Buchhinweise

Inhalt

  1. Allgemeines
  2. Anthroposophie
  3. Buddhismus
  4. Engelwerk
  5. Larouche-Organisation
  6. Neuapostolische Kirche
  7. Scientology
  8. Unterricht
  9. VPM

Allgemeines

Älteste deutsche Elterninitiative wurde zwanzig

Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V. (Hg.):
20 Jahre Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus.
Dokumentations-Edition 26 der ARW
Postfach 500 107, 80971 München
ISBN 3-927890-23-5, 212 S.

Die gebührende Festschrift zum Jubiläum der von Pfarrer F.W. Haack gegründeten "EI" enthält Grußworte, einen Informationsanhang sowie Beiträge zur Geschichte der Münchener EI von Manfred Ach und Antonios Alevisopoulos; von Wolfgang Behnk, Willi Röder, Udo Schuster und Kurt-Helmuth Eimuth Beiträge zur Arbeit von Elterninitiativen sowie thematische Aufsätze zur Reinkarnation (in englisch: Steven Fuchs) und zu demokratiefeindlichen Tendenzen in der ISKCON (Thomas Gandow). Besonders hervorzuheben neben dem Aufsatz von Karl H. Schneider über den "pädagogischen Bereich als Operationsfeld für Psychokulte" sind die Beiträge von Ursula Höft: "Brief einer Betroffenen" und Waltraud Westhoven: "Betroffen! Was dann?"

Kulte, Sekten, Religionen.

Hermann-Josef Beckers und Huber Kohle (Hrsg.):
Kulte, Sekten, Religionen.
Von Astrologie bis Zeugen Jehovas.
392 S., zahlreiche Bilder
DM 49,80, ISBN 3-629-00636-1

Anthroposophie

Waldorfpädagogik

Videofilm zeigt erstmals Bilder aus den Waldorfschulen

Harriet Kloss:
Ich lobe das Wort - Mythos und Wirklichkeit der Waldorfschule
(Film oder Video), zu beziehen bei:
UNIDOC film und video
Osloer Str. 99/7, 13359 Berlin

Der Film spricht für sich selbst.

In einer Zeit scheinbar ungebrochener Attraktivität der Waldorfschule, die sich durch eine Fülle von Neugründungen, vor allem in den neuen Bundesländern, erweist, kann sich hier jeder ein eigenes Bild machen: Originalszenen aus dem Unterricht verschiedener Waldorfschulen, einschließlich "Eurhythmie" und die Positionsbeschreibungen von Waldorflehrern werden den kritischen Bemerkungen ehemaliger Schüler, Lehrer und Eltern gegenübergestellt und vermitteln so ansatzweise eine Beurteilungsmöglichkeit "von innen". Die taz vom 11.3.1995 berichtet, daß der Waldorfbund die Ausleihe des Films über die Landesbildstelle versucht zu verhindern - auch das spricht wohl für sich selbst.

Dem Film zugrunde liegt ein Buch, das ebenso uneingeschränkt empfohlen werden kann:

Martina Kayser und Paul-Albert Wagemann:
Wie frei ist die Waldorfschule
Geschichte und Praxis einer Utopie,
Christoph Links Verlag, Berlin, 1993,
2. Auflage, DM 24,80.

Martina Kayser skizziert auf nur 20 Seiten treffsicher "Die geistigen Ursprünge der Waldorfpädagogik"; Paul-Albert Wagemann, der selbst mehrere Jahre an einer Waldorfschule unterrichtete, beleuchtet von innen die Ansätze der Waldorf-Pädagogik und belegt seine Kritik an praktischen Beispielen. Der "SelbstTest für Eltern" am Ende des Buches liefert für diejenigen, die die Waldorfschule als alternatives Schulsystem für ihre Kinder ins Auge gefaßt haben, Maßstäbe für eine kritische Überprüfung.

Anthroposophie und Reinkarnation

Eduard Trenkel und Helmut Zander:
Reinkarnation und Christentum:
Rudolf Steiners Theorie der Wiederverkörperung
im Dialog mit der Theologie,
Paderborn, Schöningh 1995
ISBN 3-506-79869-7, 347 S., DM 78,

Diese Studie wurde von der Kath.-Theologischen Fakultät der Universität Bonn 1993 als Dissertation angenommen. Zander, bereits vorher zum Dr. der Politikwissenschaften promoviert, ist z.Zt. Mitglied des Forschungsprojekts "Weltbildwandel" an der Universität Bayreuth.

