TÖDLICHER SEKTEN-WAHN - die teuflischen Tricks der Seelefänger


 Buchempfehlung:

 Vor kurzem (April 1995) erschien in der BETTENDORF'schen Verlags-
 anstalt GMBH geschrieben von der Journalistin LUISE MANDAU das Buch

 'TÖDLICHER SEKTEN-WAHN - die teuflischen Tricks der Seelefänger'
 (ISBN 3-88498-074-4,  380 S., Ln.gb., DM 39.80)

 Das Buch berichtet über
  den Sonnentempler-Orden
  die Davidianer-Sekte,
  die Volkstempler-Sekte
  Die 'Kinder Gottes'
  Die OSHO Bhagwan-Bewegung
  Hare Krishna
  Sant Thakar Singh
  Die Sekte des Guru Sri Chinmoy
  Brahma Kumaris
  World Spiritual University
  Die Zeugen Jehovas
  Das Universelle Leben der Gabriele Wittek
  FIAT LUX
  MUN-Sekte / Die Vereinigungskirche
  Psychokulte
  Lafayette Ronald Hubbard und seine Scientology Kirche e.V.
  EST - Erhard Seminar Training
  BEP Helmut Josef Ament
  Satans-Sekten
  Church of Satan
  Ecclesia Gnostica Catholica (Gnostisch-katholische Kirche)
  The Finders / Die Entdecker
  Fraternitas Saturni (FS)
  Ordo Saturni / Orden des Saturn
  Ordo Templi Orientis / O.T.O.
  Thelema - Orden des Argentum Astrum
  Der neue Teufelspakt
  Das 18. Kapitel beschäftigt sich mit der Implementierung
   von Sekten in den Neuen Bundesländern
  Heinz Volkhammer und seine 'eine Religion'
  Erfahrungen aus einer ISKCON-Elterninitiative
 u.a.

 Es ist leicht lesbar geschrieben, gibt im Anhang eine Reihe von
 Adressen und Literatur-Hinweisen, 22 Fotos.

 Zahlreiche Druckfehler lassen auf die Hetze schließen, in der das
 Buch herausgegeben wurde. ES scheint ein heißer Markt zu sein....

 Aus dem Vorwort: (S.9-20):
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 VORBEMERKUNG     »Wehret den Anfängen«

 Haben Sie eine Tochter im Teenageralter, die idealistisch und opferbereit
 ist?  Haben Sie einen heranwachsenden Sohn, der die Gesellschaft kritisch
 betrachtet und nach dem Sinn des Lebens sucht?  Kennen Sie einen Teenager,
 der die Welt verbessern möchte?  Haben Sie einen Partner, Angehörigen oder
 Bekannten, der von einer Sekte fasziniert ist?  Oder kennen Sie jemanden,
 der einfach unglücklich ist, einsam, unzufrieden mit der Arbeit oder sei-
 nem Leben?  Dann geben Sie ihm dieses Buch zu lesen, denn diese Menschen
 sind für Sekten beliebte Ansprechpartner.  Wenn ein Mensch die Machen-
 schaften der Sekten durchschaut, kann er von ihnen nicht mehr »gegriffen«
 werden.  Dann wird er der Versuchung nicht mehr erliegen, den Versprechun-
 gen einer Sekte oder einer ihrer Tarnorganisationen zu glauben.
 *Ich reiße in diesem Buch vielen Sektengurus die lächelnden Masken vom*
 *Gesicht und zeige ihre menschenfeindlichen Fratzen.*
 Ich spreche nicht vom Glauben.  Ich habe Achtung vor dem Glauben eines
 jeden Menschen.  Ich spreche über den Mißbrauch gläubiger Menschen.  Ich
 kläre auf, mit welch subtilen Mitteln manche Sektenführer aus ihren gläu-
 bigen Anhängern willenlose Werkzeuge machen.

