltung, da er frisch und gesund blhe und reife Frchte bringe, die im Diesseits niedersinken und im Jenseits wieder aufkeimen. Wollen wir denn nie aufhren, unsere Kinder, Knaben und Schler gleich Mnzen zu prgen und sie mit fremder Aufschrift und fremdem Bildnisse prangen zu sehen, statt sie als ein Gebilde aus dem von Gott dem Vater in sie gepflanzten Gesetz und Leben, mit dem Ausdruck des Gttlichen und als Bild Gottes unter uns wandeln zu sehen? Frchten wir, da uns unsere Kinder beschmen werden und wrden? Welches Geschlecht, welches Volk und welche Zeit wird gro genug sein, sich selbst um seiner Kinder und der Darstellung der reinen Menschheit willen zu verleugnen? Ja zunchst nur, welcher Vater, welche Familie wird von diesem Gedanken seine Seele erfllt und durch denselben seine Kraft vielfach vervielfltigt und gesteigert fhlen? denn von dem stillen, verborgenen Heiligtume der Familie kann nur zunchst das Wohl des Menschengeschlechtes uns wiederkommen. Mit der Begrndung jeder neuen Familie spricht der zum Wohle des Menschengeschlechtes ewig wirksame, himmlische Vater durch den Himmel, den er in dem Gemthe der Begrndenden aufgeschlossen, zu den Menschen, ergeht an das Menschengeschlecht wiederkehrend und an jeden einzelnen Menschen der Ruf, die Menschheit in reiner Entwickelung, den Menschen in klarer Gestalt darzustellen. Und sattsam liegt es wohl auch am Tage, da unser deutsches Gemth, unser deutscher Geist die bisherige todte und nur angelernte und angeleimte Erkenntni und Einsicht nicht mehr ertragen knne, da eine nur uerlich abgeglttete Bildung nicht mehr genge, nicht mehr gengen knne und drfe, wenn wir anders, als selbstndige, Gott wrdige Kinder bestehen wollen; darum bedrfen und suchen wir lebendig unserm Gemthe und Geiste entkeimte, frisch und gesund entwickelte und in und an der Sonne und den Bedingungen des Lebens erstarkte und emporgewachsene Erkenntnise. Wollen wir nun den Born des Lebens, den Gott in dem Innern, in dem Gemthe und Geiste des Menschen, jedes Menschen, den Gott in unserem Gemthe und Geiste quellend gemacht hat, immer von neuem wieder mit Schutt bedecken? Wollen wir uns und unsern Kindern, unsern Zglingen und Schlern die unaussprechliche Freude rauben, da in ihrem Innern, in ihrem Geiste und Gemthe, die Quelle ewigen Lebens fliee? Wollt ihr Eltern und deren Stellvertreter fortfahren, Erzieher und Lehrer eurer Kinder zu zwingen, da sie die Quelle des Lebens in denselben nur mit Wust verdmmen und mit Gestrpp umzunen? Ihr antwortet: Nur so ausgestattet gelten sie in der Welt; Kinder werden schnell und bald gro, wer soll sie dann ernhren? was sollen sie essen? womit sollen sie sich kleiden? Ihr Toren! es soll euch darauf nicht geantwortet werden: "Trachtet am ersten usw."; denn das wrdet ihr in eurer Gott- und Selbstentfremdung doch nicht fassen und begreifen; aber wiederkehrend soll es auch ausgesprochen werden: handelt sich es denn etwa um ein dumpfes, hinbrtendes, kenntnis, werk und thatenloses Leben? Kenntnisse und Einsichten sollen das Menschengeschlecht erfreuen, Werk und Thatkraft soll es besitzen, die ihr, die wir jetzt nicht ahnen; denn wer hat der aus Gott gebornen Menschheit Grenze gemessen? Aber sie sollen als Entwickelungen aus jedem Einzelnen, gleichsam als neu geschaffene Selbsterzeugnisse, in Jugendfrische und Jugendkraft hervorwachsen. Nicht trge, schlaff und trbsinnig wird und soll der Knabe sein knftiges Geschft, das ihm nun Beruf ist, treiben, nein! frhlich und heiter, Gott, sich und der Natur vertrauend, sich des Segens und Gedeihens seines Geschftes erfreuend, sich eines vielfachen Segens und Gedeihens seines Geschftes erfreuend; denn Ruhe, Eintracht, Migung und alle hohen brgerlichen und menschlichen Tugenden werden in seinem Innern wie in seinem Hause wohnen, und er wird sich durch und in seinem Kreise, in der Wirksamkeit seines Kreises befriedigt fhlen: der hohe Preis, nach dem wir alle ringen. Er wird weder sagen: alles soll mein Knabe und Sohn einst treiben, nur nicht das Geschft, welches ich habe, denn es ist das undankbarste von allen; noch wird er darauf bestehen, da sein Sohn das Geschft treibe und ergreife, welches er mit Gewinn und Vorteil treibt, weil es seiner ganzen Eigentmlichkeit entspricht; er wird einsehen, da jeder Mensch das kleinste Geschft gro betreiben knne, da jedes Geschft sich so veredeln lasse, da es zu betreiben des Menschen nicht unwrdig sei; er wird erkennen und einsehen, da die kleinste Kraft, mit Lust und Liebe zu einem Werke erhoben und recht angewandt, dem Menschen Brot, Kleidung, Obdach, ja auch Achtung verschaffe, und darum wegen der Zukunft seiner Kinder, deren Inneres zu entfalten ihm hchste Sorge war, ohne Sorge sein. Als die einzelnen Richtungen dieses geeinten Schul und Familien, dieses Iebendigen Unterrichts und Erziehungslebens, gehen aus dem Entwickelungsgrade des Menschen dieser Stufe, aus den innern und uern Forderungen des Knaben, als beginnenden Schler, nothwendig folgende hervor: Beleben, Nhren, Strken und Ausbilden des religisen das Menschengemt mit Gott in Einigung erhaltenden und immer lebendiger mit Gott einenden Sinnes, des Sinnes, welcher die lebendige, nothwendige Einheit aller Dinge bey aller Verschiedenheit der Erscheinung ahnet und festhlt, und welcher durch seine Lebendigkeit und Krftigkeit den Knaben dieser Einheit gem lebend und handelnd macht. Diesem gem und zu diesem Zwecke: Aneignung religiser Aussprche, besonders ber die Natur, den Menschen, deren beyder Verhltnis zu Gott, namentlich fr Gebet; gleichsam als einen Spiegel, in welchem der Mensch, der Knabe seine ursprnglichen, gotteinigen Gefhle, Empfindungen, Ahnungen und Bestrebungen wie in einem Bilde schaut und sie sich so zur Erkenntni bringt und festhlt. Achtung, Kenntnis und Ausbildung des Krpers als Trgers des Geistes und Mittels zur Darstellung seines Wesens, in geordneten, stufenweise zu einer solchen Ausbildung des Krpers fhrenden Uebungen. Natur und Auenweltsbetrachtung und Beobachtung, anknpfend und ausgehend vom Nchsten und Nahen, die Kenntnis des nchsten Umgebenden zuerst fordernd, ehe zu Entferntem und Fernem fortgeschritten wird. Aneignung kleiner dichterischer, Natur und Leben erfassender Darstellungen; besonders Aneignung kleiner Dichtungen, welche den Gegenstnden der zunchst umgebenden Natur Leben, den Erscheinungen und Begegnissen des eigenen huslichen Lebens Bedeutung geben, sie in ihrer reinen und tiefen Bedeutung wie in einem verklrenden Spiegel zeigen, und dies besonders zum Singen und durch Gesang. Sprach und Redebungen, von der Natur und Auenweltsbetrachtung ausgehend und an sie anknpfend und zur Innenweltsbetrachtung bergehend, aber immer nur die Sprache und Rede, als hrbares Darstellungsmittel, scharf und streng im Auge habend. Uebungen zu und fr uerliche rumliche, krperliche Darstellungen nach Regel und Gesetz vom Einfachen zum Zusammengesetzten fortschreitend. Hierher gehren Darstellungen durch schon mehr oder minder im allgemeinen gebildeten Stoff: Bauen, berhaupt Handarbeiten fr Gestaltung: Papier, Papp, Holzarbeiten usw., sowie zuletzt besonders Formen aus ungeformtem, aber formbarem, besonders weichem Stoffe. Uebungen zur Darstellung durch Linien auf einer Flche in und durch stete, uerlich ausgedrckte, sichtbare Beziehung auf die durch die Mittel und Brustlinie des Menschen gegebene senkrechte und waagerechte Richtung, das Anschauungs und Auffassungsmittel aller uern Gestalten, welche, neben- und bereinander mehrmalen wiederholt, Netz bildend erscheint; also Zeichnen im Netz nach uerem, nothwendigem Gesetz. Auffassen der Farben in ihrer Verschiedenheit und Gleichartigkeit und Darstellung derselben in schon gebildeten Flchenrumen mit vorwaltender Beachtung schon gebildeter Formen: Ausmalen von Bildern in Umrissen, oder mit vorwaltender Beachtung der Farben und ihrer Verhltnisse: Malen im Netz, in Gevierten. Spielen, das ist freithtige Darstellungen und Uebungen jeder Art. Erzhlen von Geschichten und Sagen, von Fabeln und Mrchen, anknpfend an die Tages, Zeiten und Lebensbegebnisse usw. Alles die nun teilend mit und zwischen dem huslichen und Schulleben, zwischen dem Familienleben und dem allgemein menschlichen; alles teilend zwischen den Schul und huslichen Geschften; denn Knaben dieses Alters sollen schon zu bestimmten kleinen huslichen Geschften angehalten, ja sie knnen sogar whrend derselben besonders bey Handwerkern und Landbebauern wirklich unterrichtet werden, wie das auch wohl von manchem einfachen, aber von einem regen und krftigen Natursinn geleiteten Vater ausgefhrt und dargestellt worden ist. Besonders sollen Knaben etwas vorgerckteren Alters von Eltern und Erziehern oft in die Lage gebracht werden, etwas auf eigene Hand und mit eigenem Urteile auszufhren und Geschfte allein zu besorgen, z. B. Bestellungen, damit ihnen Selbstprfungen und Festigkeit des Handelns kommen. Namentlich ist es fr Knaben dieses vorgerckteren Alters sehr wichtig, tglich wenigstens eine oder zwey Stunden einem uern Geschfte, einem Geschfte fr ueres Erzeugni, mit ganzer und fester Bestimmtheit hingegeben zu sein. Es wrden hieraus Wirkungen von der grten Wichtigkeit fr das Leben hervorgehen; sowie es gewi einer der grten Nachteile unserer jetzt bestehenden Schuleinrichtungen, besonders der sogenannten lateinischen und gelehrten Schulen ist, da der in sie getretene Knabe allem huslichen Geschfte, allem Geschfte fr Hervorbringung eines uern Erzeugnises ganz entnommen ist. Man antworte nicht: Der Knabe mu in diesem Zeitraume, soll er es zu einem bestimmten Grade und Fertigkeit seiner Erkenntni bringen, alle seine Kraft auf den Punkt der Worterlernung, der Belehrung durchs Wort, der geistigen Ausbildung richten; mitnichten die chte Erfahrung lehrt das Gegenteil, geistiges Beschftigtsein und dazwischentretende uere, mehr krperliche Beschftigung, Thtigkeit fr ueres hervorzubringendes Werk und Erzeugni strkt nicht allein den Krper, sondern ganz berwiegend auch den Geist, die verschiedenen Richtungen der Geistesthtigkeiten, so da der Geist nach einem solchen erfrischenden Arbeitsbad (besser vermag ich es nicht zu bezeichnen) mit neuer Kraft und neuem Leben an sein Geistesthun geht. Betrachten wir nun die vorhin angefhrten Gegenstnde des einigen Familien und Schullebens, so ordnen sie sich selbst nach den Gesammtforderungen des Knaben in Gegenstnde des mehr ruhigen, stillen, inneren Lebens, des mehr aufnehmenden, innenwirkenden und des mehr heraustretenden, sich uerlich gestaltenden Lebens zusammen, darum sind sie auch das Bedrfnis des Menschen berhaupt erschpfend. Weiter sehen wir durch sie alle Sinne, alle inneren und ueren Anlagen und Krfte des Menschen entwickelt, gebt und ausgebildet und so die Forderung der menschlichen und Lebensverhltnisse erfllt. Endlich sehen wir, wie sich die Forderungen aller dieser Gegenstnde, so zahlreich und umfassend sie erscheinen, doch alle durch ein einfach geordnetes Familien und Unterrichts, durch ein geeintes Schul und husliches Leben leicht erfllen lassen, also darum nothwendig den Forderungen des Menschen auf dieser Stufe gengen und sie befriedigen. Denn: Schauen wir die nun im einzelnen an: Leben und Ausbilden des religisen Sinnes Wenn Kind und Eltern in Einigung des Lebens und Gemthes heraufgewachsen sind, so wird dies sich gewi auch durch die ganze Knabenzeit und noch lnger hin, wenn nicht neue hemmende und strende Ursachen trennend dazwischen treten, nicht nur unverkrzt erhalten, sondern es wird sich diese Einigung mit dem fortschreitenden Knabenalter um so mehr befestigen und beleben. Es ist hier nicht die Rede von jener dumpfen und unbestimmten Gefhlseinigung, welche gleichsam aus zwey Leibern einen macht, wie sich das wohl zwischen Eltern und Kind findet, sondern von jener lebendigen Gemths und klaren Geisteseinigung, welcher das Leben in seinen Wirkungen und Erscheinungen als ein Ganzes vorliegt. Diese lebendige Gemths und klare Geisteseinigung, nicht etwa hchstens nur uerliche Lebensgemeinsamkeit, ist der unerschtterliche Boden und Grund chter Religiositt. Dieser Geisteseinigung zwischen Eltern, Kind und Knaben ist das innere Leben, die reine Darstellung des innern, geistigen Lebens des Menschen ein Gemeinsames. Was den Eltern, dem Vater und der Mutter durch die hindernden Einwirkungen des Lebens nicht mglich ward und nicht mehr mglich ist, in sich und durch sich selbst darzustellen, suchen sie nun in und durch ihr Kind, ihren Sohn, zu erreichen: Darstellung der reinen Menschheit in, an und durch sich. Die klaren und sichern Erfahrungen der Entwickelung, Aus und Fortbildung seines innersten Lebens, die der Vater zwar teuer, oft schmerzlich und nur mit schwindender Kraft erkaufte, aber nun darum nicht mehr im eigenen Leben anwenden kann, teilt er seinem Sohne mit, und der Sohn bt diese Erfahrungen und wendet sie obgleich seiner uern Selbsterfahrung fremd, aber sich in seinem Innern bewhrend und besthtigend mit der noch ungetrbten. und ungeschwchten Jugendkraft und Jugendfrische an. Tot und wirkungslos sind aber alle Mitteilungen von Eltern zu Kind und Sohn, wo das Leben von frhe an nicht ein stetig ununterbrochenes Ganzes war; denn scheinbar zwey verschiedene Welten, die Erfahrungen zweyer scheinbar verschiedenen Welten, stehen einander gegenber mit verschiedenen Forderungen und verschiedenen Krften, fr welche das ausgleichend Vermittelnde fehlt. Aber welche Frchte dagegen aus jener Geisteseinigung zwischen Eltern und Kind, zwischen Vater und Sohn, welche nur die Ausbildung und Darstellung des Hchsten und Reinsten, des klaren Menschenwesens, zum gemeinsamen Grund und Ziel hat, hervorgehen, kann nur der ahnen und ermessen, welcher herzustellen sie versucht hat. Aus der eine solche Geisteseinigung nothwendig bedingenden Beachtung des eigenen und gemeinsamen Lebens nach seinem innern Grunde und Ziele, besonders aber nach seinem innern und nothwendigen lebendigen Zusammenhange, gehen nun fr das Gemth und die innere Wahrnehmung des Menschen schon auf der Knabenstufe die unzweideutigsten Beweise und Ueberzeugungen hervor, da Gott, um menschlich zu reden wie wir berhaupt ber Gttliches nie anders, fr uns wenigstens nicht begreiflicher und wirksamer reden knnen , da Gott noch ununterbrochen die Menschheit in und zu ihrer Entwickelung, Ausbildung und Darstellung mit seiner vterlichen Obhut und Sorgfalt leitet, und so auch jeden Einzelnen, jedes Einzelwesen, als ein wesentliches Glied des Ganzen, in allen seinen Lebensbegegnissen mit vterlich liebendem Schutze und Beistande begleitet: denn wie knnte der Mensch die Erkenntni: da die Begegnisse des Lebens, in ihren Grnden, in ihrem Wesen und Bedeutung wahrhaft erkannt und demgem angewandt, immer zum Besten des Einzelnen und des Ganzen sind anders und erfassender bezeichnen?! Diese Wahrheit nun im eigenen und Fremdleben, im einzelnen und Gesammtleben, im Menschen- und Naturleben, im Erfahrungs und Offenbarungsleben besttigt, so die Einigung und Einheit der Schrift, Gemths und Naturoffenbarung zu finden, und sich so als Glied eines, vor den Augen und dem inneren Sinne des Knaben von dem kleinen elterlichen und huslichen Kreise aus sich immer weiter und grer entwickelnden Ganzen und Gesammtheit zu erkennen, dessen gemeinsames Streben, unter den sprechendsten Beweisen gttlicher Leitung, Beistandes und Segens, die Darstellung des Geistigen im und am Leiblichen, des Gttlichen im, am und durchs Menschliche ist; dieses Erkennen und jenes Finden mu nothwendig den Sinn des Knaben immer mehr und mehr klren und reinigen, die Kraft erhhen und steigern, den Mut und die Ausdauer dafr befestigen. Das Leben einer solchen Familie, eines solchen Knaben, wird nothwendig ein im Handeln und in Thaten, in steten Erzeugnisen sich aussprechendes Gebet Jesu, ein Leben des Gebetes Jesu sein; ein Gott vertrauendes, Gott und Menschen liebendes, freithtig, kindlich Gott gehorsames, immer in diesem Sinne thatenreiches und wirksames Leben Jesu wird sich in ihm wieder aussprechen, und to werden ihm die Lehren und Forderungen Jesu im eigenen und durchs eigene eben verstndlich und so in demselben anzuwenden, demselben nachzuleben mglich sein. Nur ein auf einer solchen elterlichen und kindlichen Geisteseinigung ruhender knftiger Religionsunterricht hat felsenfesten Grund, ist fruchtar, ist segensreich; und nur in dem Maae ist er fruchtbar und segensreich, als dem Knaben durch glckliche Lebensverhltnisse frhe ein lebendiger Sinn, ein klares Auge fr inneres geistiges Leben erwachte. Man frchte nicht, da irgendein Gegenstand des innern geistigen Lebens fr des Knaben innern geistigen Sinn zu hoch und zu unverstndlich sey dem Wesen nach; nur werde ihm einfach die Thatsache hingegeben und ausgesprochen, und seine innere Kraft wird leicht den innern Sinn davon in den ihm zugnglichen Anschauungs und Vorstellungsweisen finden. Wir trauen dem frheren Knabensinne und Knabengemte jetzt zu wenig religise, sowie berhaupt zu wenig Geisteskraft zu; darum zeigt sich dann und ist des sptern Knaben Leben und Gemth so leer, in Beziehung auf geistige und rein menschliche, sittliche und religise Wahrnehmungen so erfahrungslos, und darum so verknchert und tot, da gar wenige und nur schwache Fden zum Anknpfen und zur Belebung eines, zur Belehrung ber ein cht religises Leben sich in ihm finden, und doch wird nun in dem folgenden Alter in dieser Beziehung vom Knaben und Jnglinge so viel gefordert. Kinder und Knaben werden frhe fr eine Menge uerliches geweckt und ber eine Menge uerliches belehrt, welches sie nicht verstehen knnen, eben weil es ihnen ein Fremdes, ein uerliches ist, und bleiben in Beziehung auf vieles Innere ungeweckt, ber so vieles, fast alles Innere unbelehrt, was sie doch verstehen, durch sich und in sich verstehen knnen; so werden Kinder frhe in das fremde uere Leben eingefhrt und werden dagegen dem innern Leben entfremdet; dadurch wird ihr inneres Leben so hohl und vertrocknet. Soll der Mensch viele, besonders auch religise Wahrheiten verstehen, so mu man machen, da er viel in sich erlebe, d. h. da er die auch vielleicht an sich kleinen Begegnisse seines Gemths und religisen Lebens, seines geistigen Entwickelungsganges und dessen Bedingungen sich bewut werde: Von der Ahnung und Erkenntni Gottes als Vaters in seinem eigenen Leben mu der Mensch emporsteigen zur Ahnung und Erkenntni Gottes als Vaters aller Menschen und Wesen; sonst ist der knftige Religionsunterricht in demselben umgekehrten Maae leer und fruchtlos. Viele, sehr viele religise Migriffe und Mideutungen, viele After und Halbwahrheiten wrden und werden sich durch so eine frhe Beachtung, wenigstens durch nur ungehemmtes und ungestrtes Hingegebensein der Entwickelung des innern geistigen Lebens in Uebereinstimmung und Beziehung auf das uere Leben durch sich selbst verlieren, sowie die miverstandene Hervorhebung gewisser Aussprche der bestimmten Religionslehre, welche in dem und auf das Leben des Menschen in dieser einstigen Darstellung gerade das Gegenteil von dem wirken, was sie wirken sollen ; so z. B. der in dem Religionsunterrichte, in der Religionslehre im allgemeinen zum hchsten Nachteile fr das Leben, fr das Glck, fr die Zufriedenheit und den stets krftig strebenden Sinn des Menschen so berwiegend hervorgehobene Satz: wer gut ist, dem wird es gut gehen; oder, wer gut ist, der wird glcklich sein. Dem einfachen, an ueren Erfahrungen noch armen, nur sein Leben besonders als ein ungeteiltes Ganzes noch fhlenden und findenden Knaben, dem ist inneres und ueres Gut, inneres und ueres Glck, inneres und ueres Leben noch ein Ungeteiltes, noch weniger ein in sich und unter sich selbst Verschiedenes, Entgegengesetztes ; und so wird, ohne Zweifel, ohne Ahnung, da es auch anders sein knne, das innere, klare, reine Gemthsleben auch nothwendig so als ein ueres gesetzt, so werden die innern Frchte des Gutseins auch uerlich gefordert und erwartet. Inneres und ueres, Unendliches und Endliches sind aber zwey Welten, deren Erscheinungen uerlich, der Form nach verglichen, ewig verschieden sind und verschieden sein mssen; darum mu nothwendig jener so allgemein ausgesprochene Satz, wenn nicht sehr frhe den innern Frieden, die innere Kraft des Knaben und Menschen stren und schwchen, doch ihn mit ganz falschen Erwartungen vom Leben erfllen, ihn zu ganz falschem Beurteilen, Verstehen und Gebrauchen seiner Lebensbegegnisse, zu ganz falschen Migriffen im Leben fhren. Die bestimmte Religionslehre sollte vielmehr frhe den Satz aufstellen, dem Knaben und Menschen im eigenen und Gesammtleben nachweisen, und in aller Entwickelung, in der Natur und der Menschheit anschaulich machen: da derjenige, welcher wahrhaft mit Ernst und Anstrengung und Aufopferung das Gute, die reine Darstellung der Menschheit will, nothwendig in ueren Druck, in ueren Schmerz und Noth, in uere Sorge und Kummer, nothwendig in ueren Mangel und Plage und Drftigkeit kommen und leben msse; denn die Forderung