Der Brief aus London

von Ursula MacKenzie

  1. München (EIM)
  2. Berlin (EBI Berlin-Brandenburg)
  3. Herford (AKS)
  4. Leipzig (EBI Sachsen)

München (EIM)

Fachtagung "Psychomarkt" der "Münchener Elterninitiative" gemeinsam mit "Frischluft e.V. - Christlich-Demokratischer Kinderund Jugendverband" 12. - 14. Juli 1996

Freitag, 12. Juli 1996

15.00 h Der Psychomarkt - Herausforderung für Beratungs- und Aufklärungsarbeit. Udo Schuster, Mitglied des EI-Vorstands, Leipzig

16.30 h Was kann die Politik tun? Renate Rennebach, MdB, Mitglied der Enquete-Kommission und sektenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion

20.00 h Anmerkungen zum religiösen Supermarkt. Pfarrer Dr. Wolfgang Behnk, München

Samstag, 13. Juli 1996

10.30 h Darf denn alles erlaubt sein? Rechtliche Aspekte. Prof. Dr. Ralf B. Abel, Mitglied der Enquete-Kommission

13.30 h Politische Initiativen - Was können die Bundesländer tun? Martin Sackmann, MdL, München

15.30 h Die 2. Generation in Sekten und Psychogruppen. Dipl. Päd. Kurt H. Eimuth, Frankfurt/Main

17.15 h Standpunkte, Informationen und Begriffe in der Beratungs- und Aufklärungsarbeit. Pfarrer Eduard Trenkel, Kassel

Sonntag, 14. Juli 1996

08.30 h Andacht. Pfarrer Dr. W. Behnk

09.00 h Hilfe zur Selbsthilfe - Gesprächsrunde mit Vertretern verschiedener Elterninitiativen

10.30 h Was Initiativen tun können - Herausforderungen für unsere Arbeit. W. Röder, 1. Vorsitzender

Tagungsbeitrag: 75,- DM

Anmeldeformular und weitere Auskünfte:

Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI) e.V. Postfach 100 513, D-80079 München, telefonisch erreichbar über (089) 55 95-610; Fax: (0831) 69306 und (089) 5595613

Berlin (EBI Berlin-Brandenburg)

Die diesjährige Mitgliederversammlung der EBI Berlin findet am Sonnabend, den 21. September 1996, vormittags , statt. Alle eingeschriebenen Mitglieder erhalten fristgerecht eine besondere Einladung.

Weihnachtsfeier und Jahresabschluß sollen in Berlin am Mittwoch, 27.11. 1996, gefeiert werden Infobroschüre Seelenriß Das ist der Titel einer neuen Broschüre über Sektierer, Gurus und falsche Propheten, die gemeinsam von der Jungen Union Deutschlands und der Münchener Elterninitiative (EI) herausgebracht wird. Neben grundsätzlichen Informationen enthält die Broschüre Checklisten und einen umfangreichen Adressenteil.

Einzelpreis 5,DM; Bezug über die Bundesgeschäftsstelle der Jungen Union, Annaberger Str. 283, D-55175 Bonn.

Osteuropäische Elterninitiativen Wenn Sie eine Möglichkeit für eine besondere Spende haben, so leiten wir sie gern weiter an Elterninitiativen in den Ländern Osteuropas, die jetzt in besonders bedrückender Weise mit dem Problem von Sekten, Gurubewegungen und Jugendreligionen zu tun haben. Damit geben wir ein wenig von unseren Möglichkeiten ab und teilen auch unsere Erfahrungen aus den Auseinandersetzungen. Gebraucht werden: Papier, Faxgeräte, Computerzubehör, u.v.a.m. Bitte nehmen Sie schriftlich mit uns Kontakt auf.

Kontakt und weitere Auskünfte: Elternund Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit - für geistige Freiheit Berlin e.V. (EBI), Postanschrift: D-14165 Berlin, Heimat 27, Fon: (030) 818 32 11

Herford (AKS)

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung: Neuapostolische Kirche - Geschwister im Glauben?

Montag, 21. Oktober 1996, 20.00 Uhr Gemeindehaus am Herforder Münster, Herford, Münsterkichplatz Der Beauftragte für Sektenund Weltanschauungsfragen der Hannoverschen Landeskirche, Pastor Wilhelm Knackstedt, wird über diese christliche Sekte informieren, Hilfen zum Verstehen und zur Auseinandersetzung geben und die Herausforderungen aufgreifen.

Kontakt: Arbeitskreis Sekten e.V. Herford Verein zur Bekämpfung geistiger und seelischer Abhängigkeit c/o Diakonisches Werk, Auf der Freiheit 25, D-32052 Herford, Fon: (05221) 599 857 Fax: (05221) 599 875

Leipzig (EBI Sachsen)

Statt eines eigenen Beitrags bringen wir hier einen "Brief aus London": "Leipziger Kolloquium" "Konferenz" war nicht das richtige Wort für dieses anregende von der Friedrich-Ebert-Stiftung gesponserte Ereignis vom 29. - 31. 3. 1996. Die Organisatoren nannten es "Kolloquium", ein Treffen, bei dem die Betonung auf dem Austausch von Wissen, Erfahrung und Material zwischen Experten im Bereich von Sekten, Kulten und Jugendreligonen liegt. Auf der Einladung war die Idee in zwei Sätzen ausgedrückt: "Nicht alles was ich weiß, ist für jeden anderen selbstverständlich" und "Nicht alles was ich kann, ist auch für jeden anderen erreichbar". Dementsprechend wurden die Eingeladenen gebeten, 35 Kopien von jeder Information mitzubringen, eins für jeden Teilnehmer.