 Sekten sind fast immer eine große Gefahr.  Ich warne jeden, auch den, der
 vielleicht nur aus Neugier einmal in solch eine Sekte »reinschnuppern«
 möchte.  Es kann sehr schnell gehen, und Sie sind sektensüchtig!  Manchmal
 braucht es nur eine halbe Stunde, und Sie sind fest in den Fängen einer
 Sekte.
 Und denken Sie daran, wenn Sie auf der Straße angeworben werden: Egal,
 welch ein Himmelreich auf Erden Ihnen versprochen wird, die meisten
 Sektenführer haben nur eines im Sinn: Sie wollen Geld und Macht.  Dafür
 brauchen sie Sie.  Glauben Sie nicht an die Harmlosigkeit einer Sekte.
 Gurus von Psychokulten machen sich die Menschen untertan, und sie sorgen
 dafür, daß ihre Anhänger bald den Bezug zur Realität verlieren, daß sie
 nur noch für »sie« leben und arbeiten.  Viele entpersonifizieren ihre
 Anhänger zunächst über Gehirnwäschen und machen sie dann zu willfährigen
 Sklaven.
 Sektenführer der Psychokulte - die persönlichkeitsmordenden Götter sind
 unter uns.
 Es sage niemand, Sekten seien harmlos.  Wir dürfen nicht weiter nur
 zusehen.  Das Treiben verschiedener Sekten und ihrer Führer darf nicht
 länger als Spinnerei abgetan werden.
 Manche Sektenführer streben eine Art Weltherrschaft an.  Sie fühlen sich
 ermächtigt, die Welt und ihre Menschen - nach ihrer eigenen obskuren
 Wahrheit - in das »neue Paradies« auf Erden zu führen.
 Viele rauben ihren Anhängern erst die Persönlichkeit, dann das Geld.
 Es gibt Sektenführer, die aus ihren Anhängern Werkzeuge machen, die ihnen
 bedingungslos folgen - manchmal sogar in den Tod.  Das haben Luc Jouret
 und seine 53 toten Anhänger in der Schweiz, David Koresh und seine 85
 toten Anhänger in Texas und Jim Jones und seine 900 toten Anhänger in
 Guayana bewiesen.