jenes Strebens ist ja eben, da das Innere, das Geistige, das wahre Leben sich frei und offenbar machen, sich kundthun und sich darstellen soll; wenn nun die erreicht werden und geschehen soll, so mu nothwendig und unvermeidbar das Zweite eintreten. Lasset, um die lebendig zu erkennen und einzusehen, den Knaben die Forderungen und Bedingungen, die Erscheinungen der Entwickelung eines Baumes in Vergleich mit den nothwendigen Forderungen und Bedingungen, den Erscheinungen der geistigen Entwickelung eines Menschen anschauen: jede errungene, an ihrer Stelle noch so schne und zweckmige Stufe der Entwickelung mu schwinden und untergehen, mu schlechthin vernichtet werden, wenn eine hhere Stufe der Entwickelung und Ausbildung eintreten soll: die schtzende, wrmende Knospenhlle mu abfallen, wenn der junge Zweig, die duftende Blthe sich entfalten soll, obgleich der zarte Zweig, die zarte Blthe dadurch nun dem oft noch so rauhen Frhlingswetter ausgesetzt wird und ist; die duftende Blthe mu abfallen, um einer zuerst unansehnlichen und sauren, herben Frucht Platz zu machen; die kstliche, rotwangige, Menschen erquickende Frucht mu sinken und faulen, damit in Jugendfrische junge Pflanzen und Bume entkeimen. So gleichen die Psalmen und die Lieder vieler Kmpfer zur Erringung der Menschenhoheit, der Darstellung der reinen Menschheit, den Frchten an ihrem, den Frchten an Davids Lebensbaume, welche schlechterdings nur dadurch erscheinen konnten, da viele der frheren, ihnen lieben und teuern Lebensentwicklungen untergingen, um spteren, hheren, edleren Platz zu machen. Und gleichen die Aussprche jener Psalme, Lieder usw. nicht Kernen, die, wieder ausgeset in den fruchtbaren Boden des Menschengemtes, schattige Bume voll duftender Blthen und strkender, ewiger, unsterblicher Frchte tragen? Also Entsagung, Entbehrung, Sinkenlassung des ueren, um das Innere zu gewinnen, dies ist die Bedingung zur Erreichung der hchsten Entwickelung. Damit stimmt der von einer anderen Seite der Betrachtung kommende Ausspruch: "Je lieber das Kind, je schrfer die Rute". oder: "Welche der Herr lieb hat, die zchtigt er", ganz berein; und keinem nicht schon sich selbst ganz entfremdeten Knabengemte wird diese Wahrheit unzugnglich sein; und der so gefhrte, sich seines redlichen Strebens bewute Mensch wird nun nicht wie ein widerspenstiges Kind bey den widrigen Begegnissen auf seinem Lebenswege murrend klagen: Aber warum geht es mir so traurig, so trbe, so unglcklich, ich habe ja nichts Bses getan, bin mir wenigstens nichts Bses bewut, und dem anderen, von dem man es doch augenscheinlich wei, da er bse und schlecht ist, da er wenigstens nach nur uerlichen Ansichten und Einsichten, nach vergnglichen und unhaltbaren Grnden handelt, geht es doch so gut; er wird sich vielmehr sagen: eben weil du ernst und fest nur nach dem Hchsten und Besten, nur nach dem an sich, nach dem bleibend Guten strebst, mu alles nur beziehungsweise, nur erscheinende Gute sinken, damit immer hhere und vollkommenere Entwickelung und zuletzt ewig bleibende Frchte hervorkommen knnen. Nicht minder nachteilig und zur Erreichung des mit dem Menschen ihm zugleich gegebenen Zieles hchst hinderlich ist das in der Religionslehre und dem Religionsunterrichte oft so berwiegende Hervorheben der Belohnung guter Thaten und Handlungen erst im Jenseits, wenn sie hier im Diesseits unbelohnt zu bleiben scheinen. Auf noch rohe Gemther, welchen der Sinnengenu hher steht, wirkt es nicht, Knaben und Menschen mit nur natrlich gutem Sinn bedrfen es nicht; denn wenn unser Wandel rein ist, unsere Handlungen recht und unsere Thaten gut sind, so bedarf es nicht erst noch eines Lohnes im Jenseit,s, wenn auch im Diesseits alles mangelt, welchem der sinnliche Mensch einen Wert beylegt. Es zeugt von einer geringen Erkenntni des Wesens und einer geringen Achtung der Wrde des Menschen, wenn erst das Reizmittel der Belohnung im Jenseits hervorgehoben werden mu, um den Menschen zu einem seinem Wesen, seinem Berufe und seiner Bestimmung wrdigen Handeln zu erheben; der Mensch kann wenn man ihm nur frhe mglich macht, chter Mensch zu sein und soll darum dahin gefhrt werden, in jedem Augenblick seine Wrde und sein Wesen zu empfinden; und das Gefhl, das Bewutsein, seiner Wrde seinem Wesen gem und getreu gelebt und gewirkt zu haben, mu ihm in jedem Augenblick der hchste Lohn seines Handelns sein, ohne eines andern uerlichen zu bedrfen, noch weniger ihn zu fordern; oder bedarf und fordert das gute Kind, der gute Knabe, in dem Augenblicke, da er in sich das Bewutsein hat, als ein seines Vaters wrdiges Kind, im Geiste und nach dem Willen desselben gehandelt zu haben, noch etwas anderes als die Freude dieses Bewutseins; denkt ein einfach natrliches, gut handelndes Kind nun noch auer diesem Bewutsein auch den Gedanken des Lohnes, der ihm fr sein Handeln werden knne, sey er auch nur Lob? Soll der Mensch gegen Gott nicht so rein und vortrefflich handeln, als der irdische Sohn gegen seinen irdischen Vater? Und sagt Jesus nicht selbst: Das ist meine Speise, das Bewutsein ist mir Leben erhaltend, Leben erhhend, Leben erfreuend, da ich meines Vaters Willen tue; und preist er die Armen wegen der erhhten Wirksamkeit der Seelenkrfte und eines damit bereinstimmenden Wandels nicht schon jetzt selig, wie es wahrhaft ist? Wie entwrdigen, erniedrigen wir die Menschennatur, die wir erheben sollten, wie schwchen wir sie, die wir strken sollten, wenn wir ihr eine Lockspeise vorhalten, um tchtig zu handeln, hinge sie auch im Jenseits, wenn wir ein ueres Reizmittel, sey es auch das geistigste, anwenden, um besseres Leben hervorzurufen, und die innere, frei und selbstthtige Kraft unentwickelt lassen, die zu und fr Darstellung der reinen Menschheit in jedem Menschen ruht. Aber wie ganz anders ist alles, wenn frhe der Mensch, besonders als Knabe schon auf die Rckwirkungen seines Handelns, nicht auf seine uerlich angenehmere oder unangenehmere Lage, sondern auf sein Inneres, seinen geistes und gemtsfrei thtigern oder gefesseltern, klarern oder trbern, zufriedenern oder unzufriedenern Zustand aufmerksam gemacht wird; die Erfahrungen, welche daraus hervorgehen, werden nothwendig immer mehr und mehr den innern Sinn des Menschen wecken; dann kommt wahre Sinnigkeit, der hchste Knaben und Jugendschatz, ins Leben. Der knftige Religionsunterricht er und beleuchte jene Erfahrungen, bringe sie zum Bewutsein, eine und einige sie, ziehe daraus die in sich und durch sich selbst hervorgehenden und so in sich selbst ruhenden, sich in und durch sich selbst besttigenden Wahrh.eiten, zeige die Anwendung derselben, das Nachleben nach denselben in verschiedenen Steigerungsstufen berall, wo Kraft, Leben und Geist wirkt, und stelle sie mit den von erleuchteten, vom Geiste Gottes getriebenen Menschen erkannten und ausgesprochenen Wahrheiten zusammen; so wird chte Religiositt das ewige Erbteil dieses Menschen sein und endlich nach und nach das Erbteil des ganzen Menschengeschlechtes werden, und alles Hohe, welches die Menschheit schon zeigte, welches sich in ihr und durch sie aussprach, wird sich auch in ihm wiederkehrend aussprechen; und so kommt zum Heile des Einzelnen und des Ganzen die religise Bildung des Einzelnen dann immer mehr und mehr mit dem Entwickelungsgange des Religisen in der Menschheit in Uebereinstimmung, wodurch von und durch sich selbst jeder Trug und Zweifel, jede Willkr schwindet, und uns nur das selige und beseligende Bewutsein bleibt: "In Gott leben, weben und sind wir". Aneignung religiser Aussprche Es ist gewi, religise Gefhle, Empfindungen und Gedanken entquellen und entkeimen dem menschlichen Gemthe und Geiste schon darum, weil der Mensch Mensch ist, und so auch dem in Geisteseinigung mit den Eltern emporgewachsenen, sich nicht entfremdet gewordenen Knaben. Nun werden sich aber diese Empfindungen und Gefhle dem Menschen und in dem Gemthe des Menschen und Knaben in ihrem Beginne nur als eine Wirkung, eine Wahrnehmung, eine Flle kundthun, ohne Wort und ohne Gestalt, berhaupt ohne den Ausdruck dessen, was sie sind, nur als ein Leben Erhhendes und Gemth Erfllendes. da ist es nun hchst wohlthtig, strkend und erhebend fr den Menschen, fr das Gemth des Knaben, fr jene Empfindungen und Gefhle Worte, gleichsam Sprache zu bekommen, damit sie nicht in sich selbst verdumpfen und gestalt- und sprachlos in sich selbst versinken, sich in sich selbst erdrcken und vernichten. Man frchte hier nicht, da mit fremden Worten den Kindern und Knaben ein fremdes Gefhl aufgedrckt und eingeimpft werde; das Religise hat das Eigentmliche der reinen Luft, des klaren Sonnenlichtes und des hellen Wassers: jedes irdische Wesen haucht es ein, und in jedem bildet es sich in anderer Form, Gestalt und Farbe, in jedem erzeugt es anderen Lebensausdruck. Nimm einen einfachen, jedem Kinde und Knaben durch und in seinem eigenen Leben verstndlichen religisen Ausspruch, lasse ihn sechs, zwlf und mehreren Knaben aneignen, und er wird dir an dem Lebensbaume eines jeden wieder als ein diesem eigenthmlich zugehriger Lebensscho entgegensprossen. Aber freylich ein Leben mssen die Worte in dem Knaben treffen ; an das Kind mu nicht die Forderung ergehen, den Worten erst Leben, Gestalt und Bedeutung 2U geben; sondern die Worte mssen dem in dem Gemthe des Knaben sich schon vorfindenden Leben und Gestalten Sprache geben und diese durch jene so Bedeutung erhalten. So bittet ein kaum sechsjhriger Knabe jeden Abend eines der ihn zu Bett bringenden beyden Pflegeeltern: ,,Lerne mir ein Gebetchen"; und ruhig schlft er dann es gesprochen habend ein. Einmal war an einem Tage eine Handlung vorgefallen, die ihn nicht ganz klar in seinem Innern zeigte. Das Gebetchen am Abend begann allgemein, krftig und laut sprach er wie gewhnlich nach; nur eine leise Wendung deutete auf den Vorfall des Tages hin, und mit einemmale war Stimme und Wort kaum zum Vernehmen leise; aber gewi um so lauter sprach das Innere. Gestern sagte er zum ersten Male beym Bettgehen zu mir: "Bete das Gebetchen mit mir", mir ein Zeichen, da irgendeines sein msse, was seinem Leben besonders nahegelegen habe; ich whlte das, was ich glaubte, und er schlief ruhig ein. Krzlich kam derselbe Knabe zu mir und brachte ein Bild, welches er soeben gefunden hatte; er freute sich darber, denn es war bunt bemalt. In dernselben Augenblicke, da er es mir zeigen wollte, kam ein ungefhr um 1 1/2 Jahr lterer, sehr lebhafter und inneres Leben wenig zu beachten scheinender Knabe dazu. "Das ist doch grausam", sagte er, in das Bild geblickt habend: es war nmlich ein Bild, Handlungen der Trken gegen die Griechen, besonders gegen griechische Mtter und Kinder darstellend; es wurde ausgesprochen, wie sehr sie nun, nicht allein sich eines ungekrnkten, sondern sogar gepflegt werdenden Lebens sich erfreuend, Ursache htten, immer Gott dafr zu danken. ,,Nicht wahr", fiel schnell der lebhaftere Knabe ein, "wie wir in den Morgen und Abendstunden thun?" Obgleich noch nie ein besonderes erklrendes Wort dehalb zu ihm gesprochen worden war. Gewi ist es bey jngeren Knaben weder nthig noch zweckmig, mit dem Aneignen solcher dem innern Leben Worte, Sprache und Bedeutung gebenden Aussprche zu oft zu wechseln. Achtung, Kenntnis und Ausbildung des Krpers Nur das achtet der Mensch, was er nicht allein seinem Werte, seiner Bedeutung, seinem Gebrauche nach kennt, sondern was er besonders auch anwenden und gebrauchen kann, von dem er wei, da von dessen guten Eigenschaften und darum Erhaltung derselben die Erreichung des von ihm angestrebten Werkes und Zieles abhngt. Man glaube nun gar nicht, da der Mensch, besonders als Knabe, seinen Krper kenne, weil er ihm so nahe ist, noch weniger auch seine Glieder schon dadurch gebrauchen knne, weil sie eins mit seinem Krper sind. ,,Stelle dich doch nicht so linkisch!" hren wir fter Knaben besonders aus Stnden zurufen, wo allseitige Krperthtigkeit im Kindes und frhen Knabenalter nicht zur Tagesordnung gehrt. Wir sehen, da Menschen, bey denen Geistes und Krperbildung nicht gleichen Schritt und sich gleichsam gegenseitig bedingend ging, zu gewissen Zeiten und unter gewissen Umstnden gar nicht wissen, was sie mit ihrem Krper, ihren Gliedern anfangen sollen. Ja, wie manchem erscheint nicht sogar sein eigener Krper als eine Last, wie mancher fhlt nicht die Glieder seines Krpers sich selbst als eine solche. Nun kann wohl eine gelegentliche Ausbildung des Krpers bey huslicher Thtigkeit zur Krpergewandtheit schon vieles helfen, da sie aber fast in allen Stnden nur sehr untergeordnet, in den meisten aber immer nur einseitig in Anspruch nehmend ist, und der Mensch sich berdies aber nicht allein seiner Krfte, sondern auch der Mittel zum Gebrauche derselben bewut werden soll: so kann dahin nur eine allseitig gleiche Ausbildung des Krpers und der Theile des Krpers, als Mittel und Ausdruck der Geistesbildung, fhren; die spricht sich schon bey dem einfachsten Unterrichte aus, wo Krper und Gliedergebrauch, Krper und Gliederhaltung wesentlich ist, z. B. beym Schreiben, Zeichnen, Erlernung musikalischer Instrumente usw. Hat der Schler hier keine wahre allseitige Ausbildung und solchen Gebrauch seines Krpers und seiner Glieder vorher erhalten, und ist diese zum bleibenden Eigentume nicht eingebt worden, so kann nur den Lehrer und Schler gleich erttende Abrichtung, Dressur, zu einem krglichen Ziele fhren, und das immer ertnende: "Sitze gerad", "halte den Arm recht!" scheucht alles Leben und Gedeihen aus dem Unterrichte. Gewandter, krftiger Krper in allen Lagen und zu allen Geschften des Lebens und Berufes, wrdevolle Haltung und ein solcher Anstand des Krpers ist aber nur eine Wirkung allseitiger Ausbildung des Krpers, als Trger des Geistes. Ja gewi, selbst eine groe Menge sogenannter Ungezogen, Roheiten und Unanstndigkeiten wrden besonders in dem Knabenalter schwinden, und wir wrden nicht so oft zu sagen haben und sagen hren: "Betrage dich nicht so ungezogen", "sei nicht so roh in deinen uerungen", "stehe anstndig"; wenn wir unsern Knaben gesetzmige, von dem Einfachen zum Zusammengesetzten fortschreitende, den Menschen allseitig in Anspruch nehmende, allseitig ihn ausbildende Krperbungen Krperbungen in Uebereinstimmung mit der Geistesausbildung, sich auf diese beziehend und durch diese bedingt gben. Der Wille als solcher beherrscht noch nicht in jedem Augenblicke den Krper; der Krper mu darum befhigt sein, in jedem Augenblicke dem Geiste, wie dieser es fordert, zu gehorchen, wie die der Spieler eines musikalischen Instrumentes deutlich zeigt. Darum ohne eine solche Bildung des Krpers keine zur Vollkommenheit und zur vollendeten Ausbildung des Menschen fhrende Erziehung. Dehalb mu auch der Krper in dieser Hinsicht wie der Geist eine wahre Schule doch nicht alleinstehend durchlaufen, und streng durchgefhrte, vom Einfachen zum Zusammengesetzten fortschreitende, auf das Geistige im Menschen bezogene Krperbungen sollten billig ein Gegenstand jeder Schule sein; denn sie fhren zur wahren Zucht. Zucht ist, den Knaben auf die ihm anschaulich gewordene und von ihm empfundene Wrde des Menschen, auf die daraus flieende hchste Achtung seines Wesens streng und mit Festigkeit in allem seinem Thun zurckzufhren, d. i. sie in allem seinem Thun hervorleuchten und sich aussprechen zu lassen. Die ist das Bestimmte (Positive) der Erziehung in diesem Alter und je lebendiger und deutlicher dem Knaben und Schler die Ahnung und Wahrnehmung von dem Wesen und der Wrde des Menschen geworden, je klarer, einfacher, verstndlicher und nothwendiger die aus dem Gesammtwesen des Menschen hervorgehenden Forderungen sich ihm aussprechen.: um so ernster und fester mu der Erzieher auf der Erfllung jener Forderungen bestehen, ja er darf, wenn es nthig sein sollte, das Herabsteigen von der Ermahnung selbst bis zur Strafe, zur Strenge um des Wohls des Zglings willen nicht scheuen. Die Schler, die Knabenzeit ist das Alter der Zucht. Nur Geistes und Krperbildung im Einklange, in Uebereinstimmung macht wahre Zucht mglich. Ueberdies fordert auch der Krper, oder, was man ebensogut sagen kann, der Geist nach einer angestrengten Geistesthtigkeit, einer strenggeordneten, anstrengenden Krperthtigkeit, und diese so geordnete strenge Krperthtigkeit wirkt wieder strkend auf den Geist zurck, nur also, wo Krper und Geistesthtigkeit in geordneter lebendiger Wechselverbindung stehen, ist wahrhaftes Leben. Aber noch eine andere wichtige Seite haben die Krperbungen, es ist die, da sie den Menschen, Knaben spter zu einer lebendigen Erkenntni von dem innern Baue seines Krpers einfhren; denn der Knabe fhlt hier besonders lebendig alle Glieder seines Krpers im innern wechselseitig thtigen Zusammenhange; diese Wahrnehmungen, geknpft an nur einigermaen gute zeichnerische Darstellungen des innern Baues des Menschen, mssen nothwendig jene obenerwhnte lebendige Erkenntni des und Einsicht in den Bau des menschlichen Krpers und davon abhngige Beachtung und Pflege mehrseitig zunchst herbeyfhren, wenigstens eine lebendige Theilnahme daran veranlassen. Natur und Auenweltsbetrachtung Was frher, in dem Kindeszeitraume, in dieser Beziehung einzeln und alleinstehend geschah und so in und unter sich ohne besondern Zusammenhang war geschieht jetzt geordnet und mglichst in innerem nothwendigen Zusammenhange, dem Entwickelungsgange des Menschen auf dieser Stufe selbst angemessen, und sich so bald wieder verzweigend, teilend, wie immer das Besondere und Einzelne aus dem Allgemeinen und Ganzen hervorgeht. Die Erkenntni jedes Dinges, des Wesens, der Bestimmung und der Eigenschaften desselben geht berall am bestimmtesten und klarsten aus den rtlichen Beziehungen und gegenstndlichen Verhltnissen, in welchen die Sachen selbst stehen, hervor, spricht sich am lautesten und reinsten daraus aus. Daher fhrt es nothwendig fr die Knaben und Schler die klarste Einsicht in das Wesen der Gegenstnde, der Natur und der Auenwelt berhaupt herbey, wenn die Dinge in dem ihnen natrlichen Zusammenhange, in welchem sie sich eben befinden, demselben vorgefhrt und von demselben erkannt werden. Weiter sind nun auch natrlich die Beziehungen und Verhltnisse der Gegenstnde und deren Bedeutung da dem Knaben am deutlichsten und klarsten, wo er sich von ihnen und ihren Wirkungen am eindringlichsten und bestndigsten umgeben sieht, wo vielleicht der Grund ihres Daseyns in ihm selbst liegt, wenigstens von ihm ausgeht und sich auf ihn beziehet. Dieses sind die Gegenstnde der nchsten und nahen Umgebung, die Gegenstnde der Stube, des Hauses, Gartens, Gehftes, Dorfes (Stadt), Wiese, Feld, Wald, Flur. Von der Stube, der nchsten Umgebung, gehen daher diese geordneten und ordnenden Natur und AuenweltsBetrachtungen aus, gehen vom Nheren, Bekannteren zum Ferneren, Unbekannteren ber und treten nun wegen dieses Ordnens, Zusammenfassens und Theilens als wirklicher Schulgegenstand auf. Der Lehrgang selbst ist folgender: der Unterricht beginnt wieder mit dem schon frher als nothwendig erkannten Hindeuten und Hinweisen auf den Gegenstand selbst. Also z. B. auf den Tisch deutend: ,,Was ist das?" Auf den Stuhl deutend: "Was ist das?" usw. Nun die zusammenfassende Frage: "Was siehst du oder seht ihr hier in der Stube?" "den Tisch, den Stuhl, die Bank, das Fenster, die Tr, den Blumentopf, das Gemlde usw." Der Lehrer schreibt sich die Gegenstnde, welche ein einzelner oder mehrere nennen, auf eine Schiefertafel auf und spricht sie dann zusammen, gemeinsam mit den Schlern durch. Weiter fragt der Lehrer: "Stehen Tisch und Stuhl in demselben Verhltnisse, in derselben Beziehung zur Stube wie Fenster und Tr?" "Ja!" "Nein!" "Warum ja? warum nein?" "Was sind nun Fenster und Tr in Beziehung auf die Stube?" "Theile der Stube!" "Nenne mir alles, was du als Theile der Stube erkennst!" "Die Wnde, die Decke, den Fuboden usw. Alles die sind Theile der Stube." "Wie die Tr, das Fenster usw. ein Theil der Stube ist, ist so die Stube selbst wieder ein Theil irgendeines greren Ganzen?" "Ja! des Hauses." "Welches sind sonst noch die Theile des Hauses?" "Der Hausflur, die Kammern, die Kche, die Treppe usw." Nachdem der Schler alle Theile des Hauses genannt hat, sprechen Lehrer und Schler wie immer gemeinsam: "Der Hausflur, Stube, Kammer, Kche, Treppe, Boden, Keller usw. sind Theile des Hauses." Das gemeinsame Durchsprechen aller Schler zugleich und nach dem Vorsprechen ist als Uebung des Auffassens, des Bezeichnens und der Sprachfertigkeit hchst wichtig. "Haben alle Huser ganz dieselben Theile, welche dieses Haus hat?" "Nein!" "Welche Theile hat dieses Haus, die andere Huser nicht haben?" "Welche Theile und Rume haben andere Huser, die dieses Haus nicht hat?" "Wodurch werden die wesentlichsten Theile und Rume eines Hauses bestimmt und bedingt?" "Durch den Gebrauch und die Bestimmung des Hauses oder Gebudes." "Welches sind die wesentlichsten Theile, die jedes Wohnhaus nothwendig haben muB, wenn es bey uns und von uns ein vollstndiges Wohnhaus