Aktionsanalytische Organisation (AAO)

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Autor: Winfried Müller
Stand: Februar 2011
Die Aktionsanalytische Organisation wurde 1970 von dem "Aktionskünstler" Otto Mühl in Wien gegründet, der in den sechziger Jahren als Vertreter des "Wiener Aktionismus" mit öffentlichem Gänse- und Schweineschlachten als "Kunsterlebnis" von sich reden gemacht hatte.

"Wir waren eine typische kommune dieser zeit, trugen lange haare, machten die stereomode mit, hatten viele platten. es war schöpferisch und chaotisch. wir lebten wie die kinder, wir genossen es, oberflächlich zu sein. wir tanzten ununterbrochen. aber bald merkten wir, daß wir auf diese weise nicht weitermachen konnten. als ich 1972 im sommer, durch wilhelm reich angeregt, mit sogenannten 'sprechstunden' begann, weil viele es brauchten, änderte sich bald das klima in der gruppe. es begann die diskussion über die sexualität in der gruppe. über die zweierbeziehung und auch darüber, daß man eine arbeit finden müßte, die alle gemeinsam machen könnten. die 'sprechstunden' veränderten sich sehr schnell, zur aktionsanalyse: atmen, schreien, körperliche berührungen wurden wichtiger als das sprechen. aus der aktionsanalyse entwickelte sich später die selbstdarstellung, die zur gruppenselbstdarstellung und zu den bewußtseinskursen sich erweiterte." (AAO. Das AA Modell Band 1. Neusiedl/See:AA Verlag, 1976, S. 5f) Ausgangspunkt der Lehre war die psychotherapeutische Schule des Wilhelm Reich, aus der viele Sekten wie z.B. ZEGG oder Bund gegen Anpassung hervorgingen. AAO stellt einen Versatz aus flacher Psychoanalyse, antiautoritärer Erziehung und Aussteigertum dar. Durch die übernahme der Thesen von Wilhelm Reich wurde ein uniformiertes und gleichgeschaltetes Bild geschaffen, welches einen Menschen darstellte, der nur seinem eigenen Egoismus und Trieben leben sollte. Eine zentrale Rolle spielte hier die freie Sexualität in einer kynischen Offenheit, die weder Scham, Ekel noch Tabus kannte. Der Alltag wurde durch "zehn Prinzipien des Zusammenlebens" geregelt:

  1. gemeinsames Zusammenleben
  2. gemeinsame freie Sexualität
  3. gemeinsames Eigentum
  4. gemeinsame ökonomie
  5. gemeinsame Wohnung, Kleidung und Nahrung
  6. gemeinsame Kinder
  7. gemeinsame Selbstdarstellung
  8. gemeinsame Bewußtseinsarbeit und -vorbereitung
  9. gemeinsame Verwaltung, Organisation und Bewußtseinsstruktur
  10. gemeinsame ökologische Identität

Ziel dieser Aktionsanalyse ist es, den sogenannten "Kleinfamilienmenschen", das "denkende Tier", so umzugestalten, daß ein "neuer Mensch" entsteht, der seinen biologischen Bedürfnissen lebt. Der Ablauf einer solchen "Aktionsanalyse" wird als Parabel dargestellt, deren linker Ast den "Negativbereich" und deren rechter Ast den "Positivbereich" beschreibt.

"Im "Negativ Bereich" (Darstellung der Abwehr) sei zunächst die "Körperliche Abwehr" (Abgepanzerter Kleinfamilienmensch, keine Krankheitseinsicht) festzustellen, dann folge die "Emotionale Abwehr" (Atmen, Lachen, Schreien, Aggressionsdarstellung ohne Bewußtsein), dann "Aggressiver Ekel" (Erbrechen, Durchbrechen der Panzerung), "Depressives Weinen" (Resignation, Anpassung, Einsamkeit, Selbstmordphantasien), "Infantiler Haß" (Urmord, Todeswirkliche Eifersucht, ödipale Schädigung). Schließlich werde ein "Aggressives Liebesbedürfnis" (Orale, Anale, Genitale Schädigung) sichtbar. Darüber entwickele sich ein "Positives Liebensbedürfnis" (Orale Sexualität, Mama rufen, Lallen).
Im "Positiven Bereich" (Darstellung der Schädigung) folge nun die Phase der "überwindung der Eltern" (Bewußtwerdung ihrer Krankheit), die "Entdeckung der Sexualität" (Darstellung der Sexualität durch Körperbewegung. Geilheit auf Mama und Papa), das "Durchbrechen der Inzestschranke" (Versöhnung mit den Eltern, Auflösung der Projektionen), die "Genitale Identität" (Psychophysische Organsmusfähigkeit, Organsmusdarstellung) und schließlich die "Soziale Identität (Ende der Aktionsanalyse, Selbstdarstellung als existenzielle und gesellschaftliche Aufgabe)." (Handbuch Religiöse Gemeinschaften, Güthersloh 1994, S. 895)

Dieses Konzept hatte wie alle extremen Kommunitätsutopien keinen Bestand. Die AAO zerfiel in einige freie Gruppen und verschiedene Betriebe. Otto Mühl wurde Anfang der 90er Jahre u. a. wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern zu 7 Jahren Haft verurteilt.


Actionanalytic Organisation

The "Actionanalytic Organisation" was founded 1970 in Vienna by &the quot;Action-artist" Otto Muehl who was in the sixtees a representive of "Vienna-actionism" shocking the public. This "art" was a kind of mannerism with the "event of art" of public slaughter of gooses and pigs. He wrote: "We were a typically community of this age wearing long hairs, wearing stereomode and having many disks. It was a creative and chaotic time. We lived like children and liked to be perfunctory and danced uninterrupted. But soon we noticed that we couldn't keep up in such a way. The climate in the group changed when I began in summer 1972, suggested by Wilhelm Reich, with so-called "hours of consultations" because many of us needed it. The discussion on sex began in the group. It was a discussion on connection of man and woman (biconnection ?) and on the necessity to find a kind of work which could do all together. The hours of consultations changed soon to actionanalysis: to breathe, to cry, to touch bodily each other was more important than speaking. Later out of the actionanalysis the self-representation was developed which enlarged to group-self-representation and to courses of consciousness." (AAO. Das AA Modell Band 1. Neusidl/See: AA Verlag, 1976, S. 5f.)