 *Die Zeit ist gekommen, näher hinzusehen!*

  Die Sektenszene ist undurchsichtig geworden.  Immer wieder sprießen neue,
 obskure Bewegungen wie Pilze aus dem Boden.  Experten schätzen, daß es
 allein im Münchener Raum über 650 Sekten gibt.  Tendenz steigend.  Und
 diese Sekten ziehen immer mehr Bürger in ihren Bann.  Zwei Millionen
 Deutsche sind bereits ihre treuen Anhänger.  Daß sie sich mit dem Eintritt
 in eine Sekte häufig auch in große Gefahr für ihr Leben begeben, ist den
 meisten Deutschen nicht klar.  Fast alle diese Sekten haben die Endzeit-
 lösung im Programm.  So auch der »Sonnentempler-Orden«, der im Oktober
 1994 mit 53 Toten weltweit für Aufsehen sorgte.  Der selbsternannte Mes-
 sias Luc Jouret ging mit seinen Anhängern in den Tod.
 War es Massenmord oder Suizid in religiösem Wahn?  Wir wissen es nicht.
 Aber eines wissen die Experten sicher, nämlich daß es bis zum Jahr 2000
 immer mehr solcher Massen(selbst)morde geben wird; denn viele Sekten
 glauben, daß zur Jahrtausendwende die Apokalypse also der Weltuntergang -
 eintreten wird.
 Die Sektenbeauftragten von Kirchen, Kommunen und Ländern sehen der
 dramatischen Entwicklung mit Sorge entgegen.  Denn im Grunde sind sie
 hilflos.  Was ab und zu von dem finsteren Treiben innerhalb mancher Sek-
 ten bekannt wird, läßt uns alle erschaudern.  Da kettete der australische
 Farmer Ralph Vollmer (56) seine Frau Joan (49) eine Woche lang im Schwei-
 nestall an und ließ sie bei 40 Grad im Schatten ohne Wasser und Nahrung,
 weil sie vom »Teufel besessen« sei.  Die Frau starb nach dieser qualvollen
 Woche an einem Herzinfarkt.  Der Ehemann und seine Helfershelfer bekamen
 zwei Jahre Gefängnis.  Sie wurden nicht wegen Mordes, sondern nur wegen
 Freiheitsberaubung angeklagt.
 Da standen Ekkehard Höfig (43) und seine Frau Iris (35) in Nürnberg vor
 Gericht, weil sie einer »Gemeindeschwester« den Teufel austreiben wollten.
 Doris B. (35) war mit einem Afrikaner verheiratet, und deshalb stand für
 den Sektenführer der sogenannten Immanuel-Gemeinde fest, daß sie »über
 den Geschlechtsverkehr mit diesem farbigen Mann von Voodoo-Dämonen beses-
 sen war«.  Ekkehard Höfig und seine Frau beschlossen: Doris B. muß
 reingewaschen werden - mit dem Blut Jesu.  Nach einem Gottesdienst
 versperrten sie der Frau den Weg und folterten sie.  Man zog die junge
 Frau aus - vier andere Sektenführer halfen bei der mittelalterlich anmu-
 tenden Folterung - und man »salbte« die »Besessene« im Genitalbereich.
 Da kämpft die Familie der Siemens-Erbin Sybille Gräfin Blücher von
 Wahlstatt um das Geld ihrer am Pfingstmontag Verstorbenen.  Die Gräfin
 soll der »artepur Stiftung« in Liechtenstein 40 Millionen Mark vermacht
 haben.  Die 57jährige litt an einem Gehirntumor und vermachte ihr Geld
 kurz vor ihrem Tod einer Bewegung namens »Weiße Quelle«.  Sektenchef
 dieser Bewegung ist der Ex-Lehrer Gideon Flachsmann alias Gideon Font-
 alba (45).  Die Gräfin und der Ex-Lehrer gründeten in Liechtenstein die
 Stiftung »artepur«.  Ziele: Völkerverständigung und Bildung - aber auch
 »Bestärkung von Persönlichkeiten, die im Sinne der Stiftung wirken«.
 Ein Bevollmächtigter der »artepur« ist Helmut E. (57), gegen den die
 Staatsanwaltschaft in München und Düsseldorf wegen Konkursbetrugs und
 Steuerhinterziehung ermitteln soll.  Helmut E. war mit der Gräfin bekannt.
 Sie kaufte ihm für 800.000 Mark eine alte Mühle ab: Das Sektenzentrum
  »Rotas«.  Die Gräfin tat noch mehr für die Sekte und ihren Führer.  Sie
 kaufte auch eine Villa in Baden-Baden namens »Rosengarten«.  Betreiber ist
 die Firma »Solart«.  Ihr Gesellschafter ist der Sektenchef Flachsmann.
 Der Geschäftsführer ist der Sohn des Mühlenverkäufers Helmut E. Die Fami-
 lie der Gräfin fürchtet, daß diese der Sekte bereits fünf Millionen Mark
 geschenkt hat, und will verhindern, daß ihr weitere 40 Millionen Mark aus-
 gezahlt werden.  Allein die Umstände um den Tod der Gräfin waren merkwür-
 dig.  Sie war in ein Sterbehospiz gegangen und überraschend nach Hause
 zurückgekehrt.  Die Angehörigen der kranken Gräfin durften sie trotzdem
 nicht sehen. »Wir hatten keine Möglichkeit, sie zu besuchen«, berichteten
 die Erben. »Immer wurden wir abgewimmelt.  Von Pflegerinnen oder Leuten,
 die wir nicht kannten.« Als Ärzte und Anwälte schließlich per Gerichts-
 beschluß in die Wohnung eindrangen, lag die Gräfin bereits im Sterben.
 Am Pfingstmontag starb sie.  Ihre Todesanzeigen waren seit Februar be-
 stellt.  Ohne das Geld der Gräfin geht es der »Weißen Quelle« spürbar
 schlechter.  Sektenchef  Flachsmann: »Wir sind wie gelähmt, können nicht
 mehr richtig arbeiten.  Das Vermögen, das uns die Gräfin vermacht hat,
 wurde durch die Aktivitäten der Familie Blücher mit einer Sperre belegt.
 Ich habe nicht einmal genug Geld, um meine Frau zur Kur zu schicken.
 « Bis der Prozeß um die Millionen der Gräfin entschieden wird, sitzt
 die »Weiße Quelle« nun auf dem trockenen.  Weder der Sektenchef noch
 Helmut E. kommen an das Geld heran.