genannt werden soll?" "Auer den Gegenstnden, die Theile dieser Stube sind, nanntest du mir vorhin noch andere, die nicht Theile der Stube sind, die du aber doch in der Stube siehst, sich doch in derselben befinden; nenne mir nochmals mehrere derselben." "Sthle, Tische, Blumentpfe, Gemlde, Kupferstiche, Bcher usw." "Stehen Sthle, Tische, Bnke in demselben Verhltnisse zur Stube, in welchem Gemlde, Bcher, Blumentpfe 2u ihr stehen?" "Nein!" "Warum nein?" "Was sind nun Bnke, Tische usw. in Beziehung auf die Stube, auf die Wohnstube?" "Sie sind nothwendig zur Stube, zur Wohnstube gehrig." "Alle diejenigen Gegenstnde, welche nothwendig zu einer Stube gehren, nennt man Stubengerte." "Nenne mir alle Gegenstnde, welche du als Stubengert siehst und die du als solches kennst." "Hat jeder der anderen Rume des Hauses auch seine bestimmten, ihm zugehrigen Gegenstnde?" "Ja! Die Kche, die Kammer usw." "Welche Gegenstnde gehren in die Kche, in die Kammer usw.?" "Diese Gegenstnde nennt man Kuchengerte usw." "Gibt es in einem Hause aber auch solche Gerte, welche nicht allein und ausschlieend einem einzelnen Raume oder Zimmer angehren?" "Ja! dies, dies." "Solche Sachen, sowie berhaupt alles Gert, welches in ein Haus gehrt, heit Hausgert." "Nennt mir alle Sachen und Dinge, die euch als Hausgert bekannt sind." "Das Haus hat seine bestimmten Theile: Zimmer, Rume; ist das Haus selbst aber wieder ein Theil irgendeines greren Ganzen?" "Ja! des Gehftes." "Welche Gegenstnde gehren zum Gehfte, sind die Theile des Gehftes?" "Der Hof, der Garten, das Wohnhaus, das Wirtschaftshaus, die Scheuer, die Stlle usw." "Was fr Gegenstnde sind in und auf dem Hofe und gehren zu demselben?" "Die beweglichen Gegenstnde, welche zu und auf den Hof gehren, nennt man Hofgerte." "Was gehrt in den Garten und zur Bearbeitung des Gartens?" "Alle die beweglichen Gegenstnde, welche in den Garten und zur Bearbeitung des Gartens gehren, heien Gartengerte" usw. "Alles Gert, welches zum Hof, zum Garten, zum Stall, zur Scheuer usw. gehrt, nennt man Wirtschaftsgerte." "So wie das Haus, der Hof ein Theil des Gehftes ist, so ist das Gehft ein Theil irgendeines greren Ganzen?" "Ja! des Dorfes." "Was siehst und bemerkst du in dem Dorfe, was gehrt zum Dorfe (Orte) ; was macht in seiner Gesammtheit uerlich das Dorf (den Ort) aus?" "Huser, Scheuern, Grten ; Gehfte ; Kirche, Schulgebude, Pfarrwohnung usw. Gemeindeplatz, Gemeindehaus, Schmiede, Brunnen usw." "Was haben die Huser des Dorfes in Beziehung auf ihre Bewohner Gemeinsames, oder mehrere derselben Besonderes?" "Es sind entweder Bauern oder Handwerks oder Taglhnerhuser." "Was ist das Eigentmliche und Besondere der Bauernhuser?" "Was ist das Wesentliche und Nothwendige eines Handwerkshauses?" "Die Werkstatt." "Was gehrt in die Werkstatt und zur Werkstatt?" "Das Handwerkszeug." "Was gehrt in das Gemeindehaus?" "Was gehrt in das Schulgebude?" usw. "Was gehrt zur Kirche und in die Kirche?" "Was ist auer dem Dorfe und umgibt das Dorf?" "Die Flur oder Feldmark." "Was ist das Dorf in Beziehung zur Flur oder Feldmark?" "Der Mittel oder der Beziehungspunkt." "Was fr oder welche Gegenstnde siehst du oder seht ihr in der Flur, in der Feldmark ?" "Felder, Wiesen, Wege, Steige, Flsse, Grben, Brcken, Stege, Anger Grenzsteine, Marktannen usw." "Ist die Flur oder Feldmark wieder ein Theil eines greren Ganzen, wie der Hof ein Theil des Gehftes ist?" "Ja! der Umgegend, der Landschaft." "Was sahst und siehst du in der Umgegend, Landschaft?" "Berge, Tler, Hhen, Schluchten, Wege, Stege, Landstraen, Flsse, Bche, Drfer, Mhlen, Stdte, Burgen, Teiche, Kanle, Wlder usw." Von diesem Punkte aus entwickelt sich nun die Erdoberflchen, die Erdkunde (Geographie) als ein selbstndiger Unterrichtsgegenstand. Die Auenweltsbetrachtung hat das ganz Eigentmliche und darum freylich in ihr nothwendig Bedingte, da von ihr aus alle Richtungen der Gegenstands- und Sachkenntnisse sich zweygartig an bestimmten nothwendigen Stellen entwickeln, wie die Augen und Zweige an den sten. Dieses wird bey der Beachtung eines natur und vernunftgesetzlichen Unterrichts und Lehrganges immer wiederkehrend sich aussprechen. Ueberhaupt ist die Stelle fr das Ein und Hervortreten jedes neuen selbstndigen Unterrichtsgegenstandes so fest nothwendig und willkrlos bestimmt, wie die Verzweigung ebenmig gegliederter Pflanzen. Freilich ist die Andeutung dafr, wie das Hervorsprossenwollen eines neuen Auges, oft sehr leise und sich oft nur in einer solchen ruhigen Geistesund Gemthsstimmung des Lehrers kundtuend, in der er sich stillachtend den Forderungen und Bedingungen des Lehr- und Unterrichtsgegenstandes ganz hingibt und er in demselben oder vielmehr derselbe so ganz in ihm lebt, da sich die Forderungen und das Wesen desselben unmittelbar in seinem Gemthe und Geiste aussprechen, er dieselben gleichsam unmittelbar in sich wahrnimmt; ist aber der Augenblick des Hervorsprossenwollens des neuen Zweiges irgendeines Unterrichtsgegenstandes unbeachtet vorber gelassen, so ist jedes sptere oder frhere, jedes sonach willkrliche Einfhren und Aufnehmen des doch als nothwendig erkannten Unterrichts und Lehrgegenstandes immer ein todtes, und ob sich gleich gegen die Nothwendigkeit des Unterrichts und Lehrgegenstandes gar nichts sagen lt, so erscheint er doch als ein angeleimter, todter und wirkt nur als ein solcher fort. Jeder mit chter Liebe und Treue nach einem wahrhaft natur und vernunftgesetzlichen: lebendigen Unterricht strebende Lehrer wird die gewi oft und schmerzlich empfunden haben, wenn er in einer ber, regel und gewohnheitsklugen, oder in einer trben oder abgestumpften Zeit jenen Augenblick des Hervorsprossens bersehen hat; abmhen wird er sich ohne Erfolg, ein Gliedermann wird der Zusammenhang seines Unterrichts, sein Unterrichtsgang sein und ein Klapperwerk, leer und tot. Darum ist gewi dies Beachten des Augenblicks, der Stelle und des Ortes, an und in welcher ein neuer Unterrichtsgegenstand als eine neue Verzweigung auf und eintritt, das Wichtigste zu einem lebendigen, lebengebenden und lebenweckenden Unterrichte. Das Wesen eines natur und vernunftgesetzlichen, lebenweckenden und entwickelnden Unterrichts besteht grtenteils nur in der Auffindung und Festhaltung dieses Punktes; denn ist es wahrhaft gefunden, so entwickelt sich der Unterrichts und Lehrgegenstand nach seinem in ihm ruhenden lebendigen Gesetze, wie jedes andere Lebganze, selbstndig fort und lehrt so in recht eigentlichem Sinne selbst den Lehrer. Darum mu alle Achtsamkeit des Lehrers dahin gerichtet sein, diese Spro und Augenpunkte der Unterrichtsverzweigung sich nie entschlpfen zu lassen. Das Versumnis dieser Forderung und deren Folgen wird die Unterrichtsweise und den nicht naturgesetzlichen Lehrgang zeichnen, der in sich selbst zerfllt. Wir kehren nach dieser Einschaltung zum Lehrgang der AuenweltAuffassung selbst zurck. "In der Flur und Umgegend, in der Landschaft, bemerkst du Bume, Trme, Pelsen, Quellen, Mauern, Wlder, Drfer usw.; berschaue diese und alle die anderen Gegenstnde deines Gesichtskreises noch einmal und siehe, ob jeder dieser Gegenstnde der einzige seiner Art ist, oder ob sich mehrere als gleichartige zusammenordnen und aneinanderfgen?" "Es ordnen und fgen sich mehrere Gegenstnde als gleichartig zusammen." "Nennt mir immer mehrere Gegenstnde, die ihr als sich immer gleichartig zusammenordnend erkennt." "Wenn ihr die mehreren Gegenstnde eurer Umgegend und eures Gesichtskreises, welche sich immer gleichartig zusammenordnen, weiter unter und miteinander vergleicht, zeigt sich an ihnen eine Grund und Hauptverschiedenheit?" "Ja! einige Gegenstnde verdanken ihr Daseyn nur der Natur, entstehen nur durch die Natur und in der Natur; andere Gegenstnde verdanken ihr Daseyn nur den Menschen, entstehen nur durch die Menschen, werden von den Menschen gemacht." "Die ersteren Gegenstnde werden Naturwerke, Naturgegenstnde genannt, die zweyten Menschenwerke." "Sucht mehrere Naturwerke auf, die ihr in der Umgegend, in euerm Gesichtskreise wit und kennt." "Bume, Felder, Wiesen, Gras, Bche, Grben usw." "Sucht ebenso mehrere Menschenwerke eures Gesichtskreises, die ihr wit und kennt, auf." "Mauern, Zune, Hecken, Wege, Lauben, Weinberge usw." "Knnen wohl Felder und Wiesen reine Naturwerke genannt werden?" "Ja!" "Nein !" "Warum Ja?" Warum Nein?" "Knnen wohl Lauben, Hecken, Weinberge usw. reine Menschenwerke genannt werden?" "Nein!" "Warum Nein?" "Gut! solche Gegenstnde, wie Lauben, Weinberge, Felder, Wiesen, veredelte Obstbume, Brunnen usw. werden Naturmenschenwerke genannt." "Sucht mehrere Naturmenschenwerke in eurer Umgegend auf." (Gemeinsames Durchsprechen von Lehrer und Schlern wie immer.) "Sucht mehrere Naturgegenstnde eures Gesichtskreises, eurer Umgegend auf, betrachtet sie genauer, vergleicht sie unter und miteinander und seht, ob und welche weitere trennende oder einende Grund und Hauptverschiedenheiten ihr unter ihnen wahrnehmt, z. B. der Baum, der Fels, der Stein, der Flu, der Vogel, die Eiche, der Hirsch, die Tanne, der Donner, der Blitz, die Luft." "Sie zeigen unter sich trennende und einende Verschiedenheiten." "Gut, welche?" "Hirsch, Kfer, Kuh, Vogel, Schnecken sind Thiere." "Fichte, Eiche, Moos, Gras sind Gewchse, Pflanzen." "Luft, Wasser, Stein, Fels sind Irden (Mineralien)." "Regen, Donner, Blitz sind Naturerscheinungen." "Sucht in dem euch umgebenden Gesammtraume alle euch bekannten Thiere auf ." "Ferner ebenso die Gewchse." "Weiter die Irden." "Endlich die Naturerscheinungen." Nun Betrachtung der Thiere auf dem Raume und Orte, in welchem sie leben. "Erzeugen sie sich, leben, befinden und ernhren sie sich an Orten einerlei oder verschiedener Art?" "An Orten verschiedener Art; sie leben entweder im Haus, Hof, Gehft oder im Freien, und dann in der Flur, auf dem Felde oder im Walde; auf dem Lande oder im Wasser; in der Luft oder in und an andern Stoflen." "Thiere, welche in dem Hause leben, zum Hause gehren, sich vorwaltend zu den Menschen und deren Wohnungen halten, heien Haustiere." "Thiere, welche vorzugsweise auf dem Felde leben, heien Feldtiere." "Thiere, welche vorzugsweise in dem Walde wohnen und leben, heien Waldtiere." "So Landtiere, Wassertiere, Beidlebende (Amphibien), Lufttiere usw." Wie in allen diesen Beziehungen die Thiere betrachtet wurden auf dem Orte in welchem sie vorwaltend leben, ebenso werden nun auch von dem Lehrer die Pflanzen und Gewchse vorgefhrt als Hausgewchse, Gewchs und Treibhauspflanzen, als Stuben, Garten, Feld, Wiesen, Wald, Wasser, Sumpf und Schmarotzergewchse. Nach hnlichen Rcksichten werden die Irden (Mineralien) vorgefhrt; doch werden diese in dieser Beziehung weniger Rcksichten zur Betrachtung darbieten. Auf hnliche Weise und nach hnlichen Rcksichten werden die Naturerscheinungen als Erd, Luft, Wasser und Feuererscheinungen vorgefhrt. "In welchen Beziehungen und nach welchen Rcksichten wurden die Naturgegenstnde bisher betrachtet?" "In Beziehung auf den Raum und Ort, in welchem sie sich erzeugen, leben und wohnen." "Durch den Ort, in welchem die Naturgegenstnde sich befinden und leben, kommen sie dem Menschen entweder nher oder ferner; zeigt sich nun wohl in der Lebensweise und dem Betragen, den uerungen und Eigenschaften der Naturgegenstnde eine Verschiedenheit, je nachdem sie den Menschen nher oder ferner sind?" "Ja !" "Nein!" "Warum ja?" "Warum nein?" "Die Naturgegenstnde, welche dem Menschen nher, seinem Einflusse ausgesetzter sind, sind schwchlicher, emphndlicher, pflegebedrftiger, bildsamer usw., sie sind berhaupt mehr zahm; die von dem Menschen entfernteren, seinem Einflusse weniger ausgesetzten Naturgegenstnde, sind mehr roh, sind wild ." "Nennt mir in dem euch umgebenden Raume die euch bekannten zahmen Thiere." "Nennt mir in dem euch umgebenden Raume die euch bekannten wilden Thiere." Die zahmen Thiere knnen auch noch in Beziehung auf ihren Nutzen und Gebrauch betrachtet werden, und hier als Nutz, Schutz, Lust, Last, Zugtiere usw. Auch die wilden Thiere knnen nach der bezglichen Rcksicht als nt~lic/~e und schdliche Thiere betrachtet werden. Auf gleiche Weise werden die Pflanzen und Gewchse betrachtet. "Die zahmen Gewchse werden auch Kulturgewchse genannt." usw. Auch von den Irden lt sich etwas hnliches sagen, z. B. Waldstrme und Brunnenwasser, Felsboden und Ackererde usw. "So wie ihr in dem Bisherigen die Naturgegenstnde des euch bekannten, euch umgebenden Raumes in Beziehung auf den Ort betrachtetet, in welchem sie sich erzeugen und leben, knnen sie nun ebenso auch wohl noch nach einer anderen hnlichen Rcksicht betrachtet werden?" "Ja! in Beziehung auf die Zeit, z. B. Winter und Sommerfrchte, Frhlings, Sommer und Herbstblumen." Auch in dieser Beziehung werden Thiere und Pflanzen und Naturerscheinungen betrachtet, z. B. im Winter: Nordlicht; im Sommer: Hhenrauch; Nebel im Frhlinge und Herbste; im Winter: Schnee, Eis, Reif. So ist fr uns die Schwalbe ein Sommervogel; die Lerche und Bachstelze ein Frhlingstier; die Schneegans ein Wintertier. So gibt es Tag, Dmmerungs und Nachtschmetterlinge. So Mai, Junius, Juliuskfer. So Mrzblmchen, Maiblmchen, Frhlingswei (Schneeglckchen). Aber auch in Beziehung auf Ort und Zeit zugleich knnen die Thiere, besonders die Vgel, betrachtet werden als Zugvgel und Strichvgel. Ganz besonders wichtig ist die Betrachtung der Thiere nach ihrer Lebensweise, hier: z. B. fleischfressende, reiende Thiere; Gras oder Krner fressende Thiere usw. Hier schliet sich nun sogleich die besondere Kenntnis des Naturgegenstandes, die Naturbeschreibung und spter die Naturgeschichte, welche es mit Anschauen und Auffinden der mehr innern, besondern gliedbaulichen Eigenschaften zu thun hat, als ein neuer und selbstndiger Lehrgegenstand, so wie frher bey der Betrachtung der von Wirkungen der Krfte usw. abhngigen Naturerscheinungen die Naturlehre, an. Auch die Betrachtung der Irden (Mineralien) weist nothwendig auf die Naturlehre (Physik) hin. Der Uebergang von der allgemeinen Naturbetrachtung, als Auenweltsbetrachtung, zur Naturkunde, Naturbeschreibung und Naturgeschichte, macht die Betrachtung der dem Menschen durch ihr Leben und ihren Nutzen oder Schaden am nchsten stehenden Thiere; und hier die Unterscheidung der lebendig gebrenden, der Sugetiere, und der Eier legenden und brtenden und der nur Eier legenden, deren Ausbrtung aber der Natur berlassenden Thiere usw. Die Naturkunde und Naturbeschreibung hat es spter zunchst mit Auffassung und Aufsuchung der unterscheidenden: trennenden und einenden uern Eigenschaften der Naturgegenstnde, deren Bedingungen und Ursachen, deren Wirkungen und Folgen zu thun, und besonders mit der Auffindung und Erkenntni der daraus hervorgehenden natrlichen Zusammenordnung und nothwendigen Zusammengehrigkeit der Naturdinge: mit der Auffassung der ueren Eigenschaften, durch welche sich das innere Wesen des Dinges uerlich am unzweideutigsten und eigenthmlichsten ausspricht. Durch das Hinaufsteigen vom Besonderen, Einzelnen, zum Allgemeinen und Allgemeinsten und durch das Wiederherabsteigen vom Allgemeinen zum Besonderen und Besondersten, durch dieses gleichsam Wogende des Unterrichtes und Lehrganges, besonders der Auenweltsbetrachtung, entspricht derselbe nicht allein mglichst dem Leben selbst, sondern es wird auch so mglich, die Kenntnis jedes Gegenstandes fr jede Stufe der geistigen Entwickelung und Fassungskraft des Schlers zu erschpfen. So wie in dem Bisherigen die Naturgegenstnde nach allen ihren ueren leicht in die Augen fallenden Beziehungen: in Hinsicht auf Ort, Zeit, Lebensweise und Lebensuerungen usw. betrachtet und aufgefat und diese Beziehungen erschpft wurden, auf ganz hnliche Weise werden die Menschenwerke uerlich betrachtet. "Sucht Menschenwerke auf, die ihr in dem euch umgebenden Raume, der Landschaft, dem Gesichtskreise wit und kennt, und seht, ob und welche Verschiedenheiten sie zeigen." "Das Haus, das Dorf, die Kunststrae, die Brcke, die Stadt, die Mauer, der Pflug, der Grenzstein, der Wagen, der Wegweiser usw." "Gut! Welche Verschiedenheiten zeigen sie2" "Sie sind verschieden ihrer Entstehung und ihrem Stoffe, ihrem Gebrauche und Zwecke, ihrer Bestimmung nach." "Sucht Menschenwerke auf, die ihrem Gebrauche und Zwecke, ihrer Bestimmung nach verschieden sind." "Welche Verschiedenheit zeigen sie in dieser Hinsicht?" "Sie dienen dem Menschen zur Wohnung oder zum Nutzen und Schutz oder als Werkzeug und Gert, um dadurch oder damit etwas zu machen, oder zur Bequemlichkeit und Erleichterung besonders des Verkehrs unter den Menschen oder zum Vergngen, oder es sind reine Erzeugnise der menschlichen Kraft und des menschlichen Geistes." "Welche Menschenwerke sind es, die dem Menschen Wohnung und Aufenthalt geben?" "Huser, Drfer, Stdte." "Was hat und zeigt eine Stadt vorwaltend Eigentmliches?" "Ringmauern, Tore, Straen, Gassen, Marktpltze, Rathaus, Kauflden, Werksttten, berhaupt sehr verschiedenartige Gebude." "Wodurch sind die Gebude einer Stadt ganz besonders verschieden?" "Durch ihren Gebrauch, ihre Bestimmung." "Welche Verschiedenheit zeigen die Gebude einer Stadt ihrer Bestimmung nach?" "Es sind Wohngebude, Gewerkshuser, ffentliche Gebude, Lust und Prachtgebude." "Welches sind die verschiedenen Arten der Gewerbshuser?" "Werksttten, Manufaktur und Fabrikgebude, Kauflden, Vorratshuser (Magazine) usw." "Welche verschiedenen Werksttten gibt es in der Stadt?" "Tischler, Schmiede, Schneiderwerksttten, Sattler, Grtler, Schuhmacher, Wagnerwerksttten, Bcker, Klempner, Weberwerksttten usw." "Was zeigt jede Werkstatt Eigentmliches?" "Das Werk oder Handwerkzeug." "Welches Werkzeug gehrt in die Tischlerwerkstatt?" "Welches Werkzeug gehrt in die Schmiede?" usw. bey jeder Werkstatt. . "Was ist die Bestimmung und der Zweck der Werksttten?" "Etwas hervorzubringen, zu schaffen, zu gestalten." "Was wird in der Tischlerwerkstatt hervorgebracht?" "Was wird in der Schmiede gemacht und hervorgebracht?" usw. in jeder Werkstatt. Ebenso bey den verschiedenen Manufaktur und Fabrikgebuden ; erstlich was enthalten sie an Gertschaften und Arbeitszeug, zweytens was wird in ihnen hervorgebracht? "So mit den Vorratshusern: wozu dienen, was enthalten sie?" "Sind die Kauflden auch unter sich verschieden?" "Wodurch sind die Kauflden unter sich wesentlich verschieden?" "Durch das, was sie enthalten." "Welche Verschiedenheit zeigen die Kauflden in Beziehung auf das, was sie cnthalten?" "Sie enthalten entweder Natur und Kunsterzeugnisse, Stoffe, die vorwaltend nach dem Gewichte verkauft und besonders zu den Nahrungsmitteln der Menschen verwandt werden; oder sie enthalten Kunsterzeugnisse, welche vorwaltend nach dem Lngenmae verkauft werden; oder sie enthalten allerlei Einzelheiten, Kleinigkeiten und Gertschaften entweder des Nutzens und Bedrfnisses oder der Verschnerung und des Putzes usw., welche ihrem eigenthmlichen Einzelwerte und der Zahl nach verkauft werden usw." "Die ersteren werden Materialhandlungen, die zweyten Schnitzwarenhandlungen genannt; die dritten knnen dem Inhalte nach wieder sehr verschieden sein: Eisenhandlungen, Spielwarenhandlungen, Putzhandlungen usw." "Was enthlt eine Materialhandlung wesentlich?" "Welche wesentliche Verschiedenheit zeigen alle diese Waren in Beziehung auf den ort ihres Erzeugtwerdens?" "Sie sind entweder inlndisch oder auslndisch." "Nenne mir inlndische Materialwaren." "Nenne mir auslndische Materialwaren." Ebenso wird das Wesentlichste und Eigentmlichste jedes Ladens hervorgehoben und angefhrt. Auch die ffentlichen Gebude werden ihrer Bestimmung, ihrem Gebrauche nach unterschieden und zusammengeordnet, als Gebude des Unterrichts, der Belehrung, der Gottesverehrung, der Pflege und Mildthtigkeit, des Unterhaltes, der Ordnung und des Schutzes, des Vergngens, des Andenkens usw. So wird auch der durch ihre Bestimmung gegebene Inhalt der ffentlichen Gebude durchgefhrt, z. B. der Gebude des Unterrichtes: der Bchereien usw. Nun steigt die Betrachtung vom Werke zum Werkmeister, vom Erzeugni zum Verfertiger; von der Wirkung steigt die Betrachtung zum Grunde und zur Ursache, also bey den Menschenwerken zum Menschen empor (wie von der Naturbetrachtung zu ihrem Schpfer, Gott). "Wie heien die, welche in der Tischlerwerkstatt arbeiten und die daraus hervorgehenden Sachen verfertigen?" "Tischler" usw. "Wie werden alle diejenigen, welche in Werksttten arbeiten, grtenteils genannt? " "Handwerker." "Werden auch die Arbeitsrume anderer Erzeuger uerer Werke Werksttten genannt, ohne da jene darum Handwerker sind?" "Ja! der Bildhauer usw." "Gibt es auch Handwerker, welche keine besonderen Arbeitsrume, keine besonderen Werksttten haben?" "Ja! die Maurer, die Zimmerleute, die Tncher." "Wie heien diejenigen, welche in Manufakturen und Fabriken arbeiten und fr die Erzeugnise derselben wesentlich thtig sind?" "Manufakturisten und Fabrikanten." "Nennt mir alle Arten der Handwerker, die ihr kenntl" (Ebenso alle Arten der Manufakturisten und Fabrikanten.) "Ordnen