Inhalt:
1. Allgemeine Information zu den Freunden des Westlichen Buddhistischen Ordens

2. Zur gegenwärtigen Kritik an den FWBO

1. Allgemeine Information zu den FWBO

Die Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens (FWBO) sind eine buddhistische Gemeinschaft, deren Ziel es ist, die buddhistische Lehre im Westen zu üben und für Menschen der modernen Gesellschaften des zwanzigsten Jahrhunderts verständlich und anwendbar zu machen.

Der Buddhismus besteht nun schon seit circa 2500 Jahren. Im Laufe seiner Verbreitung über viele Länder Asiens hat er es verstanden, sich den kulturellen Bedingungen vieler verschiedener Zivilisationen anzupassen. In jedem neuen Umfeld entwickelte der Buddhismus neue Ausdrucksformen und assimilierte zum Teil sogar bereits vorhandene religiöse Formen, die im Licht der buddhistischen Lehre neu interpretiert wurden. Es wurden neue Orden mit unterschiedlichen Strukturen gegründet, neue Meditationspraktiken entwickelt, neue Lehrbegriffe formuliert. Durch diesen Prozess entstanden im Laufe der Zeit eine Unzahl verschiedener Schulen mit teilweise verblüffend unterschiedlichem Erscheinungsbild, die für Außenstehende unter Umständen nur noch mit Mühe als ein und dieselbe Religion erkennbar sind. Trotz dieser Unterschiede sind alle diese Schulen ‘echter Buddhismus’, da sie alle in ihrem Kern dieselben vom Buddha gelehrten Grundprinzipien beherzigen und, wenn auch auf verschiedenen Wegen, die gleiche transzendente Erfahrung hervorzubringen suchen, die ‘Erleuchtung’ genannt wird.

Die FWBO verstehen sich in der Tradition dieser Entwicklungen. Sie lassen sich keiner einzelnen der östlichen Schulen zuordnen, das heißt sie sind weder Zen, noch tibetischer Buddhismus, noch Theravada etc., obwohl sie Elemente aus vielen dieser Traditionen enthalten. Ihr Gründer Sangharakshita ist ein Engländer, der zwanzig Jahre lang in Indien die buddhistische Lehre gründlich studiert und geübt hat. Obwohl er als Theravada Mönch ordiniert wurde, bemühte er sich von Anfang an um einen nicht sektiererischen Zugang zum Buddhismus und studierte unter verschiedenen Lehrern auch die anderen großen Traditionen. Als er schließlich nach England zurückkehrte und sah, dass es auch im Westen großes Interesse an Buddhismus gab, suchte er nach geeigneten Methoden, um die buddhistische Lehre in diesem neuen kulturellen Umfeld zu unterrichten. Was er lehrte, war nichts anderes als die 2500 Jahre alte Lehren des Buddha, doch wendete er sie stets auf die Alltagserfahrungen seiner modernen Zuhörer an und suchte, wo nötig, auch nach neuen, zeitgemäßeren Formulierungen für sie.

1967/68 gründete er eine neue Ordensgemeinschaft, den Westlichen Buddhistischen Orden (WBO) und mit ihm den weiteren Kreis der Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens (FWBO). Da beide dem Versuch entstammen, die buddhistischen Lehren für die Menschen unserer Zeit in westlichen Gesellschaften zugänglich zu machen, ist auch das äußere Erscheinungsbild der FWBO ein modernes Westliches. Die Angehörigen des WBO zum Beispiel tragen keine traditionellen Gewänder, haben keine kahlgeschorenen Köpfe und leben nicht von Almosen; nur ein kleinerer Teil von ihnen lebt zölibatär. Neben einem soliden Grundstock an traditionellen buddhistischen Praktiken, wie Meditation, Ritualen, einer starken Betonung von Ethik, Schriftenstudium etc., die jeder Interessierte kennenlernt, fanden auch neue Elemente Eingang: Zum Beispiel finden die wenigsten Menschen es zeitgemäß, in einem Kloster zu leben; dennoch suchen manche nach Lebensformen, die sie bei ernsthafter spiritueller Übung unterstützen. In den FWBO entstanden daher buddhistische Wohngemeinschaften, in denen Buddhisten miteinander leben und praktizieren können. Ebenso käme heute kaum noch jemand auf den Gedanken, mit einer Bettelschale umherzuziehen, wie es im alten Indien der Fall war; dennoch müssen auch Buddhisten, die sich ihrer spirituellen Übung ganz widmen möchten, irgendwie ihren Lebensunterhalt sichern. Darum entstanden in den FWBO buddhistische Betriebe, in denen Menschen versuchen, spirituelle Übung und Erwerbstätigkeit miteinander zu verknüpfen. (Selbstverständlich sind dies nur Angebote, die bei weitem nicht jeder wahrnimmt. Viele leben zum Beispiel auch mit ihren Familien und gehen gewöhnlichen Berufen nach). In den FWBO wird außerdem große Aufmerksamkeit darauf gelegt, unsere eigenen kulturellen Wurzeln zu würdigen und, wo möglich, in die spirituelle Übung mit einfließen zu lassen: So wird z. B. die Rolle, die die schönen Künste auf dem buddhistischen Weg spielen können, erforscht.