 Solche Berichte häufen sich.  Als besonders gefährlich werden die Psycho-
 kulte eingestuft, denn sie führen zu tiefgreifenden Persönlichkeitsverän-
 derungen und Abhängigkeiten.  Viele dieser Sekten werben junge Leute mit
 dem Versprechen an, aus ihnen einen neuen Menschen ohne Schwächen zu
 schaffen, der glücklich, erfolgreich und im Besitz der einen, reinen
 und einzigen Wahrheit ist.
 Viele Jugendliche, die innerhalb ihrer eigenen Familie keinen richtigen
 Halt gefunden haben, sind fasziniert.  Sie verschreiben sich diesen Sek-
 ten mit Haut und Haaren.  Die Folge: Das soziale Umfeld des einzelnen
 wird völlig zerstört.  Ehen gehen in die Brüche, Familien zerbrechen,
 und die Menschen verlieren ihr Gut und Geld an Sekten.  Es gibt für vie-
 le Sektenanhänger weder Vater noch Mutter und auch keine Freunde mehr.
 Am Ende sind diese Sektenmitglieder seelisch entwurzelte Menschen, deren
 einziger Halt ihr Guru ist.

 Für Prof.  Dr. theol.  Klaus Weber von der Universität Koblenz sind Sekten
 kein Zeichen für eine Glaubenskrise, sondern für eine Glaubwürdigkeits-
 krise.
 Es gibt sehr viele Menschen, die nach dem Sinn des Lebens suchen, die
 Antworten auf Fragen haben möchten, die ihr Innerstes betreffen.  Viele
 dieser Menschen haben das Zutrauen zu den beiden großen Kirchen verloren.
 Sie wenden sich an kleinere Gruppierungen, an Sekten, denen sie dann
 kritiklos und ergeben folgen.  Für Professor Weber liegen die
 Schwachpunkte der großen Kirchen auch im Personalbereich.  Dies gelte vor
 allem für die katholische Kirche, bei der ein beachtlicher Schwund an
 wirklichen Seelsorgern festzustellen sei.  Aber auch die Mentalität der
 Bürger habe sich verändert.  Man liebt den Rückzug ins Private und läßt
 sich von den Vertretern der Kirchen nicht gern ins Privatleben hinein-
 reden.  Wahrscheinlich auch deswegen, weil die Kirchenvertreter nicht
 mehr den Ton finden, mit dem sie die Leute erreichen könnten.  Die man-
 gelnde Bereitschaft, sich von der Kirche etwas sagen zu lassen, oder
 die geringe Akzeptanz der kirchlichen Vertreter bei den Menschen einer-
 seits und andererseits die Bereitschaft der Sektenmitglieder, den Gurus
 in einem Ausmaß zu gehorchen, wie es ein Pastor nie erwarten würde,
 bleibt auch für Professor Weber ein Geheimnis.  Offensichtlich hat der
 Mensch, der in eine Sekte eintritt, den Eindruck, er könne die gesamte
 Struktur durchschauen und sich wie in einer Familie wohlfühlen.  Daß er
 sich dabei oft irrt, ist eine andere Frage. Aber zunächst haben diese
 Menschen das Gefühl, in einer solchen Sekte eine Heimat gefunden zu haben.
 Eine Erklärung ist sicherlich auch eine gewisse Institutionsmüdigkeit und
 Politikverdrossenheit.  Unter diesem Handicap leiden nicht nur die Kirchen.
 Wir finden solche Phänomene heute auch bei Gewerkschaften, denen inzwi-
 schen zweistellige Millionenbeträge aus Mitgliedsbeiträgen entgehen,
 weil die Menschen sich nicht mehr straff einbinden lassen wollen.
 Alle diese Institutionen - einschließlich der beiden Kirchen - sind in
 ihrer Größe für den einzelnen unübersichtlich.  Deshalb stoßen sie - nach
 Professor Weber - auf immer mehr Ablehnung.
 Hinzu kommt die stärker werdende Vereinsamung der Menschen in Großstädten,
 das Alleinsein geschiedener oder aus beruflichen Gründen von Familie und
 Freunden getrennter Menschen, die sich häufig in persönlichen Krisensitua-
 tionen für die Sekten öffnen.

