In einer eMail vom 05.05.97 03:12:17, schreibt NewsBote@aol.net:

Thema: Roswell - Nach 50 Jahren Ufo-Kultstaette
Datum: 05.05.97 03:12:17
From: NewsBote@aol.net

Von Rudolf Merget, dpa

Hamburg (dpa) - Das US-Verteidigungsministerium hat vor gar nicht allzu langer Zeit einen neuen Versuch unternommen, um die Bevoelkerung zu ueberzeugen, dass die Armee keinen Kontakt zu Ausserirdischen hat, dass es keinen Unterschlupf fuer Ausserirdische unter der Wueste von Nevada gibt und dass auch nirgendwo Ueberreste eines nicht identifizierten Flugobjektes (Ufo) verborgen gehalten werden.

Das Pentagon liess vielmehr wissen, dass die Streitkraefte die Suche nach Ausserirdischen, den sogenannten Aliens, schon vor 18 Jahren aufgegeben haetten, da dies nur eine Verschwendung von Geldern der Steuerzahler sei. Die Gemeinde der ueberzeugten Ufo-Fans wollte darin allerdings nur ein weiteres Vertuschungsmanoever der Regierung sehen.

Vor einem halben Jahrhundert hatten zwei Ereignisse praktisch am Anfang der modernen Ufologie gestanden. Am 24. Juni 1947 erregte der Privatflieger Kenneth Arnold Aufsehen mit seinem Bericht ueber eine Formation von silberglaenzenden Scheiben in atypischer Bewegung am Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington. Die Presse praegte damals dafuer die Bezeichnung "Fliegende Untertassen", von denen in den darauffolgenden Monaten eine Reihe weiterer Exemplare gesichtet wurde. Arnold schuf damit den Rahmen fuer alles, was spaeter mit dem Akronym Ufo versehen wurde.

Zwei Wochen nach dieser Vision Arnolds fand ein Schafzuechter bei Roswell im US-Bundesstaat New Mexico ein ungewoehnliches Wrack aus Plastikteilen - duennes und leichtes Material mit einem hieroglyphenaehnlichen Muster. Die Wrackteile wurden zu einem Luftwaffenstuetzpunkt in der Naehe der laendlichen Gemeinde Roswell gebracht. Kurz darauf verbreiteten die Medien eine offizielle Mitteilung, dass das oertliche Luftwaffenkommando der Armee eine "Fliegende Untertasse" erbeutet habe.

Doch nur drei Stunden spaeter wurde der publizistische "Schnellschuss" des Militaers dahingehend berichtigt, dass bei Roswell lediglich ein "Wetterballon" niedergegangen sei. Dies konnte nicht verhindern, dass das voruebergehend in Vergessenheit geratene Ereignis im Laufe von 50 Jahren zu einer Art "Heiligen Gral" der Ufologen geworden ist.

Erst 30 Jahre darauf, als saisonmaessig an- und abschwellende Berichte ueber Ufo-Sichtungen schon zu weltweiter Routine geworden waren, begann der Fall Roswell nicht zuletzt durch die Bemuehungen des amerikanischen Ufo-Fans Stanton T. Friedmann wieder Furore zu machen. "Fliegende Untertassen sind real", dozierte Friedmann auf Vortragsreisen und nannte den Zwischenfall von Roswell "eines der erstaunlichsten Ereignisse der Weltgeschichte".

Nach fester Ueberzeugung der Verfechter des Ufo-Glaubens hat das US-Militaer 1947 nicht nur eine "Fliegende Untertasse", sondern auch die Leichen der Besatzung geborgen und verschwinden lassen. Dem Gebiet von Roswell kam dabei eine ganz besondere Bedeutung zu: Dort war naemlich der Stuetzpunkt der 509. Bombergruppe, die 1945 die Atombombenangriffe auf die japanischen Staedte Hiroshima und Nagasaki flog. Und etwa 150 Kilometer von dort entfernt liegt Alamogordo, wo knapp zwei Jahre vor dem Roswell-Zwischenfall der erste Atompilz aufstieg.

Zu den inzwischen aufgebotenen Augenzeugen des angeblichen Absturzereignisses praesentierte der Brite Ray Santilli 1995 einen angeblich aus amerikanischen Militaerbestaenden kommenden "Dokumentarfilm" zum Thema "Roswell - Szenen einer Alien-Autopsie", die von US-Aerzten durchgefuehrt worden sein soll. Aber selbst Johannes v. Buttlar, Autor eines Buches ueber "Die Ausserirdischen von Roswell" mit dem Untertitel "Protokoll einer Verschwoerung" hatte Zweifel an der Echtheit des auch im Fernsehen ausgestrahlten Films.

Ufo-Berichte sind mehrmals Gegenstand von Untersuchungen durch den US-Kongress gewesen, ohne dass es jemals neue Hinweise auf den Roswell- Fall oder sonstige Ufo-Abstuerze gegeben haette. Die US-Luftwaffe und der Rechnungshof haben Elaborate zusammengestellt, in denen es hiess, dass das 1947 gefundene Wrack zwar kein Wetterballon, sondern vielmehr ein Spezialballon gewesen sei, mit dem sowjetische Atomexplosionen aufgespuert werden sollten.

Als vor kurzem im Zusammenhang mit dem Selbstmord der amerikanischen Sektenmitglieder die Vorstellung von einem Ufo im Gefolge des Kometen Hale-Bopp bekannt wurde, erklaerte Pentagon- Sprecher Ken Bacon: "Wir koennen die Existenz von Ufos nicht bestaetigen, und wir haben auch keine Ueberreste eines Ufos in Besitz." Bacon ergaenzte, dass die Luftwaffe zwischen 1947 und 1969 als Teil des "Projektes Blaubuch" 12 618 Sichtungen angeblicher Ufos untersucht und keinen Hinweis gefunden habe, dass es extraterrestrische Raumschiffe geben.

Solange eine Vielzahl von Wissenschaftlern davon ausgeht, dass allein in unserem Milchstrassensystem mit 10 000 hoeheren Zivilisationen zu rechnen sei und die Gesamtzahl der im Universum vorhandenen Galaxien auf 200 Milliarden geschaetzt werden muesse, duerfte die Phantasie der Ufologen immer neue Blueten treiben. Sicher haben auch zunehmende astronomische Erkenntnisse ueber das Vorhandensein extrasolarer Planeten den Ufo-Glauben weiter bestaerkt.

       (C)dpa
       050350 Mai 97