 

II. Zur gegenwärtigen Kritik an den FWBO

Seit etwa zwei Jahren sind die FWBO in England zur Zielscheibe schwerer Vorwürfe geworden. Es hat den Anschein, als versuche dort eine anonyme Gruppe die FWBO systematisch zu diskreditieren. Kernstück dieser Kampagne ist ein - ebenfalls anonym veröffentlichtes - umfangreiches Internetdokument (www.ex-cult.org/fwbo/fwbofiles.htm). Zur Beantwortung der vielen dort formulierten, großenteils völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen sei der Leser auf die Antwort der FWBO hingewiesen, die im Einzelnen, und wo möglich mit Belegen, auf die Vorwürfe eingeht. ( Im Internet unter: www.fwbo.org/criticisms.html. Als gedrucktes Heft erhältlich bei: FWBO Communications Office, 30 Chantry Road, Birmingham B138 DH, England).

Auch in Deutschland kursiert nun ein Artikel, in dessen Licht die FWBO als eine sektenartige und nicht echt buddhistische Gruppierung erscheinen. Die folgenden Anmerkungen beziehen sich auf einige Punkte der dort vorgebrachten Kritik.

Kritikpunkt: die FWBO führen mit der Idee der ‘spirituellen Evolution’ einen dem Buddhismus fremden Gedanken ein.
‘Evolution’ ist natürlich ein moderner, nicht-traditioneller Begriff. Längst hat er den Weg aus seiner Ursprungsdisziplin, der Biologie, herausgefunden und wird als nützlicher Begriff auch zur Beschreibung vielerlei anderer, prozesshafter Vorgänge verwendet. Auch Sangharakshita bediente sich in zwei Vortragsserien aus den Siebzigerjahren dieses damals populären Begriffs. Traditionell wird der Buddhismus als Weg oder Pfad bezeichnet, den jeder gehen kann und der vom gewöhnlichen, unerleuchteten Bewusstsein hin zum erleuchteten Bewusstsein eines Buddhas führt. Sangharakshita beschrieb diesen Pfad als eine Art ‘spirituelle Evolution’ des Menschen, die jedem offen steht, wenn er bereit ist, sich einer entsprechenden spirituellen Schulung zu unterziehen. Evolution wird hier also mehr oder weniger synonym für Entwicklung verwendet. Wie eingangs erläutert, ist die buddhistische Lehre keine bloße Ansammlung festgelegter Formulierungen, so dass nichts dagegen spricht, alte Weisheiten in neue, moderne Worte zu kleiden. Im Übrigen ist die Terminologie vom Weg oder Pfad in den FWBO wesentlich üblicher als die der ‘Evolution’.

Kritikpunkt: Mit der eigentlich unbuddhistischen Vorstellung einer ‘spirituellen Hierarchie’ verschaffen sich Ordensmitglieder eine höhere Position, die sie zu egoistischen Zwecken ausnutzen.
Hier ist es zunächst einmal wichtig zu verstehen, was mit ‘spiritueller Hierarchie’ überhaupt gemeint ist. Wenn der Buddhismus ein Übungsweg ist, der zu einem erleuchteten ‘Seinszustand’ führt - und dies ist der Ausgangspunkt aller buddhistischen Richtungen schlechthin - und wenn Menschen diesen Weg auch tatsächlich gehen können, dann ist damit natürlich auch impliziert, dass es Menschen gibt, die sich bereits mehr geschult haben als andere und über mehr Erfahrung verfügen. Wäre dies nicht der Fall, dann könnte es keine spirituelle Unterweisungen geben und spirituelle Entwicklung an sich wäre logisch unmöglich. Dies und nicht mehr ist mit dem Begriff der ‘spirituellen Hierarchie’ gemeint: Manche Menschen sind spirituell reifer als andere und am Gipfel der spirituellen Entwicklungslinie stehen die vollkommen erleuchteten Buddhas. Diese Vorstellung ist selbstverständlich anfechtbar und viele Nichtbuddhisten werden diese Sicht der Dinge nicht teilen, doch ist sie dem Buddhismus inhärent. Überall in der buddhistischen Tradition wird erfahrenen Lehrern Respekt erwiesen und werden Buddha-Bildnisse verehrt. Wenn in den FWBO allerdings von ‘spiritueller Hierarchie’ die Rede ist, wird immer erläutert, dass es sich hierbei um etwas natürlich Empfundenes handelt. Weder kann jemand für sich selbst einen ‘Platz’ in dieser Hierarchie beanspruchen, noch ist sie in irgend einer Weise festgelegt: Jüngere Ordensmitglieder werden zum Beispiel meist einen natürlichen Respekt für Erfahrenere empfinden, doch was ihre Rechte und Pflichten betrifft haben alle den gleichen ‘Status’. Ein Lehrer kann nur dann für jemand anderen ein Lehrer sein, wenn dieser ihn selbst als solchen empfindet. Sich selbst als ‘spirituell höher stehend’ darzustellen oder daraus gar eine ‘höhere Position’ abzuleiten wird als Zeichen spiritueller Unreife und überdies als unethisch betrachtet.