Das Kolloquium tagte nicht in der Stadt, sondern in einem Konferenzhotel 40 km nördlich von Leipzig. Das sicherte eine angenehme und friedliche Umgebung, ungestört von jenen Kulten, die schon vor dem Ereignis starkes Mißvergnügen geäußert hatten.

Drei kurze Statements wurden unter der Überschrift "Möglichkeiten und Grenzen unserer Arbeit" gegeben. Pfarrer Dr. Rüdiger Hauth repräsentierte die Kirchen, Renate Rennebach, Mitglied des Bundestages, den Bereich der Politik und Solveig Prass von der Elternund Betroffeneninitiative Leipzig die unabhängigen Initiativen. Ich wurde gebeten, über die Situation im Vereinigten Königreich zu berichten.

Renate Rennebach ist Mitglied des Bundestages und hat kürzlich erreicht, eine Parlamentskommission, bestehend aus 11 Mitgliedern des Parlaments und 11 unabhängigen Experten, zu installieren, mit dem Ziel, die Probleme, die durch die Aktivitäten von Sekten, Psychogruppen und Jugendreligionen entstehen, zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen dem Parlament im Frühjahr 1998 berichtet werden.

Es wurde sehr deutlich, daß auf allen drei Ebenen - Kirchen, Politik und unabhängige Initiativen - so viel getan wird, daß es ein schlechtes Licht auf den Stand der Dinge in Großbritannien wirft, wo Regierung und Kirchen wenig Interesse zeigen und wo diejenigen, die sich in unabhängigen Initiativen engagieren, nicht die angemessene Unterstützung erhalten.

Solveig Prass, die Vorsitzende der EBI Leipzig, der Initiative, die das Kolloquium ausrichtete, stellte die Errungenschaften dieser Gruppe von engagierten und entschlossenen jungen Leuten vor. Sie haben ungefähr 50 Mitglieder. Die meisten derer, die die Hauptarbeit machen, sind junge und engagierte Leute. Sie treffen sich sehr regelmäßig für den Austausch von Informationen und Erfahrungen und tauschen auch das frisch errungene Wissen aus. Die Sammlung von Informationen über die einzelnen Gruppen ist aufgeteilt, so daß sich die einzelnen Personen auf spezielle Gruppen konzentrieren können. Das vermeidet Doppelarbeit. Der Jahresbericht der Initiative für 1995 listet 130 verschiedene Projekte und Aktivitäten auf, die von der Gruppe getragen wurden, wie z.B. das Organisieren von Treffen und Veranstaltungen in ganz Sachsen, die Information von Schülern, Lehrern, Studenten und auch die Ausbildung von künftigen Mitarbeitern. Die EBI Leipzig ist die positivste und effektivste Basisorganisation auf dem Feld der Sektenaktivitäten, die ich jemals getroffen habe. Daß sie erst seit ein paar Jahren existieren, macht ihren Erfolg noch bemerkenswerter.

Während des ganzen Kolloquiums war eine Anzahl von Räumen den ganz besonderen Aspekten der Kultszene gewidmet, wie z.B. Guruismus, Psychokulte, New Age usw., und Experten für jeden Bereich standen zur Verfügung, um Fragen zu beantworten und Informationsmaterial auszuhändigen. Dies gab jedem eine Chance, Informationen und Themen außerhalb der eigenen Erfahrungen zu sammeln.

Unter denen, die anwesend waren, war der bayerische Lehrer Karl-Hermann Schneider, der unermüdlich in Schulen und unter Lehrern aufklärt und Ursula Caberta, eine Mitarbeiterin des Hamburger Senats, die dort spezialisiert und erfolgreich die Aktivitäten von Scientology beobachtet. Sie und Renate Rennebach haben ihre Ärmel aufgerollt und sind bereit, die Probleme in Deutschland anzugehen, aber sogar auch im Ausland, wenn ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrungen gesucht werden. Da sie viel Unterstützung vom Hamburger Senat bzw. von der Bundestagsfraktion der SPD erhalten, sind sie eine Kraft, mit der gerechnet werden muß.

Die Kultopfer wurden vertreten durch einen Vater, dessen Tochter in London von den Munies 1990 rekrutiert wurde, als sie wenige Monate nach dem Fall der Mauer das erste Mal in ihrem Leben zu einer Reise ins Ausland aufgebrochen war. Alle Bemühungen von Familien und Freunden sie zurückzuholen, schlugen fehl. 1992 wurde sie mit einem Afrikaner aus Zaire verheiratet.

Bei der Massensegnung hatte sie nur seine Fotografie in der Hand. Als sie seine Familie besuchte, wurde sie depressiv und wurde zurück nach Amerika beordert. Dort erlitt sie einen schweren Nervenzusammenbruch und wurde prompt von der Mun-Bewegung ausgestoßen. Die EBI Leipzig hat die Familie von Anfang an unterstützt, aber nach 18 Monaten ist die junge Frau immer noch in ärztlicher Behandlung. Fälle wie dieser sind es, woraus die Arbeit eigentlich besteht.

Es kann nur noch erwähnt werden, daß die schwierige krisenhafte Situation in Ostdeutschland, wo die Kulte nach dem Fall der Mauer mit Macht einfielen, von den Leipzigern in bewunderungswürdiger Weise gehandhabt wird.

Ursula MacKenzie
Kontakt: Eltern- und Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit - Sachsen e.V., Wasserturmstr. 68, D-04299 Leipzig, Fon: (0 37 41) 8 51 20