sich die verschiedenen Handwerke ebenso die Manufakturen und Pabriken nach in ihnen selbst liegenden Bestimmungen wieder als zusammengehrig unter sich nher aneinander?" "Ja!" "Nach welchen Rcksichten und Bestimmungen ordnen sich die Handwerker unter sich aneinander?" "Nach dem Stoffe, welchen sie bearbeiten und somit nach der Art der Arbeit selbst, z. B. Holzarbeiter usw." "Lassen sich auch die verschiedenen ueren Erzeugnise der menschlichen Thtigkeit nach besonderen in ihnen selbst liegenden Bestimmungen und Rcksichten betrachtend zusammenordnen und trennen?" "Ja, entweder dem Stoffe oder der Entstehung oder dem Gebrauche ihrer Bestimmung nach." "Wie knnen die verschiedenen ueren Erzeugnise der Menschen ihren verschiedenen Stoflen nach betrachtet werden?" "Als Erzeugnise aus dem Stein, Pflanzen und Thierreiche. Der Stoff vorwaltend und ausschlieend steinern und irden oder ausschlieend und wesentlich hlzern und pflanzlich oder metallen oder gleich wesentlich Stein (irden) und Holz (pflanzlich) oder Stein und Metall oder Holz und Metall oder Holz und Stein oder endlich besonders Thiere oder gemischte und unbestimmbare Stoffe." "Wie knnen die verschiedenen uern Erzeugnise der menschlichen Thtigkeit ihrem Gebrauche nach unterschieden und zusammengeordnet werden?" "Als Schutzwerke, Nutzwerke, Lustwerke, Kunstwerke, Denk und Prachtwerke." "Als Schutzwerke knnen betrachtet werden die Wohnungen, die Kleider, die Wehren, Waffen; und alle knnen wieder nach besonderen Rcksichten unterschieden werden, so z. B. die Waffen als Schie, Stech und Hauwaffen." "So die Nutzwerke als Werke zur Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung und des gesellschaftlichen brgerlichen Verkehrs, z. B. Brcken, Kunststraen, Marksteine, Wegweiser usw., als Werke zur Hervorbringung: Werkzeuge, Dienzeuge, Gerte." "Die Werkzeuge knnen wieder betrachtet und zusammengestellt werden als Trennwerkzeuge Bohr und Stechwerkzeuge Sto und Schlagwerkzeuge als Rei und Glttwerkzeuge und Druck und Prewerkzeuge." "Sucht Trennwerkzeuge auf." "Die Axt, der Keil, der Meiel, das Schnittmesser usw." "Sie knnen wieder betrachtet werden als Schneid und Hauwerkzeuge, als Sge, Spalt und Brechwerkzeuge." "Nenne fr jedes einige Beyspiele." "Sucht Sto und Schlagwerkzeuge auf." "Hammer, Ramme, Stampfe, Schlgel usw." "Nennt mir Bohr und Stechwerkzeuge." "Nagelbohrer, Sprenkelbohrer, Windebohrer, Hohlbohrer, Pfrieme, Pfahleisen, Nadel usw." "Nennt mir Rei und Glttwerkzeuge, die ihr kennt." "Die Raspel, die Feile, der Glttzahn, der Pflug, die Egge, der Wetzstein, der Hobel, das Falzbein." "Sucht Druck und Prewerkzeuge auf." (Wie immer wird die Gesammtheit des gemeinsam Aufgefundenen auch vom Lehrer und von den Schlern gemeinsam durchgesprochen.) Ebenso bey Dienzeugen. "Was ist der Unterschied zwischen Dien und Werkzeugen?" Die Gerte sind wohl grtenteils schon im Frheren betrachtet worden. Auf hnliche Weise werden die Lust, die Denk und Pracht und besonders die Kunstwerke betrachtet. Wie frher der Inhalt der ffentlichen Gebude vorgefhrt wurde, so nun ihre Bestimmung, ihr Gebrauch. "Wozu ist das Rathaus, das Amtshaus, das Schutzgebude, und was geschieht in denselben?" "Wozu sind die Schulen? Die Kirchen?" "Wie heien die Menschen, welche im Rathause, im Amtshause usw., in der Schulc, in der Kirche als solcher thtig und wirksam sind?" "Amtleute usw." ,,Ratsleute usw." ,,Schullehrer usw." "Geistliche usw." "Was ist das Geschft der Amtsleute usw.?" "Was ist das Geschft der Ratsleute usw.?" Ebenso bey den Schullehrern und Geistlichen. "Zeigt alles die nur die Stadt allein?" "Was macht nun wohl eine Stadt zur Stadt?" "Gibt es Stdte verschiedener Art?" "Ja! Landstdte, Amtsstdte, Hauptstdte, Residenzstdte, See, Handels, Berg, Hochschulenstdte!" "Was ist das Eigentmliche und Wesentliche jeder dieser Stdte? usw. und so ihrer Bewohner?" "Gibt es noch Thtigkeiten, Beschftigungen und Wirksamkeiten der Menschen, welche bisher noch nicht genannt wurden?" "Ja! viele." "Welche ?" "Handarbeiter, ohne gerade Handwerker zu sein, Taglhner; Jger, Fischer, Grtner, Ackerbebauer, Viehzchter usw." "Findet unter den verschiedenen Thtigkeiten und Beschftigungen der Menschen eine gewisse hnlichkeit und Gleichheit statt oder nicht?" "Ja! es finden bestimmte zusammenordnende hnlichkeiten und Gleichheiten statt." "Welche?" "Haben alle die verschiedenen Thtigkeiten der Menschen Zwecke oder k eine? " "Sind die verschiedenen Zwecke der menschlichen Thtigkeit von einer oder verschiedener Art?" "Was ist wohl der letzte Zweck aller menschlichen Thtigkeit, alles menschlichen Wirkens und Schaffens?" "Da der letzte Zweck aller menschlichen Thtigkeit, alles menschlichen Wirkens nur einer ist, leben und lebten so auch alle Menschen, welche Beschftigung und welches Wirken sie auch haben mgen, in einem und ebendemselben Verhltnisse?" "Ja! in der Familie, in dem Familienverhltnisse." "Da alle Menschen ohne Ausnahme in Familienverhltnissen leben und lebten; da aber auch aller Menschen Streben hchster und letzter Zweck: reinste Darstellung und klarstes Bewutwerden des von Gott dem Menschen gegebenen Wesens ist, wo sollen und werden also auch die Menschen zur Erreichung dieses letzten Zweckes ihrer Thtigkeit und Strebens am gewissesten und sichersten vorgebildet und zur Erreichung jenes Zweckes entwickelt werden mssen?" "In der Familie." "Welches sind die ueren Bedingungen einer Familie, und welches sind die wesentlichen Glieder jeder Familie?" "Vater, Mutter, Kind und auch die Dienenden." "Wie mu eine Familie also beschaffen sein, wenn in ihr und durch sie der Mensch fr den hchsten und letzten Zweck des Lebens entwickelt und vorgebildet werden, wenn der Mensch in ihr und durch sie den hchsten und letzten Zweck des Lebens erreichen soll?" "Sie mssen diesen letzten Zweck und die zur Erreichung desselben fhrenden Mittel erkennen, sich ber den Weg und die Mittel zur Erreichung desselben verstehen und sich dafr gegenseitig durch ihre Krfte, Fhigkeiten, Einsichten und Mittel nach den Forderungen und Bestimmungen des hchsten Zweckes, und nur diesen im Auge habend, untersttzen, usw." "Wenn auch eine einzige Familie allen diesen Forderungen entsprche, wrde sie dadurch imstande sein, den hchsten und letzten Zweck des Menschenstrebens durch sich allein zu erreichen?" "Nein!" "Warum nicht?" "Weil eine einzige Familie unmglich alle Krfte, Fhigkeiten, Mittel dazu in sich vereinigen kann." "Wie wird also des Menschen und der Menschen letzter Zweck leichter und sicherer erreicht werden?" "Wenn sich einige und mehrere, den hchsten Zweck des Menschenlebens und Strebens erkennende, sich ber die Mittel zur Erreichung desselben verstehende und sich gegenseitig durch ihre Krfte, Kenntnisse und Mittel frderlich untersttzende Familien fr jenen hchsten Zweck vereinen." "Nur das Menschengeschlecht als ein Ganzes, als eine Einheit, kann den hchsten und letzten Zweck alles menschlichen Strebens: Darstellung der reinen Menschheit, erreichen." reinen Menschheit, erreichen." So ist der Schler nach einem groen Kreis und Schlngellaufe zurckgekehrt zu der Haus und Familienstube, von welcher er beym Anfang der Auenwelts und Naturbetrachtung ausging, zurckgekehrt zu dem Mittelpunkte alles irdischmenschlichen Treibens und Strebens; doch mit andern Augen und Sinnen, obgleich die Gegenstnde der Auenwelt grtenteils nur uerlich vorgefhrt und angeschaut wurden; er hat den Menschen in seinen verschiedenen Beziehungen zu den Dingen der Auenwelt, er hat sich selbst gefunden. Dieser Unterrichtsgegenstand wurde als der erste besonders dehalb so ausgefhrt, andeutend durchgefhrt, um zu zeigen, wie jeder Unterricht von dem Menschen, dem Schler, seinen nchsten Umgebungen, ausgehen, sich auf den Menschen zurckbeziehen und zu demselben zurckfhren, zurckkehren msse . Da die zuletzt angedeuteten Antworten in der angegebenen Vollstndigkeit und dem angegebenen Zusammenhange von den Schlern, auch den seit dem Verlaufe des Unterrichtes an Alter vorgerckteren Schlern weder gegeben werden sollen noch knnen, braucht fr den nur etwas selbst Denkenden kaum ausgesprochen zu werden; aber entwickelt sollen in dem Schler die Einsichten, die sie enthalten, werden; und diese auf seiner noch untergeordneten Stufe des Urteils in sich aufnehmen zu knnen, dafr ist er gewi entwickelt genug. Ebensowenig braucht fr Denkende ausgesprochen zu werden, da, da der Unterricht sich ganz an die rtlichkeit des Knaben und Schlers knpfen soll und mu, dehalb bey der besondern Anwendung alles ausgeschlossen bleibt, was auer dem Lebekreise des Schlers und Knaben ist; es sollte blo angedeutet werden, wie diese Auenwelts und Naturbetrachtung nach einem in ihr selbst liegenden Gesetze und Lehrgange in Einheit und Ungestcktheit alles umfat, was die Natur und Auenwelt dem Beachtenden vorfhrt; doch werden sich einige hnliche Beziehungen, wie z. B. fr den Handel oder die hhern geistigen Thtigkeiten der Menschen, fr alle angedeuteten Verhltnisse und Wirksamkeiten des Menschen finden, und je seltner und zurcktretender sie sich finden, umsomehr ist es nthig, sie aufzufassen und festzuhalten, um hhere und fernere Entwickelungen daran anzuknpfen; denn wer sieht nicht, was sich bey dem jetzt immer allgemeiner werdenden, wenigstens uerlichen Bildungsgrade selbst dem Leben des in grter Abgeschiedenheit lebenden Land und Talbewohners zur Beachtung und Beurteilung aufdrngt, indem nicht allein die Ueberschauung, sondern auch die Durchschauung und Beherrschung der hhern Lebens und Naturverhltnisse immer mehr und mehr das wird, was sie werden soll, eine Aufgabe zur Lsung fr das ganze Menschengeschlecht. Auch wurde es nicht fr nthig geachtet, fr Denkende und nur Denkende sollen lehren und unterrichten die Spro- und Augenpunkte fr jeden neuen Unterrichtszweig anzugeben z. B. fr die sogenannte Naturlehre (Physik) bey den Naturerscheinungen, dem auffallenden Hervortreten innerlich wirkender Krfte; fr die Chemie ebenfalls bey gewissen Naturerscheinungen der Umwandlung der Stoffe entweder durch Einwirkung allgemeiner Naturthtigkeiten: des Lichtes, der Wrme, so z. B. bey der Frbung, dem starken wrzigen Geruch gewisser Bltter im Herbste, der Fulnis usw., oder durch Einwirken der Stoffe auf Stoffe. So den Spro und Augenpunkt fr die Gewerbskunde (Technologie) bey der Betrachtung der menschlichen Gewerbe usw. Es ist berhaupt gut, wenn der Lehrende die alles selbst in sich findet; es ist dann die Erkenntni lebendiger, und der Unterricht gewinnt an wahrem Anteile. Und warum sollte nicht jeder Denkende den rechten Weg in sich zu finden imstande sein; wenn er sich nur treu und willig und ohne Klgelei, Zweifelsucht oder Eigendnkel von dem Geiste selbst leiten lt; denn in allen Menschen und in allen Wesen wirkt ja nur der eine ihnen allen gegebene Gottesgeist, und so wird auch der schon lange und viel Gelehrthabende, auch wenn er das Einfachste lehrt und wieder lehrt, lehrend lernen; wenigstens geht es dem Schreiber dieses noch bis jetzt immer so, wo kme denn auch sonst dem Lehrer die Kraft und der Mut zur Lehre, der denselben doch leider zu oft durch die willkrlich von der Einsichtslosigkeit und dem Vorurteil in den Weg gelegten Hindernisse und Schwierigkeiten verlt. Darum werde gleich in Beziehung auf den Schler hier dem Einwurf noch begegnet: wie soll der Knabe, besonders des hier vorschwebenden Alters von sechs bis acht Jahren und etwas darber, schon die hier vorgefhrte Einzelkenntnis besitzen? besitzt solche ja der Erwachsene kaum. Besitzen soll er sie auch noch nicht; allein sie soll ihm im Fortgange des Unterrichtes nach und nach kommen, und sie kommt ihm gewi, wiederkehrende Durchlaufung dieses uerlich von den Schlern grtenteils selbstgeschaffenen Lehrganges hat es gezeigt; auch wird in dem Knaben eine solche Beachtung der Gegenstnde der Natur und der Auenwelt angeregt, da kaum etwas von nur einiger Wichtigkeit seiner Aufmerksamkeit entgeht, und er so gewi die Belege zu dem, worauf eine frhere Lehrstunde aufmerksam machte, nachtrglich liefert. So lernt der Mensch frhe, was seine Bestimmung fordert: beachten und denken. Ueberdies wei aber auch der Knabe, der Mensch mehr, als er sich bewut ist. Nun liee sich noch sagen, da ein solcher Unterricht den Knaben zu frh aus seinen natrlich engen Grenzen herausfhrte, da er durch die Mannigfaltigkeit, die er in sich aufnhme, eitel auf Wissen wrde. Mannigfaltigkeit der Kenntnis im nothwendigen, lebendigen Zusammenhange macht nie eitel; denn sie macht den Menschen nachdenkend und zeigt ihm, da er im ganzen nur noch wenig wei; jenes erhebt den Menschen zum Menschen, dieses gibt ihm seinen schnsten Schmuck: Bescheidenheit. Doch wie wre es mglich, allen den Einwrfen und Abern zu begegnen, die gemacht worden sind und die noch gemacht werden knnen. Darum berlassen wir den Umfang, das Wesen und die Wirkung dieses Unterrichtsgegenstandes, dieses Lehrganges der Betrachtung eines jeden; denn viel, sehr viel liee sich ber dessen Wichtigkeit noch sagen; recht erkannt und recht aufgefat kann er in der untergeordnetsten Schule angewandt und ausgefhrt werden, und er wird sich rechtfertigen; denn er setzt den Menschen frhe auf eine einfache lebendige Weise in den Mittelpunkt und innern Zusammenhang alles dessen, was sich dem Menschen uerlich zur Erkenntni darbietet, ja zur Betrachtung aufdringt, und fhrt ihn so zum Nachdenken, zur Erkenntni und Einsicht des Wesens, des letzten Grundes, wie des letzten Zweckes und Zieles aller Dinge; dieses und ein dem ganz gemes Gebrauchen und Anwenden ist ja auch das letzte Ziel alles Unterrichtes, mit so verschiedenen Namen es auch immer benannt werden mag. Aneignung kleiner dichterischer, Natur und Leben erfassender Darstellungen, besonders zum Singen und fr den Gesang Die Natur und das Leben spricht in seinen Erscheinungen frhe, sehr frhe zum Menschen; allein sie spricht leise, so leise, da der noch unentwickelte Sinn des Knaben, das noch ungebte Ohr des Menschen auf dieser Stufe der Entwickelung die Sprache und Tne des Lebens und der Natur noch schwierig vernimmt, sie zwar wohl vernimmt und empfindet, sie sich aber noch nicht zu deuten, in seine Sprache berzutragen, in seiner Sprache auszudrcken versteht; und doch, bald nach dem ersten Empfinden, Fhlen und Wissen des Selbstes als eines von der Auenwelt geschiedenen, regt sich auch schon in dem Menschen die Sehnsucht, das Leben, die Sprache der Auenwelt, besonders der Natur, zu verstehen, und die Ahnung, er werde das Leben, welches von auen berall entgegentritt, einmal in sich aufnehmen und zu dem seinen machen. Die Jahres, wie die Tageszeiten usw. kommen und gehen. Der Frhling mit seinem Keimen und Treiben und Sprossen und Blhen erfllt den Menschen, und schon als Knaben, mit Lust und Leben, und reger luft das Blut, und lauter schlgt das Herz; der Herbst mit seinen fallenden farbigen und bunten Blttern und deren wrzigem Dufte erfllt den Menschen, und schon als Knaben, mit Sehnsucht und Ahnung; und der starre, aber klare stetige und bestndige Winter weckt Mut und Kraft, und die Gefhl von Mut und Kraft, Ausdauer und Entsagung macht frei und froh des Knaben Herz, des Knaben Sinn; darum jubelt er kaum so den ersten Frhlingsblumen und Frhlingsvgeln, wie den ersten Schneeflocken entgegen, die seinem Mute und seiner Kraft eine glatte, schnell zu durchfliegende Bahn zum fernen Ziele versprechen. Alles dieses sind Vorahnungen des knftigen, sind Hieroglyphen des stillen, noch schlummernden inneren Lebens, sind, recht erkannt und gewrdiget und verstanden, Engel, die den Menschen in und durch das Leben fhren; darum sollen sie fr den Menschen nicht verlorengehen, nicht in leeren Dunst und Nebel zerflieen. Und was hat unser Leben, wenn unsere Kindheit und Jugend arm und leer war, arm und leer an frischen, lebendigen Gestalten und lebenerhhenden, sehnenden und hoffenden, ahnenden und glaubenden Empfindungen und Gefhlen, arm und leer an dem Empfundenhaben und Bewutwerden unseres edleren Selbstes? Gestehen wir es uns nur: ist unsere Kindheit und Jugend, die Sehnsucht und das Hoffen, die Ahnung und der Glaube unserer Kindheit und Jugend, besonders unserer Knabenzeit nicht die unerschpfliche Quelle, aus welcher wir im sptern Leben und fr dasselbe Kraft, Mut und Ausdauer schpfen? Ist nicht: die Himmel erzhlen die Ehre Gottes usw. und: wohl dem, der den Herrn frchtet usw. bey allen Abirrungen der Grundgedanke in dem Leben des Sngers Gottes und der Natur? Und wenn es sich auch in dem frhesten Leben desselben fr uns nicht mit Worten ausspricht, so geht doch aus seinem sptern hervor, da es schon in der frhesten Zeit desselben in ihm wirkte, wohnte und ihn bewegte; und ging nicht das Erste aus der Beachtung der Natur, und das Zweite aus der des Lebens hervor? War nicht ebenso der Grundgedanke im Leben des Weltheilandes: sehet an die Lilien auf dem Felde und die Vgel unter dem Himmel; Gott erhlt sie: wievielmehr sollte er nicht die Menschen, seine Kinder, in allen Begegnissen des Lebens erhalten; und: ich mu sein in dem, das meines Vaters ist? Und ist beydes nicht in dem sinnvollen Aufnehmen der Natur und des Lebens begrndet? Aber nicht allein Natur und Leben spricht zu dem Menschen, sondern auch der Mensch mchte gern aussprechen die Ahnungen und Empfindungen, die dadurch in ihm geweckt werden, fr die er aber nicht Worte finden kann; und diese sollen ihm nun nach der Forderung seiner Gemthsentwicklung, der Entwickelung seines innern Sinnes, gegeben werden. Auch das Verhltnis des Menschen zum Menschen ist weder ein so uerliches, wie einige whnen, noch ein so leicht in seiner Innerlichkeit mitteilbares, wie andere glauben; wohl ist es tiefen Sinnes und hoher Bedeutung voll; allein die leisen Anklnge desselben mssen frhe in dem Knaben gepflegt werden, aber mehr mittelbar, gleichsam im Spiegel, als unmittelbar durch vernnftelndes, forderndes Wort; das unmittelbar Fordernde fesselt, hemmt, ttet; es richtet das Kind ab und macht es zur Marionette; das mittelbar Anregende z. B. im Spiegel des Liedchens, ohne moralisierende Nutzanwendung, gibt dem Gemthe und Willen des Knaben die innere Freyheit, welche fr dessen Entwickelung und Erstarkung so nothwendig ist; nur mu hier wieder das uere und innere Leben des Knaben dies ist freylich die erste und unerlliche Forderung damit in Uebereinstimmung stehen. Um so seltener und zurckgetretener die nun im Leben sein mag, um so mehr soll es da, wo nur mglich, gepflegt werden; und sogar der Unterricht, der sonst kaum das Leben berhrende, die Schule, sonst vom Leben getrennt, soll es pflegen. Treten wir in eine Lehr und Schulstube, wo in diesem Augenblicke ein Unterricht in diesem Sinne und Geiste beginnt. Mehr als zwlf muntere Knaben von sechs bis neun Jahren sind versammelt und wissen, da auch ihnen heute die Freude werden soll, unter bestimmter Leitung ihres Lehrers etwas zu singen. Die geordneten Knaben erwarten den Anfang des Unterrichtes, der Stunde, wie sie es nennen. Der Lehrer war zufllig nachmittags abwesend gewesen; es ist Abend. Er tritt zu ihnen und singt ihnen wiederholt entgegen: Die ihnen zugesungen werdende Guten Abend! liegt und tritt ihrem inneren Leben unerwartet so nahe, da es sie mit Lust, Freude und Lachen erfllt. Nun sagt der Lehrer: Bekomme ich keinen Gegengru? und singt ihnen nochmals zu: Die meisten entgegnen sprechend: Guten Abend; einige: Schnen Dank; wenige sagen mehr singend: Guten Abend! Zu diesen wendet sich nun besonders der Lehrer und sagt: Singt mir auch den guten Abend entgegen. Leise singt: der eine: der zweite scherzend: ein dritter usw. Andere, zu denen sich der Lehrer wendet, singen mit den gleichen oder ganz hnlichen Tnen wie der Lehrer Guten Abend. "Guten Abend hat mir*** (der erstere) zugesungen, singt mir es nun gemeinsam entgegen." Sie singen es. "Guten Abend hat mir*** (der zweyte) gesungen, singt auch die mir gemeinsam." Sie singen wieder. Der Lehrer fhrt nun gleichsam erzhlend fort: Ist es wahr?" fragt er . . . ,,Nun, so wollen wir es gemeinsam singen. (Lehrer und Schler wiederholen das Vorige gemeinsam.) Der Lehrer fhrt erzhlend fort: "Ist das auch wahr?" "Nun, so wollen wir es auch gemeinsam singen.' Nun singen sie das Ganze gemeinsam. Nun derjenige allein, welcher die Wahrheit des Gesagten am meisten in sich empfindet und wieder auszudrcken vermag. Die durch Eindrcke der Jahreszeit geweckten Empfindungen festhaltend und sie durch Schilderung der Naturerscheinungen ausdrckend, geht der Unterricht durch Gesang und Gegengesang fort. Ohr und Stimme soll zugleich durch diesen Unterricht entwickelt, die Empfindung, durch Wort und Tne ausgedrckt, soll klar werden; die ueren Umstnde sind heute hnlich den gestrigen, darum beginnt auch heute der Unterricht und fhrt fort wie gestern. So mehrmals dasselbe gesungen habend, sagt munter der eine der Knaben: Bekommen wir nicht auch bald ein Liedchen vom Sonnenschein? Diese Frage drckt natrlich zugleich den innern Wunsch des Knaben