Die Göttlichen Prinzipien San Myung Muns

Die Basis der Theologie Muns ist dualistisch im Yin-Yang-Denken des Taoismus verwurzelt. Mit Yin und Yang wird im Taoismus die Polarität des Seins ausgedrückt: Männlich - Weiblich, Menschlich - Göttlich, Gut - Böse, Schwarz - Weiß usw. Gott ist nach der Lehre Muns die Verkörperung dieser Polarität, die ihre Energie aus dem "wechselseitigen Geben und Nehmen" schöpfe. Aus diesem Grunde ist die Familie, die ja das Männliche und das Weibliche vereine, auch das Ziel der Schöpfung. Der Mensch wird als der andere Teil Gottes angesehen. "Wir wissen, daß der Mensch ursprünglich geschaffen wurde, um Gottes physischer Körper zu sein" (Kim Young-Whi:25.3.1985:Victors in Our Course", zitiert nach Gandow, Thomas: Mun-Bewegung. München: Evangelischer Presseverband für Bayern e.V., 1993, S. 40). Damit sich das göttliche Prinzip entfalten kann bedarf es dreier aufeinanderfolgender Schritte, die in der Mun-Bewegung "Segnungen" genannt werden:

  1. Erlangung der Einheit von Geist und Körper einerseits und damit verbunden die ganzheitliche Beziehung auf Gott bzw. das Prinzip hin. Ergebnis sei die Segnung persönlicher Perfektion. Diese sei Voraussetzung für die Herstellung der nächsten Segnung:
  2. Herstellung der perfekten Einheit von perfektem Mann und mit der perfekten Frau in ganzheitlicher Beziehung auf Gott bzw. das Prinzip hin. Ergebnis sei die Segnung der Wahren Familie, und darüberhinaus des wahren Clans, des wahren Stammes, der wahren Nation, der wahren Weltfamilie. Diese sei wieder die Voraussetzung der dritten Segnung:
  3. Herstellung der Einheit der perfekten Menschheit mit der Natur in ganzheitlicher Beziehung auf Gott bzw. das Prinzip hin. Ergebnis sei die Segnung der wahren Herrschaft, des himmlischen Königreichs.

Der Dreischritt von der persönlichen Perfektion über die perfekte und reinblütige Familie zur Gottgleichheit prägt das Auftreten der Munbewegung in allen Bereichen. Aus dem Anspruch, gottgleich sein zu können, leitet Mun sein weltliches Herrschaftsideal ab. Thomas Gandow schreibt hierzu (a.a.O.S.73):

"Die aus 'messianisch-chiliastischen', koreanischen Traditionen stammende Lehre vom 'Himmlischen Königreich auf Erden' und von der 'Einheit von Religion und Politik' führen bei der Mun-Bewegung zu einem absoluten Durchsetzungsanspruch in Politik, Kultur und religiösem Bereich. Eine Vielzahl von Organisationen, Firmen, Gruppen und Vereinen mit oft neutral und unverfänglich klingenden Bezeichnungen bilden ein durch personelle Verknüpfung funktionierendes Netzwerk. In einer Selbstdarstellung heißt es dazu: "Die Vereinigungsbewegung umfaßt generell gesprochen alle großen Religionstraditionen und praktisch alle Bereiche menschlicher Tätigkeit." (Quelle siehe Gandow a.a.O.S.73) Damit ist jede Unterscheidung zwischen Politik und Religion, zwischen Wirtschaft und Kultur aber auch zwischen Wirtschaft und Religion aufgehoben. Tatsächlich ist gemiensames Ziel der verschiedenen Unterorganisationen in 'allen Bereichen' eine von Korea aus regierte, vereinte Welt unter der Herrschaft der Mun-Familie. Teilweise sind diese Organisationen - jedenfalls auf dem Papier - bereits mit einer Fülle von Ressorts, wie etwa Regierungsabteilungen einer Weltregierung, versehen." (Gandow, a.a.O.S. 73)