Buddhismus

Wulf Metz:
Buddhismus. Kurzinformation
über die "Religion des Erhabenen"
Münchener Reihe Bd. 653
ISBN 3-583-50653-7, DM 6,50

Engelwerk

Heiner Boberski:
Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum,
Otto Müller Verlag Salzburg 1993,
ISBN 3-7013-0854-3, 329 S., DM 42,80

Das Buch des Redakteurs der (kath.) österreichischen Wochenzeitschrift "Die Furche" gilt mit Recht als Standardwerk über das auch kirchenpolitisch aktive, jedoch durch seltsame "Privatoffenbarungen" der Tiroler Hausfrau Gabriele Bitterlich entstandene Engelwerk ("Opus Angelorum" = OA) mit seinen geheimen Riten und Lehren von Engeln und Dämonen aller Grade.

Larouche-Organisation

Patrioten für Deutschland - EAP
Neue Solidarität etc.
Aglaja Beyes-Corleis: Verirrt - Mein Leben
in einer radikalen Politorganisation.
Herder/Spektrum
Freiburg im Breisgau 1994
ISBN 3-451-04278-9, 192 S., DM 16,80

Neuapostolische Kirche

Sylvia Kranefeld:
Sekten. Aufklärung statt
Therapie. The World of Books. 128 Seiten.
24,80 DM, ISBN 3-88325-555-6

Rezension von Klaus Ruch

In letzter Zeit wird sehr viel über moderne religiöse Gruppierungen meist nicht-christlicher Herkunft gesprochen und dabei weitgehend außer acht gelassen, daß auch die klassischen (christlichen) Sekten Gefahren beinhalten.

Es gibt zwar schon bisher zahlreiche gute Literatur, in der auch die Neuapostolische Kirche als klassische Sekte theologisch und sektenkundlich eingeordnet und dargestellt wird. Bei unserer Auseinandersetzung mit Sekten sollten wir uns aber nicht nur mit den theologischen Inhalten, sondern vielmehr auch mit deren problematischen Wirkungen und Auswirkungen beschäftigen. Mit dem hier vorgelegten Buch von Sylvia Kranefeld wird erstmals der Schritt ermöglicht, einen Einblick in die für ihre Praxis wichtige interne Literatur der Neuapostolischen Kirche zu nehmen. Denn ein großer Teil des Buches besteht aus einer erhellenden Zitatensammlung und Dokumentation, die verdeutlichen, auf welche Art und Weise Menschen innerhalb dieser Sekte geführt und beeinflußt werden.

Sehr ausführlich hat sich die Autorin mit der Frage beschäftigt, inwieweit gerade Kinder und Jugendliche beeinflußt werden und welche Auswirkungen dies auf das spätere Leben der jungen Menschen haben könnte.

Bei solch näherer Betrachtung wird deutlich, welche Abhängigkeiten entstehen, und wie schwierig der Ausstieg aus dieser Organisation sein muß.

Das Buch ist eine Bereicherung und Ergänzung der Literatur über die Neuapostolische Kirche für alle, die sich nicht nur mit der NAPTheologie auseinandersetzen wollen, sondern Betroffene verstehen wollen und Hilfestellung für solche Betroffenen leisten müssen.

Rezension von Lutz Lehmhöfer

Der Titel des Buches führt ein wenig in die Irre: Thema sind (bis auf den Schlußteil, dazu siehe unten ) im Grunde nicht "Sekten" im Plural, sondern eine einzige. Nämlich die größte christliche Sekte im deutschen Sprachraum, von der dennoch in der öffentlichen Diskussion des Themas "Sekten" kaum einmal die Rede ist: die Neuapostolische Kirche mit ihren 460 000 Mitgliedern in Deutschland.

Sylvia Kranefeld weist mit Hilfe vieler Zitate aus der sonst schwer zugänglichen OriginalLiteratur nach, welche Ausschließlichkeit dem neuapostolischen Heilsweg und welche uneingeschränkte Autorität dem Stammapostel zugeschrieben wird.

Ökumenischen Bestrebungen steht die neuapostolische Kirche ebenso ablehnend gegenüber, wie sie Distanz zu weltlichen Aktivitäten und Vergnügungen anempfiehlt. So ist es plausibel, wenn die Autorin dieser überaus biederkonservativen Gemeinschaft einen sektenhaften Charakter attestiert.

Weniger plausibel als diese "Falldarstellung" scheint mir allerdings die Forderung nach ausgedehnten staatlichen Aufklärungs-Aktivitäten gegenüber dieser und anderen Sekten. Schließlich geht es auch - wenngleich nicht ausschließlich - um religiöse Weltbilder, bei denen der Staat nicht Schiedsrichter spielen sollte. Aber die Kritik an den Schlußfolgerungen der Autorin mindert nicht den Wert des Bändchens als kritische Information und brauchbare Dokumentation über die Neuapostolische Kirche.