aus, da nach schon lange anhaltendem Regen, Nebel und Wind, es wieder heiteres und klares Wetter werden mchte; der Lehrer nimmt diese Empfindung des Knaben auf und singt ihm zu: und freudig singen es die Knaben nach und gemeinsam. Es ist dieser Anfang des Unterrichtes hier mitgeteilt worden, weil er keineswegs der gnstigste ist. Rauhe, unfreundliche Herbsttage, nakalter Abend, keine Aufforderung zum Hervortreten des inneren Lebens. Der Morgen, der Frhling, ein Spaziergang an demselben, ein Ruhen an einem Abhange usw. wrde geschickter gewesen sein, das innere Leben zu erregen; doch werden nun gewi die dadurch um so erwartungsvolleren Knaben um so frhlicher den ersten klaren, die Flur in weichem wolligem Schneegewande zeigenden Tag und einen klaren, heiteren, stern und mondhellen Abend begren, und um so lebendiger und inniger fhlend werden sie im kommenden Frhling singen: Seht den Himmel wie heiter, Laub und Blumen und Kruter Schmcken Felder und Hain. Oder: Willkommen im Grnen, Der Himmel ist blau Und blumig die Au, Der Lenz ist erschienen. Zweckmige Sammlungen von Liedern und Liedchen und kleinen dichterischen Darstellungen, aus welchen ein in seinem Gegenstande lebender, von demselben erfllter und durchdrungener Lehrer schpfen kann, gibt es genug; sie sind hinlnglich bekannt und werden es noch mehr dem, welcher ihre Bekanntschaft sucht. Sind ihre Darstellung und Zeichnung, besonders der Einzelempfindungen und Einzeleindrcke, nicht einfach und kurz genug, so kann ein nur etwas aufmerksamer und sinnvoller Lehrer leicht die augenblicklichen Empfindungen und Gefhle der Knaben, wie die Eindrcke der Natur in lebendige und zeichnende Worte bertragen. Auch an das eigene Leben des Kindes und Knaben erfassenden Darstellungen fehlt es nicht, z. B. Wir Kinder, wir hpfen so munter, So munter wie Hirschchen im Wald ; Doch lernen wir wacker mitunter, Denn Knaben die werden auch alt. So auch das Einzelleben eines oder einiger, z. B. Liebe Tubchen, meine Freude, Kommt und fret aus meiner Hand. Die Thierwelt in allgemeiner hherer Beziehung, z. B. Willst ein feines Liedchen hren? Hre nur die Biene an, Wie sie wacker singen kann: Flei und Kunst liebt jedermann. Besonders das Verhltnis des Menschen zum Menschen, z. B. Wenn ich ein Vglein wr! Und auch zwey Flgel htt', Flg' ich zu dir. Mutter o! Mutter mein! Bleib nicht mehr fern. Oder: In trauter, muntrer Brder Und holder Schwestern Reihn Sing, ich vergngte Lieder Und lerne friedsam sein. Oder: Wie fein und lieblich Wenn unter Brdern, Wenn unter Schwestern Die Eintracht wohnt; Wenn Hand in Hand Durchs schne Land Des Lebens alle gehn ; Dann wird es noch einmal so schn. Wo wir sie wandeln sehn. Sich auf das innere Leben des Kindes und Knaben beziehend, z. B. Des Kindes Engel. Es geht durch alle Lande ein Engel still umher, Kein Auge kann ihn sehen ; doch alles siehet er. Der Himmel ist sein Vaterland, Vom lieben Gott ist er gesandt. Er geht von Haus zu Hause; und wo ein gutes Kind Bei Vater oder Mutter im Kmmerlein sich find't, Da wohnt er gern und bleibet da, Und ist dem Kindlein immer nah. Und: O Tage ser Freude, Nie weicht von mir zurck! Im bunten Jugendkleide Empfind' ich ses Glck. Da schlaf ich ohne Sorgen Beim Licht des Mondes ein, Und mit dem jungen Morgen Erwach, ich, mich zu freun. Aber vergessen darf man bey diesem Unterrichte, wenn man ihn, da er Darstellung des eigenen Lebens des Kindes ist, Unterricht nennen will, nicht, da er von dem eigenen Leben des Schlers aus, und aus demselben wie eine Knospe, ein Spro hervorgehen msse. Die Empfindung, das innere Leben mu nothwendig vorausgehen, ehe dem Knaben Worte und Ton gegeben werden darf; und die ist besonders die trennende Verschiedenheit dieses Unterrichtsganges von dem, welcher Kinder und Knaben nur von auen kleine Gedichtchen und Liedchen anlernt, die darum auch weder Leben erweckend noch Leben erfassend und darstellend sind. Ueberhaupt gilt auch hier alles, was frher ber Aneignung religiser Aussprche, besonders im Anfange ausgesprochen wurde. Sprachbungen von der Natur und Auenweltsbetrachtung ausgehend Die Natur und Auenweltsbetrachtung hat die Gegenstnde, Sachen und Dinge, rein als solche, ihrem Gesammteindrucke nach, und nach ihren ganz allgemeinen besonders rtlichen Beziehungen allein im Auge; die Betrachtung der Sprache als Darstellungsmittel ist dabey untergeordnet; denn der Mensch betrachtet fr sich allein die Gegenstnde und nimmt ihr Wesen in sich auf, ohne zu sprechen; allein beym Unterricht mu hier die Sprache als Hilfsmittel hinzukommen, um einen Beweis, so gut als mglich, zu haben, da der Schler auch die Sache wirklich angeschaut, betrachtet und aufgefat habe. Die Sprachbungen gehen nun zwar auch von den Gegenstnden selbst aus, fassen sie aber nach ihren uerungen und nach den davon abhngenden Eindrcken auf den Menschen, auf die Sinne des Menschen auf, und haben vorwaltend die dadurch in und bey dem Menschen bedingte und geforderte Bezeichnung durch die Sprache im Auge. Die Natur und Auenweltsbetrachtung hat es mit den Gegenstnden selbst, diese, die Sprachbungen, vorwaltend mit Abbildung derselben in ihren einzelnen Erscheinungen und Eindrcken durch und am hrbaren Stoffe der Sprache, und besonders mit Aneignung und Uebung dieser Sprache als Abbildungs und Darstellungsmittel, aber noch in inniger Einigung mit dem Gegenstande selbst, zu thun. Die Natur und Auenweltsbetrachtung fragt: Was ist, die Sprachbung fragt und bt: wie bezeichnet das, was ist, die Sprache. Wie die Natur und Auenweltsbetrachtung nur den Gegenstand rein an sich betrachtet, so betrachtet die Sprachbung seine Wirkung auf den Menschen und auf die Sinne des Menschen, und, wie wir diese Eindrcke, diese Wahrnehmungen richtig und entsprechend durch die Sprache bezeichnen. Hierdurch wird nun sogleich noch eine dritte Betrachtung bedingt: die Betrachtung der Sprache rein an sich und ohne alle Zurckbeziehung auf den bezeichneten Gegenstand, nur als Erzeugni des Menschen und des Gebrauchs seiner Sprachwerkzeuge. Diese Uebungen sind die Sprechbungen, welche sich also wieder unmittelbar an die Sprachbungen anschlieen und daraus hervorgehen. Die vollstndige Vorbildung zu einer grndlichen Sprachkenntnis und Sprachgebrauch fordert also zunchst ein Dreifaches: einmal die Betrachtung der sinnlichen Gegenstnde der Sprache allein: Auenweltsbetrachtung; dann die Betrachtung der Sprache und Gegenstnde geeinigt, von der Auenwelt zur Innenwelt bergehend: Sprachbungen; endlich Betrachtung der Sprache allein, ohne Rcksicht auf die Gegenstnde, blo als Stoff: Sprechbungen. Der Lehrgang der Auenweltsbetrachtung wurde im vorigen angedeutet. Der Lehrgang der Sprachbungen ist folgender: er geht, wie ausgesprochen, von der sinnlichen Anschauung der Auenwelt aus und steigt zur inneren Anschauung empor. Der Lehrer beginnt: "Wir sind in einer Stube, mehrere Dinge sind um uns her; nenne mir einige dieser uns umgebenden Gegenstnde." "Der Spiegel, der Schrank, der Ofen usw." "Knnten noch mehrere Gegenstnde um uns her in der Stube sein?" "Ja!" "Knnten so viele Gegenstnde und Dinge in die Stube hereingebracht werden, als jemand wollte und Lust hat?" "Nein!" "Warum nicht?" "Weil dann nicht Raum und Platz genug da sein wrde." "Warum wrde zu so viel Dingen, als man Lust htte hereinzubringen, nicht Raum und Platz genug in der Stube sein?" "Weil jedes Ding seinen eigenen Platz und Raum, seine eigene Stelle einnimmt!" "Beweise und zeige mir die durch irgend etwas." "Da, wo meine Hand ist, kann nicht auch meine Schiefertafel sein; oder da, wo ich bin und schreibe, kann nicht auch zugleich mein Nachbar sein, und ich nicht zugleich mit ihm an und in seiner Stelle; oder da, wo der Of en steht, kann nicht auch zugleich der Schrank stehen." "Was heit also nun: Jedes Ding nimmt seinen eigenen Raum und eigenen Platz, seine eigene Stelle ein?" "An der Stelle, wo es ist, an seiner, des Dinges Stelle kann nichts anderes sein und wirken, thtig sein." "Wie, auf welche Weise und wodurch nimmst du die Wirksamkeit und Thtigkeiten der Dinge, der Gegenstnde in ihrem Raume wahr?" "Durch meine Hnde, Augen, Ohren usw." (Wir nehmen eigentlich die Dinge und Gegenstnde auer uns nur dadurch wahr, da wir das Wesen der Dinge auer uns gleichsam in uns aufnehmen, uns innerlich machen, d.h. in uns selbst aufnehmen und empfinden;) daher nennen wir die Werkzeuge, durch welche die geschieht: Augen, Ohren, Hnde usw., und die Thtigkeiten: Hren, Sehen usw. die Sinne. "Wir wahrnehmen also und wir erkennen die Gegenstnde auer uns durch die Sinne." Fragend: "Wodurch wahrnehmen und erkennen wir" usw. "Nennt mir die Sinne, wodurch wir wahrnehmen und erkennen, dal3 der Gegenstand etwas wirke und tue." "Lt sich von jedem Gegenstande und Dinge sagen, da er etwas wirke und tue?" "Ja!" "Nein!" "Warum Ja?" "Warum Nein?" "Nennt mir von jedem der uns umgebenden Gegenstnde etwas, das er tue und wodurch er euch bemerkbar wird und ist." "Das Tintenfa steht; die Feder liegt; der Spiegel hngt; das Gewand liegt; der Stock lehnt; die Sonne scheint; der Schler sitzt; der Kanarienvogel singt; die Uhr geht; der Knabe spricht; das Federmesser schneidet; der Zirkel sticht; der Stiefel drckt." "Werden alle diese Gegenstnde auf die gleiche Weise und durch dieselben Sinne wahrgenommen?" "Nein, manche sehe ich; manche fhle ich usw." "Manche dieser Gegenstnde nehmen wir also in ihrem Wirken und Thun vorwaltend durch das Gesicht, manche vorwaltend durch das Gefhl, besonders das Getast wahr." "Kann ich die Thtigkeiten und das Wirken mancher Dinge nur fhlen und tasten, ohne sie zu sehen?" "Ja!" "Nenne mir Gegenstnde und deren Thtigkeiten, welche vorwaltend durch das Gefhl, Getast, wahrgenommen werden knnen, ohne sie auch noch durch irgendeine andere Thtigkeit und Wirksamkeit zu erkennen." "Das Tintenfa steht; die Schiefertafel liegt; der Stock lehnt; das Gewand liegt." "Kann ich diese Gegenstnde in diesen ihren Thtigkeiten auch noch durch einen andern Sinn als das Gefhl und Getast wahrnehmen?" "Ja, durch das Gesicht, durch die Augen." Sucht unter den euch bekannten Gegenstnden die auf, welche wirklich stehen. "Das Haus steht; der Pfahl steht; der Schrank steht usw." (Erst wird gemeinsam durchgesprochen, wie vorsteht, dann zusammenfassend: das Haus, der Pfahl, der Schrank steht; alle diese Gegenstnde stehen.) "Sucht Gegenstnde auf, von welchen man sagt, sie stehen." "Das Wasser steht; die Sonne steht; die Mhle steht; der Zeiger steht; das Blut steht; der Puls steht." "Nennt mir unter den euch bekannten Gegenstnden die, welche liegen, lehnen, hngen, stecken, sitzen usw." "Nennt mir Gegenstnde, von welchen man sagt, sie liegen, lehnen, hngen, stecken, sitzen usw." "Haben die eben genannten Thtigkeiten und Wirksamkeiten der Gegenstnde etwas Gemeinsames, Einendes?" "Was zeigen sie Gemeinsames?" "Innerliche Thtigkeit ohne uerliche Bewegung oder bey uerer Ruhe." "Knnt ihr in euch und berhaupt an dem Menschen wohl auch innerliche Thtigkeiten bey uerlicher Ruhe oder ohne uerliche Bewegung bemerken?" "Ja! der Mensch ruht; der Mensch schlft; der Mensch wacht; er trumt; er sinnt; der Mensch denkt; er fhlt usw." "Nennt mir Gegenstnde, welche wirklich ruhen, schlafen, wachen usw." So Gegenstnde mit uerlicher, und zwar zugleich fortschreitender Bewegung, z. B. gehen, laufen, rennen, flieen, fliegen, schreiten, tanzen, hpfen, springen, schwimmen, reiten, rollen, fahren, gleiten, fallen, sinken usw. So Gegenstnde mit uerlich sichtbarer Bewegung ohne Fortschreitung: wallen, wogen, sieden, atmen, drehen, blhen, reifen. Weiter Gegenstnde mit uerlicher fortschreitender Bewegung, mitteilend, z. B. ziehen, fahren, heben, tragen, stoen. Gegenstnde mit trennender Thtigkeit, z. B. schneiden, stechen, bohren, brechen, hobeln, sgen, reien, spalten usw. Gegenstnde mit verknpfender Thtigkeit. z. B. flechten, binden, stricken, nhen, stopfen, weben usw. Gegenstnde mit bildender Thtigkeit, z. B. bilden, malen, zeichnen, schreiben, schmieden usw. Gegenstnde mit nur sichtbarer Thtigkeit, z. B. glnzen, scheinen, schimmern, leuchten, dunkeln usw. Gegenstnde mit nur fhlbarer Thtigkeit, z. B. wrmen, klten, schmerzen, freuen usw. Gegenstnde mit nur hrbarer Thtigkeit, z. B. singen, pfeifen, flten, sprechen, reden, lachen, jauchzen, weinen, heulen, winseln, chzen, sthnen, rcheln, klingen, rauschen, knarren, klappern usw. Allgemeine Naturthtigkeiten, z. B. strmen, wehen, regnen, hageln, schneien, donnern, frieren usw. Gegenstnde mit besonders innerlicher Geistesthtigkeit: lieben, hassen, loben. Gegenstnde mit zurckbeziehender Thtigkeit, z. B. sich schneiden, sich waschen, sich kmmen, sich ankleiden, sich freuen, sich scheuen, sich frchten, sich achten usw. "Welche der genannten Thtigkeiten sind vorwaltend, welche sind ausschlieend dem Menschen eigen?" "Was haben alle die Thtigkeiten, welche vorwaltend und welche ausschlieend dem Menschen eigen sind, Eigentmliches?" "Das Tintenfa steht; der Spiegel hngt; die Feder liegt: woran und wodurch werden diese und wurden die im Bisherigen betrachteten Gegenstnde im Raume als daseiend erkannt?" "Durch die Art ihrer Thtigkeit, durch ihr Wirken." "Vor dir steht das Tintenfa; wird es dir noch durch irgendeinen andern Eindruck auf deine Sinne bemerkbar als durch irgendeine uerung seiner Thtigkeit, irgendeine Art seines Wirkens?" "Ja, es ist rund ; es ist bleiern." "Vor dir liegt die Feder; wird sie dir noch durch irgendeinen andern Eindruck bemerkbar als durch eine uerung ihrer Thtigkeit?" "Ja, sie ist lang; sie ist schwarz." "Sucht mir Gegenstnde auf, die euch durch hnliche Eindrcke bemerkbar werden, wie soeben das Tintenfa und die Feder, und bezeichnet die Eindrcke zugleich." "Der Bleistift ist lang; der Griffel ist kurz; der Stuhl ist braun; der Ofen ist gro; das Tpfchen ist klein; die Schiefertafel ist dick; das Lineal ist hlzern; der Tisch ist rund." "Der Tisch ist rund; sucht mir noch Gegenstnde auf, welche rund sind." "Das Tintenfa ist rund; der Bleistift ist rund; der Kreis ist rund; die Kugel ist rund ; die Scheibe ist rund ; das Loch ist rund." (Auf zweyfache Weise, einzeln und zusammenfassend durchzusprechen, wie immer.) "Sucht Gegenstnde und Sachen auf, von welchen man sagt, sie sind rund." Eine Zahl ist rund, eine Forderung ist rund; eine Antwort ist rund usw. "Sind der Bleistift, die Scheibe, die Kugel, alle auf gleiche Weise rund?" "Sucht Gegenstnde auf, die kreisrund sind; weiter, was ist kugelrund, was ist :0alzenrund, was ist eirund, was ist lnglichrund, was ist lnglich geradlinig, dreyeckig, viereckig, vieleckig, hohl, spitzig, schn, hlich?" "Wie knnen alle genannten Gegenstandseindrcke zusammenfassend bezeichnetwerden?" "Als Eindrcke der Form und Gestalt." Ebenso: breit, schmal; dick, dnn; lang, kurz; hoch, niedrig; klein, gro usw., als Eindrcke der Gre. Ebenso: einfach, zweyfach, dreyfach, einteilig, zweyteilig, dreyteilig usw. als Eindrcke der Zahl. Weiter: eben, glatt, rauh; hckerig, bucklig, schuppig, krnig, sandig, splittrig als Oberflcheneindrcke. Ebenso: hlzern, steinern, silbern; hanfen, flchsen, golden, usw. als Eindrcke des Stoffes. Weiter: hart, weich, sprde; fest, flssig, luftig, erdig; dehnbar, prgbar usw. Eindrcke des Zustandes, des Zusammenhanges. Weiter: rot, grn; gelb, blau; veilchenblau, rotgelb; farbig, bunt; wei, schwarz, grau, scheckig; glnzend, schimmernd usw.; als Eindrcke des Lichts und der Farhe. Ebenso: faul, stinkend, moderig, wrzig, als Eindrcke der Ausdnstung usw . So: schn, hlich, anstndig, sittsam; lustig, mrrisch, freudig; duldsam, sparsam, aufmerksam; gelehrig, gesprchig, geduldig; herzlich, kindlich, freundlich; scherzhaft, herzhaft, schalkhaft usw., als Eindrcke des Betragens, der Stimmung und der Neigung. Schon die Auenweltsbetrachtung zeigte mit Bestimmtheit die Augen und Spropunkte zur Entwickelung fr das Auf und Eintreten der Naturlehre, Physik und Chemie, als einstigen selbstndigen Unterrichtsgegenstandes; die Sprachbung, als von der Auenwelts, besonders Naturbetrachtung ausgehend, kommt bey der Auffassung und Anschauung der Thtigkeiten und des Wirkens, der uerungen und der Eindrcke der Gegenstnde und der richtigen und erfassenden Bezeichnung derselben durch die Sprache um so bestimmter und zweyfelloser auf sie zurck, als die Aufsuchung und Auffassung der Bedingungen und Ursachen jener aus den Wirkungen der Krfte und Stoffe der Dinge hervorgehenden, auf das Wesen derselben sich beziehenden Thtigkeiten und Eindrcke wesenerschpfend behandelt und ganz entsprechend durch die Sprache bezeichnet sind. Die physikalische und chemische Seite der Naturbetrachtung, die ja fr jeden Menschen so wichtig ist, findet in dem Schler spter um so grere und eindringlichere Theilnahme und wurzelt gewi um so tiefer in ihm, als wesenerschpfend dieser Unterricht war. Es mssen dehalb, wegen der im gewhnlichen Leben viel zu geringen Beachtung und Ausbildung dieser Seiten der Auenweltsbetrachtung und der Sprache, dieselben in dem Unterricht als fr Naturlehre, Physik und Chemie vorbereitend ganz besonders bercksichtigt werden ; sonst schwebt der knftige Unterricht in diesen Zweigen menschlicher Kenntnisse in der Luft, ist wenigstens an dem Baume der menschlichen Erkenntni kein lebendig hervorgesproter Ast und Zweig, hchstens ein aufgepfropfter, wie die bey dem Verhltnis mehrerer besonders naturwissenschaftlicher Erkenntni und Lehrgegenstnde zu dem Mensdhen so hufig der Fall ist, und wie gewi viele, denen Auge und Sinn im Knabenalter nicht dafr geweckt war und die sich doch spter mit diesen Naturwissenschaften beschftigten, wenn sie gegen sich aufrichtig sein wollen, in sich werden nachweisen knnen. Wegen der Wichtigkeit des hier Angedeuteten, auf welches die Sache selbst allen Ernstes wiederkehrend hin und zurckweiset indem der Mensch, der Knabe, nicht allein dadurch in den Mittelpunkt der ihn umgebenden Auenwelt gesetzt wird, indem er die Gegenstnde derselben in den mannigfachsten Beziehungen unter sich und zu dem Menschen, zu sich, erkennt und dadurch nicht allein sich selbst wahrhaft findet, sondern ganz besonders auch seine innere Geistes, Worts und BegriffsBildung mit der Natur und Gegenstandswelt in Uebereinstimmung und Ausgleichung kommt , dehalb wird dieser Unterrichtsgegenstand so berwiegend in das Einzelne gehend behandelt; auch die Zahlen, Formen und Grenkunde, in ihrer Gesammtheit die Raumkunde, sprot sehr bestimmt aus ihm hervor, und es liegen die Augen oder Knospenpunkte dafr im Vorhergehenden klar vor. Denn Zahlen, Formen und Grenkunde mu nothwendig, soll sie spter als Zahlen, Formenund Gren, als allgemeine Raumlehre lebendig, wirksam und fruchtbringend ins Leben eingreifen, auf dasselbe zurckwirken, von der Beachtung und Betrachtung der Raumerscheinungen und Verhltnisse der umgebenden Wirklichkeit ausgehen. Wir fahren in dem Lehrgange selbst fort. "Ihr sagtet frher: Der Baum ist bltterig; der Strauch ist dornig, das Glas ist rissig; das Tuch ist lcherig; knnt ihr mir diesen Eindruck des Baumes, Strauches, Tuches auch noch anders durch die Sprache bezeichnen?" "Der Baum hat Bltter; der Strauch hat Dornen; das Glas hat Risse.' das Glas hat Risse.' "Sucht mir noch Gegenstnde auf, wo hnliches stattfindet und wo einer gleichsam den andern hat." "Sucht mir noch Gegenstnde auf, wo hnliches stattfindet und wo einer gleichsam den andern hat." "Der Mensch hat Hnde, die Hnde haben Finger; die Finger haben Glieder, die Fingerspitzen haben Ngel; der Fisch hat Schuppen; die Gans hat Federn ; der Igel hat Stacheln ; der Baum hat Bltter." "Sucht alles auf, was Haut hat, alles, was Schuppen hat, was Federn hat, was Stacheln, was Bltter hat usw." "Der Baum hat Bltter; das Buch hat Bltter; die Blume hat Bltter usw." usw. Nun zur Anschauung und Auffassung der Gegenstnde in rumlichen Beziehungen: "Der Baum hat Bltter; wo hat er Bltter?" "An den sten, an den Zweigen." "Die Blumen haben Bltter; wo haben sie Bltter?" "An dem Kelche, auf dem Kelche, in dem Kelche." "Sucht Gegenstnde auf, welche an einem andern sind." "Die Ohren sind an dem Kopfe usw." "Sucht Gegenstnde auf, welche an einem andern ruhend thtig sind." "Die Tafel hngt an der Wand; der Schler sitzt an dem Tische; der Schlssel steckt an der Tre." Ebenso werden die Gegenstnde in Rcksicht der anderen rumlichen Beziehungen betrachtet und bezeichnet, und zwar zuerst in ruhender Thtigkeit, z. B. Das Buch steht in dem Schrank, die Musikalien liegen auf dem Klavier, der Vogel fliegt ber dem Hause, die Katze lauert unter dem Tische, die Kugel steckt zwischen dem Holze, der Schler sitzt neben dem Lehrer, usw . Fr alles werden nun von den Schlern soviel als nur mglich Anschauungen aufgesucht. Nun werden Gegenstnde aufgesucht, welche in rumlicher fortschreitender Thtigkeit zueinander stehen, z. B. Der Knabe schaut an die Tafel, der Lehrer kommt in die Schule, der Vogel fliegt auf die Sprosse, der Sperling kriecht unter das Dach, das Sldchen tritt neben die Mutter, usw . Endlich beydes