 »Für die vereinsamte Frau«, erklärt Pfarrer Keden, Sektenbeauftragter der
 evangelischen Kirche in Düsseldorf, »ist es ein Herausreißen aus der
 Einsamkeit, wenn beispielsweise Zeugen Jehovas am Sonntagvormittag
 klingeln und sich mit ihr unterhalten.  Das ist für die alte Dame oder die
 geschiedene, völlig vereinsamte Frau doch viel besser, als nur das Fernse-
 hen als Unterhalter zu haben.«
 Sektenangehörige sind fest davon überzeugt, zu den »Auserwählten« zu
 zählen.  Ihr Guru hat ihnen eingetrichtert: »Ihr wißt mehr« oder »Ihr wer-
 det überleben«.  Die Sekte wird zum einzigen Ort, an dem sich die Anhänger
 gut aufgehoben fühlen.
 »Werber der Sekten«, erklärt Ralf-Dietmar Mucha von der Aktion Psychokult-
 gefahren e.V. in Düsseldorf, »haben einen Blick für Schwachpunkte der
 Menschen.«  Für Mucha sind Sekten »eine Art Infektionskrankheit für die
 Seele«.  Von dieser Seeleninfektion sind inzwischen mindestens zwei Mil-
 lionen Menschen in der Bundesrepublik betroffen.  Es glaube niemand, daß
 ausschließlich schwache Menschen Sektenopfer werden.  Manche Gruppen
 spezialisieren sich auf die Anwerbung erfolgreicher und vor allen Dingen
 wohlhabender Leute.  Der Sektenfänger will alles über seine Angeworbenen
 wissen.  Er will ihre Träume, ihre Hoffnungen und auch ihre Ängste kennen-
 lernen.
 »Gutverdienend, zwischen 30 und 50, intelligent, bildungswillig, oft
 Akademiker«, so charakterisiert Helga Lerchenmüller, Sektenexpertin bei
 der Stuttgarter Aktion Bildungsinformation, den typischen Sektenanhänger
 von heute.  Die Sektenszene hat sich verändert.  Die »Jünger« kommen nicht
 mehr im orangefarbenen Outfit daher.  Der moderne Sektenanhänger trägt
 längst einen schicken Zweireiher.  Das ganze esoterische Brimborium ist
 selbstverständlich nicht verschwunden, es wurde von den Sekten nur
 moderner und zielgruppengerechter verpackt.  Moderne Sekten versprechen
 auch nicht mehr nur das himmlische Paradies auf Erden.  Sie locken ihre
 Anhänger mit Geld, Erfolg, Macht, Kreativität, Kommunikation und einem
 neuen Selbstbewußtsein.  Sie versprechen dem Manager charismatische
 Überzeugungskraft, der schüchternen Einsamen mehr Selbstbewußtsein und
 einen Traumpartner, dem Künstler mehr Kreativität und die richtige
 Inspiration.  Die Folge davon ist ' daß sich auch Banker, Manager und
 Professoren beispielsweise bei den Scientologen stundenlangen Saunagängen
 unterziehen und wie verrückt Vitaminpillen schlucken, um sich gegen
 schädliche Strahlungen zu schützen.  Es gibt Ärzte, Lehrer und Psychologen,
 die die ultrarechten, rigiden Weltverbesserer des VPM gut finden, und
 gestandene Geschäftsleute lassen sich in dem sechzigstündigen, sündhaft
 teuren Psychoschwitzkasten von Werner Erhard zum »Boß ihres eigenen
 Lebens« therapieren.
 Auch die Schauplätze haben sich geändert.  Heute kann man Sekten auf
 Managementlehrgängen, bei Studentenorganisationen oder auf
 wissenschaftlichen Symposien begegnen.  Es gibt Sekten, die sich hinter
 einer Partei oder humanitären Verbänden verbergen.  Sekten sind oft
 Eigentümer von Bioläden, Unternehmensberatungen und
 Immobilienkonzernen.  Es gibt Sekten, die inzwischen sogar schon in
 Kindergärten und Schulen um neue Schäfchen werben oder Todesanzeigen
 lesen, um die trauernden Hinterbliebenen für sich zu gewinnen.  Können wir
 uns überhaupt noch wirksam vor dem Zugriff der Sekten schützen?  Kriegen
 sie uns alle?

 Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Teenager, dessen erste Liebe zerbro-
 chen ist.  Sie sind furchtbar traurig, fühlen sich allein und verlassen
 und möchten am liebsten nicht mehr leben.  Und dann kommt jemand, nimmt
 Sie bei der Hand und führt Sie in eine Gruppe von Menschen, die Sie förm-
 lich mit Liebe überschütten.  Sie merken plötzlich, daß Sie wichtig sind.
 Sie fühlen sich anerkannt und geliebt.  Stellen Sie sich vor, Sie sind
 ein Teenager, der nach dem Sinn des Lebens sucht und mit seinen Eltern
 überhaupt nicht mehr zurechtkommt.  Und Sie werden von freundlichen jun-
 gen Menschen angesprochen, mit in eine Gruppe genommen und kommen mit
 ihnen auf Anhieb zurecht.  Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Schauspie-
 ler, und jemand kommt und verspricht Ihnen den großen Erfolg.  Sie haben
 gerade einen Karriereknick.  Kein Mensch will Ihnen eine Rolle anbieten.
 Stellen Sie sich vor, Sie hätten gerade Ihren Partner verloren - durch
 Tod oder Scheidung -, stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem Wende-
 punkt in Ihrem Leben, und jemand verspricht Ihnen, daß alles gut für
 Sie werden wird.  Und stellen Sie sich vor, Sie sind allein, fühlen
 sich einsam und von der Welt verlassen, und jemand kommt, nimmt Sie
 bei der Hand und verspricht Ihnen, daß Sie fortan nie wieder allein
 sein werden.  Folgen Sie ihm?
 Die Sekten können viele von uns fangen.  Diejenigen, die religiös
 aufwuchsen und denen die Kirchen nicht genügend Schutz, Hilfe und
 Sicherheit bieten, sind auf der Suche nach dem »wahren Christentum«.
 Und diejenigen, die nicht religiös sind, kann man fassen, wenn sie
 gestreßt sind, sich großen Erfolg wünschen oder gerade mutlos sind.
 Die fallen dann auf Scientology & Co. herein.