Scientology


Scientology und Wirtschaft (I)

Tom Voltz:
Scientology und (k)ein Ende.
Walter-Verlag, 292 Seiten, DM 36,-
ISBN 3-530-89980-1

Rezension von Lutz Lehmhöfer

Gibt es zur "Scientology"-Sekte noch Neues zu schreiben? Ja, wenn ein Insider auspackt. Tom Voltz ist ein Insider. Gut 20 Jahre gehörte er zur Scientology und verwendete deren Techniken in seinem Beruf als Unternehmensberater. Jetzt schreibt er über diese Zeit wie ein enttäuschter Liebhaber. Die ursprünglichen Denkansätze des Psychokults schätzt er nach wie vor hoch. Um so erbitterter bekämpft er deren Überhöhung zur allumfassenden Heilslehre. Aus dieser Verabsolutierung folgt laut Voltz die knallharte Machtpolitik gegenüber Kritikern von innen und außen, die Scientology in Verruf gebracht hat. Gerade diesen Prozeß der Ideologisierung und Herausbildung eines straff organisierten Machtkartells beschreibt der Autor sehr genau und nachvollziehbar. Eine Fülle bislang nicht öffentlich zitierter Dokumente stützt seine Argumentation. Selten ist beispielsweise die Demokratiefeindlichkeit des scientologischen Konzepts so schlüssig dargelegt worden. Mein Fazit: Wer sich erstmals über Scientology informieren will, findet hier eine ungewöhnlich kenntnisreiche kritische Darstellung; und wer über Vorwissen verfügt, kann viele neue Mosaiksteinchen zur Komplettierung seines Bildes bekommen.

Scientology und Wirtschaft (II)

Angelika Christ und Steven Goldner:
Scientology in der Chefetage.
288 S. DM 39,80,
ISBN 3-430-11829-8

Angelika Christ, Leiterin Werbung im Verband der chemischen Industrie, und Steven Goldner, Diplom-Psychologe, sind ehrenamtliche Mitarbeiter der hessisch-thüringischen SINUS-Initiative und beruflich und von ihrem ehrenamtlichen Engagement her mit dem Thema konfrontiert.

Sie schreiben kein Enthüllungsbuch und keinen dramatischen Selbsterfahrungsbericht, sondern geben fachlich solide Analysen und Hilfestellungen, die den Betroffenen (auch Firmen) einen sachgemäßen Umgang mit den Herausforderungen durch die Infiltration von Scientology und anderen Kulten ermöglichen.

Standardwerk neu aufgelegt

Friedrich-Wilhelm Haack:
Scientology: Magie des 20. Jahrhunderts,
3. durchgesehene und erweiterte Auflage
1995, Claudius-Verlag München,
ISBN 3-532-62003-0, DM 44,-, 392 S.

Unterricht

Christoph Tretow:
Im Netz der Seelenfänger. Szenen, Didaktische
Analysen, Unterrichtsbausteine. junge münchener reihe,
München 1995, 64 Seiten, 4,30 DM,
ISBN 3-583-50505-0

Astrids Abenteuer im Netz der Seelenfänger. Endlich gibt es eine im Unterricht einsetzbare, wirklich brauchbare Zusammenstellung zum Bereich Jugendreligionen. Christoph Tretow hat ein Arbeitsheft vorgelegt, das Szenen eines Hörspiels enthält, die mit der Klasse oder Jugendgruppe auch als Hörspiel oder gar szenisch erarbeitet oder mit verteilten Rollen gelesen werden können.

Ausführliche didaktisch-methodische Anregungen und Hinweise sowie umfangreiche, für den Unterricht nutzbare Dokumente, Erfahrungsberichte und Informationsmaterialien zum Bereich Jugendreligionen ermöglichen auch andere, selbstgestaltete praktische Zugänge zum Thema.

Das hier Gebotene macht das auf Grund seines günstigen Preises auch als Klassensatz erschwingliche neue Bändchen der "jungen münchner reihe" zu einem echten Mitarbeitsheft.