vergleichend: Oer Rock hngt an der Wand, der Rock wird an die Wand gehngt, das Buch liegt in dem Schranke, das Buch wird in den Schrank gelegt. Wie bisher die Gegenstnde in bestimmten rumlichen Beziehungen zueinander erkannt und angeschaut wurden, so nun Anschauung, Auffassung und Bezeichnung derselben in unbestimmten allgemeinen rumlichen Beziehungen, als: oben, unten, hhen, drben, innen, auen, diesseits, jenseits; hin, her; hinauf und herauf, hinah und herab usw. Die weitere Durchfhrung dieses Unterrichtsgegenstandes mu hier abgebrochen werden, da sie den fr die Andeutungen des Lehrganges hier bestimmten Raum zu weit berschreiten wrde; es sey nur noch gesagt, da dieser Lehrgang nach einem in ihm selbst liegenden Gesetze alle von der Sprache zu bezeichnenden Verhltnisse und Beziehungen von den einfachen zu den zusammengesetzteren fortschreitend umfat, zuletzt mit einer zusammenfassenden, beschreibenden, erzhlenden usw. Darstellung wirklicher Auenweltserscheinungen schliet. Uebungen zu und fr uerliche, krperlich rumliche Darstellungen nach Regel und Gesetz, vom Einfachen zum Zusammengesetzten fortschreitend Nicht nur durch das, was der Mensch frhe, auch schon als Knabe, von auen empfngt und von auen in sich aufnimmt, entwickelt und bildet sich der Mensch aus und der Erreichung seiner Bestimmung und seines Berufes entgegen, sondern, und soll gewogen und abgemessen werden, berwiegend mehr durch das, was er entfaltet und aus sich darstellt, wie auch die Bezeichnungen Entwickelung und Ausbildung selbst sagen. Auch lehrt die Erfahrung und Geschichte, da die fr chtes Menschenwohl am wahrhaftesten und eindringlichsten frderlich gewesenen Menschen es bey weitem mehr durch das geworden sind, was sie aus sich dargestellt, als durch das, was sie in sich aufgenommen haben ; denn wie jeder wei, da wir, cht und wahrhaft lehrend, an Erkenntni und Einsicht vorwrts schreiten, so wei auch jeder, und die Natur schon lehrt es jeden, da der Gebrauch der Kraft die Kraft nicht allein weckt, sondern sie ganz besonders auch erhht und steigert; und wie schon das Aufnehmen und Auffassen der Sache im Leben und Handeln selbst bey weitem mehr entfaltend, ausbildend und strkend ist als das bloe Aufnehmen und Empfangen im Worte und Begriffe, so ist auch das Gestalten an und durch Stoff im Leben, im Handeln und Thun, geknpft an Denken, Gedanken und Wort, fr die Entwickelung und Ausbildung des Menschen bey weitem hher, als die Darstellung (obgleich Dar stellung) durch Begriffe und durch Wort ohne Gestaltung: und so schliet sich dieser Unterrichtsgegenstand mit Nothwendigkeit an die soeben behandelten der Auenweltsbetrachtung und Sprachbung an. Das Leben und Treiben des Knaben hat eigentlich nur den Zweck einer Auersichdarstellung seines Selbstes; ja sein Leben besteht eigentlich nur in einer Auersichdarstellung seines Innern, seiner Kraft, besonders am Stoffe und durch Stoff. In dem von ihm Gestalteten sieht er nicht uere Gestalten, die in ihn eindringen wollen und sollen, sondern er sieht darin seinen Geist, die Gesetze und Thtigkeiten seines Geistes, die sich ihm aussprechen, aussprechen wollen und sollen; denn die Bestimmung besonders der Lehre und des Unterrichtes ist: mehr und immer mehr aus dem Menschen heraus, als in ihn hineinzuhringen, weil das, was in den Menschen hinein kann, wir schon wissen und schon ein Eigentum der Menschheit ist, und weil es auch jeder, schon darum, weil er Mensch ist, nothwendig nach den Gesetzen der Menschheit wieder aus sich entfalten und entwickeln wird; aber was noch aus der Menschheit heraus, was das Wesen der Menschheit noch entwickeln will und soll, das wissen wir noch nicht, ist noch nicht ein Eigentum des Menschengeschlechtes, und dennoch ist ja das Menschenwesen, wie Gottes Geist, ein ewig aus sich En,tfaltendes. So einleuchtend die uns nun auch aus der Beobachtung des Lebens, des eigenen und Fremdlebens, sein knnte und sollte, wenn wir nur aufrichtig gegen uns und klar in Anschauung und Auffassung der Ursachen dessen wren, was wir sind; so sind wir, und selbst die Besseren und Besten unter uns, doch schon so von uerlich angenommenen Vorurteilen und Meinungen bertncht, wie die Pflanze am kalkigen, umsteinenden Quell, da wir nur mit grter Mhe und Selbstzwang dem Besseren, und auch dann doch nur noch in sehr kleinem Maae Gehr geben. Denn lat uns wenigstens uns das gestehen, da wenn wir die wir uns doch gewi zu den Einsichtigeren und das Bessere, ja Beste unserer Kinder Wollenden zhlen wenn wir von Entwickelung und von Ausbildung unserer Kinder sprechen, wir eigentlich von Einwicklung und Ausbildung reden, ja nicht einmal von einer Bildung reden sollten, was mit Entwickelung des Geistigen im Menschen, des Wollens und Willens zusammenhngt, sondern von einem Prgen und Formen, wie sehr wir auch alle stolz glauben, ber diese geistttende Ansicht lngst hinweg zu sein; und bange, innig bange mu es darum denen werden, welchen wir, da wir es selbst aus Grnden nicht knnen, unsere Kinder, unsere Shne zum Erziehen bergeben; was sollen sie thun? Jesus, den wir doch alle aus einer Ueberzeugung, welche ganz eines mit unserm innersten Wesen ist, als unser grtes Vorbild erkennen, spricht: "Lasset die Kinder zu mir kommen und wohnet ihnen nicht; denn ihnen ist das Himmelreich!" und heit die nicht: wehret ihnen nicht, denn noch wirkt wenigstens am unzerstcktesten in ihnen das von ihrem himmlischen Vater ihnen gegebene Leben, und noch ist ihnen eine freie Entfaltung desselben vergnnt; und erkennen wir darin nicht, wie in allen Aussprchen Jesu, Gottes Stimme? Wem sollen die Erzieher nun Gehr geben? Gott oder uns Menschen? Und knnten sie es, wen sollten sie tuschen? Gott oder Menschen? Gott knnen sie nicht tuschen, und Menschen sollen sie nicht tuschen; darum sollen sie Gott mehr gehorchen, als uns Menschen, und sollen es aussprechen, da sie nur Gott mehr als den Menschen gehorchen wollen, und sollen es thun; darum sollen sie lieber gar nicht erziehen, als schlecht und verziehen; denn Gott gab den chten Erziehern ihren Beruf, nicht Menschen mit Vorurteilen; denn nur in der allseitigen, natur und vernunftgesetzlichen Entwickelung des Menschen und der Geisteskraft des Menschen liegt dessen und der Menschheit Wohl, und jeder andere Entwickelungsgang des Menschengeschlechtes wirkt hemmend auf die Entwickelung der Menschheit. Allein gerade in dieser Beziehung, in Beziehung auf vernunft und naturgesetzliche, allseitige Entwickelung und Darstellung unserer selbst am ueren sichtbaren Werke, durch ueres Schaffen und Thun, ist unsere husliche und Familienerziehung am gehalt und zusammenhangslosesten und zuflligsten: darum verdient ganz vor allen sie der Beschulung, d. h. eines natur und vernunftgemen Anfangspunktes und einer solchen Fortschreitung. Die Darstellung des Geistigen im Menschen auer sich, an und durch Stoff mu nun damit beginnen, da er das krperlich Rumliche vergeistige, da er dem krperlich Rumlichen Leben und geistige Beziehung und Bedeutung gebe. Dieser Entwickelungsgang spricht sich auch ganz in dem des Menschengeschlechtes selbst aus: das krperlich Rumliche, an welches sich die Darstellung des Geistigen im Menschen entwickelnd und fortbildend knpfen soll, mu aber nothwendig im uerlichen schon die Gesetze und Bedingungen innerer Entwickelung an sich tragen und gleichsam fordernd aussprechen: die ist das Rechtwinklige, Wrflige, das Balken und Backsteinfrmige. Die Bildungen, welche dieses Material bedingt, sind entweder uerlich anhufende, bauende, oder Innerliches entwickelnde, gestaltende, bildende. Das Bauende, Anhufende ist auch beym Kinde, wie bey der Entwickelung des Menschengeschlechtes und wie bey dem Festgestalteten in der Natur das Erstere. Die Wichtigkeit des Senkrechten, Waagrechten und Rechtwinkligen: dies ist die erste Erfahrung, die der auer sich Krperliches bauend darstellende Knabe macht; das Gleichgewichtige und Ebenmige folgt; so steigt es von der einfachsten Mauer ohne und mit Verband zum Zusammengesetzteren und bis zur Erfindung jedes durch den ihm gegebenen Stoff mglichen Bauwerkes hinauf. Das tafel und getfelartige Zusammen, eigentlich das nur Aneinander und Nebeneinanderfgen in einer Ebene hat bey weitem weniger Reiz fr die Knaben, als das Auf und Uebereinanderfgen: ein klarer Beweis des sich schon in dem Knaben aussprechenden allseitigen Strebens des Menschengeistes, sich kundtuend in seinen Thtigkeiten. Das lineare Zusammenfgen scheint ein noch Spteres zu sein. So ist also der Entwickelungs, der Bildungsgang des Menschen ein immer mehr die Krperlichkeit abstreifender, sie vergeistigender: an die Stelle wirklicher Linien-Stbchenverknpfungen tritt das Zeichnen; an die Stelle des Flchlichen das Malen, die Farbe; an die Stelle des krperlich Anhufenden das krperlich Entwickelnde aus wrfligen Grundformen: das eigentliche Formen, Bilden und Gestalten. Ungeachtet dieses, jedem leicht in die Augen fallenden, lebendig sich Fortentwickelnden, von dem uerlich Krperlichen zum Inneren, Geistigen, stetig Fortschreitenden des von Gott und Natur immer bezeichneten allgemeinen Bildungsganges des Menschen knnen wir dennoch fragen: Was sollen diese Uebungen meinen Kindern und Shnen ntzen? Und dennoch stnden wir alle nicht auf dem Standpunkte der Gesammtbildung, auf welchem wir uns finden, wenn nicht die stillwaltende Vorsehung uns eben diesen Weg gefhrt htte, entweder ohne unser Wissen, oder aber so, da wir selbst ausdauerten bey allem Wirken und Streben der Menschen dagegen. Und der Mensch soll ja die Werke der Menschheit wenigstens in sich wiederholen, da sie ihm nicht Massen, nicht leer und todtsind, da sein Urteil ber sie nicht ein uerliches, geistloses sei, ebenso wie er die Wege der Menschheit in sich durchlaufen soll, da er sie und sich verstehen lerne; dennoch knnen wir bey der hier besprochen werdenden Knabenthtigkeit, die vom Geist und Gesetz fr bewutes Ziel bestimmt ist, aussprechen: die braucht der Mensch, die braucht mein Sohn nicht. Die nun wohl eben nicht; es kann sein, es kann auch nicht sein, ich wei es nicht; aber das wei ich, da er, der Sohn, Thatkraft, Thtigkeit, Urteil, Ausdauer, Ueberlegung usw. braucht und gewi braucht; und die alles lernt er, und weit mehr gewinnt er; denn Unthtigkeit, Langeweile, Nichtwissen, was man thun soll, im besten Falle Hinbrten: die sind die furchtbarsten aller Kinder und Knabengifte, das Gegenteil ein Universalmittel geistiger und leiblicher Gesundheit, huslichen und brgerlichen Wohles. Der Lehrgang selbst bestimmt sich hier, wie eigentlich berall, wo der wahre Anfangspunkt gefunden, in den Gegenstand des Unterrichtes eingedrungen und der Zweck erfat ist, durch sich selbst. Das Material zu bauenden Darstellungen ist zum Beginne am besten eine Menge von Holzkltzern, deren Stirnflche immer 1 Quadratzoll ist und deren Lnge von 1 bis 12 Zoll zollweise zunimmt. Werden nun von jeder Lnge zwlf Stck genommen, so bilden immer zweyerlei Lngen, z. B. 1 und 11, 2 und 10 usw. eine Tafel von 1 Quadratfu Grundflche und 1 Zoll Dicke, so da also alle Kltzer mit einigen greren Stcken zusammengenommen eine Schicht mehr als 1/2 Wrfelfu betragen; sie werden am besten in einem Kasten aufbewahrt, dessen innerer Raum genau die ebengenannte Gre hat. Ein solcher Baukasten hat auch sonst noch beym Unterricht seinen mehrseitigen Gebrauch, welcher sich zugleich mit der fortschreitenden Entwickelung des Knaben mitentwickelt. Das folgende Material sind Kltzer in verjngtem Verhltnisse der Baubacksteine, so da 8 Stck einen verjngten Wrfelfu ausmachen, also 2 Lngenzolle zu 1 wirklichen Lngenfu angenommen sind. So wie bey den vorhin bestimmten Baukltzern von jeder Art und Lnge gleich viel sind, so sind hier im Gegenteil von den eigentlich backsteinartigen die bey weitem berwiegende Menge, und wenigstens 500 Stck, die anderen von doppelter bis sechsfacher Lnge immer verhltnismig weniger, so auch von 1/2facher Lnge. Auf gleiche Weise werden auch die Kltzer unterschieden als ein, zwey, dreylange usw. Das Erstere ist nun, da die Knaben das Baumaterial seiner Gre nach unterscheiden, benennen und zusammenordnen lernen, und immer mu es whrend des Baues streng gesondert und der Gre nach geordnet bleiben. Das Zweite ist, da das, was geschehen und hervorgebracht worden ist, jedesmal an das genau bezeichnende Wort geknpft und laut gesprochen wird, z. B. "Ich habe eine bergreifend verbundene, senkrechte Mauer mit lotrechten Enden einer Tr und zwey ebenmig verteilten Fensterffnungen gebaut." Von einer Mauer geht es zu einem einfachen, rechtwinklig vierseitigen Gebude nur mit einer Tr; dann erweitert es sich in Gre, Zahl der Tren und Fenster, zuletzt mit Zwischenwnden und zimmerartigen Abteilungen von einem einstockigen zu einem zweystockigen Gebude usw. hnlich sind die getfelartigen Zusammenfgungen, doch in manchen Beziehungen mehrfacher. Die Bildungen aus linienartigen Stbchen von wenigstens 1/2 bis 5 Zoll Lnge lassen eine noch grere Verschiedenartigkeit der Anwendung zu fr Schreiben, fr Zeichnen, fr Bauen. Das Gestalten aus: Papier und Pappe hat jedes seinen eigenthmlichen Gestaltungskreis und Fortschreitungsgang. Noch bildender und entwickelnder, aber auch nur fr schon mit einem bestimmten Grade geistiger Kraft Ausgerstete, ist das Formen aus bildsamer weicher Masse, und zwar nach den durch die wrfelige Gestalt selbst gegebenen Gesetzen; doch gehrt dies wie das freie Bilden und Gestalten aus derselben Masse mehr dem folgenden spteren Knabenalter an. Zeichnen im Netze nach uerlich nothwendigem Gesetze Die Scheitel und Brustlinie des Menschen, das Senkrechte und Waagrechte ist, so wenig wir uns auch die bewut werden und noch weniger uns davon Rechenschaft geben, das Vermittelnde zur Anschauung und Auffassung jeder Form. Wir beziehen, wenn wir Formen auffassen, alles darauf und ziehen, sey es auch noch so unbewut, denkend diese Richtungen auer uns, besonders in der Gesichtsebene; auch wiederholt unsere Seh- und Denkkraft diesen Akt, und geschieht dies, so entsteht daraus ein Netz, welches in unser Bewutsein tritt, je strenger und schrfer wir uns von den Formen des Angeschauten Rechenschaft geben. Weil nun aber in der Form und dem von ihr und durch sie Bedingten die innere geistige Wirksamkeit sich mehrseitig kundtut und die Erkenntni dieser innern geistigen Wirksamkeit zur Bestimmung des Menschen gehrt, indem er dadurch sich selbst, sein Verhltnis zu dem ihn Umgebenden, und so das Sein und Wesen an sich erkennt, so gehrt auch die Entwickelung nicht allein zur Auffassung, sondern auch besonders fr Darstellung der Form ganz wesentlich zur Erziehung des Menschen, ist ein ganz wesentlicher Theil der Menschenerziehung, des Unterrichtes; und weil mit dem Bewutwerden der rechtwinkligen Beziehungen das Bewutwerden der Form steigt, so ist das uerliche Darstellen des Rechtwinkligen ein in der Natur des Menschen und des Unterrichtsgegenstandes selbst begrndetes Entwickelungsmittel zur Formen und Gestaltenauffassung und Darstellung fr den zu erziehenden Menschen. Wiederholt sich nun das Senkrechte und Waagrechte in beyden Richtungen unter sich gleichmig, so ist das Erzeugni davon ein lauter gleich groe Geviertrume (gleiche Quadrate) bildendes Netz. Durch das Geviert aber, als Vermittlungsform, wird die Darstellung in der Gesichtsebene sowie besonders die vergrerte und verkleinerte Darstellung berwiegend am leichtesten mglich, was den Gebrauch des Geviertes, wenn es nthig wre, noch mehr rechtfertigen wrde. Der Gebrauch des Dreiecks, als Anschauungs und Darstellungsmittel, geht, wie der Fortgang des Unterrichts zeigt, aus dem Geviertigen und rechtwinklig Zwei und zweyseitigen hervor. Bei dem Gebrauche des Geviertes wird die Gre der Neigung durch das mebare Verhltnis gleichsam der Sttzen derselben bestimmt; bey dem Gebrauche des Dreiecks aber unmittelbar durch das mebare Verhltnis zu der rechten Neigung. Wie beydes seine Anwendung findet, so soll auch beydes in dem Unterrichte gebt werden; doch . Ietzteres erst spter auf einer hheren Stufe der Kraftentwicklung. Das leichte Darstellen und ebenso leichte Vernichten der aufgefaten und dargestellten Form ist ein zweytes nothwendiges Erfordernis dieses Unterrichts. Die gewhrt am schnsten die Schiefertafel und ein solcher Stift. Also eine mit einem eingeritzten rechtwinkligen, lauter gleiche Gevierte bildenden Netze berzogene Schiefertafel ist das erste Erfordernis dieses Unterrichtes. Aber auch die Gre der Gevierte oder die Entfernung der unter sich streng gleichlaufenden Linien ist, wie der Verfolg des Unterrichts zeigt, keineswegs gleichgltig; denn sind die Entfernungen zu klein, so werden alle durch sie bestimmten Darstellungen zu kleinlich; sind sie zu gro, so sind sie fr die Ueberschauungskraft des Schlers dieser Stufe zu gro und zu gedehnt; am besten ist die Entfernung eines Viertelzolls. Auf dieser Schiefer, dieser Netztafel den Schler fr die scharfe Darstellung, und so auch Auffassung der wesentlichsten Grundverhltnisse der Form und der durch sie bedingten Grenverhltnisse zu ben: dieses ist das erste Geschft dieses Unterrichts. Der Lehrgang selbst knpft sich an die frheren krperlichen Anschauungen an; denn dort lernte der Knabe, wie namentlich bey dem eben behandelten Unterrichte fr krperlich rumliche Darstellungen, einfache, zweyfache, dreyfache usw. Lngen kennen. So hngt denn auch dieser Unterricht, wie die Anwendung noch besonders zeigen wird, mit dem letztbetrachteten und dem frheren zusammen, demgem, wie schon ausgesprochen worden, da in dem Unterrichte nirgends eine Lcke sein, nirgends in dem Unterrichte etwas abgerissen und allein dastehen, sondern alles wie das Leben selbst ein lebendig in sich durch Ursache und Wirkung geeintes, in sich zusammenhngendes Ganzes sein soll Der Lehrgang selbst ist dieser: Der Lehrer zieht in eine eingeritzte Seite eines der Netzgevierte eine senkrechte Linie von der ganzen Lnge der Seite und spricht, indem er die Linie zieht: "Ich ziehe eine senkrechte Linie." Na:hdem er die Linie gezogen hat, fragt er den Schler: "Was habe ich getan?" Der Schler antwortet die vorher vom Lehrer gesprochenen Worte: "eine senkrechte Linie gezogen." "Nun ziehe auch lngs der Tafel hin lauter senkrechte Linien von einfacher Lnge." Ist die geschehen und sind die Linien zur Zufriedenheit des Lehrers gezogen, so fragt derselbe weiter den Schler: "Was hast du getan?" "Ich habe mehrere senkrechte Linien gezogen", antwortet der Schler. Beginnen mehrere Schler zugleich diesen Unterricht, was sehr gut angeht, so antworten smtliche Schler, nachdem die Arbeit eines jeden nachgesehen ist, auf die gemeinsame Frage: ,,Was habt ihr getan?" "Wir haben usw." Diese Fragen und Antworten sind wegen ihres vielseitigen und angedeuteten Nutzens ein Stehendes auch bey diesem Unterrichtsgegenstande; denn der Mensch soll ja das Dargestellte zum Worte und Gedanken und die Gedanken, das Wort, zur Darstellung erheben; denn wesentlich dadurch wird er ja eben Mensch. Der Lehrer zieht nun, im Unterrichte fortfahrend, eine senkrechte Linie von der Lnge von zwey Geviertseiten und spricht: "Ich ziehe eine senkrechte Linie." Und fragt wieder: "Was habe ich getan?" "Eine senkrechte Linie gezogen." "Ist diese senkrechte Linie mit der vorigen gleich?' "Nein! sie ist noch einmal oder zweimal so gro als die vorigen Linien." "Wie werden wir diese senkrechten Linien wohl im Vergleich mit den vorigen ihrer Gre nach nennen knnen und zur Unterscheidung nennen mssen?" "Senkrechte Linien von zweyfacher Lnge." "Wie werden wir nun die vorhin gezogenen senkrechten Linien in Beziehung auf die soeben gezogene ihrer Gre nach nennen mssen?" "Senkrechte Linien von einfacher Lnge." "Ziehe eine Reihe senkrechter Linien von zweyfacher Lnge." Nachdem es geschehen, fragt der Lehrer wie vorhin: "Was hast du oder ihr getan?" Und die Schler antworten: "Wir haben usw " Ebenso zieht der Lehrer senkrechte Linien von drey, vier bis fnffacher Lnge und lt immer das Geschehene von den Schlern nachthun und durchs Wort bezeichnen. Da die Linien von den Schlern selbst in den Netzlinien hingezogen werden, dies entwickelt und strkt mehrseitig die Hand, Auffassungs und Darstellungskraft des Schlers und macht sie mit steigender Krftigkeit frei. Da zur Auffassung und Festhaltung jedes Dinges das Vergleichen mit dem Ungleichartigeren wichtiger ist als mit dem Gleichartigen, so werden nun alle bis jetzt gezogenen senkrechten Linien in ihrer verschiedenen Lnge nebeneinander gestellt. Der Lehrer thut dies, indem er spricht: "Ich ziehe eine senkrechte Linie von einfacher Lnge, von zweyfacher, dreyfacher, vierfacher und fnffacher Lnge." "Was habe ich getan?" Die Schler antworten wie immer. Der Lehrer macht die fnf senkrechten Linien verschiedener Lnge noch einmal, indem er nun zusammenfassend spricht: "Ich ziehe senkrechte Linien von einfacher bis fnffacher Lnge nebeneinander." Frage und Antwort wie immer. "Ziehe nun auch senkrechte Linien von