22 Jahre und kein bißchen leise ...

Die Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V. stellt sich vor

von Udo Schuster

  1. Warum gibt es uns?
  2. Was tun wir?
  3. Was gibt's in Zukunft zu tun?

Warum gibt es uns?

Seit Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre hat das Phänomen der Sekten, Gurubewegungen und Psychogruppen in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Mitgliedschaft von Angehörigen in einer solchen Gruppe bedeutete in vielen Familien einen tiefen Einschnitt. Betroffenheit, Ratlosigkeit, Selbstvorwürfe und viele offene Fragen traten auf. Immer mehr Eltern und Angehörige von Gruppenmitgliedern baten die kirchlichen Beauftragten für Sekten und Weltanschauungsfragen um Rat und Hilfe. Es zeigte sich, daß es sehr wichtig ist, sich über Information und seelsorgerliche Gespräche hinaus auch mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich mit den eigenen Erfahrungen gegenseitig stützen zu können. Deshalb wurde unsere Elterninitiative 1975 als erste ihrer Art in Deutschland in München gegründet.

Was tun wir?

"Frage nicht was Dein Land für Dich tun kann, sondern was Du für Dein Land tun kannst!" Dieses Motto des ermordeten US Präsidenten John F. Kennedy sehen wir als Leitmotiv unserer Arbeit. Hilfe zur Selbsthilfe ist unser Ziel bei der Gründung gewesen und ist es bis heute geblieben.

Wir wollen Aufklärungsarbeit für die Öffentlichkeit leisten. Viele unserer Mitglieder stehen als Referenten für Veranstaltungen von Jugendgruppen, Schulklassen, Parteien und ihren politischen Jugendorganisationen, Vereinen und Verbänden, pädagogische Fortbidungsveranstaltungen etc. zur Verfügung.

In verschiedenen Gesprächskreisen auf regionaler Ebene bietet sich die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und sich zur Seite zu stehen.

Mindestens genauso wichtig ist aber das persönliche Gespräch. Dies bedeutet zuzuhören, für individuelle Probleme individuelle Hilfe anzubieten und für eine langfristige Beratung zur Verfügung zu stehen. Diese Arbeit geschieht stets im Verborgenen. Vertraulichkeit ist die Voraussetzung, um Vertrauen aufbauen und wirklich helfen zu können. Dies ist zwar oftmals mühsam und nicht publicityträchtig, man kann keine Bestseller damit schreiben oder Honorare in vierstelliger Höhe fordern, doch dies ist auch nicht unser Ziel. Der Betroffene und nicht die eigene Profilierung ist Maßstab unserer Tätigkeit. Das Wort von John F. Kennedy ernst nehmen heißt, ehrenamtlich und ohne staatliche Dauerzuschüsse tätig zu sein.

Dort, wo wir nicht selbst helfen können, versuchen wir geeignete Institutionen oder Personen zu vermitteln, so beispielsweise Rechtsanwälte bei rechtlichen Fragen.

Regelmäßig veranstalten wir Fachtagungen, die den Teilnehmern die Möglich- keit bieten, mit hochkarätigen Fachleuten aus Politik, Wissenschaft, Recht und den Kirchen zu diskutieren.

Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V.

Postfach 100 153
D-80082 München
Telefax 089-6695-613
Telefon 089-5595-610
Unser Spendenkonto: 404-77-800
Postbank München, BLZ 700 100 80

Was gibt's in Zukunft zu tun?

Die Szenerie hat sich verändert. Ein unüberschaubares Angebot von Gruppen und Grüppchen, Therapie- und Selbsterfahrungs-Angeboten, Erfolgstrainings etc. drängen heute auf den Markt. Diese Angebote haben sich zu einer boomenden Branche entwickelt. Auf jährlich 18 Milliarden DM wird der Umsatz geschätzt. Zu den persönlichen Beratungsgesprächen kommen im zunehmenden Maße auch Anfragen über die Einschätzung einzelner Angebote. Nicht immer kann man hier weiterhelfen, zu vielfältig ist der therapeutische, spirituelle und religiöse "Supermarkt" geworden. In dieser unübersichtlichen Szene wird es auch für Fachleute immer schwieriger den Überblick zu behalten. Einheitliche Merkmale gibt es immer weniger. Pauschalisierungen helfen nicht weiter.

Im Gegensatz zu vielen Gruppen und Heilsbringern erheben wir nicht den Anspruch, Patentrezepte zu besitzen und auf alles und jedes eine Antwort zu wissen.

Wichtiger als die Fragen "ist XY eine Sekte? Hat das Angebot ABC etwas mit Scientology zu tun?" ist es deshalb, selbst erst einmal einen eigenen Standpunkt zu definieren und derartige Angebote mit dem "gesunden Menschenverstand" zu hinterfragen. Kann ein Heilungsangebot, in "10 Stunden jede Krankheit besiegen" zu können wirklich seriös sein? Wo hat sich die angebliche Wissenschaft der kritischen Überprüfung ihrer Thesen gestellt? Welche Qualifikation haben einzelne Anbieter und ihre Mitarbeiter? Kann man für 9000 US$ einfach "seine eigene Wahrheit kreieren", wenn einem die Realität nicht mehr gefällt? Stimmt das dort vermittelte Menschenbild, die Definition von Ethik, Moral, Verantwortung und mitmenschlichem Umgang mit meinem eigenen Standpunkt überein? Diese und andere Fragen gilt es zunächst sich selbst zu stellen und danach Angebote erst einmal selbst zu bewerten.

Es wird deshalb in Zukunft darauf ankommen, bedenkliche Erscheinungsformen zu beschreiben und Kritikpunkte zu definieren und so den Fragenden und Verunsicherten Hilfen zur eigenen Standpunktfindung zu geben.

Gerade der BERLINER DIALOG leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, deshalb haben wir ihn als Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus für unsere Mitglieder abonniert. Wenn Sie mehr über uns und unsere Arbeit wissen möchten, senden wir Ihnen gerne weitere Informationen.

Udo Schuster, 35, Prokurist bei einer großen deutschen Geschäftsbank und seit 1985 Vorstandsmitglied der Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V., auf Indienfahrt mit Pfr. F. W. Haack.