VPM

Kenntnisreiches Buch über Menschenkenner-Verein

Rezension von Uwe Birnstein
Holger Reile, Ingolf Efler:
VPM- Die Psychosekte,
Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbek 1995, 202 Seiten, DM 14,80

"Exponenten neulinker Strategie", "politisch homosexuelle Protagonisten", "gestaltideologische Schulreformer", "neulinke Strategen" mit "fanatischem Totalitarismus" - für markige Sprüche ist der "Verein für psychologische Menschenkenntnis" (VPM) seit langem bekannt. Wer immer sich diesem Verein kritisch nähert, muß sich solche Diffamierungen gefallen lassen. Holger Reile und Ingolf Efler, zwei Journalisten aus Süddeutschland, können ein Lied davon singen. Und haben ein Buch darüber herausgegeben: "VPM - Die Psychosekte". Fast drehbuchgemäß meldete sich der VPM bereits zwei Wochen vor Erscheinen beim Rowohlt Verlag.

Seine Klage: daß der VPM - nach eigener Beschreibung ein "psychologisch orientierter, interdisziplinär arbeitender wissenschaftlicher Fachverein" - als "Psychosekte" bezeichnet werde. Eine Beschwerde, die Insidern wie Anwälten nur mehr ein müdes Lächeln abverlangt: Denn schon 1992 hielt das Hamburger Landgericht es für zulässig, den VPM als "rechte Psycho-Sekte" zu titulieren.

Der Inhalt des soeben erschienenen Buches dürfte die VPM-Strategen aber noch mehr in Aufruhr versetzen als der Titel. Denn dem Autorengespann Reile/Efler ist es gelungen, das Schweigen mehrerer ehemaliger VPM-Mit glieder zu brechen. Erstmals wird so zusammenhängend und aus erster Hand belegt, was VPM-Kenner wie der Journalist Stamm (Hugo Stamm: "VPM - Die Seelenfalle", Werd Verlag Zürich 1993) und der Verhaltenswissenschaftler Hemminger (Hansjörg Hemminger: "VPM. Der 'Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis' und Friedrich Lieblings 'Zürcher Schule'", Münchener Reihe im epv, München 1994) schon lange behaupten.

Zum Beispiel, daß Beratungsgespräche aufgezeichnet wurden, wie der ehemalige VPMFunktionär Klaus Christoph (Hamburg) erklärt. Oder daß VPM-Leiterin Annemarie Buchholz-Kaiser eine Art Guru-Position innerhalb des VPM einnimmt. Die "permanente Loyalitätspflicht" ihr gegenüber hat Henry Goldmann, ehemaliger Vizepräsident des VPM, am eigenen Leib gespürt. Als er sich von der Gruppe trennen wollte, wurde er zur "Veränderung der gefühlsmäßigen Einstellung" aufgefordert: "Um eine wirklich tiefgreifende Analyse mit Annemarie Kaiser wirst Du nicht herumkommen, wenn Du Deine Glaubwürdigkeit wiederherstellen möchtest."

Jede Form von Glaubwürdigkeit hat der VPM spätestens seit dem Vorgehen gegen die Berliner Senatsmitarbeiterin Monika Schipmann verloren. Gegen sie strengte die "Konservative Sammlung", offensichtlich gemeinsam mit dem VPM, eine Diffamierungskampagne an, die Wirkung hatte: Schipmann sei "RAF-Sympathisantin" und plädiere für "Drogenfreigabe",wurde behauptet. Aus ihrer Diplomarbeit herausgerissene Zitate sowie Interpretationen von Teamsitzungen einer Caritas-Drogenberatungsstelle mußten herhalten für derlei Verleumdungen, die vor Gericht zurückgezogen werden mußten. Den schier unglaublichen Hergang dieser Kampagne schildert die Soziologin erstmals aus ihrer Sicht.

Für künftige Auseinandersetzungen mit diesem prozeßfreudigen Verein sind solche Aussagen Gold wert. Denn oft ließen sich Kritiker wie Gerichte bisher durch Einlassungen und Anträge beeindrucken, die mit vielen eidesstattlichen Versicherungen von VPM-Mitgliedern zunächst Seriosität und juristischen Erfolg suggerierten. Das Buch von Reile und Efler zeigt, warum der zahlenmäßig kleine, aber auch in Deutschland unverhältnismäßig einflußreiche Verein nicht als wahnhaft-sektiererische Gruppe zu ignorieren ist, sondern ernstgenommen werden muß: Seine Zusammenarbeit mit Gruppen im ultrarechts-konservativen Raum bis hinein in den Bundestag und in die Kirchen deutet auf unselige Allianzen hin, die in Zukunft an der politischen Macht teilhaben könnten. In dieser Phalanx könnten die jeder Seriosität und psychologischen Kompetenz ermangelnden "Menschenkenner" in eine verhängnisvolle Machtstellung gelangen.


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