einfacher bis fnffacher Lnge." "Hast du es getan?" Was hast du getan?" Nur bis zu einer fnffachen Verschiedenheit steigt der Unterricht hier herauf, weil bis Fnf schon alle spteren Zahlenverschiedenheiten gegeben, wenigstens angedeutet sind ; eigentlich sind sie schon bis zur Drei angedeutet, indem darin gerade und ungerade, Grund, Geviert und Wrfelzahlen liegen; doch treten diese Verhltnisse in der Zahlenreihe bis fnf fast alle wiederholt auf und werden so fr diesen darstellenden Zweck hinlnglich klar, da berdies die Sechs nur wieder ein Zweifaches der Drei und ein Dreifaches der Zwei ist, die Sieben aber in dieser Beziehung gleichwertig mit der Fnf ist: dehalb diese und alle folgenden hnlichen darstellenden Uebungen nur bis zur Fnf herauf. Bei dieser vergleichenden Nebeneinanderstellung knnen nun noch von dem Lehrer nach Bedrfnis des Schlers mehrere kleine Verschiedenheiten in der Darstellungsweise angewandt werden, wenn besonders die Schler in der Auffassung und Darstellung noch schwach sind; es knnen sich nmlich die fnf Linien, wie die auch anfangs sein mu, nur nach unten verlngern, also ihre oberen Enden in einer waagerechten Linie liegen; oder sie knnen sich nach oben verlngern, so da also ihre untern Enden in einer waagrechten Linie liegen; oder sie knnen, wie sie hier immer zunehmend gezogen worden, nun auch in beyden Fllen wieder abnehmend, also von fnf bis einfacher Lnge gezogen werden. Diese Vernderungen sind im Anfange, besonders wo eine Sache unter mehreren Formen zu ben ist, um den Schler nicht zu langweilen, mit vielem Nutzen anzuwenden, doch bleibt ihr Gebrauch billig dem prfenden Lehrer berlassen. Ganz wie hier die senkrechten Linien durchgefhrt wurden, werden nun auch die waagrechten Linien durchgefhrt. Bisher waren die Linien nur unverbunden, und es wurden immer nur gleichartige Linien der Lage nach, also senkrechte mit senkrechten und waagrechte mit waagrechten Linien verglichen. Das nun folgende Wichtigere ist, senkrechte mit waagrechten Linien vergleichend darzustellen und umgekehrt. Um diese Vergleichung am anschaulichsten und eindringlichsten zu machen, mssen beyde Linienarten miteinander in einem Punkte verbunden werden Der Lehrer zeichnet und spricht: "Eine senkrechte und eine waagrechte Linie, beyde gleich lang, jede von einfacher Lnge, verbinde ich in einem Punkte." "Was habe ich getan?" "Tut dasselbe." "Was habt ihr getan?" "Tut dasselbe auf einer ganzen Lngenreihe eurer Tafel hin." Der Lehrer fhrt darstellend fort: "Eine senkrechte und eine waagrechte Linie, beyde gleich lang, jede von zweyfacher Lnge, verbinde ich in einem Punkte" usw., jede von dreyfacher, von vier bis fnffacher Lnge. Die Schler thun dasselbe und bezeichnen jederzeit das Getane durchs Wort. Auch hier mu wieder die Vergleichung stattfinden. darum zeichnet der Lehrer und spricht: "Ich verbinde immer eine senkrechte und eine waagrechte Linie, beyde immer gleich lang, jede von ein, zwey, drey, vier und fnffacher Lnge, in einem Punkte und ziehe sie ineinander." Die Schler sprechen und thun wie immer dasselbe. Wie vorhin bey der Vergleichung der senk und waagrechten Linien von verschiedener Lnge, kann auch hier das vergleichende Ineinanderzeichnen nach vier verschiedenen Richtungen hin geschehen, nmlich so:~, so ~, sound so ~; immer aber sind die zwey verbundenen Linien von fnffacher Lnge der klarsten Vergleichung wegen die einschlieenden, wie Nebenstehendes zeigt: t: In diesem letzteren wurden immer senkrechte und waagrechte Linien von gleicher Lnge miteinander verglichen ; ebenso mssen nun auch senkrechte und waagrechte Linien verschiedener Lnge miteinander verglichen werden, und zwar: Erstens, wo die waagrechte Linie zweymal so lang als die senkrechte ist. Der Lehrer zeichnet und spricht: "Ich verbinde eine senk und eine waagrechte Linie in einem Punkte, die waagrechte Linie zweymal so lang als die senkrechte, die senkrechte Linie von einfacher Lnge, also die waagrechte von? zweimal einfacher Lnge." (Von zweyfacher statt zweymal einfacher zu sagen, ist wegen der Fortentwicklung des Unterrichtes nicht zweckmig.) Das Erzeugni ist: | Die Schler sprechen nach, zeichnen dasselbe und bezeichnen das Dargestellte durchs Wort, wie immer. Nun werden immer senkrechte und waagrechte Linien miteinander verbunden, wo die waagrechte zweymal so lang als die senkrechte ist, die senkrechte aber von zzseifacher, die waagrechte also von zweymal zz0eifacher; oder die senkrechte von dreyfacher, also die waagrechte von zweymal dreyfacher; oder die senkrechte von vierfacher, also die waagrechte von zweymal vierfacher: zuletzt die senkrechte von fnffacher, also die waagrechte von zweymal fnffacher Lnge. Endlich werden alle einzelnen Darstellungen zur Vergleichung wieder ineinander gezeichnet, wie vorhin. Zweitens, die waagrechte Linie dreymal so lang als die senkrechte. Wie im vorigen die waagrechte Linie immer zweymal so lang als die senkrechte gezogen wurde, so wird nun die waagrechte Linie dreymal so lang als die senkrechte gezogen; ist also die senkrechte Linie von einfacher Lnge, so ist die waagrechte von dreymal einfacher ; ist die senkrechte Linie von zweyfacher Lnge, so ist die waagrechte von dreymal zweyfacher Lnge usw., die waagrechte Linie nach der Bestimmung der senkrechten von dreimal dreyfacher, dreymal vierfacher und dreymal fnffacher Lnge. Zuletzt werden wieder alle Erzeugnise ineinander gezogen, und zwar, wie sich aus dem Zwecke der Vergleichung von selbst ergibt, hier die senkrechten Linien immer drey Geviertsseiten voneinander entfernt, wie bey zweyfacher Lnge der waagrechten Linien zwey Geviertsseiten, und bey vier und fnffacher Lnge der waagrechten Linien immer vier und fnf Geviertsseiten, wie die folgenden Uebungen fordern. Ueber fnffache Lnge der waagrechten Linien im Vergleich zur senkrechten wird, wie schon ausgesprochen, nicht hinausgegangen. Auch knnen zur Erreichung grerer Fertigkeiten, besonders in der Auffassung der Verhltnisse, diese Uebungen so durchgefhrt werden, da, wie im Vorstehenden die waagrechte Linie mit der senkrechten verglichen wurde, nun die senkrechte mit der waagrechten verglichen wird: hier wird nun zuerst die waagrechte und dann erst die senkrechte Linie, umgekehrt wie vorhin, gezogen, und dieser umgekehrten Entstehungsweise angemessen ist auch der Wortausdruck, die senkrechte Linie wird nun hier als ein Theil der waagrechten angeschaut, wie vorhin die waagrechte als ein Mehrfaches der senkrechten. Diese Verschiedenheit ist hier keineswegs der Zahl halber, welche hier ganz auerhalb der Beachtung liegt, sondern nur der Entstehungsweise wegen wichtig, welche bey zeichnenden Darstellungen wesentlich ist. In dem Vorstehenden ist die waagrechte Linie immer ein Mehrfaches der senkrechten, oder die waagrechte Linie grer als die senkrechte; nun mu aber auch die senkrechte grer als die waagrechte Linie gezogen oder die waagrechte Linie als ein Theil der senkrechten dargestellt werden. Der Lehrer stellt zeichnend dar und spricht: ,,Ich verbinde eine senkrechte und eine waagrechte Linie in einem Punkte, die waagrechte Linie halb so lang als die senkrechte, die senkrechte Linie von zweymal einfacher Lnge, also die waagrechte von? einfacher Lnge." Das Erzeugni ist Nun die senkrechte Linie von zweymal zweyfacher, also die waagrechte von zweifacher Lnge; die senkrechte Linie von zweymal dreyfacher, also die waagrechte Linie von dreyfacher Lnge; die senkrechte Linie von zweymal vierfacher, also die waagrechte Linie von vierfacher Lnge; die senkrechte Linie von zweymal fnffacher, also die waagrechte Linie von fnffacher Lnge. Wie im Vorstehenden die waagrechte Linie immer von einem Halb der senkrechten Linie gezogen wurde, so wird sie nun von einer Drittellnge der senkrechten gezogen, wo dann die senkrechte Linie von dreymal ein, dreymal zwei, drey, vier und fnffacher Lnge ist. Ebenso, wo die waagrechte Linie ein Viertel, ein Fnftel der senkrechten Linie gezogen wird. Will man den zeichnenden Schler die senkrechte Linie lieber als ein Mehrfaches der waagrechten anschauen lassen, so ist auch die Entstehung des Erzeugnises umgekehrt, die waagrechte Linie das Maa, wie vorhin die senkrechte, und die senkrechte Linie nun die Gemessene, wie vorhin die waagrechte. Zu der Entwickelung der Hand und des Auges sind diese Umkehrungen zuzeiten wichtig. Diese Uebungen bewirken nmlich in dem Zglinge ein Mehrfaches: Anschauung und Auffassung der Form, Entwickelung des Auges und der Hand fr Darstellung, und Entwickelung und Befestigung der Darstellung eines und ebendesselben Erzeugnises auf verschiedene Weise: vllige Einheit und Fertigkeit des Auges und der Hand in der Auffassung und Darstellung jeder Form. Die bisherigen Erzeugnise der Schlerthtigkeit auf dieser Stufe des Unterrichtes waren rechte Winkel, deren Schenkel entweder gleich, und zwar jeder von einfacher bis fnffacher Lnge, oder deren Schenkel ungleich waren und entweder der waagrechte bey jedesmal einfacher bis fnffacher Lnge des senkrechten Schenkels, das Zwei, Drei, Vier und Fnffache desselben; oder der senkrechte Schenkel, bey jedesmal einfacher bis fnffacher Lnge des waagrechten, das Zwei bis Fnffache desselben. Diese Erzeugnise in entgegengesetzter raumeinschlieender Lage miteinander verbunden, gibt Rechtecke, und zwar zunchst Gevierte, zu deren Darstellung und Zeichnung nun der Unterricht fortschreitet. Der Lehrer stellt dar und spricht: "Ich zeichne ein Geviert, jede Seite von einfacher Lnge." Nachsprechen, Darstellen und durchs Wort bezeichnen, wie immer. Nun steigt das Darstellen vom Zeichnen von Gevierten jede Seite von zweyfacher Lnge bis zu Gevierten jede Seite von fnffacher Lnge hinauf. Zuletzt wieder vergleichende Darstellung und Zeichnen derselben ineinander. Nun Zeichnen und Darstellen von Lngenvierecken, und zwar zuerst immer zweymal so lang als breit, die Breite von einfacher bis fnffacher, also die Lnge von zweymal einfacher bis zweymal fnffacher Lnge. Weiter: Lngenvierecke drey, vier und fnfmal so lang als breit, die Breite in jedem einzelnen Falle wieder von ein- bis fnffacher Lnge. Wie die Lngenvierecke durchgefhrt wurden, ganz so werden auch die Hhenvierecke durchgefhrt. Nun vergleichende Verknpfung der Lngen und Hhenvierecke in jedem Grenverhltnisse. Diese Verknpfung kann nach der Entwickelungsstufe des Schlers erweitert oder zusammengezogen werden, wie das auch bey all den frheren und spteren Uebungen der Fall ist. Nahmen die bisherigen Uebungen berwiegend nur das Auge, so nehmen die nun folgenden Auge und Hand zugleich in Anspruch, so wie die spteren berwiegend die Hand allein. Die nun folgende Reihe der Uebungen stellt nach der eben dargelegten Folge die Gevierte und Rechtecke: und hier wieder die Lngen und Hhenvierecke dar; aber zugleich mit Hineinzeichnung der Querlinien (Diagonalen) und entweder der rechten oder der linken oder auch beyder zugleich. Der Zweck dieser Uebung ist: die Neigung jeder Linie scharf aufzufassen und mit Bestimmtheit darzustellen. Die scharfe Auffassung und bestimmte Darstellung der Lngen und der Neigungen der Linien, wie sie entweder wirklich sind oder wie sie auf der Gesichtsebene erscheinen, in welcher ja die grte uere Kraft gengender zeichnerischer Darstellungen liegt, wird nun noch durch folgende Uebungen zu entwickeln gesucht. Sind nmlich die vorigen Uebungen durch alle Gevierte und Rechtecke: Lngen und Hhenvierecke, durchgefhrt, so werden auch sie wieder zur Vergleichung zusammengestellt, und zwar so, da eine Ecke aller zu vergleichenden Rechtecke in einem einzigen Punkte zusammen und immer zwey Seiten der zu vergleichenden Rechtecke ineinanderfallen; von dem allen Rechtecken gemeinsamen Eckpunkte aus werden nun die vergleichenden Querlinien gezogen. Aus dem Zeichnen und vergleichenden Anschauen dieser Querlinien, verglichen unter sich und mit den Rechtecken, in welchen sie gezogen wo.den gehen nun die allgemeinen Wahrnehmungen hervor: da die schiefen Linien smtlich auer einer sich entweder mehr dem Waagrechten oder dem Senkrechten nhern ; da sich die schiefen Linien um so mehr einer der rechten Linien nhern, je fter die eine kleine Seite der Rechtecke in der andern enthalten ist, oder da die schiefen Linien um so weniger schief sind, je kleiner die eine Seite des Rechteckes im Vergleich der zweyten ist; da also die Schiefe der Linien von dem Verhltnisse der beyden rechten Linien, die gleichsam die Sttzen der schiefen sind, abhngt; die kleinere rechte Linie oder Sttze der schiefen ist in dem vorliegenden Falle entweder 1/2 oder 1/3 oder 1/4 oder 1/5 der greren rechten Linie oder der greren Sttze. Durch diese erkannten Verhltnisse nun wird auch die Neigung oder die Schiefe der schiefen Linien als halbschiefe, drittelschiefe, viertel und fnftelschiefe Linien bestimmt. Noch werden die schiefen Linien, die sich mehr der waagrechten Linie nhern, als liegende, und die sich mehr der senkrechten nhern, als stehende unterschieden. Die Mittellinie zwischen den beyden rechten Linien, die sich zu keiner derselben neigt, oder deren Sttzen sich ganz gleich sind, heit ganzschiefe Linie. Wie zur Auffassung dieser Neigungen der Linien die scharfe und schnelle Auffassung und fertige Darstellung der Lngen und Breitenverhltnisse der Rechtecke so unumgnglich nthig war, so ist wieder die scharfe und schnelle Auffassung und sichere Darstellung der Neigungen oder Schiefen und der Lngen der schiefen Linien fr den zeichnenden Gebrauch so hchst wichtig. Darum werden nun die schiefen Linien auch ohne vorhergezogene begrenzende Vierecke durchgefhrt, und zwar, was sich durch sich selbst erklrt, jede Art der schiefen Linien wieder als schiefe Linien von einfacher Lnge (wenn nmlich die kleinere Seite des Rechteckes die Gre einer Geviertsseite des Netzes hat), als schiefe Linie von zweyfacher Lnge (wenn die kleinere Seite des Rechteckes die Gre von zwey Geviertsseiten hat) usw., als schiefe Linien bis zu fnffacher Lnge (wo die krzere Seite des messenden Rechteckes, oder die krzere Sttze die Gre von fnf Geviertsseiten des Netzes hat). Am Ende jeder Reihenfolge werden nun wieder die schiefen Linien von ein bis fnffacher Lnge vergleichend nebeneinander gezogen, wie gleich anfangs bey den rechten Linien. Das Zeichnen und Darstellen der ganzschiefen Linien beginnt die Reihenfolgen dieser Uebungen; also: indem der Lehrer zeichnet und darstellt: "Eine ganzschiefe Linie von einfacher Lnge." "Was habe ich getan?" "Tut dasselbe." "Bezeichnet es durchs Wort." Ebenso mit ganzschiefen Linien von zwey- bis fnffacher Lnge. Nun ganzschiefe Linien von ein bis fnffacher Lnge nebeneinander, und zwar entweder rechtsschief, d. h. nach der rechten Seite gezogen, oder linksschief, d. h. nach der linken Seite gezogen, und zwar in beyden Fllen wieder von oder zu dem Zeichner gezogen. Die Achtsamkeit auf das verschiedene Entstehen einer und derselben schiefen Linie, zunchst ob sie zu dem Zeichner oder von dem Zeichner gezogen worden, sowie die Uebung desselben kann hier schon vorbildend aufgenommen werden, wenn sie gleich spter erst in ihrer ganzen Beachtung und Ausfhrung eintritt. Ganz so werden die halbschiefen, die drittel, viertel und fnftelschiefen, sowohl die liegenden als die stehenden durchgefhrt. Wie in dem Vorstehenden nur schiefe Linien von immer gleicher Lage und Neigung, besonders aber nur ihrer Gre und Lnge nach, unter sich verglichen wurden, so werden nun schiefe Linien verschiedener Neigung unter sich verglichen, und zwar zuerst nur liegende, und hier zunchst wieder alle von einfacher, dann alle von zwey bis fnffacher Lnge; dann stehende, und auch hier anfangs von einfacher Lnge und fortschreitend bis zu fnffacher Lnge. Weiter werden nun stehende und liegende schiefe Linien zugleich miteinander, mit den rechten und der ganzschiefen Linie verglichen, und zwar hier wieder zuerst nach einer, dann nach zwey, zuletzt nach vier Seiten hin, jede Linie zuletzt von fnffacher Lnge. Das Erzeugni davon ist zuletzt: strahlenfrmig von der Mitte auslaufende schiefe Linien in allen bisher gebten Schiefen und Neigungsgraden, jede von fnffacher Lnge. Wie hier alle schiefen Linien strahlend von einer Mitte auslaufend gezogen wurden, so mssen sie nun noch zur Erschpfung des Ganzen um eine Mitte zueinanderlaufend gezogen werden. Durch die Gesammtheit des Bisherigen ist nun der Schler in den Stand gesetzt, jede rechte und schiefe Linie von jeder gebten Neigung und Lage zuund auseinanderlaufend im Netz mit Fertigkeit zu ziehen, und somit sind diese Vorbungen, in welchen der Schler nach bestimmtem uerem Gesetz Linien zog, und so Auffassung und Darstellung der Linien in lebendiger Einigung in sich entwickelte, geendet. Auch bezeichnen die beyden letzteren Erzeugnise, das Strahlende und Umfassende, welche sich von jedem der frheren durch die Zusammenfassung und Insichdarstellung aller frheren Uebungen unterscheiden, durch sich selbst das Ende derselben. Den Schlern selbst tritt dieses abschlieende Zusammenfassen der Darstellung vor Augen, und der Lehrer knpft daran seine Frage an: "Machen diese von dir gezeichneten Darstellungen einen andern Eindruck auf dich als die frheren?" "Ja!" "Worin besteht derselbe wohl?" Alle Schler werden in ihren Antworten, auf welche Weise es auch sei, immer darauf zurckkommen und darin zusammentreffen, da sich in beyden Darstellungen alle Linien allseitig zu und auf eine Mitte beziehen, und da diese bedingende Mitte entgegengesetzt gleich geneigte Linien unter sich von verschiedener aber entgegengesetzt gleicher Lnge einigt, da also diese Linien ein in sich abgeschlossenes Ganzes darstellen. Der Lehrer gibt diesem Ganzen nun den Namen Figur. Einige der Schler werden auch geradezu sagen, da die zuletzt von und zu einer Mitte oder um eine Mitte gezogenen Linien im Gegensatz der frheren eine Figur darstellen. Der Lehrer entwickelt nun den Schlern die Eigenschaften, das Wesen eines Ganzen, einer Figur, als das, wo sich unter sich beziehungsweise entgegengesetzt gleiche Glieder, hier Linien, von einer sichtbaren (wie beym Strahlenden) oder von einer unsichtbaren Mitte aus (wie beym Umfassenden) zu einer Einheit, also nothwendig unter sich in Ebenmigkeit verbunden. Dieser Begriff eines Ganzen, hier einer Figur, wird mehrseitig in und an den letzteren beyden Erzeugnissen angeschaut und nachgewiesen und, zu vlliger inneren und Wortklarheit, mehrmals durchgesprochen. Von diesem Punkte aus nun tritt eine ganz neue Stufe des zeichnenden Unterrichtes ein, welcher zugleich eine neue Stufe der Schlerentwicklung bezeichnet: die der freithtigen Darstellung von Linienganzen aus jeder einzelnen Gattung frher gebter Linien, oder aus mehreren verknpft, von den in dem Netze liegenden Bestimmungen bedingt es tritt das Erfinden von Figuren ein. Erfinden wird jede freithtige Darstellung des Inneren am ueren und durch Aueres genannt, welche nach zwar uerlich gegebenen Bedingungen geschieht, die aber mit von dem Schler leicht selbst zu erkennender Nothwendigkeit aus dem Inneren hervorgehen. Die Vorfhrung des Lehrganges fr das Figurenerfinden bleibt der Darstellung der nchsten Schlerstufe vorbehalten, sowie berhaupt die Darlegung des vielseitig entwickelnd eingreifenden Wesens dieses Unterrichtsganges fr zeichnende Darstellung auf die wahre Bildung des Menschen erst dem Ende der Darlegung des gesammten Zeichenunterrichtes vorbehalten bleiben mu. Die Wirkung und das Wesen dieses Unterrichtsganges kann, wie berhaupt bey allem Unterrichte, welcher Krfte und Lebenweckung und DarstellungsGewandtheit und Sicherheit mit Einsicht bezweckt, nur der wahrhaft beurteilen, welcher ihn nicht allein bey und mit andern, sondern ganz besonders auch an sich anwandte. Zu dieser Sichselbstaneignung des Unterrichtsganges, wenigstens im allerwesentlichsten zur Selbstentwicklung und zur Entwickelung Anderer, werden auch diese Andeutungen hinlnglich sein, besonders fr den, welcher demselben von Stufe zu Stufe selbst ausfhrend und darstellend folgt und so das stillwaltende einfache Gesetz desselben in sich findet. Die Anwendung dieses Unterrichtes wrde eine der grten Lcken unserer Land und Stadtschulen ausfllen, so da er darum in keiner fehlen sollte, was jedem Prfenden und Einsichtigen sehr klar entgegentritt, indem dieser Unterricht die Sinne, durch diese die Denkkraft, und so den Schler geistig, und durch die Handfertigkeit denselben uerlich, krperlich gleichmig thtig in Anspruch nimmt, und so die hchst schdliche Langeweile und Unbeschftigtheit und die daraus entstehenden Nachteile von dem Theile der Schler entfernt, welchem der Lehrer eben jetzt seine Aufmerksamkeit nicht schenken kann; die als wesentlich fr die Schule; aber noch berdies gleichsam als Zugabe fr das Leben die Entwickelung des Auges fr Erkennung der Form und des Ebenmigen, und die Bildung der Hand fr Darstellung derselben. Und wo gbe es denn ein Verhltnis und eine Wirksamkeit des Menschen im Leben, welche die Anwendung davon nicht