Kritikpunkt: Die FWBO betreiben einen kritiklosen Personenkult um Sangharakshita.
Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist in der buddhistischen Tradition immer ein Wichtiges gewesen und es ist nur natürlich, dass viele Menschen für Sangharakshita als ihren persönlichen Lehrer und Gründer der FWBO Respekt oder sogar Hochachtung empfinden. Weil Sangharakshita aber eine einseitige und übermäßige Ausrichtung auf den spirituellen Lehrer vermeiden wollte, hat er immer darauf hingewiesen, wie wichtig, auch im spirituellen Sinne, Freundschaften zwischen den Übenden selbst sind. WBO wie auch FWBO verstehen sich daher als ein Netzwerk von spiritueller Freundschaft untereinander, die bewusst gepflegt und gefördert wird. Auch Sangharakshita hat deutlich gemacht, dass er sich selbst lieber als spiritueller Freund des Ordens denn als Guru oder Lehrerfigur sehen möchte. (Vgl. z.B. ‘My Relation to the Order’, S. 24-26, Windhorse Publications 1990). Darüber hinaus war er schon früh darauf bedacht, Ordensangehörige zur Übernahme von Verantwortung für immer mehr Bereiche der wachsenden Gemeinschaft zu bewegen. Sein Ziel war, dass WBO und FWBO von ihm unabhängig werden. Dies ist nun weitgehend der Fall: Schon seit Jahren ordiniert er neue Ordensmitglieder nicht mehr selbst, sondern hat diese große Verantwortung einigen seiner erfahrensten Schüler übertragen. Diese bilden zusammen mit einigen anderen ein offizielles Gremium, das über alle Ordensangelegenheiten in Rücksprache mit dem gesamten Orden entscheidet.

Kritikpunkt: Weil es den FWBO primär darum geht, die eigene Organisation zu vergrößern, binden sie Interessierte durch subtile Manipulation an sich und erzeugen so Abhängigkeiten.
Wie jeder sich anhand eines Veranstaltungsprogramms der FWBO überzeugen kann, ist das Angebot der buddhistischen Zentren recht vielfältig. Es reicht von Yoga, öffentlichen Vorträgen und Meditationskursen über Kunstprojekte und buddhistische Festtage bis zu kontinuierlich fortlaufenden Studiengruppen. Fester Bestandteil sind ‘offene Veranstaltungen’, bei denen jeder kommen kann, um Meditation zu lernen oder über den Buddhismus zu erfahren. Die Teilnahme hieran setzt keine Regelmäßigkeit voraus. Viele Menschen nehmen Angebote der FWBO wahr, ohne sich im Geringsten einer ‘Gruppe’ zugehörig zu fühlen. Manche möchten nur Meditation erlernen und haben keinerlei Interesse am Buddhismus als solchen. Einige tauchen nur von Zeit zu Zeit auf, andere möchten regelmäßig kommen und lernen dabei natürlich andere Teilnehmer kennen, wobei sich mit der Zeit oft Freundschaften bilden. Prinzipiell sind die FWBO für jeden offen und jeder kann und muss selbst entscheiden, wie tief er oder sie sich auf den Buddhismus an sich und auch auf die FWBO einlassen möchte. Eine formelle Mitgliedschaft gibt es nicht. Wer sich entscheidet, von ganzem Herzen den buddhistischen Übungsweg zu gehen und zum Beispiel an dem mehrjährigen Studienprogramm teilnehmen möchte, von dem wird natürlich - wie wohl überall - eine gewisse Verbindlichkeit erwartet. Und wer nach einiger Zeit erkennt, dass die FWBO doch nicht die besten Rahmenbedingungen für die eigene spirituelle Suche bieten, dem steht es selbstverständlich völlig frei, sich von den FWBO - hoffentlich in wechselseitigem Wohlwollen - zurückzuziehen. Dies gilt auch für Ordensangehörige.

Eine kurze Stellungnahme wie die vorliegende kann natürlich nicht alle Fragen und Kritikpunkte abdecken. Deshalb laden wir jeden Interessierten ein, bestehende Fragen oder Zweifel mit uns persönlich anzusprechen. Nähere Information erhalten Sie von:

Buddhistisches Zentrum Essen
Herkulesstr. 13a
45127 Essen
tel: 0201/230155
e-mail: FWBO.Essen@t-online.de

Buddhistisches Zentrum Minden
Obermarktstr. 23
32425 Minden
tel: 0571/87476 oder 9424767
e-mail: Minden@FWBO.de

Buddhistisches Tor Berlin
Hessische Str. 12
10115 Berlin
tel: 030/285 98 139
e-mail: Berlin@FWBO.de

Im Internet: http://www.fwbo.de