 Eines haben alle Sekten gemeinsam: Sie geben ihren Anhängern das Gefühl,
 daß sie nur in der Gruppe Glück, Geborgenheit, Sicherheit und Liebe finden
 können.  Das ist wichtig für die Gurus.  Nur dann bleiben ihre Jünger bei
 ihnen.
 Sind Sie dann Mitglied einer Gruppierung geworden, wird Ihre Vergangen-
 heit ausgelöscht.  Alles, was Ihr bisheriges Leben ausmachte, war falsch
 und schlecht. «Euer rationales Denken hindert euch an einem phantastischen
 Fortschritt.  Gebt nach.  Laßt los.  Habt Vertrauen.« Mit solchen Sätzen
 locken beispielsweise die Munies als geübte Verführer.
 Jede Sekte hat auch ihren ganz persönlichen »Teufel«.  Der kann das nahe
 Ende der Welt sein, der Dritte Weltkrieg oder, wie früher bei der
 Vereinigungskirche, die Kommunisten.  Es gibt unendlich viel, was uns
 Menschen Angst einjagen kann.  Als Sektenmitglied jedoch wird uns diese
 Angst gleich wieder genommen.  Denn wenn wir in der Sekte bleiben, wird
 uns nichts passieren.  Wir werden gerettet.  Wir überstehen jede
 Katastrophe.  Nur eines dürfen wir auf keinen Fall tun: Aussteigen.  In
 diesem Fall müßten wir mit dem Schlimmsten rechnen.  Mit dem Spiel um
 Hoffnung und Angst gelingt es den Sektengurus, ihre Anhänger in einen
 veritablen Verfolgungswahn fallen zu lassen.  Als Mitglied einer Sekte
 dürfen wir mit keinem »Ungläubigen« verkehren, weil dessen unreine Ströme
 uns schweren Schaden zufügen könnten.
 Beim Lesen dieses Buches werden Sie oft genug erschüttert sein, wenn Sie
 erfahren, wie die Anhänger mancher Sekte leben.  Denn die meisten Sekten
 sind streng hierarchisch ausgerichtet.  Sie sind sehr autoritär.  Lob und
 Tadel, Bestrafung und Angst und ein ständiges Schuldgefühl treiben die
 Anhänger vieler Sekten zu wahren Höchstleistungen.  Da berichtet
 beispielsweise ein früherer Munie, daß er ständig ein schlechtes Gewissen
 hatte, weil er Hunger bekam oder müde wurde.
 Jeder Psychologe weiß, daß bei uns Menschen Verhalten, Gedanken und
 Gefühle übereinstimmen müssen, wenn wir gesund und harmonisch leben
 wollen. Sektenführer verändern als erstes das Verhalten jedes Neulings.
 Sein Verhalten wird durch Rituale auf die jeweilige Sektenideologie ein-
 gestimmt.
 Die Gefühle und Gedanken dieses Neulings folgen dann von selbst. »Gelingt
 es, alle drei Komponenten zu verändern, wird das Individuum
 hinweggefegt«, weiß Steven Hassan aus bitterer Erfahrung zu berichten.

 Prof.  Dr. Klaus Weber faßt zusammen: »Alle Sekten haben eines
 gemeinsam: Sie funktionieren nach dem Gefolgschaftsprinzip.  Da, wo der
 Glaube nicht kontrolliert wird vom Verstand, von der Ratio, wird er
 unweigerlich zu einem schwärmerischen Glauben.  Und der ist schlecht, weil
 er bestimmte Seiten des Menschen von vornherein ausklammert.  Es gehört
 zu den Geheimnissen des Menschen, daß er sich ein Jenseits wünscht.  Ob
 es eins gibt, kann niemand beweisen.  Aber der Mensch ist, wenn man ihn
 in Ruhe betrachtet, ein Wesen, das sich immer wieder fragt: 'Was kommt
 nach meinem Tod?' oder 'Warum muß ausgerechnet dieser Mensch so leiden?'
 Solche Fragen stellen sich Menschen immer wieder.  Aber sie sind nicht
 lösbar.  Und da Sekten scheinbar für alle Fragen eine Lösung haben, fin-
 den Sie immer wieder Menschen, die ihnen verfallen.«