als wesentlich forderte? Auch sind ja die groen Nachteile des Mangels an Entwickelung fr Auffassung und Darstellung der Form und des Ebenmigen bey unserm Brger, besonders Handwerker, wie beym Landmanne schon vielseitig und eindringlich genug gergt worden. Auffassen der Farben in ihrer Verschiedenheit und Gleichartigkeit, besonders durcb Darstellung derselben in schon gebildeten Flchenrumen, mit vorwaltender Beachtung schon gebildeter Formen: Ausmalen von Bildern in Umrissen; spter, mit vorwaltender Beachtung der Farben: Malen im Netz Da es Kindern, besonders dem beginnenden Knaben Bedrfnis ist, ber Farben und Farbenverhltnisse klar zu werden, sie sich zum Bewutsein und zur Einsicht zu bringen, sich zu diesem Ende besonders mit frbenden Stoffen, mit Farben, zu beschftigen, wird jeder zugestehen, dem das Leben der Knaben, in welchem Stande es auch sei, nicht ganz fremd ist; er wird zugeben, da das Leben und Schaffen mit Farben ganz in das und zu dem frheren Knabenalter gehrt, wenn auch bey den verschiedenen Einzelnen in verschiedenem Grade. Kann es auch anders sein? Schon der allgemeine Grund aller Regsamkeit im Kinde, nur zunchst seine Krfte und Anlagen, seine Fhigkeiten, das heit, die Gesammtheit des Lebens, welches es in sich versprt, in jeder nur mglichen Einzelheit und Form zu entwickeln, jede zu ben und zu gebrauchen, fordert dazu auf. Hierzu kommt aber noch der zweyte, fr die innere geistige Entwickelung an sich, ohne eine bestimmte Richtung derselben nachweisen zu knnen, gewi wichtigere Grund: werden nicht alle Farben, sey es mehr oder minder, durch den Einflu der berall verbreiteten Lichtthtigkeit bestimmt? Also Farbe und Licht im innigsten Zusammenhange; und ist nicht wieder Farbe und Licht mit Lebensthtigkeit, Lebenserhhung und Lebensvernderung in innigster Verknpfung? Also Licht und Leben, sey es zunchst auch nur irdisches Licht, zeigt es nicht zum himmlischen hin, in welchem es nur sein Daseyn und Bestreben hat? usw. Diese vom Knaben bemerkt oder nicht bemerkt geahnte hohe Bedeutung der Farbe (wie nach einer anderen Seite der Betrachtung hin auch der Form in der Natur), gleichsam als eine Gestaltung und Verkrperung des irdischen, des SonnenLichtes, als sichtbare Darlegung dessen Wesens ; diese Ahnung nun, so durch die Farben (durch das Eindringen in das und durch das Aneignen des Wesens der Farben), in das Wesen des irdischen, des SonnenLichtes einzudringen, dieses gleichsam dadurch einzusaugen mag nun wohl die eigentlichste, innerste, dem Knaben selbst nicht bewute Triebfeder des Sichsogernbeschftigens mit den Farben in dem Knabenalter sein; ja es darf dieses mit Bestimmtheit als Knabenerfahrung ausgesprochen werden. Wir sagen nun zwar wohl: Farben sind bunt, es ist das Bunte, was die Kinder und Knaben anzieht und ihnen Freude macht. Gut! aber was ist denn das Bunte? Sind es nicht die Wirkungen eines Grundes (des Lichtes) in verschiedenen Erscheinungen (Farben) ? Ist es nicht die Wirkung einer Wesenheit (Licht) in verschiedenen Gestalten (Farben) ? Das Bunte als uerliches ist es schlechterdings nicht, was die Knaben anzieht und ihnen Freude macht; sonst wrde das Bunte als uerliches das Kind und den Knaben, wenn es dasselbe besitzt, befriedigen; aber das tut es nicht, sowie es die Menge, die Masse berhaupt nirgends tut; sondern der Ausdruck, das Finden des inneren Zusammenhanges, die Kraft, es zu vergeistigen; sonst wrde sich das Kind, der Knabe, beruhigt fhlen, wenn er von der Masse und Menge umgeben ist, und wir wrden nicht so oft zu dem unzufriedenen Knaben sagen hren: "Nun sage mir nur, was du noch willst, du hast das und das und das und bist noch nicht ruhig?" Lebenseinheit, Lebensausdruck, Lebenszusammenhang, berhaupt Leben sucht das Kind und der Knabe; darum reizt das Kind das Bunte, um in der Mannigfaltigkeit die Einheit, den innern Zusammenhang zu erkennen ; daher liebt es die Farben in ihren Zusammenstellungen, Einigungen, um dadurch zur Erkenntni einer innern Einheit zu kommen. Aber ohngeachtet der hohen Bedeutung dieses Triebes in dem Knabenalter des Menschen, wie kommen wir ihm entgegen? Dem hchsten Zufalle geben wir dessen Entwickelung, die Entwickelung zur Auffassung und zum Gebrauche der Farben preis. Nun geben wir wohl dem Knaben, wie so manche andere Sachen, auch Farben und Pinsel, wie man den Thieren zufllig und auch aus Gutmeinen Futter hingibt; aber sie werfen auch sie wie ihr anderes Spielzeug herum, wie jene das nicht aneigenbare Futter; was sollen sie auch damit? Sie selbst verstehen nicht, ihm Leben und Einigung zu geben, und wir, wir verhelfen ihnen nicht dazu. So ganz in sich getrennt, verschieden nun auch Form und Farbe sein mgen, so sind sie doch dem jungen Knaben ein ebenso Ungeteiltes, Ungetrenntes, wie Leib, wie Krper und Leben; ja die Auffassung der Farben scheint dem Knaben wie vielleicht dem Menschen berhaupt durch die Form zu kommen, sowie umgekehrt die Formen durch die Farben mehr hervor und nhertreten. Also die Auffassung der Farben mu sich zuerst an die Auffassung der Form, sowie die Auffassung der Form an die der Farbe knpfen; Farbe und Form anfangs eine ungeteilte Einheit. Da nun Form und Farbe dem Knaben zuerst noch als ein ungeteiltes Ganzes erscheinen, sich aber gegenseitig heben, zur Erkenntni und Einsicht bringen, so ist bey den Bestrebungen, den Farbensinn durch Unterricht und Lehre in dem Menschen durch Anschauung und Selbstdarstellung auszubilden, ein Dreifaches zu beobachten: einmal, da die Formen einfach und bestimmt sind, dem ganz gengend, was sie bezeichnen und darstellen sollen; dann, da die Farben mglichst rein und entschieden klar sind, und den Farben, die es sein sollen, denen des Gegenstandes, besonders des Naturgegenstandes mglichst annhernd entsprechen; endlich, da die Farben mglichst in ihren Verhltnissen zueinander, wie sie die Natur wirklich zeigt, in ihren sich entgegengesetzt bedingten, gleichsam trennenden, oder in ihren zusammenflieenden Einigungen aufgefat werden. Wie die Farben selbst ihrem Eindrucke nach mglichst bestimmt aufgefat werden mssen, so mssen sie auch gleichmig immer mglichst bestimmt an das Wort geknpft, durch das Wort bezeichnet werden ; einmal die reine Farbe an sich, als: rot, grun usw., dann ihrer innern Strke nach dunkel, hoch, hell usw.; dann die einzelnen Farben ihren Arten oder Mischungen nach; hier findet eine doppelte Verschiedenheit statt, einmal Vergleichung der Farben mit Gegenstnden, d. i. Bestimmung und Benennung der Farbenarten durch die Gegenstnde, an welchen sie sich am hufigsten finden, z. B. rosenrot, schwefelgelb, himmelblau; oder durch Vergleichung der Farben unter sich: blaurot, grngelb; oder annhernd; grnlichgelb, blulichrot. Ueberhaupt mssen alle Farbenbestimmungen zuerst von solchen Naturgegenstnden ausgehen, welchen diese Farben vorwaltend und in der grten Unvernderlichkeit eigen sind; sind sie fest, so knnen diese Bestimmungen auch auf die Farben anderer Gegenstnde bergetragen werden. Die Farbenbenennungen, welche von Gegenstnden hergenommen werden, mssen mglichst oft an den Gegenstnden selbst angeschaut werden, z. B. veilchenblau. Bei dem ersten Unterrichte gehe man in wenig verschiedene Bestimmungen ein; nur sehe man darauf, da diese Bestimmungen scharf festgehalten und immer mit Bestimmtheit wiedergegeben werden. Ebenso gebe man beym Gebrauche der frbenden Stoffe dem Knaben mit einem Male nur wenige, aber mglichst bestimmte Farben. Die Zwischenfarben lasse man spter, soweit es angeht,  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ[]`dor Windows 95@@@?f@P gAH+ࡱ> ՜.+,0HP`hp x privat<K DAS HAUPTWERKࡱ> ࡱ>  ࡱ>  ࡱ> ࡱ> ࡱ> L  ࡱ> ࡱ>      -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ[\]^`abcdefZijklmnopqrstuvwxyz{|}~     -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWabcdefghijklmnoYrstuvwxyz{|}~Ue                         - ! 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Zu jener Zeit beherbergte die Keilhauer Anstalt mehr als 50 Zglinge. Trotz materieller Schwierigkeiten hatte sie sich zu einer im Thringer Land bekannten Bildungssttte entwickelt. Nun, da die grten Hemmnisse berwunden schienen, kndigten sich neue, tiefere Nte an. Die Verfolgung aller fortschrittlichen Bestrebungen, die nach den Karlsbader Beschlssen von 1819 immer strker um sich griff, erDocumentSummaryInformation8 ObjectPool@c@c_906820942&9{@c6_906821098 !9{`6fate auch Keilhau (I, 14). Aber noch konnte die Erziehergemeinschaft die Mittel aufbringen, die zur Verffentlichung der jngsten Schrift Frbels erforderlich waren. Sie ging 1826 in Druck und erschien im gleichen Jahr unter dem ausfhrlichen Titel "Die Menschenerziehung, die Erziehungs-,Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt zu Keilhau; dargestellt von dem Stifter, Begrnder und Vorsteher derselben, Friedrich Wilhelm August Frbel. Erster Band. Bis zum begonnUehW$e] ı4   \ 1 4 4 4 4 4 4 4 UeS S S S 8T T zU \ XN] KU -4 Z[4 4 4 4 U S 4  `Ole PIC  LMETA WContents`UeObjInfo      Ole$%&'()*+,-./0 56789@PICDEFGHIJKLMNOP UVWXYL`METAdefghijklmnop uvwxyContentsgObjInfoOle PIC LMETA      m Contents&'()*+,-./056789@ObjInfoFGHIJKLMNOPUVWXY`Oledefghijklmnop uvwxy- PIC - LMETA `Contents{ObjInfoOle      ^ PIC$%&'()*+,-./0  $56789\L@METADEFGHIJKLMNOP UVWXY `ContentsfghijklmnopuvwxyObjInfo     "# Ole$%&'()*+,-./0 56789a@PICDEFGHIJKLMNOP %)UVWXY_L`METAdefghijklmnop uvwxyxS S S 4 jQ4 4 UeS @f4l24 UeS S >S DAS HAUPTWERK DAS HAUPTWERK "DIE MENSCHENERZIEHUNG" Vorbemerkung Im Jahre 1825, etwa zwey Jahre nach Herausgabe der "Fortgesetzten Nachricht von der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau", der letzten seiner sechs bis dahin verffentlichten Kleinen Keilhauer Schriften zur Pdagogik (I, 232), begann Frbel mit der Arbeit an der "Menschenerziehung". Zu jener Zeit beherbergte die Keilhauer Anstalt mehr als 50 Zglinge. Trotz materieller Schwierigkeiten hatte sie sich zu einer im Thringer Land bekannten Bildungssttte entwickelt. Nun, da die grten Hemmnisse berwunden schienen, kndigten sich neue, tiefere Nte an. Die Verfolgung aller fortschrittlichen Bestrebungen, die nach den Karlsbader Beschlssen von 1819 immer strker um sich griff, erࡱ>  ࡱ>  ࡱ>  ࡱ>  L=,ࡱ>  ࡱ> Lg,,II*kCorel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1kjkZb('=- Corel PHOTO-PAINT 6.0 H H<^Ue+Vݫ6i#>Ή?iwt?3͝?;voOۿ- - . ~߃?UeX?~ Ue~Uey}~ UeUe - - 1= j Zb('RF=Corel PHOTO-PAINT 6.0djdObjekt 15LuxxoB??6u H H?>?yg<c- [1>k5>=>('->ࡱ>  =, v\  k\C kk(kltt?>?yg<  II*rCorel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1bjbZb('=Corel PHOTO-PAINT 6.0 H Hk+GW}O_?۳?Pۀۀ ?ۿۿۯ_/ۿ{~1DqDai('Y9Corel PHOTO-PAINT 6.0da dObjekt 13~tw*ug*utu?}6u H H>?{q- 9- 8?10C=1- 0 - ?1`<1p 1c x8G1y ?s- sx|8s8syc- qy?G 19syc- 1|fy-  a9qys! |fy?>s1qyO s0- 1CC>9?sp?g>9q?ss<- ;3?~?1|?81C?  fg, D *   b* C bb(btt>?{q- 9- 8?10C=1- 0 - ?1`<1p 1c x8G1y ?s- sx|8s8syc- qy?G 19syc- 1|fy-  a9qys! |fy?>s1qyO s0- 1CC>9?sp?g>9q?ss<- ;3?~?1|?81C?  fࡱ>  ࡱ> L#odࡱ>  ࡱ> L-/ࡱ> ࡱ>      -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVXYZ[\]^_`abcdezhijklmnopqrstuvwxyz{|}~II*TCorel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1fjfZb('=7Corel PHOTO-PAINT 6.0 H HD?O(_E_V__WWO)__%/o=- - ?- - - ??- - - - - - - ?- - D1&%S%CK(';|1Corel PHOTO-PAINT 6.0dedObjekt 9LuxxoB??6u H H??fsxr0- `11`Às0- cÑs1/?9s9yϙ3??9s9Ϲq?9c<Ϲ4?8#9ǹ6F??H8#p0B??`8- <|Ìbx9gx- - ?- - ?- ??08??  f#o h N   fN C ff(fPtt??fsxr0- `11`Às0- cÑs1/?9s9yϙ3??9s9Ϲq?9c<Ϲ4?8#9ǹ6F??H8#p0B??`8- <|Ìbx9gx- - ?- - ?- ??08??  fUeII*|Corel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1,cjcZb('=Corel PHOTO-PAINT 6.0 H HԷ-[J-KśʟaJԷJmJ߻{- _g- {gٟ;?gٿ[}- g;}﹏gx~Uez~?gUez?-g^ggg1N{0ks('c;Corel PHOTO-PAINT 6.0db+dObjekt 70~tw*ug*utu?}6u H H}x- a- 8- ~c A- - 8<c<0?- p A- 0?- ? a?#< cq?sG|- g1??`s<- cs- g<9c- 1?w??Hs`s?g- 9cs1?w??Ls ds?ggs1?v??X3Lcd3?- g c0#??pc x- C>0'??ps- <s>- #?- c- b- <- ?w?- g"- O?- 2?1- - - ?G??G?- - - ?- ?}- ??- ???- - ???0 ,- ??????- - `à  s? ?- ;- ??- - ???- ????c- - ???#- ????- - ??- ?- - - ??ǽ@- - _- - ?? ??8S?|- - 80?F- |- - <??- ~- ??- - - ??- ??- ???- - 1- ??- - - - - ???~`?- ?l8??(0- 9@@0_8`?- ?`x- ?- ?x- ?- ?x- ??- x??- ?- ?- - ?- ?- - ?- - x? ??a ?- _- x- x- ?- ?1}- ,c c- - ('d- KCorel PHOTO-PAINT 6.0 H H$$$$$h<a۪1;,c3<<(';ࡱ> fyz-/ ,  c,C c,c,(,ctt}x- a- 8- ~c A- - 8<c<0?- p A- 0?- ? a?#< cq?sG|- g1??`s<- cs- g<9c- 1?w??Hs`s?g- 9cs1?w??Ls ds?ggs1?v??X3Lcd3?- g c0#??pc x- C>0'??ps- <s>- #?- c- b- <- ?w?- g"- O?- 2?1- - - ?G??G?- - - ?- ?}- ??- ???- - ???0 ,- ??????- - `à  s? ?- ;- ??- - ???- ????c- - ???#- ????- - ??- ?- - - ??ǽ@- - _- - ?? ??8S?|- - 80?F- |- - <??- ~- ??- - - ??- ??- ???- - 1- ??- - - - - ???~`?- ?l8??(0- 9@@0_8`?- ?`x- ?- ?x- ?- ?x- ??- x??- ?- ?- - ?- ?- - ?- - x? ??a ?- _- x- x- ?- ?ࡱ> fyzII*\Corel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1fjf Zb('=Corel PHOTO-PAINT 6.0 H H,͟??wMݿ?mͿ4?mͿ?h?ᐇ?l???- - - }??- }0- A- - }0 - <q- y>y- y2- - y0- - y<- y<0- - y?- y?- y- ?- - ?- s- - ?- - - ?- ?- ?- ?- - ??- ?- ?- - ??- q?- ?1.;[;KS('CD#Corel PHOTO-PAINT 6.0dedObjekt 50~tw*ug*utu?}6u H Hx|s?g8?<1?<??81- ~x fyzo lR  fRC ff(fXttx|s?g8?<1?<??81- ~x Lo #$ࡱ> ࡱ> Lo4     -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ[\]^_`abcdefghijklnopqrstuvwx|}~II*Corel PHOTO-PAINT 6.0=1O: @O: @Hintergrund H H1/fjf$Zb('=Corel PHOTO-PAINT 6.0 H Hd>E͵͟M2ԟ5 - 1.* v?~??{p?N??{~??{|=?{p???{y- ??{}?<??{? - ??{???'??????- O???- H?`1`55$}('u0%Corel PHOTO-PAINT 6.0de.dObjekt 30~tw*ug*utu?}6u H H<- 8?;!8?g- 9`1- 8s- 9}@18- s9|L18s9|x13?g'x1ǀ?p1p1 O#c'?"?- ?pp?- |?||||?~|D@{????}q?|???- ?- ?@??ׁ????- ?- ?- ?- ?- ?- - <- ?!_?- C?- ?- ?- ?- - ?- - ?- ?- - p- - - ?(`- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - - - - ?@- - ?- - ?- - ???1/f f$('d Corel PHOTO-PAINT 6.0 H Hh/&Dc1&/f- &'&('&ࡱ> o 8  f/C f/f/(/ftt<- 8?;!8?g- 9`1- 8s- 9}@18- s9|L18s9|x13?g'x1ǀ?p1p1 O#c'?"?- ?pp?- |?||||?~|D@{????}q?|???- ?- ?@??ׁ????- ?- ?- ?- ?- ?- - <- ?!_?- C?- ?- ?- ?- - ?- - ?- ?- - p- - - ?(`- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - ?- - - - - ?@- - ?- - ?- - ???ࡱ> fyzgfate auch Keilhau (I, 14). Aber noch konnte die Erziehergemeinschaft die Mittel aufbringen, die zur Verffentlichung der jngsten Schrift Frbels erforderlich waren. Sie ging 1826 in Druck und erschien im gleichen Jahr unter dem ausfhrlichen Titel "Die Menschenerziehung, die Erziehungs-,Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt zu Keilhau; dargestellt von dem Stifter, Begrnder und Vorsteher derselben, Friedrich Wilhelm August Frbel. Erster Band. Bis zum begonnenen Knabenalter." Mit der "Menschenerziehung" legte Frbel seine erste groe Schrift vor, die heute allgemein als sein Hauptwerk bezeichnet wird. Da er, wie schon der Titel aussagt, eine mehrbndige Ausgabe geplant hatte, bemhte er sich im ersten Band, die entscheidenden Ideen und wesentlichen Begriffe seines pdagogischen Systems umfassend darzulegen. Daraus resultiert die besondere Stellung, die die "Menschenerziehung" im Gesammtschaffen Frbels einnimmt. Sie wurde zum Ausgangspunkt fr die weitere Ausaenen Knabenalter." Mit der "Menschenerziehung" legte Frbel seine erste groe Schrift vor, die heute allgemein als sein Hauptwerk bezeichnet wird. Da er, wie schon der Titel aussagt, eine mehrbndige Ausgabe geplant hatte, bemhte er sich im ersten Band, die entscheidenden Ideen und wesentlichen Begriffe seines pdagogischen Systems umfassend darzulegen. Daraus resultiert die besondere Stellung, die die "Menschenerziehung" im Gesammtschaffen Frbels einnimmt. Sie wurde zum Ausgangspunkt fr die weitere Ausarbeitung seiner Pdagogik, der "entwickelnderziehenden Menschenbildung". Da er nach einigen Jahren die eigentlich vorgesehene Richtung des Weiterdenkens, die Erziehung im mittleren und spten Schulalter, verlie und sich nahezu ausschlielich der vorschulischen Erziehung zuwandte, ndert nichts an dem begrndenden Charakter dieser Schrift. Die groe Bedeutung der "Menschenerziehung" fr das Verstndnis der pdagogischen Anschauungen Frbels wre Veranlassung genug gewesen, sie in die vorliegende dreybndige Auswahl seiner Schriften aufzunehmen und, wie das hier erstmals in der Geschichte der DDR geschieht, ungekrzt wiederzugeben. Es galt jedoch auch zu bercksichtigen, da die "Menschenerziehung" zu den wertvollsten Zeugnissen klassischen brgerlichen pdagogischen Denkens gehrt. Sie fgt sich in die Reihe jener Werke ein, in denen die progressiven brgerlichen Pdagogen der damaligen Zeit ihre Auffassungen systematisch darstellten. Ferner war zu bedenken, da diese Schrift dazu beizutragen vermag, dem heutigen Leser die Vielfalt und den Reichthum der Quellen unserer sozialistischen Pdagogik bewutzumachen. Frbel vertrat die Ansicht, mit der "Menschenerziehung" ein Werk von allgemeiner Gltigkeit geschaffen zu haben. Sein 1825 in der Zeitschrift "Die erziehenden Familien" abgedruckter Artikel, der das "Erziehungsbuch" ankndigen und dessen Zweck, Grundlage, Inhalt und Form erlutern sollte, gibt darber Aufschlu. Frbel bekannte dort, da er seine "rein entwickelnde Erziehungs und Unterrichtsweise als       -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ[\]^_`abcdefghijklmnopqrstuvwxyz{|}~rbeitung seiner Pdagogik, der "entwickelnderziehenden Menschenbildung". Da er nach einigen Jahren die eigentlich vorgesehene Richtung des Weiterdenkens, die Erziehung im mittleren und spten Schulalter, verlie und sich nahezu ausschlielich der vorschulischen Erziehung zuwandte, ndert nichts an dem begrndenden Charakter dieser Schrift. Die groe Bedeutung der "Menschenerziehung" fr das Verstndnis der pdagogischen Anschauungen Frbels wre Veranlassung genug gewesen, sie in die vorliegende dreybnd^pזp+ۚrƝ͝ &=^šԡ+Nfߢ*BY`|%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%-     -  !"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>?@ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWabcdefghijklmnoYrstuvwxyz{|}~ͣԣ-@Tl/aԥ(HNdΦ!Da\_gv%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%-- n(ջ nͼ\\@ u@  S4'%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%- `OH e**G4mI<?ty5\%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%-Lo4YEd k,w- -   [""f(t,0=3$5%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%2%%%% %%%%%%%% % %%%-aus Hauptfarben hervorgehen und den Schler selbst herstellen. Die in Farbe darzustellenden, zu malenden Flchen mssen besonders anfangs nicht zu klein sein, und am besten auf Naturanschauungen zurckweisen; sowie berhaupt der Unterricht wie immer an die den Schler zunchst umgebenden Gegenstnde anknpfen und von denselben ausgehen mu, z. B. Bltter, groe Blumen, Schmetterlingsflgel, auch wohl Vgel; vierfige Thiere und Fische haben zu unbestimmte Farben; doch wird das Suchen und Streben, besonders ige Auswahl seiner Schriften aufzunehmen und, wie das hier erstmals in der Geschichte der DDR geschieht, ungekrzt wiederzugeben. Es galt jedoch auch zu bercksichtigen, da die "Menschenerziehung" zu den wertvollsten Zeugnissen klassischen brgerlichen pdagogischen Denkens gehrt. Sie fgt sich in die Reihe jener Werke ein, in denen die progressiven brgerlichen Pdagogen der damaligen Zeit ihre Auffassungen systematisch darstellten. Ferner war zu bedenken, da diese Schrift dazu beizutragen vermag, dem hNaturgegenstnde in ihren eigenthmlichen Farben darzustellen, die Schler um so mehr auf die Farben der Naturgegenstnde in der Wirklichkeit selbst aufmerksam machen, worauf man sie durch ihre eigenen Fragen: ,,Wie soll ich den Stamm dieses Baumes, diese Blume usw. malen?" selbst hinfhren kann. Je selbstndiger nun die Auffassung der Farbe und von dem Gegenstande unabhngiger wird, um so mehr stelle man die Farbe um ihrer selbst willen - .Annn  EINBETTEN \KzL}۳Ueݳ-  !"#$%/IJKLMNOPQR\vwxyľ uD 6K uD 6vK uD 6K uD 6vK uDS 6K uDS 6vK uD 6K uD 6vK uDN 6KuDN 6avKuDuVccF67DEX Y jk~[- \- ]"^"($)$''B(C(L*M*[/\/4252552939;;x?y?%%%%% %%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%% %%%% %%%%%%%%-y?BBFFpIqIZK[KKK&LTLzL{LPPPP5Q6QgQQQ:R;RqTrTUU4W XX1YYSZ\\^^__``bb%% %%%%%%%%%% %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%-blbmbg gmmmmqqvvz}}23GHijٖږ12.˥̥BC45%&Ӭ%% %%%%%% %% %% %%%%%%%%%%%%% %% %% %% %%%%%%%%%%%%%%-ӬԬ,úĺXY YZ^_tudeCD"#CDab- - G'H'%*z,/%%%% %%%% %%%% %%%% %%%%%%%% %%%%%% %%%%%%%%!%%%%%%%-//9;;<<>>Y@Z@BBCCGGII%M&MOO Q QTThXiXccrfsfjrrvvN~O~>?}%%%%%%%%%%%%%% %%%%%%%%%% %%%%%%%% %%% %%%% %%%% %%-$5567889b99:::;;'<=>>>>???@B`FFHI/IWIIJKKKlMRNN!PPRRW%ZA[%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%%-A[`\]7_`b dd0epeJfgghii6knPobppqsNwwxx:yo{{}_}\ъ׎}N?)%%%%%%%%%%%%%%%% %%%%%% %%%%%%%%%%%%%% %% % %%)%%%%-)"#NOP{}DPQV%%8%L%dd,%D\D\D\DDDDD%%%% %%%1%V1% 1%61%#K"@"StandardPa0@0 Ueberschrift 2 < UV]c&A@&Absatz-StandardschriftartCorelPhotoPaint.Image.6 \s   EINBETTEN CorelPhotoPaint.Image.6 \s   EINBETTEN CorelPhotoPaint.Image.6 \s   EINBETTEN CorelPhotoPaint.Image.6 \s   EINBETTEN CorelPhotoPaint.Image.6 \s  -  EINBETTEN CorelPhotoPaint.Image.6 \s  - .Annn %.Annn 6789 ... 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