Geschichte der Vereinigungskirche

Die Mun-Sekte (engl. Moon) oder "Vereinigungskirche geht auf den Koreaner San Myung Mun (geb. 1920) zurück. In Deutschland ist die Sekte etwa seit 1964 nachweisbar.

San Myung Mun entstammt einer zum Christentum übergetretenen koreanisch-konfuzianistischen Familie, die von der heimatlichen Volksreligiosität stark geprägt war. Mun hatte nach eigenen Angaben mit 17 Jahren eine Vision, in der ihm Jesus erschien und auftrug, seine Missionsarbeit weiterzuführen. Im kommunistischen Nordkorea wurde er 1948 zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, kam aber im Zuge des Korea-Krieges 1950 wieder frei und liess sich danach in Südkorea nieder. Dort erarbeitete er seine religiöse Lehre und veröffentlichte diese in den sogenannten Göttlichen Prinzipien. Diese Prizipien sind auch die Grundlage des Gelöbnisses der Vereinigungskirche. Am 15. Mai 1954 gründete Mun seine Bewegung offiziell. Nachdem er sich zuerst als spiritistisches Medium betätigte, wurde er dann selbst zum Inhalt der Offenbarungsreden. Thomas Gandow schreibt in einem unveröffentlichten Manuskript folgendes:

"Entscheidende Wenden der Bewegung erfolgen um 1960: Im Dezember 1959 gründet Mun die Firma "Yeohwa Shotgun", die zunächst Luftgewehre produziert und später als Tong Il Company Ltd. zum Kern eines Industriekonzerns wird. Mun vertritt jetzt die Lehre von "Gottes letzter Dispensation der Wiederkunft", bei der er selbst im Mittelpunkt steht: als zweiter Messias und 3. Adam. Im April 1960 findet im Hauptquartier der Gruppe in Seoul die "Hochzeit des Lammes" (nach Offenbarung 19,7) statt: Mun heiratet - nach Scheidung von seiner damaligen (3.) Frau, von der er drei Kinder hatte - die 18jährige Han, Hak-Ja. Seine Interpretation: Damit ist die "vollkommene Ehe", die Got bei seiner Schöpfung beabsichtigt hatte, zum ersten Mal verwirklicht; sie ist die Grundlage der heilen Welt der Zukunft; das neue Zeitalter ist angebrochen, denn nach Auffassung der Munbewegung wurden in dieser Hochzeit des Lammes der vollkommene Mann und die vollkommene Frau durch ihre Vereinigung zum "substantiellen Gott" (vgl. Kim, Young-Whi: Die Göttlichen Prinzipien, Teil 1, Studienführer, Frankfurt o.J. S. 108). Die Mitglieder werden nun neu verpflichtet und organisiert: Mun und seine Frau sind jetzt ihre "wahren Eltern", die Gemeinschaft wird ihre "neue Familie"." (Maschinenschriftliches Manuskript vom 21.2.1990, S. 4)

Nachdem Mun seine Lehre formuliert hatte, begann die Mission der Bewegung, die durch die Auslandserfahrung seiner Frau auch sehr schnell in der westlichen Welt Fuss fasste. Während des Militärputsches in Südkorea Mitte der achtziger Jahre, flossen stark antikommunistische Inhalte in die Lehre, der kommunistische Block wird als Instrument des Satans angesehen, der besiegt werden müsse. 1963 wird die Mun-Bewegung durch die südkoreanische Regierung anerkannt und in der Folge entstehen eine Vielzahl von Organisationen und Vereinen, die alle dazu bestimmt sind, "schulend und werbend für die Mun-B. zu wirken". (Gandow, a.a.O. S. 5) Es entsteht ein Geflecht von untereinander verwobenen Industrieunternehmen und religiösen Organisationen. Man kennt weltweit über 80 Unterorganisationen der Mun-Bewegung, die alle nur ein Ziel haben: Errichtung der Weltherrschaft der Familie Mun. Nach der Wende wurde die Mun-Bewegung auch in den Neuen Bundesländern aktiv, besonders in Leipzig, wo schon zu DDR-Zeiten ein der Mun-Bewegung anhängender Wissenschaftler an der dortigen Universität als Gastdozent lehrte. Gegenwärtig konzentrieren sich die Aktivitäten der Mun-Bewegung sehr stark auf die Bereiche Weltfrieden und Religionsfreiheit.